Die Vielfalt der Qualitätssiegel und Gütezeichen verwirrt eher, als dass sie dem Verbraucher bei seiner Kaufentscheidung hilft. Damit wird die Möglichkeit aus der Hand gegeben, den Verbraucher durch ein Gütezeichen über besondere Qualitäten zu informieren. Weniger Zeichen ist mehr an Information.
Neben den fachlichen Kriterien macht es aber auch aus rein wirtschaftlichen Gründen Sinn, dem Gütezeichen der Kammer die Federführung zu überlassen: seit 37 Jahren auf dem Markt, hoher Bekanntheitsgrad und große Akzeptanz in der Bevölkerung! Um diese Effekte für das neu eingeführte und noch nahezu gänzlich unbekannte „Vier-Tore-Qualitätskonzept“ erreichen zu können, bedürfte es ungeahnter Werbeaufwendungen und vor allem eines langen Atems. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Landesregierung beides - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht leisten kann.
Uns allen, einschließlich der Landesregierung, muss daran gelegen sein, mit einem starken Gütezeichen auf dem Markt vertreten zu sein - im Interesse der Verbraucher, aber auch der Landwirtschaft und der Ernährungsindustrie.
Dass dieses Qualitätssiegel mit den europäischen Wettbewerbsvorschriften im Einklang stehen muss, ist dabei nicht erst seit der Entscheidung des EuGH von Anfang dieses Monats eine Selbstverständlichkeit. Ich weise aber auch darauf hin, dass selbstverständlich auch nach diesem Urteil regionale Bezüge bei der Qualitätskennzeichnung zulässig bleiben, solange sie nicht diskriminierend im Sinne der EU
Vorgaben wirken. Unter dieser Prämisse sollten wir das Gütezeichen der Landwirtschaftskammer weiter stärken.
Ich weise noch einmal auf unsere Debatte anlässlich der Zielvereinbarung mit der Landwirtschaftskammer hin. Vor dem Hintergrund, dass die Landesregierung mit der Landwirtschaftskammer eine öffentliche Vereinbarung getroffen hat, diese unterstützt, für sie ein wichtiger Vertragspartner ist, ist es richtig, gemeinsam mit der Landwirtschaft ein solches Gütezeichen weiterzuentwickeln und die Vorteile des alten Zeichens zu nutzen, statt in ein neues viel Geld hineinzustecken.
Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Beide Systeme der Qualitätssicherung, das alte, bewährte, sehr bekannte Gütezeichen „Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein“ und das Konzept der Qualitätstore, das noch erwachsen werden muss, haben vieles gemeinsam. Beide zielen auf besondere Produktqualitäten ab, sichern also Standards, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen oder QS hinausgehen. Beide werden im Zusammenspiel mit öffentlichen Institutionen und privater Wirtschaft organisiert und finanziert.
Das, was die Kollegin Kruse hier angeführt hat, die beihilferechtliche Problematik aus Sicht der EU - ich bin aus anderen Gebieten von dem gebeutelt, was Herr Monti so immer mit uns vorhat; die Zertifizierung der Stützungssysteme in der Agrarpolitik unseres Landes ist keineswegs immer sehr freundlich behandelt worden -, müssen wir sehr sorgfältig diskutieren und würdigen. Wir müssen uns informieren lassen. Beide Systeme erfreuen sich einer Akzeptanz, und zwar in zwei Richtungen. Das gilt für die Anbieter. Das ist bei dem Qualitätstore-Konzept das Entscheidende. Wenn sich Firmen finden, die diesen Weg gehen wollen, sage ich als freier Marktwirtschaftler: Dann soll das auch so stattfinden. Das gilt aber auch für die Konsumenten. Da hat das Gütezeichen klare Vorteile. Christel Happach-Kasan hat das ausgeführt. Das ist gar nicht wegzudiskutieren.
Damit werden Qualitätsstandards entwickelt und gesetzt und - was wichtig ist - Preissignale ausgesandt
So gesehen hat die Land- und Ernährungswirtschaft insgesamt etwas von der Qualitätszeichenarbeit. Die Wertschöpfung der Branche wird gesteigert. Nebenbei erzeugt Qualitätsarbeit immer normativen Druck auf die Normalproduktion. Insofern färbt diese Arbeit auf die Gesamtwirtschaft ab.
Beide Qualitätszeichen weisen aber auch große Unterschiede auf. Das eine ist alt und gehört schon zum Establishment. Das andere ist neu. Das eine bewirbt und sichert Qualität von Spezialprodukten. Dabei geht es um die dem Produkt innewohnende Eigenschaft, sozusagen um eine inhärente Qualität. Das andere bewirbt und sichert die Qualität eines Prozesses, also Produktionsbedingungen und Dokumentation auf der Ebene der Erzeugung, erstens der landwirtschaftlichen Seite, zweitens der Transporterfassung, der Verarbeitung, also zum Beispiel bei einem Schlachthof, drittens der Weiterverarbeitung, also der Produktherstellung, zum Beispiel Verarbeitung zu Wurst, um die es dann gehen soll, und viertens der Verkaufsseite mit den Verantwortlichen innerhalb jeder jeweiligen Prozessstufe. Im Beispiel gesagt: Es entlässt den jeweiligen Akteur aus der Verantwortung und nimmt ihn nicht mit durch das nächste Tor der Produktionskette. Was kann zum Beispiel ein Bauer dafür, wenn die Kühlung im Supermarkt nicht stimmt? Was kann die Wurstfabrik für wässriges Fleisch, also PSE, pale, soft und exudative oder blass, weich und wässrig?
Diese Fehlqualität kommt dem Wurstfabrikanten durch sein Qualitätstor ins Haus. Er kann davor aber nicht handeln und hat daher auch keine Verantwortung.
Dies wird durch das Qualitätstorsystem berücksichtigt. Das heißt also, dass das System der Qualitätstore den aus der Industrie bekannten DIN/ISO-Zertifizierungssystemen nahe kommt.
Die Unterschiede zwischen beiden Qualitätssicherungssystemen sind somit beträchtlich und systematisch. Kollege Hopp, ich sehe es zunächst einmal sehr skeptisch, diese Systeme zusammenzuführen. Ich kann das Motiv für eine solche Maßnahme auch aus den Redebeiträgen noch nicht ganz nachvollziehen. Ich denke, wir müssen die Frage der Finanzierungsmodalitäten sehr genau betrachten, denn in der Regel und nach menschlicher Erfahrung geht es in solchen
Debatten eigentlich immer um das Verteilen des Kuchens und die Frage, wer wie viel wovon abkriegt. Ich freue mich in diesem Sinne auf weitere Informationen und Diskussionen in der Ausschussberatung.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vernünftige und ausgeklügelte Marketingstrategien sind das A und O für eine funktionierende Wirtschaft. Dies gilt selbstverständlich auch für die Land- und Ernährungswirtschaft. Mit dem bisherigen Konzept „Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein“ hat man 1965 sicherlich ein vernünftiges und ausgeklügeltes Marketingkonzept auf den Weg gebracht und auch ständig weiterentwickelt. Für die schleswigholsteinische Land- und Ernährungswirtschaft war dieses Gütezeichen ein Beweis für ein Spitzenprodukt, das auch außerhalb Schleswig-Holsteins anerkannt war und es noch immer ist.
Doch in Zeiten wie diesen, wo in der Landwirtschaft und der Ernährungswirtschaft ein Skandal den nächsten jagt, müssen wir feststellen, dass dieses Gütezeichen heute nicht mehr ausreicht. Diese Erkenntnis ist mittlerweile in alle Köpfe gedrungen. Es reicht einfach nicht mehr aus, ein Gütezeichen auf ein Produkt zu kleben, ohne verlässliche Angaben über die Qualität des Produktionsverfahrens zu geben. Verbraucherschutz und Qualitätssicherung sind Schlagworte geworden, die die öffentliche Diskussion im Zusammenhang mit Lebensmitteln prägen. Das Einkaufsverhalten hat sich geändert. Der Verbraucher geht heute bewusster einkaufen als bisher. Daher müssen Wege eingeschlagen werden, die es dem Verbraucher ermöglichen, Näheres über das Produkt zu erfahren. Wichtig ist hierbei die Frage, wer und was hinter dem Produkt steht.
Neben der gesundheitlichen Unbedenklichkeit der Nahrungsmittel spielen auch Gesichtspunkte der Produktion, Umweltverträglichkeit und tiergerechten Haltung eine immer größere Rolle. Diese Faktoren müssen bei den Qualitätssiegeln berücksichtigt werden.
Mit den Qualitätstoren hat die Landesregierung unter anderem diese Kriterien in ihr Konzept eingearbeitet. Sie schafft dadurch die notwendige Transparenz, denn das Prinzip der Qualitätstore bezieht alle Abläufe - von der Produktion über die Verarbeitung bis hin zur Ladentheke - mit ein und gewährleistet die
Die Forderung der CDU, das Konzept der Landesregierung, also die Qualitätstore, in das Gütezeichen „Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein“ zu integrieren, scheint durchaus einleuchtend.
Es ist der Versuch, ein altes Gütezeichen durch ein neues Konzept aufzupeppen. Hierbei wurde eines außer Acht gelassen, nämlich dass die Qualitätstore produktionsbezogene Kriterien anwenden. Bei „Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein“ handelt es sich um ein produktbezogenes Gütezeichen. Würden wir also dem Antrag der CDU folgen, würden wir zwei grundverschiedene Konzepte vermischen. Damit wäre letztlich keinem geholfen, es sei denn, man würde das Konzept des Gütezeichens Schleswig-Holsteins von Grund auf modifizieren wollen. Damit ist jedoch kaum zu rechnen.
Seitdem die Diskussion über mehr Transparenz und gläserne Produktion in der Land- und Ernährungswirtschaft aufgekommen ist, hat der SSW darauf hingewiesen, dass letztlich nur eine unabhängige staatliche Organisation die notwendige Sicherheit in Bezug auf gesundheitliche Unbedenklichkeit der Nahrungsmittel gewährleisten kann. Dies sollte dann auch im Zusammenhang mit einem bundesweit einheitlichen Qualitätssiegel geschehen. Wir kennen bereits das bundesweit einheitliche Bio-Siegel, das für Produkte des ökologischen Landbaus steht. Ebenso müssen wir es schaffen, ein bundesweites Qualitätssiegel für Produkte der konventionellen Landwirtschaft auf den Weg zu bringen, das für Lebensmittel mit hoher Qualität aus tiergerechter Haltung und umweltschonender Produktion steht. Solange dies jedoch nicht möglich ist, sollten wir in Schleswig-Holstein weiterhin auf die Qualitätstore setzen.
Wenn unsere Land- und Ernährungswirtschaft es in Zeiten der EU-Erweiterung und der Globalisierung nicht schafft, ein vernünftiges und ausgeklügeltes bundesweites Marketingkonzept in Form eines einheitlichen Qualitätssiegels auf die Beine zu stellen, wird man es in wenigen Jahren schwer haben, sich gegen billigere Anbieter zu etablieren. Daher müssen jetzt die Weichen für mehr Qualität gestellt werden.
Das Land Schleswig-Holstein muss sein Konzept der Qualitätstore auf Bundesebene mit einbringen, damit wir zu einem guten bundesweiten konventionellen Siegel kommen. Ansonsten müssen wir es erst einmal bei einem Siegel „Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein“ und den Qualitätstoren in getrennter
Art und Weise belassen, da wir so noch die alten und eingefahrenen Marketingschienen nutzen können. Grundsätzlich sollte das Ziel sein, ein einheitliches und bundesweites Qualitätssiegel, das sowohl die Produktion als auch das Produkt im Auge hat, auf den Weg zu bringen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Claus Hopp, das, was wir in der „Landeszeitung“ schon einmal lesen konnten, habe ich von Ihnen am wenigsten erwartet, nämlich dass sich die Qualitätstore noch nicht beim Verbraucher durchgesetzt hätten. Ja, wie sollen sie das denn auch? Sie sind noch nicht da!
Lieber Herr Landwirt Hopp, Sie wissen doch, dass Fleisch wachsen muss. So einfach ist das zu erklären. Wie soll sich etwas durchsetzen, was der Verbraucher nicht kaufen kann? Da wir dabei sind, die Betriebe zu zertifizieren, ist das so. Ihre ersten Sätze waren eine lausige Erklärung, wenn ich mir diesen Ausdruck erlauben darf.
Wir stehen kurz vor der Einführung. Das machen wir in bestem Einvernehmen mit der Landwirtschaftskammer. Ich bin dem Agrarausschuss dankbar, dass der Zielvereinbarung einstimmig zugestimmt wurde. Die haben Sie nicht gelesen, denn dort steht drin, dass die Qualitätstore mit der Kammer zusammen erarbeitet werden sollen. Alles ist bestens geregelt. Liebe Kollegen von der CDU, ich nehme an, Sie kommen nach einem halben Jahr an und werden die Qualitätstore loben. Das war bei BSE auch so. Das werden wir aushalten und darauf warten.
Uns ist besonders wichtig, dass wir einen hohen Grad der Zertifizierung der Betriebe haben. Ich habe lernen müssen, wie gering die Zertifizierungsgrade in anderen Bereichen sind. Darüber schweige ich lieber. Wir werden hohe Grade anstreben. Beim Transport, der dem Landtag sehr wichtig war, haben wir einen Anteil von 85 % erreicht. Bei der Verarbeitung sind es 100 % und bei der Schlachtung sind es zwei Drittel. Noch nicht ganz in Gange sind die Landwirte, und
zwar nicht die Mäster, sondern - zu meinem Erstaunen - die Ferkelbetriebe, die scheinbar aus allen Qualitätsrastern herausfallen. Mir als Hausfrau soll einmal einer erklären, warum ich die Mästung zertifizieren soll, aber nicht die Herstellung. Daran arbeiten wir noch, aber das schaffen wir auch.
Viele von Ihnen haben ausgeführt, was ich noch einmal hervorhebe: Es geht unter anderem um Prozesssicherheit, und zwar in einem sehr viel stärkeren Maße als bei den bisherigen Gütezeichen. Wir wollen eines gerade im November nicht vergessen, denn demnächst werden wir von den Medien befragt werden, weil der erste BSE-Fall zwei Jahre zurückliegt: Es hat damals große Aufregung und Verunsicherung gegeben. Wer jetzt aber glaubt, damit antworten zu können, indem er sagt, damals ist nichts los gewesen, es gab nur Medienrummel, den warne ich. Sie konnten erleben, dass die Fleischwirtschaft vor einiger Zeit gesagt hat, man wolle keine freiwilligen BSE-Tests mehr durchführen. Da tobte der Bär. Alles war wieder so, wie wir es hatten. Lassen wir uns das gemeinsam mühsam errungene Vertrauen bewahren. Dazu gehörten als Antwort der Landesregierung SchleswigHolsteins die Qualitätstore.