Wir hatten für das kommende Schuljahr 56 Optionen auf Realschulen plus. Davon können neun Optionen mangels Schüler- bzw. Elterninteresse nicht eingelöst werden. Interessant ist dabei, dass die überwiegende Zahl der nicht eingelösten Optionen Realschulen plus in integrativer Form betrafen und laut VDR die Erwartungen an die kooperativen Realschulen plus oft deutlich übertroffen wurden.
Zu behaupten, dass die Schülerzahlen für die neuen Realschulen plus konstant seien, ist schlichtweg falsch. Die Schülerzahl an den Realschulen plus sinkt, und die Zahl der Gymnasiasten steigt, was angesichts der demografischen Entwicklung wohl einen Trend zugunsten des Gymnasiums darstellt.
Die Eltern sind daher verunsichert und stimmen zu Hunderten mit den Füßen ab, was wir aber alle so wollten; denn die Wahlfreiheit ist ein zentraler und offensichtlich auch ein sehr lebendiger Bestandteil unseres Schulsystems.
Dann muss man aber auch mit den Konsequenzen leben und insbesondere die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Dabei will ich Ihnen gern helfen.
Gerade bei der Realschule plus gibt es nämlich eine erhebliche Verunsicherung der Eltern in Bezug auf die Wahl des Schultyps.
Wenn die ADD dann noch Zwischenkonstrukte, wie etwa minimal integrative Lösungen, zulässt, darf man sich nicht wundern, wenn die Verunsicherung noch mehr zunimmt. Dabei braucht man einfach nur einmal den Eltern zuzuhören, die sich überwiegend für kooperative Modelle entscheiden, was insbesondere die Position der CDU ist.
Damit wir nicht wieder in ideologische Debatten abgleiten, will ich Ihnen gleich den Wind aus den Segeln nehmen. Auch wenn wir die Realschule plus nicht gewollt haben, ist es doch an der Zeit, Schülern, Eltern, Lehrern und auch der Wirtschaft wieder eine verlässliche Schulstruktur und verlässliche Abschlüsse zu bieten. Daher werden wir alles tun, damit diese Schulart ein Erfolg wird.
Der erste Schritt zur Verbesserung der Situation, zur Verbesserung der Qualität der Realschule plus ist die Erkenntnis, dass es einen Verbesserungsbedarf gibt. Nachdem ich mir die bisherigen Debatten angehört und die Meinungen der Vertreter der SPD und der Regierung mitbekommen habe, habe ich den Eindruck gewonnen, dass wir in Rheinland-Pfalz in einem bildungspolitischen Schlaraffenland leben müssen: Alles ist wunderbar; keiner hat einen Grund, sich zu beschweren. Was wollen eigentlich all die Störenfriede? – Nach Ihrer Meinung fordern die wohl unberechtigt Korrekturen.
Das ist aber grundlegend falsch. Ich kann Ihnen aus den letzten vier Monaten meiner Parlamentszugehörigkeit erzählen, dass ich zig Gespräche mit Vertretern von Verbänden, mit Eltern, Lehrern und Schülern geführt habe, die massive Probleme in diesem Bildungssystem anprangern.
Die Folgen sind bekannt. Kollegin Morsblech hat es angesprochen: Vorher gut funktionierenden Schulen brechen die Anmeldezahlen weg; Optionen können trotz politischen Willens aufgrund der notwendigen Dreizügigkeit nicht eingelöst werden. Im Extremfall werden Schulen sogar schließen müssen.
In dem Zusammenhang darf ich dieselbe Quelle, nämlich „DIE RHEINPFALZ“ von heute, zitieren, die die Verantwortung dafür, dass Schulen geschlossen werden müssen, die nicht mehr dreizügig sind, klar beim Mainzer Bildungsministerium sieht. Dem steht unsere Position gegenüber: Wir räumen die Möglichkeit, zweizügige Schulen zu schaffen, ein und wollen kleinere Schulen erhalten, sodass wir eine wohnortnahe und qualifizierte Bildung in Rheinland-Pfalz haben.
Nun kommen wir zu dem Thema: Wie stärken wir die Realschule plus? Dazu will ich Ihnen stichwortartig fünf Forderungen mitgeben.
1. Gleiche Stundenzuweisungen an die Realschule plus und an die IGS wären sicher ein erster wichtiger Schritt, um die kontinuierliche Bevorzugung der IGS auszugleichen.
2. Zentrale Schulabschlüsse in allen Bildungsgängen sind für die Chancengleichheit der Schüler unabdingbar.
3. Mehr Förderstunden, insbesondere für die schwächeren Schüler in der Orientierungsstufe an den Realschulen plus, sind dringend notwendig.
4. Kleinere Klassen sind der Schlüssel zum Erfolg. Im Hauptschulbildungsgang sollte die Klassengröße maximal 20 Schüler betragen. Das würde die Qualität erhalten.
5. Eine engere Verzahnung zwischen Schule und Wirtschaft ist zu forcieren. Das heißt, insbesondere in der Berufsvorbereitung auf mehr Praxisnähe zu achten.
Das war die erste Rede des Kollegen Brandl. Deswegen haben wir ihm auch ein paar Sekunden mehr Redezeit gegeben.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das war heute wieder einmal eine Aktuelle Stunde, eingeläutet von der FDP, insbesondere von der Kollegin Morsblech, in der es nach dem Prinzip ging: Wenn ich es nur oft genug sage, glaube ich es wenigstens selbst. – Frau Kollegin, wir hatten in der letzten Plenarsitzung eine Aktuelle Stunde zu nahezu dem gleichen Thema.
Wir haben von Ihnen, außer dass Sie uns ein Papier mit einem regelrechten Zahlenfriedhof vorgelesen haben – ich habe auch ein ganz umfangreiches dabei, das kann ich Ihnen ebenfalls vorlesen –, nicht einen einzigen neuen Satz gehört. Sie haben das alles immer schon gesagt, Sie haben das immer schon gewusst.
Gleichzeitig müssen auch Sie konstatieren – Sie haben es heute in Ihrem Redebeitrag sogar konstatiert –, keiner wolle die Realschule plus, alle Schulen gingen dabei kaputt. Aber Sie stellen dann doch fest, dass eine große Zahl von Eltern versucht, ihre Kinder an einer IGS anzumelden, und dass eine große Zahl von Schulträgern versucht, Integrierte Gesamtschulen genehmigt zu bekommen.
Landkreis Germersheim: Eine IGS ist beantragt, aber nicht genehmigt worden. Interessanterweise will der Landkreis die Realschule plus jetzt aber doch nicht installieren. Man kann lange darüber nachdenken, ob es da nicht Menschen im Hintergrund gibt, die einfach das probieren, was Sie auch probieren, Frau Kollegin: durch ständiges Wiederholen doch irgendwann einmal die Botschaft in den Köpfen zu verankern, dass das eine schlechte Schulform sei.
sondern nur kurz versuchen, die Mainzer Zahlen zu erläutern. Dort steht bereits im Schulentwicklungsplan – das wollte nur der Stadtrat in seiner Güte nicht lesen –, dass die Schüler- und Schülerinnenzahl für die Zahl der vorgeschlagenen Realschulen plus nicht ausreichen wird, sondern die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die derzeit in der Stadt Mainz die vierte Klasse besuchen – dabei hat man den Schnaps aus dem Landkreis Mainz-Bingen mit draufgerechnet –, maximal für fünf Realschulen plus ausreicht und, so steht es im Schulentwicklungsplan, bei vollem Besuch der vorgesehenen Integrierten Gesamtschulen auch die fünf Realschulen plus nicht zu füllen sein werden. Der Stadtrat wollte das nicht glauben und hat trotzdem beschlossen, sechs Realschulen plus zu beantragen.
Herausgekommen ist dabei, drei Integrierte Gesamtschulen sind mit so vielen Anmeldungen konfrontiert worden, dass man eine weitere, sechszügige IGS errichten könnte. So viele Schülerinnen und Schüler mussten dort abgelehnt werden. Das heißt: volle Integrierte Gesamtschulen und nicht mehr genügend Schülerinnen und Schüler für sechs Realschulen plus. Die waren physisch gar nicht vorhanden. Wo es sie nicht gibt, können sie auch nicht bei Schulen angemeldet werden.
Nun sind vier starke Realschul-plus-Standorte mit den entsprechenden Zahlen belegt worden. Wenn man jetzt hingehen und an einzelnen dieser Standorte sagen würde, ihr dürft aber nicht mehr als dreizügig werden, könnte man auf die Idee kommen, die Schüler an die Standorte zwangszuverfrachten, die es jetzt nicht geschafft haben, auf eine Schülerzahl von 51 zu kommen.
Ich bin froh, dass unser Schulverwaltungsamt auf eine so verrückte Idee nicht kommt, sondern den Eltern an den Schulen, an denen die Zahl 51 nicht erreicht worden ist, empfiehlt, sich an die großen und starken Realschulstandorte zu wenden und die Kinder dort anzumelden. Frau Kollegin, das wird passieren.
Darüber hinaus stellen wir in Mainz das fest, was übrigens alle anderen Schulträger auch feststellen. Um die Zeit, zu der wir jetzt diskutieren und ein bisschen Kaffeesatz lesen, gibt es zum Bespiel in Mainz noch 99 Kinder – oder sagen wir 99 Kindernamen aus den Listen der Viertklässerinnen und Viertklässer –, deren Namen bei keiner weiterführenden Schule in der Stadt Mainz erscheinen. Entweder haben es die Eltern bis jetzt versäumt, die Kinder anzumelden, oder aber diese Kinder sind im Landkreis oder vielleicht sogar in Hessen angemeldet worden. Das kann alles sein. 99 Namen fehlen auf jeden Fall. Bei anderen Schulträgern ist das auch so.
Wir sehen andere Phänomene. Da ist zum Beispiel im Landkreis eine neue Schule gebaut worden oder eine Situation wie im Bereich Unkel, wo in NordrheinWestfalen Gott sei Dank der dortige Schulträger seine Aufgabe erfüllt und eine neue Schule gebaut hat. Schwupps fehlen Kinderzahlen in Unkel. Wen wundert das? Die Schule in Nordrhein-Westfalen muss bitte auch gefüllt werden.
Daher ist das, was Sie heute an Zahlenspielereien gemacht haben, ziemlich unseriös und ziemlich viel Kaffeesatz.
Frau Kollegin, darüber hinaus möchte ich einfach nur darauf hinweisen, dass Sie sich vielleicht einmal mit der FDP-Kollegin aus Hessen zusammentun und sich von ihr erklären lassen sollten, weshalb sie jetzt genau auf die Idee gekommen ist, die wir in Rheinland-Pfalz schon erfolgreich umgesetzt haben, und dort eine entsprechende Schule einrichten will. Die Kollegin in Hessen sagt, die Hauptschule wird nun endgültig zum Auslaufmodell.