Protocol of the Session on August 22, 2019

Dann kann ich Ihnen auch sagen, dass wir mit den Mitteln, die wir haben, mehr helfen als Frau Klöckner mit ihren Mitteln, die sie zur Verfügung stellt.

(Abg. Dr. Adolf Weiland, CDU: Lächerlich!)

„Lächerlich“? Lächerliche Summen, Herr Dr. Weiland.

(Abg. Dr. Adolf Weiland, CDU: Ihre Rede ist lächerlich!)

Genau darauf wollte ich kommen, richtiger Zwischenruf, Herr Dr. Weiland.

(Abg. Dr. Adolf Weiland, CDU: Das, was Sie machen, ist lächerlich!)

Eine lächerliche Summe, die Frau Klöckner zur Verfügung stellt, und da müssen Sie sich eigentlich schämen als CDU und als Partei der Umwelt und eventuell auch der Waldbesitzerinnen und -besitzer, die Sie sein wollen. Da müssen Sie sich doch schämen, wenn Frau Klöckner das macht.

(Zuruf des Abg. Dr. Adolf Weiland, CDU)

Herr Bröhr hat zum Teil übrigens doch tatsächlich recht.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Was? – Glocke des Präsidenten)

Auf Herrn Baldauf, den Vorsitzenden der Fraktion der CDU, trifft wohl zu, dass nicht jeder, der im Wald steht, schon ein Forstfachmann ist. Deswegen glaube ich, Sie sollten sich mit der Materie noch eingehender beschäftigen.

(Zuruf des Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD)

Vielen Dank.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und FDP – Abg. Christian Baldauf, CDU: Da hat der Oberforstfachmann gesprochen!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Lärmpegel im Plenarsaal ist relativ hoch, insbesondere aufgrund von bilateralen Gesprächen, die an verschiedenen Stellen geführt werden. Ich bekomme signalisiert, dass die Redner nur schwer zu hören seien,

(Abg. Dr. Adolf Weiland, CDU: Das ist manchmal nicht schlecht!)

und bitte, den Lärmpegel zu reduzieren.

Nun darf ich Frau Abgeordneter Bublies-Leifert das Wort erteilen. Frau Kollegin, Sie haben 3 Minuten Redezeit.

(Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Für manchen Redner ist es eine Gnade, wenn er nicht gehört wird!)

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kollegen! Unsere Wälder sind schon lange keine funktionierenden Ökosysteme

mehr, in denen Flora und Fauna in gegenseitiger Symbiose leben. Abholzungen von größeren Flächen – wie bei uns am Idarkopf vor Jahren passiert – vermindern die Niederschlagsmengen.

Im Vordergrund steht oft nur noch der Kommerz und damit der Brotbaum der Waldbauern, also die Fichte. In Massenhaltung – ähnlich wie in großen Ställen, in denen 10.000 Schweine oder mehr unter oft nicht artgerechten Haltungsbedingungen zusammengepfercht sind – können diese Bäume natürlich nicht optimal, gesund und standfest wachsen.

Das wichtige Unterholz, das Dickicht, welches die Feuchtigkeit im Boden hält, ist oft absolute Fehlanzeige. Im Gegenteil, tonnenschwere Vollernter toben sich in solchen Waldstücken regelmäßig aus. Die mit dieser regelmäßigen Durchforstung einhergehende Bodenverdichtung trägt wiederum zu einer weiteren Verschlechterung der Baumgesundheit bei.

Niederschläge rauschen durch solche Monokulturen natürlich einfach durch, ohne – wie normalerweise – im Boden zu versickern. Es braucht wirklich niemanden mehr zu wundern, dass die Grundwasservorräte vor diesem Hintergrund zusätzlich zum Fortschreiten der Bodenversiegelung für diverse Baumaßnahmen abnehmen.

(Zuruf des Abg. Marco Weber, FDP)

Ratsam wäre es, zumindest für kleinere Pflegemaßnahmen wieder Rückepferde einzusetzen.

Als konkretes Beispiel sei hier mein Heimatwald angeführt, der zwischen Stipshausen und Hottenbach im Kreis Birkenfeld liegt. Seit Jahren werden diese wunderschönen Mischwälder verstärkt mit Vollerntern befahren. Dort findet sich seit Jahren kaum noch ein Pilz, obwohl dort vor 10 bis 15 Jahren vom Fichtensteinpilz bis zum Pfifferling alles in rauen Mengen nur so einzusammeln war.

Das Hochwasser in Herrstein und Fischbach sehe ich durchaus in diesem Zusammenhang, so wie auch den verstärkten Anbau von Mais-Monokulturen in meiner Region.

(Abg. Marco Weber, FDP: Ui, Ui!)

Der originäre Wald in Deutschland ist ein Mischwald mit vielen unterschiedlichen Laubbaumarten sowie einer kleineren Anzahl von heimischen Nadelgehölzen, inklusive Unterholz natürlich. Ein solcher Wald kann auch längeren Trockenperioden und Umwelteinflüssen besser trotzen. Bis ein solches intaktes Ökosystem natürlich gewachsen ist, braucht es Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Nur diese Nachhaltigkeit wird den deutschen Wald, wie wir ihn kennen und lieben, auf Dauer erhalten.

Ich empfehle als Lektüre dringend die Bücher des Försters Peter Wohlleben. Er ist gestern in diversen Fernsehsendungen gezeigt worden. Sehr interessant.

Dringend nötige Investitionen in unsere Wälder sind Investitionen in unser aller Zukunft.

Ich danke für das Zuhören.

(Abg. Michael Billen, CDU: Wir haben nicht zugehört! – Vereinzelt Heiterkeit im Hause)

Nun erteile ich für die Landesregierung Staatsministerin Höfken das Wort.

Verehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe schon ein bisschen erstaunt den Antrag und die pressewirksamen Forderungen der CDU vernommen und muss sagen, sie gehen am Problem vorbei. Das große Problem der halben Milliarde Bäume in RheinlandPfalz sind die Dürre, die Hitze und die daraus resultierende Schädlingsanfälligkeit durch die Klimakrise, und das trifft leider auch Laubbäume wie die Buche.

Es nutzt nichts, Bäume zu pflanzen, wenn sie an Trockenheit eingehen, und wenn nicht alles darangesetzt wird, die Treibhausgase zu reduzieren. Sie hatten leider – das muss ich Ihnen vorhalten – einmal einen Antrag mit dem Titel „Wald erhalten – Klima schützen“ gestellt, in dem überhaupt nichts vom Klimaschutz stand.

Die CDU kann keine Waldfreundin sein, wenn sie gleichermaßen das Landesklimaschutzgesetz ablehnt oder jede Windanlage bekämpft und jede Rodung für den Straßenbau unterstützt.

(Beifall der Abg. Dr. Bernhard Braun und Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Michael Billen, CDU)

Wir werden den Klimaschutz weiter massiv einfordern und gemeinsam mit den Kommunen voranbringen.

Mir ist aber auch sehr wichtig, klarzustellen, dass unsere Forstleute eine sehr, sehr gute Arbeit leisten.

(Abg. Michael Billen, CDU: Jawohl!)

Ich sage das auch im Hinblick auf die Diskussionen, die vonseiten der Umweltverbände kommen; denn wir haben momentan sehr, sehr viel Interesse am Wald, was eigentlich gut ist und was ich ausdrücklich begrüßen möchte.

Ich möchte aber auch klarstellen, in Rheinland-Pfalz haben wir keinen Plantagenwirtschaftswald, sondern wir haben seit Jahren eine naturnahe Waldwirtschaft und einen Umbau, der – durchaus nicht nur im Staatswald – durch das Gemeinschaftsforstamt erfolgt.

Die Zahlen will ich vielleicht gerade noch einmal vortragen, weil es wichtig für die Diskussion ist. Unser Wald ist im Staatswald zu 100 % FSC-zertifizert. Das ist außerordentlich wichtig, weil damit der Vollzug und die Umsetzungskontrolle dieser Strategie begleitet wird.

Wir haben zu 82 % Mischwälder. Wir haben 60 % Laubbäu

me. Buche und Eiche sind die am meisten vorkommenden Bäume.

(Abg. Christian Baldauf, CDU: Aber unterschiedlich in den Wäldern, Frau Kollegin! Sie müssen mal hinfahren und schauen!)

Wir haben 10 % Wildnisfläche im Wald und 87 % Naturverjüngung. Das ist eine deutliche Beschreibung für eine naturnahe Waldwirtschaft und den Weg dahin. Natürlich war es so, dass gerade nach dem Krieg die Zahlungen, die zu leisten waren, und die wirtschaftliche Situation dazu geführt haben, dass man Monokulturen angesetzt hat. Aber die Fehler der Vergangenheit hat man schon lange erkannt und ist man auch angegangen.

Für einen künftigen Wald und auch für den Klimaschutz ist wichtig, dass wir Wildnisflächen und naturnahe Bewirtschaftungen haben, um gleichermaßen das Gleichgewicht im ökologischen Bereich wie auch beim Klimaschutz zu erreichen, also auch eine Mischung zwischen jüngeren und älteren Bäumen.