Protocol of the Session on August 23, 2019

Zu den Ausführungen des Kollegen Lammert liegen mir zwei Kurzinterventionen vor. Ich rufe zunächst die Kurzintervention des Abgeordneten Junge auf. – Bitte schön, Herr Junge.

Herr Lammert, Sie scheinen tatsächlich auch diesem Ansatz der Grünen folgen zu wollen. Der Ansatz, eine Dunkelfeldstudie durchzuführen, heißt ja nicht, wir ersetzen die PKS.

Nein, die PKS ist sinnvoll und notwendig, und das sind valide Zahlen. Sie können sie interpretieren. Das machen wir auch, und es wird auch häufig gemacht. Wenn ich es insgesamt oder nur einzelne Deliktfälle betrachte, kann ich durchaus eine andere Situation herauslesen, was die Kriminalität in Rheinland-Pfalz anbelangt.

Aber Sie haben doch den Antrag gelesen und meine Rede gehört.

(Abg. Pia Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Eben!)

Daraus können Sie nicht herausgelesen bzw. -gehört haben, dass ich die PKS ersetzen möchte. Es geht um eine Ergänzung.

(Zurufe der Abg. Dr. Adolf Weiland und Alexander Licht, CDU)

Es geht um mehr Informationen, die wir noch brauchen, und die andere Länder durchaus auch sinnvollerweise erfragt haben.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Eben, ganz genau! Auch CDU-geführte Länder machen das!)

Natürlich sind wissenschaftliche Erhebungen auch immer wieder interpretationsfähig. Man kann aber doch nichts gegen mehr Informationen haben. Das kann ich nicht nachvollziehen.

Herr Lammert, beim besten Willen, ich würde langsam einmal anfangen darüber nachzudenken, dass Sie Beifall von den Grünen bekommen; oder es ist Absicht.

(Beifall der AfD – Heiterkeit des Abg. Michael Frisch, AfD)

Zu einer weiteren Kurzintervention hat der Abgeordnete Schmidt das Wort.

Sehr geehrter Herr Kollege Lammert, wenn man Ihren Ausführungen folgt, muss man Dunkelfeldstudien eigentlich grundsätzlich ablehnen, weil sie Ihrer Meinung nach gar keine Aussagekraft haben.

(Beifall der AfD – Abg. Michael Frisch, AfD: So ist es! – Zuruf des Abg. Joachim Paul, AfD)

Dazu möchte ich Ihnen zwei Dinge zu bedenken geben.

Erstens hat die CDU in Nordrhein-Westfalen gerade eine Dunkelfeldstudie zur Kriminalität an jungen Männern beantragt.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Hört, hört!)

Das sehen Ihre Kollegen also offenbar ganz anders.

Zweitens habe ich früher für die Demoskopie gearbeitet. Mit der gleichen Argumentation, wenn Sie nicht nur auf Fakten, die erfasst sind, abheben, können Sie jegliche Meinungsforschung bzw. Demoskopie als völlig ohne jede Aussagekraft wegwischen.

(Beifall der AfD – Abg. Joachim Paul, AfD: Sehr gut!)

Die Logik leuchtet mir überhaupt nicht ein. Das ist sehr weit herbeigeholt.

Danke sehr.

(Beifall der AfD – Abg. Michael Frisch, AfD: Sehr gut!)

Zur Erwiderung hat der Abgeordnete Lammert die Möglichkeit, und ich erteile ihm das Wort.

(Zuruf des Abg. Michael Frisch, AfD)

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Kurz zu Ihren Äußerungen, Herr Junge: Also die PKS wollen wir nicht ersetzen, das ist gar keine Frage. Ich habe schon verstanden, dass es eine Ergänzung sein soll. Man muss natürlich immer schauen, was diese Ergänzung letztendlich bringt.

Zu dem Kollegen, der darauf vorhin schon geantwortet hat, will ich ganz klar sagen: Sie sprechen von Meinungsforschung. Meinungsforschung ist unseres Erachtens der schlechteste Weg, sich über Kriminalität auszutauschen bzw. dort valide zu arbeiten.

(Beifall bei CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Unruhe bei der AfD)

Wir wollen ganz klar schauen, was Kriminalität ist, und nicht irgendwelche Meinungsforschung, ob die Kriminalität da ist oder nicht.

(Abg. Michael Frisch, AfD: Ich fasse es nicht!)

Da muss ich ganz ehrlich sagen – es interessiert mich auch nicht, wo sie auf anderen Ebenen unterwegs sind –, wir wollen das hier und in Ruhe anschauen. Wir sehen

das – auch die Dinge mit irgendeinem wissenschaftlichen Hintergrund, die Sie noch vorgetragen haben – absolut skeptisch. Wir sind weiterhin der Ansicht, dass es der richtige Weg ist, wie die PKS derzeit abgearbeitet und aufgenommen wird.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Absolut ausreichend!)

Wir wollen uns auf diese Zahlen stützen, und das ist unser Bereich.

Herr Junge, versuchen Sie nicht immer, irgendwie querzutreiben oder uns gegeneinander auszuspielen.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Ich versuche, was ich für richtig halte! – Weitere Zurufe von der AfD)

Ich weiß, es gefällt Ihnen manchmal nicht, dass wir vielleicht etwas breiter aufgestellt sind. Die CDU ist eine christdemokratisch breit aufgestellte Partei und braucht sich von Ihnen keine Belehrungen anzuhören, in welchen Bereichen wir unterwegs sind. Deswegen werden wir uns das schon genauestens anschauen.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Machen Sie das!)

Da brauchen wir – wie gesagt – Ihre Belehrung nicht.

Danke schön.

(Beifall der CDU, der SPD, der FDP und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Michael Frisch, AfD: Grüßen Sie Ihre Kollegen in NRW!)

Für die Landesregierung spricht nun Staatsminister Lewentz.

(Unruhe im Hause)

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! RheinlandPfalz, Bayern und Baden-Württemberg sind die sichersten Bundesländer in Deutschland.

(Beifall bei SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Erstmals ist der Haushaltsansatz allein für unsere Polizei auf über 700 Millionen Euro geklettert. Wir tun alles dafür, dass diese Innere Sicherheit in Rheinland-Pfalz gewährleistet werden kann.

Liebe Frau Kollegin Schellhammer, vielen Dank für diese klare Haltung der Koalitionsfraktionen. Lieber Kollege Lammert, vielen Dank für diese sachliche Rede.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Es geht aber nicht um Haltung, Herr Minister!)

Sehr geehrte Damen und Herren, wie ist die tatsächliche Ausgangslage? In aller Sachlichkeit gilt, die Polizei erfasst

alle bekannt gewordenen Straftaten, einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche, in der schon oft angesprochenen Polizeilichen Kriminalstatistik, kurz PKS. In der PKS werden auch Informationen zu Tatverdächtigen sowie zu Opfern registriert.