Protocol of the Session on June 22, 2017

Welche Kompetenzen wollen Sie denn eigentlich einschränken? Sie sprachen vorhin davon, dass Kompetenzen weg müssen.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Richtig!)

Sagen Sie doch einmal genau, welche. Sie sagen doch, Sie wollen dezentralisieren. Sie wollen nationalisieren, geben Sie es doch zu.

(Abg. Uwe Junge, AfD: Subsidiarität, sagt Ihnen das etwas?)

Sie sind einfach nationalistisch aufgestellt.

(Zurufe von der AfD)

Das machen Sie immer und immer wieder. Ich lasse mich auch nicht von Ihnen beleidigen.

(Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Ich habe auch nicht unseren Kollegen mit seinem bayerischen Jäckchen beleidigt, indem ich gesagt habe, das zeigt Nation. Das ist auch nichts Schlimmes. Sie haben aber immer genau das Gleiche – – –

(Zurufe von SPD und AfD)

Wir setzen uns ein für eine gemeinsame – – –

(Glocke der Präsidentin)

Frau Willius-Senzer hat das Wort. Ich bitte darum, die Zwischenrufe einzustellen.

(Zurufe von SPD und AfD)

Bitte stellen Sie die Zwischengespräche im Rund ein.

Wir setzen uns für eine gemeinsame europäische humanitäre Flüchtlingspolitik und ein gemeinsames Einwanderungsgesetz auf Bundesebene ein, damit die Menschen, die hier arbeiten wollen, auch eine Chance erhalten. Wer hier arbeiten und ein Teil der Gesellschaft werden will, hat es allemal verdient.

Uns ist es nicht wichtig, wo jemand herkommt, sondern wo jemand hin will.

(Heiterkeit bei der AfD – Beifall des Abg. Matthias Joa, AfD – Zuruf von der AfD: Wunderbar!)

Deswegen appelliere ich auch daran, dass die Blockadehaltung jetzt beendet wird, auch in Richtung der Mitte,

(Glocke der Präsidentin)

und das längst überfällige Einwanderungsgesetz endlich umgesetzt wird.

Ich danke Ihnen.

(Beifall der FDP, der SPD und des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Alexander Schweitzer, SPD: So ist es!)

Für die CDU-Fraktion spricht Herr Kollege Seekatz.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Kollege Hartenfels, Ihre Einlassungen zu unserem Antrag sind eigentlich schon entlarvend genug.

(Abg. Dr. Bernhard Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ihr Antrag war entlarvend!)

Sie wollten keinen gemeinsamen Antrag.

(Zuruf des Abg. Alexander Schweitzer, SPD)

Den Kern unseres Antrages, dass die Freizügigkeit nur gewährleistet werden kann, wenn wir auf Dauer die Außengrenzen sichern und Frontex gefördert wird, haben Sie abgelehnt. Das ist der Punkt. Wenn Sie das als populistisch abtun, wissen wir doch, dass es Ihnen im Vorfall überhaupt nicht darum ging, einen gemeinsamen Antrag zu formulieren.

(Zurufe aus dem Hause)

Wo sollte da die Basis sein? Ich erinnere mich sehr gut an die Sitzung des Europaausschusses.

(Zuruf des Abg. Alexander Schweitzer, SPD)

Ich habe eingangs gesagt, dass es sicherlich keinen Sinn ergebe, darüber zu diskutieren, wenn der Hauptteil unseres Antrages von Ihnen nicht mitgetragen wird. Dann haben Sie zu mir gesagt, aber wir müssen doch darüber diskutieren. – Ich sagte, gut, dann diskutieren wir.

(Zuruf des Abg. Alexander Schweitzer, SPD)

Keine Wortmeldung kam. Insofern lassen Sie uns bei der Wahrheit bleiben. Sie wollten keinen gemeinsamen Antrag. Der Kern unseres Antrages steht fest, und wir lassen ihn uns auch nicht von Ihnen aufweichen.

Vielen Dank.

(Beifall der CDU – Zurufe der Abg. Michael Hüttner und Alexander Schweitzer, SPD)

Für die SPD-Fraktion spricht Frau Kollegin Scharfenberger.

Herr Seekatz, ich bedaure es sehr. Wir sind noch nicht einmal in eine Diskussion im Vorfeld des Ausschusses gekommen. Das wäre doch der erste Schritt gewesen, dass wir uns zusammengesetzt und überlegt hätten, wie wir einen gemeinsamen Antrag stricken können. Sie hatten einen Vorschlag, dann haben wir einen Vorschlag gemacht, aber wir sind noch nicht einmal in die Diskussion gekommen. Das bedaure ich sehr, gerade bei einem so wichtigen Punkt.

(Beifall bei SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich will noch etwas zu Studien sagen. Ich habe zum Beispiel eine Studie des Pew Research Centers mit Sitz in Washington gefunden. Darin wird festgestellt, dass wir in Europa eine Pro-Europa-Stimmung haben. Und zwar stellen sie fest, dass sie sich in Deutschland und Frankreich sogar um 18 % erhöht hat, in Holland um 15 %, in Spanien um 13 % und selbst in England um 10 %, vielleicht kann man auch sagen, dank Trump und May. Es gibt ganz viele Studien. Diese widerlegt komplett das, was Sie gesagt haben.

(Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Was heißt pro Europa denn? Was heißt das konkret?)

Herr Lohr, die EU wird nicht scheitern, weil Europa von Menschen gelebt wird und die meisten Menschen die Grenzen nicht einmal mehr in ihren Köpfen haben. Sie haben sie sicherlich noch in Ihren Köpfen, aber wir haben sie noch nicht einmal mehr in unseren Köpfen.

(Beifall bei SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD: Sie haben ganz andere Grenzen in Ihren Köpfen!)

Den Friedensprozess als populistische Angstmacherei zu bezeichnen, zeugt von einer Geschichtsunkenntnis,

(Heiterkeit bei dem Abg. Uwe Junge, AfD)

die entbehrt,

(Abg. Kathrin Anklam-Trapp, SPD: Ohnegleichen!)

die ohnegleichen ist, genau.

Ich möchte noch einen Satz in Erinnerung rufen, den Guido Westerwelle einmal gesagt hat. Er hat nämlich gesagt: „Die europäische Integration ist das erfolgreichste Friedensprojekt der Geschichte.“

(Glocke der Präsidentin)