Protocol of the Session on June 1, 2001

Der zweite Punkt Personalstruktur ist - darüber reden wir ja schon die ganzen drei Tage - ganz einfach von der Haushaltslage abhängig.

Der dritte Punkt Planung ist bereits polizeiliche Praxis. Ein gutes Beispiel dafür in Bezug auf Grundsatzfragen ist die Organisations- und Strukturanalyse für die Wasserschutzpolizei, die zurzeit in der Diskussion ist.

Eine Konzentration der Arbeit der Polizei auf die Bewältigung der Kernaufgaben, wie es in unserem Antrag zum Ausdruck kommt - Prävention, Gefahrenabwehr, Strafverfolgung und Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten

(Zuruf des Abgeordneten Wolfgang Kubicki [FDP])

ist notwendiger noch als eine Arbeitsgruppe, die im Ergebnis nur unerfüllbare Hoffnungen wecken könnte.

(Beifall bei der SPD - Wolfgang Kubicki [FDP]: Das ist nicht zu fassen!)

Fragen Sie sich doch einmal, wie viele Polizisten notwendig wären, um das Thema Internetkriminalität zu bearbeiten, ob es fünf, 50 oder 500 oder 5.000 wären.

(Martin Kayenburg [CDU]: Wollen Sie die Kriminalität lieber zulassen und keine Polizi- sten beschäftigen? Das ist doch die Konse- quenz!)

Wichtig - und das kommt auch in unserem Antrag zum Ausdruck - ist die Anerkennung der Arbeit der Polizei, und zwar nicht nur in dieser haushaltstechnisch schwierigen Zeit. Nicht zuletzt seit dem Einsatz der Einsatzhundertschaft am 1. Mai in Berlin und einen Tag davor, wo 35 Beamte verletzt worden sind, wissen wir, wie gefährlich der Polizistenberuf sein kann. Am vergangenen Mittwoch haben wir uns in einer Fraktionssitzung das Einsatzvideo einmal angesehen. Ich empfehle jedem in diesem Hause, das auch einmal zu tun.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass die CDU-Fraktion mit ihrem Antrag eigentlich nur eine Pressemitteilung der Gewerkschaft der Polizei abgeschrieben und etwas aufgemotzt hat. Ich freue mich sehr, dass nun die CDU die Nähe und den Schulterschluss mit den Gewerkschaften sucht. Das ist schon bemerkenswert.

(Klaus Schlie [CDU]: Sie kriegen doch auf diesen Veranstaltungen die Schläge!)

- Herr Schlie, wir werden Sie gern einmal bei der nächsten Diskussion beispielsweise zu Fragen der

(Thomas Rother)

Mitbestimmung und des Betriebsverfassungsgesetzes an Ihre Nähe zur Gewerkschaft erinnern, die Sie hier so hervorheben.

(Widerspruch bei der CDU - Beifall bei der SPD - Glocke des Präsidenten)

Es bleibt natürlich sinnvoll und notwendig, über die Personalausstattung und die Personalverteilung bei der Polizei zu diskutieren.

(Glocke des Präsidenten)

Kommen Sie bitte zum Schluss.

Wir sollten daher beide Anträge zur abschließenden Beratung an den Innen- und Rechtsausschuss überweisen, zumal das Thema in der Sitzung am kommenden Mittwoch - da heißt es Personalplanung - schon auf der Tagesordnungspunkt steht.

(Holger Astrup [SPD]: Sehr gut! - Beifall bei SPD und SSW)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Hildebrandt das Wort.

(Martin Kayenburg [CDU]: Nun rücken Sie das einmal wieder richtig!)

- Ich hoffe es! Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! In meinem ersten Redeentwurf zum Antrag der SPD-Fraktion wollte ich dem Innenminister noch ein gemäßigtes Mitleid ausdrücken, da es aufgrund der katastrophalen Haushaltslage nicht gerade einfach ist, die bei der Polizei dringend notwendigen Maßnahmen im Personal- und Sachbereich durchzuführen. Meine Einstellung nahm jedoch mit der Einreichung des SPDAntrages eine totale Wendung. Ich kann nur noch sagen: Das Maß ist voll. Die Maske ist runter.

(Beifall bei FDP und CDU)

Dieser Antrag, meine Damen und Herren von der SPD, ist Ihre polizeipolitische Bankrotterklärung.

(Beifall bei FDP und CDU)

Wobei ich mich durchaus dem ersten Absatz des Antrags voll anschließen kann und ihn hundertprozentig unterstütze, in dem Sie die Arbeit der Polizeibeamten des Landes ausdrücklich loben. Ich kann mich ohnehin immer nur wundern, wenn ich an den Veranstaltungen teilnehme, mit welch hoher Motivation die Beamtinnen

und Beamten ihren schwierigen Dienst weit über Soll erfüllen,

(Beifall bei FDP, CDU und des Abgeordneten Lars Harms [SSW])

wenn man bedenkt, wie mangelhaft die Polizei ausgestattet ist und wie schlecht die Rahmenbedingungen sind.

Aber so ist es eben üblich: Zuerst wird den Betroffenen Honig um den Bart geschmiert, um ihnen anschließend eine Watschen zu verpassen. Denn was dann folgt, ist eine Verhöhnung der Beamtinnen und Beamten.

(Beifall bei FDP und CDU - Zuruf des Abge- ordneten Bernd Schröder [SPD])

- Ich komme darauf zu sprechen, Herr Schröder.

Ich zitiere aus dem Antrag der SPD-Fraktion:

„Der Landtag ist sich der Tatsache bewusst, dass eine objektive Feststellung des Personalbedarfs nicht möglich ist. Hierüber herrscht zwischen den Polizeipraktikern des Bundes und der Länder Konsens."

Ich bin mir doch nicht so ganz sicher. Demnach handelt es sich beispielsweise auch bei den Mitgliedern der GDP offensichtlich nicht um Polizeipraktiker,

(Klaus Schlie [CDU]: So ist es!)

denn der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende, Herr Malchow, erklärte in seiner Pressemitteilung vom 8. Mai, dass es überaus sinnvoll wäre, den tatsächlichen Personalbedarf der Polizei im Land zu ermitteln.

Nach welchen Kriterien hat denn die Arbeitsgruppe zur Personalverteilung die Neuverteilung auf die Inspektionen vorgenommen,

(Beifall bei FDP und CDU)

die zu gravierenden Veränderungen führen soll? Nur nach subjektiven Kriterien? Wofür führen Sie eigentlich eine Kriminalstatistik, wenn diese nicht auch als eine Grundlage für eine Personalbemessung dient?

(Beifall bei FDP und CDU)

Wahr ist, Sie drücken sich vor der Erstellung einer entsprechenden Bedarfsanalyse, um nicht mit der Realität konfrontiert zu werden.

(Beifall bei FDP und CDU)

Sie wissen genau, dass eine solche Analyse einen Mehrbedarf an Stellen feststellen wird. Selbst wenn ich voraussetze, dass es für die Finanzierung zusätzlichen Personals nicht genügend Mittel gibt, nach diesem Antrag unterstelle ich, dass Sie auch nicht bereit

(Günther Hildebrand)

wären, diese Stellen zu finanzieren, denn der Kollege Rother hat bekanntlich auf einer Veranstaltung in Leetzen festgestellt, dass die Polizei nur eine nachgeordnete Priorität für die SPD habe.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Unglaublich!)

Im weiteren Verlauf des Antrags unterstellen Sie der Polizei, dass sie sich offensichtlich mit zu vielen Nebensächlichkeiten beschäftige und sich mehr auf polizeiliche Kernaufgaben konzentrieren sollte.

(Zurufe von der SPD)

Dann müssen Sie aber auch Ross und Reiter nennen. Wie definieren Sie die Kernaufgaben der Polizei? Wo werden Beamten unnütz eingesetzt?