Protocol of the Session on March 17, 2010

................................................................................................................................ 5091, 5094 Abg. Brandl, CDU:....................................................................................................................................... 5064 Abg. Dr. Krell, SPD:..................................................................................................................................... 5101 Abg. Dr. Wilke, CDU:................................................................................................................................... 5091 Abg. Eymael, FDP:...................................................................................................................................... 5080 Abg. Frau Beilstein, CDU:........................................................................................................................... 5092 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:..................................................................................................... 5065, 5071 Abg. Frau Dickes, CDU:.......................................................................................................... 5070, 5083, 5087 Abg. Frau Dr. Born-Siebicke, CDU:............................................................................................................. 5097 Abg. Frau Elsner, SPD:............................................................................................................................... 5106 Abg. Frau Huth-Haage, CDU:...................................................................................................................... 5102 Abg. Frau Mohr, SPD:................................................................................................................................. 5072 Abg. Frau Morsblech, FDP:................................................................................. 5063, 5069, 5085, 5088, 5100 Abg. Frau Schäfer, CDU:............................................................................................................................. 5107 Abg. Frau Schellhaaß, FDP:................................................................................ 5074, 5075, 5099, 5106, 5108 Abg. Fuhr, SPD:........................................................................................................................................... 5084 Abg. Klöckner, SPD:.................................................................................................................................... 5089 Abg. Kuhn, FDP:.......................................................................................................................................... 5103 Abg. Langner, SPD:..................................................................................................................................... 5098 Abg. Noss, SPD:.......................................................................................................................................... 5093 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 5088 Abg. Weiner, CDU:............................................................................................................................ 5073, 5081 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 5078 Bruch, Minister des Innern und für Sport:.......................................................................................... 5072, 5095 Dr. Bamberger, Minister der Justiz:............................................................................................................. 5089 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:.................................. 5066, 5086, 5104 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz:............... 5075, 5077, 5082, 5095, 5109 Präsident Mertes:.........................................................5063, 5064, 5065, 5066, 5069, 5070, 5071, 5072, 5073....................................................................................................................................... 5074, 5075, 5077, 5078 Vizepräsident Bauckhage:.........................................................................5086, 5087, 5088, 5089, 5091, 5092 Vizepräsident Schnabel:............................................................................5080, 5081, 5082, 5083, 5084, 5085 Vizepräsidentin Frau Klamm:......................................5093, 5094, 5095, 5097, 5098, 5099, 5100, 5101, 5102...............................................................................................5103, 5104, 5105, 5106, 5107, 5108, 5109, 5110

85. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 17. März 2010

Die Sitzung wird um 14:01 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich darf Sie herzlich zur 85. Plenarsitzung begrüßen. Frau Beilstein und Herr Guth werden mit mir die Sitzung leiten.

Entschuldigt haben sich die Kollegen Peter-Wilhelm Dröscher, Thomas Günther und Michael Hörter. Herr Staatssekretär Ebling ist in Vertretung der Ministerin zu einer Sitzung in Berlin.

Zum ersten Mal darf ich die Kollegin Heike Scharfenberger begrüßen. Frau Kollegin, seien Sie herzlich willkommen im Landtag zum ersten Mal bei einer Plenarsitzung! Alles Gute für Ihre weitere Arbeit!

(Beifall im Hause)

Geburtstage hatten der Kollege Fritz Presl – er ist unglaubliche 65 Jahre alt; lieber Fritz Presl, alles Gute – und Herr Dr. Peter Schmitz, 55 Jahre. Auch ihm gelten die besten Wünsche des Parlaments.

(Beifall im Hause)

Danke für Ihre Gratulation.

Lassen Sie mich zur Tagesordnung eine Bitte aussprechen. Die Landesregierung bat darum – es kommen noch neue Informationen –, dass wir, wenn der Herr Innenminister eintreffen wird, vor Fortführung der Tagesordnung einen kurzen Bericht über einen schrecklichen Unfall oder gar mehr bei der Polizei erfahren werden. Sind Sie damit einverstanden? – Herzlichen Dank.

Dann rufe ich zuerst einmal die Punkte auf, die vor der Feststellung der Tagesordnung zu beschließen sind. Die Beschlussempfehlung zur Änderung des Ministergesetzes ist fristgerecht verteilt worden. Der Antrag zu Punkt 23 der Tagesordnung zur Kürzung der Solarförderung wurde unter der Drucksachennummer 15/4359 verteilt. Er ist ebenfalls fristgerecht eingegangen. Ich würde Sie dann bitten, die Tagesordnung mit der Erweiterung so festzustellen.

Da ich sehe, dass der Minister noch nicht eingetroffen ist, was einfach damit zu tun hat, dass neue Informationen eingelaufen sind und das Parlament – so war auch meine Bitte – gerade über einen so schwierigen und besonders grausamen Fall informiert werden sollte, rufe ich Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Niedrige Anmeldezahlen bei der Realschule plus“ auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 15/4345 –

Für die FDP-Fraktion hat Frau Kollegin Morsblech das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf meine Ausführungen mit einem Zitat beginnen: „Was für ein mieser Start. Fünf von sechs Realschulen plus sind noch nicht einmal eröffnet, und schon jetzt zeichnet sich ab, dass mindestens zwei von ihnen ein vorzeitiges Ende nehmen werden. Die Realschule plus mag ein Wunschkind dieser Landesregierung sein, bei der Elternschaft ist sie ungeliebt. Die Akzeptanz ist ähnlich gering, wie sie es zuletzt bei den Hauptschulen gewesen war.“

(Fuhr, SPD: Schlechtreden!)

Meine Damen und Herren, das ist kein markiger Spruch der FDP-Oppositionsfraktion aus diesem Haus, sondern es ist ein Kommentar der „Allgemeinen Zeitung“ vom 23. Februar 2010 mit der Überschrift „Fehlstart“.

(Beifall bei der FDP – Frau Brede-Hoffmann, SPD: Ein Schelm, der Böses dabei denkt!)

Ich zitiere diesen Kommentar, weil es einer von einigen Hinweisen ist, dass wir in der Realität angekommen sind. Realität ist auch hier in der Landeshauptstadt Mainz, dass vier von sechs geplanten Realschulen plus die nötige Anmeldezahl von 51 Schülerinnen und Schüler nicht erreichen. Das ist eine Realität, auf die die Landesregierung reagiert, indem Staatssekretärin Reiß vermeldet, dass die Mainzer Anmeldezahlen sie nicht wirklich nachdenklich stimmen. Bislang gebe es für das Bildungsministerium keinen Grund, an der Akzeptanz des neuen Schulmodells zu zweifeln.

(Frau Brede-Hoffmann: So ist es!)

Die Eltern würden auch schlicht vergessen, ihre Kinder anzumelden, und ähnliche Probleme gebe es nur noch an zwei bis drei weiteren Standorten im Land, wo Schulträger Realschulen plus über Bedarf einrichten wollen.

Wenn man weiter eine kleine Presserecherche betreibt, dann findet man allein im Norden dieses Bundeslandes schnell weitere Hinweise darauf, dass die Realschule plus in der Tat oft die nötige Anmeldezahl von 51 Schülerinnen und Schülern gar nicht erst erreicht. Hier beschränkt es sich auch nicht auf zwei bis drei weitere Standorte.

„Rhein-Zeitung“, Lokalausgabe 9. März: Realschule plus Unkel 42 Anmeldungen.

„Nahezeitung“, 3. März: 44 Schülerinnen und Schüler für die Realschule plus in Baumholder.

„Rhein-Lahn-Zeitung“ Diez, 2. März: Realschule plus in Bad Ems 40 Anmeldungen, Nassau 34 Fünftklässler.

Die „Rhein-Zeitung“, Altenkirchen/Betzdorf, 27. Februar: Realschule plus Herdorf 43 Anmeldungen.

Meine Damen und Herren, ich möchte meine Redezeit jetzt nicht weiter mit diesen Meldungen verschwenden, aber es gibt in der Fläche unseres Landes

(Hartloff, SPD: Von wie viel Haupt- und Realschulen?)

ich habe allein einige wenige Beispiele aus dem Norden genannt, wo wir auf Anhieb auf die Presseartikel gestoßen sind – noch mehr dieser Fundstellen.

(Fuhr, SPD: Im Süden kennt sie sich nicht aus!)

Frau Ministerin, mich würde auch einmal interessieren, wie viele Realschulen plus an den Start gehen mit einer Anmeldezahl unter 51.

(Beifall der FDP)

Wenn man dann weiter in die Städte unseres Landes schaut, dann konnte man gestern in der „RHEINPFALZ“ im Lokalteil Kaiserslautern lesen, dass sich der Stadtrat angesichts der Schülerzahlen dazu entscheiden musste, die bisherigen vier Hauptschulen künftig höchstwahrscheinlich nur noch durch eine einzige Realschule plus zu ersetzen, da ansonsten nicht genügend Anmeldungen zusammenkommen. Heute kann man lesen, dass die Anmeldezahlen an den Kaiserslauterer Gymnasien gleichzeitig steigen, obwohl insgesamt die Schülerzahlen zurückgehen.

Auch hier gibt es einen Kommentar, den ich mit Genehmigung des Präsidenten zitieren darf. Es wird gesagt, das ist die denkbar schlechteste Lösung, die vor allem das Mainzer Bildungsministerium zu verantworten hat; denn das hat es abgelehnt, mit weniger als drei Klassen an den neuen Realschulen plus zu starten und somit beispielsweise auch der Schillerschule noch eine Chance zu geben. So wurde die neue Schulform quasi im Keim erstickt, bevor sie sich überhaupt entwickeln konnte, ein politischer Offenbarungseid.

Und weiter hinten: „Die Schulstrukturreform ist in Kaiserslautern zur Schulzerstörungsreform geworden“.

(Beifall der FDP)

Meine Damen und Herren, das sind leider keine Einzelfälle. Wir haben im Vorfeld immer wieder darauf hingewiesen, dass man genau die gleichen Entwicklungen in den Bundesländern beobachten konnte, die Haupt- und Realschulen zwangsfusioniert und durch eine ähnlich geartete neue Schule ersetzt haben. Es wurde hier immer wieder gesagt, dies sei Polemik der Opposition im Rahmen der Schulstrukturdebatte. Heute sind wir in der Realität angekommen

(Pörksen, SPD: Ihr nicht!)

und können gerade in den Städten genau das beobachten. Sie haben Akzeptanzprobleme mit der Realschule plus, und sie haben das Problem, dass sie mindestens die Dreizügigkeit und die Vierzügigkeit für die IGS vorschreiben. Wir werden auf Dauer weniger Schulen in der Fläche bekommen.

(Pörksen, SPD: Wegen der Schülerzahlen!)

Wir werden eine Zentralisierung im schulischen Bereich haben, (Glocke des Präsidenten)

die noch zu großen Diskussionen vor Ort führen wird. Ich glaube, da ist bei vielen die Botschaft noch gar nicht so angekommen. Sie werden damit einen Teil unserer heutigen gesunden Schullandschaft kaputtmachen. Ich werde gleich noch auf die zentralen qualitativen Probleme eingehen und auf die gestrige Debatte, die wir durch die Verbände schon erleben durften.

Danke schön.

(Beifall der FDP)

Ich erteile dem Kollegen Brandl das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Gerade in der Kommunalpolitik erleben wir im Moment hautnah die Auswirkungen der Schulstrukturreform bei uns in Rheinland-Pfalz. Die Kreise geben viel Geld für Schulentwicklungspläne aus, treffen Entscheidungen für Investitionen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können, gründen neue Schulen und setzen somit das Gesetz der Landesregierung um.

Trotzdem gestaltet sich die praktische Umsetzung der Reform, insbesondere bei der Realschule plus, schwierig. Warum ist das so? – Das ist ganz einfach. Der Inhalt verändert sich nämlich nicht allein durch den Austausch eines Türschildes, und schon gar nicht verbessert sich die Qualität.

(Beifall der CDU)

Wir hatten für das kommende Schuljahr 56 Optionen auf Realschulen plus. Davon können neun Optionen mangels Schüler- bzw. Elterninteresse nicht eingelöst werden. Interessant ist dabei, dass die überwiegende Zahl der nicht eingelösten Optionen Realschulen plus in integrativer Form betrafen und laut VDR die Erwartungen an die kooperativen Realschulen plus oft deutlich übertroffen wurden.