Indem sie Kinder und Jugendliche in emotionaler Hinsicht und im Hinblick auf ihr Sozialverhalten stärken, ihnen also im besten Sinne auch „Gemeinschaftsgeist“ vermitteln können, haben sie nach unserer Überzeugung mittelbar auch eine positive Auswirkung auf die Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft im Kernbereich der Schule, nämlich dem Unterricht.
- Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. - Das Konzept der offenen Ganztagsschule eröffnet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Ich wünsche mir, einen Bereich weiter auszubauen, nämlich die Eröffnung von mehr Erfahrungsfeldern auch im Bereich der Arbeitswelt, der Berufsorientierung. Die große Chance bei offenen Ganztagsangeboten ist, dass man das zeitlich nicht zulasten der Unterrichtszeit gehen lassen müsste. Hier sind konzeptionell noch weitere Entwicklungen notwendig und sinnvoll. Der entscheidende Punkt, dass man auf diesem Weg die Motivation, die Leistungsbereitschaft und die Anstrengungsbereitschaft der Schüler für die eigentliche Aufgabe der Schule, den Unterricht, erhöht, ist mittelbar der große auch pädagogische Nutzen eines solchen Ganztagsangebots.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In einem stimmen wir wohl überein: Ganztagsschulen in Schleswig-Holstein - ein voller Erfolg. Erst wollte die CDU das Angebot des Bundes, 4 Milliarden € Investitionsförderung der Bundesregierung, im Bundesrat ablehnen. Inzwischen nimmt jedes Bundesland die Zuschüsse gern. Denn die Schulen und Kommunen drängen vor Ort mit Macht auf den Ausbau von Ganztagsschulen. Insofern könnten Sie sich im Land vor Ort mit Ihrer Position, Herr de Jager, nicht blicken lassen.
Man würde Ihnen um die Ohren hauen, wenn Sie das, was losgetreten wurde und von unten wächst, wieder anhalten möchten.
Anfang der Legislaturperiode gab es in SchleswigHolstein 22 so genannte gebundene Ganztagsschulen mit Ganztagsunterricht für alle Schülerinnen und Schüler. Inzwischen gibt es nur eine gebundene Ganztagsschule mehr, aber insgesamt die schon genannten sage und schreibe zusätzlich 134 offenen Ganztagsschulen, in denen die Kinder wenigstens an drei Tagen Mittagessen, Bildungs- und Freizeitangebote erhalten, also insgesamt 157.
Die 135 Millionen € gehen weg wie warme Semmel. Wir haben jetzt schon Mühe - in diesem Zusammenhang fand ich die Auswahlkriterien der Ministerin sehr einleuchtend -, eine gerechte Verteilung der Restmittel zu organisieren.
Zahlreiche Kooperationsrahmenverträge sind zwischen Land und Anbietern geschlossen worden und auch das Thema „gesundes Mittagessen“ steht vielerorts ganz praktisch auf der Agenda.
Richtig war die vom Landtag eingeforderte Schwerpunktsetzung der Förderung auf Grund-, Haupt- und Gesamtschulen - ich freue mich, dass wir damals einhellig geurteilt haben - und auch die Einforderung einer Schulentwicklungsplanung seitens der Kommunen sowie die Möglichkeit, dass auch freie Schulen von den Angeboten des Landes und des Bundes profitieren.
Die Grafik im Bericht auf Seite 18 belegt eindrucksvoll: Grund- und Hauptschulen machen mehr als ein Drittel der genehmigten offenen Ganztagsschulen aus, aber auch die Sonder- und Förderschulen haben sich einen erheblichen Teil der Mittel ergattert. Das finde ich sehr ermutigend. Trotzdem muss ich darauf drängen, dass wir uns die Möglichkeiten genau anschauen. Denn nach wie vor gibt es Förderschulen, die sagen, dass die Angebote - obwohl sie mehr Geld als andere Schularten bekämen - schwierig zu finanzieren seien.
Wir müssen darauf achten, dass diese Nachmittagsangebote wirklich allen offen stehen und nicht Gebühren unter der Hand die Teilnahme ausschließen. Deshalb begrüßen wir es, dass die Landesregierung eine Beratungs- und Koordinierungsstelle zur Vernetzung und Qualitätssicherung der Ganztagsschulen eine schlanke Infrastruktur auf den Weg bringt, die angesichts des Booms notwendig ist.
Denn - und darin sind wir uns meiner Meinung nach einig - es geht nicht nur um Quantität, sondern um Qualität. Ich freue mich, dass die FDP inzwischen eingesehen hat, dass Lebens- und Lernort die Devi
se sind und dass es nicht darum geht, in kleinlichem Gezänk zu schauen, welche Aufgaben der Kommune und welche dem Land obliegen. Wir müssen vielmehr schauen, wie sich die Entwicklung insgesamt nach vorne vollzieht.
Natürlich muss man sich auch die Finanzen anschauen. Aber das Gesamte immer erst von den Finanzen her aufzuzäumen, heißt, dass wir uns bremsen und dem pädagogischen Elan, der inzwischen im Lande festzustellen ist, nicht Rechnung trügen.
Ich möchte an dieser Stelle stellvertretend für ganz ungewöhnliche und trotzdem ganz alltägliche Beispiele herausgreifen, wie denn auch die Ganztagsschule inzwischen zarte schulartübergreifende Netzwerke gerade in den Regionen, in denen man das gar nicht erwartet, erarbeitet.
Ich nenne beispielhaft das Schulzentrum Rellingen am Hamburger Rand. Das ist ein ganz traditionelles Schulzentrum, wo die bisherigen Schularten nebeneinander bestanden. Diese haben sich nun zusammengetan und über die Zusammenarbeit in der Ganztagsschule wächst mehr, obwohl es noch nicht institutionalisiert ist.
Eine ähnliche, ganz ungewöhnliche Kooperation finden wir bei der Förderschule in Kiel-Ellerbek vor, die mit einem Gymnasium versucht, ein gemeinsames Nachmittagsangebot für die Gymnasiasten und für die Gymnasiastinnen und für die zum Teil sehr schwer behinderten Förderschülerinnen und Förderschüler zu gestalten. Diese Dinge waren so vor wenigen Jahren noch nicht denkbar.
Das bestätigt uns darin, dass das gemeinsame Lernen aller Kinder neun Jahre lang bis zum ersten Schulabschluss das Ziel ist. Über die Ganztagsschule wird es sehr viel einfacher, darüber praktisch zu reden und den Reden auch Taten Folgen zu lassen. Insofern ist Schleswig-Holstein auf dem richtigen Weg. Ich möchte allen danken, die dazu beigetragen haben. Es sind nämlich vor allem die Lehrerinnen und Lehrer, die Eltern und die Schüler und Schülerinnen vor Ort, aber auch pragmatische Kommunalpolitiker, die nicht aufs Parteibuch schauen, sondern wirklich wollen, dass sich etwas bewegt.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der vorliegende Bericht stellt eine Momentaufnahme in der Entwicklung der offenen Ganztagsschulen in Schleswig-Holstein dar. Mehr kann er aus guten Gründen auch nicht leisten, da die Einrichtung offener Ganztagsschulen erst nach 2002 in Gang kam, aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, der Erfolg zeichnet sich jetzt schon ab.
Gesagt worden ist, dass wir in Schleswig-Holstein jetzt 157 Ganztagsschulen hätten, die nach den Kriterien der KMK-Beschlüsse auch als Ganztagsschulen anerkannt worden seien. Dabei steht außer Zweifel - so finde ich -, dass das Investitionsprogramm des Bundes dieser Entwicklung ab 2003 einen kräftigen Schub verschaffte; das belegen auch alle Zahlen.
Dabei ist es erfreulich, dass auch Schulen der dänischen Minderheit bei der Zuteilung von Mitteln Berücksichtigung gefunden haben. Dies sind unsere beiden neuen Gesamtschulen in Leck und Husum; das ist auch bei der Haushaltsberatung zum Doppelhaushalt gesagt worden. Diese beiden Schulen haben Mittel aus dem Bundesprogramm erhalten. Das ist aus minderheitenpolitischer Sicht ein ganz wichtiger Schritt, weil er dem Dänischen Schulverein eine Schulentwicklung ermöglicht, die mit der Etablierung kleiner Gesamt- und Ganztagsschulen auch den Druck auf die weiterführenden Schulen - und nicht zuletzt auch auf das Gymnasium - besser verteilt, was auch aus Kostengründen wegen der hohen Schülerbeförderungskosten ganz wichtig ist. Wichtig ist letztendlich, dass dadurch eine dezentrale Schulentwicklung ermöglicht wurde.
Unser Ziel ist - das möchte ich auch noch einmal sagen -, dass die Schulen der dänischen Minderheit künftig auch über das Landesprogramm zur Förderung von Ganztagsangeboten unterstützt werden können.
Grundsätzlich gilt, dass es in der Regel zu Überlegungen in Richtung Ganztagsschule kommt, wenn bauliche Maßnahmen an der Schule vor Ort durchgeführt werden sollen. Viele von uns haben es schon miterlebt: Man sitzt im Gemeinderat zusammen, berät das Problem mit der Schule und sagt dann: Es wäre doch vielleicht eine gute Idee, jetzt aus unserer Schule eine offene Ganztagsschule zu machen. - Dieser eher pragmatische Einstieg in die Weiterentwicklung
Er ist aber auch positiv, weil - das belegt auch der Bericht - in vielen Kommunen erstmals eine Debatte darüber stattfindet, wie sich die Kommune als Schulträger weiterentwickeln und was mit der Verknüpfung von kommunalen Maßnahmen der Jugendhilfe und schulischen Bildungsangeboten einerseits mit dem kulturellen Leben in einer Gemeinde andererseits geleistet werden kann. Diesen Ansatz begrüßen wir ausdrücklich, weil Schulen aus Sicht des SSW immer auch Kulturzentren sein müssten und sollten. Wenn also die Genehmigung einer Schule als offene Ganztagsschule dazu führt, dass solche Barrieren abgebaut werden, dann zahlt sich diese Entwicklung für uns alle und insbesondere für die Kommunen wirklich aus.
Der Bericht belegt, dass es hier im Lande ganz unterschiedliche Schwerpunkte in der Konzeption der offenen Ganztagsschule gibt. Aus den angeführten Beispielen geht hervor, dass mit viel Engagement unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten versucht wird, ein maßgeschneidertes Angebot hinzubekommen. Auch das findet natürlich unsere Unterstützung.
Mit der Kooperation von Jugendhilfe und Schule haben wir uns hier im Landtag schon mehrfach beschäftigt; das können wir im Ausschuss wieder. Zutreffend ist, dass die offene Ganztagsschule in dieser Hinsicht ein zentrales Handlungsfeld darstellt.
Daher bleiben wir bei unserer Forderung, dass die Nachmittagsbetreuung nicht nur den Vereinen überlassen werden darf. Ohne die Einstellung von zusätzlichem sozialpädagogischem Personal wird es letztlich nicht möglich sein, die von der KMK beschlossenen Qualitätsstandards umzusetzen. Gemeint ist damit nicht die Einrichtung von ganztägigen Schulen, wo den Kindern von morgens bis in den späten Nachmittag Wissen eingetrichtert wird. Wir wollen also keine gebundenen Ganztagsschulen. Gemeint ist vielmehr, dass Sozialkompetenz, Kreativität und das Erkunden der Welt auch pädagogisch organisiert werden müssen.
Mein letzter Punkt. Zur Evaluation dieser Entwicklung möchte ich mir jetzt Ausführungen ersparen. Dazu können wir noch etwas im Ausschuss sagen. Es ist wichtig, dass jetzt diese Beratungsstelle eingerichtet wird. Das wäre für die Weiterentwicklung der Ganztagsschulen sehr hilfreich sein.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Obwohl die Mittagspause schon längst angebrochen ist, möchte ich noch etwas kurz anmerken.
Zunächst gilt dem Kollegen Höppner der herzliche Dank dafür, dass er noch einmal deutlich gemacht hat, wer eigentlich das Thema Ganztagsschule hier in dieser Legislaturperiode vorangebracht hat. Das war nämlich die Union mit ihren Beschlüssen.
Die Ganztagsschule hat in der Zeit zuvor - das wissen Sie ganz genau, Frau Ministerin - ein Schattendasein gefristet. Die Zahlen sind genannt worden. Es waren einige wenige. Wir haben über hundert neue hinzubekommen. Die politischen Impulse hat die CDU gesetzt. Das muss noch einmal gesagt und in diesem Hause festgehalten werden.
Zweitens hat der Kollege Höppner vollkommen richtig gesagt - das war der zweite Punkt, in dem er Recht hatte -, was wir damals beschlossen haben und was ich damals auf dem Parteitag zur Ausgestaltung der Ganztagsschule gesagt habe. Ich glaube auch, dass wir durchaus zu neuen Unterrichtsmodellen kommen können. Das hat der Kollege de Jager in der heutigen Debatte wiederholt. Er hat auch schon in vorherigen Debatten gesagt, dass wir uns Nachmittagsunterricht als Ziel vorstellen, dass wir diesen Unterricht wollen, aber nicht nur klassischen Unterricht. Das haben wir immer gesagt. Insofern kann ich den künftigen Bildungsminister beruhigen. Darüber werden wir Koalitionsverhandlungen führen, und wir werden uns an der Stelle schon einig werden.
Ich finde aber, als Ausgangspunkt sollte man sich eines verdeutlichen: Wenn wir Einigkeit darüber haben, dass wir auch aus gesellschaftspolitischen Gründen - Vereinbarkeit von Familie und Beruf - Ganztagsschulen wollen, wenn wir feststellen, Herr Kollege Klug, dass wir ein eklatantes Stundenfehl an schleswig-holsteinischen Schulen haben, gerade an den Hauptschulen, aber auch an Realschulen und zum Teil auch an Gymnasien