Protocol of the Session on November 11, 2009

.........................................................................4633, 4634, 4635, 4637, 4639, 4652, 4664 Abg. Billen, CDU:..................................................................................................................... 4634, 4635, 4636 Abg. Bracht, CDU:......................................................................................................... 4634, 4636, 4637, 4675 Abg. Dincher, CDU:..................................................................................................................................... 4690 Abg. Dr. Enders, CDU:...................................................................................................................... 4626, 4630 Abg. Dr. Wilke, CDU:......................................................................................................................... 4637, 4676 Abg. Eymael, FDP:.............................................................................................. 4631, 4635, 4639, 4641, 4657 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:......................................................................................................... 4629, 4630 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:............................................................................................................... 4683 Abg. Frau Dickes, CDU:.............................................................................................................................. 4681 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................................... 4631 Abg. Frau Grosse, SPD:.............................................................................................................................. 4628 Abg. Frau Hayn, CDU:................................................................................................................................. 4681 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:..................................................................................................................... 4656 Abg. Frau Mohr, SPD:................................................................................................................................. 4658 Abg. Frau Morsblech, FDP:..................................................................................................... 4685, 4686, 4692 Abg. Frau Sahler-Fesel, SPD:........................................................................................................... 4677, 4681 Abg. Frau Schäfer, CDU:............................................................................................................................. 4631 Abg. Frau Schellhaaß, FDP:.............................................................................................................. 4629, 4631 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:............................................................................................. 4636, 4637 Abg. Frau Schmitt, SPD:............................................................................................................................. 4663 Abg. Frau Thelen, CDU:.............................................................................................................................. 4629 Abg. Günther, CDU:........................................................................................................................... 4628, 4630 Abg. Hartloff, SPD:........................................................................................................ 4640, 4651, 4654, 4668 Abg. Hoch, SPD:................................................................................................................................ 4636, 4638 Abg. Hüttner, SPD:...................................................................................................................................... 4634 Abg. Klöckner, SPD:.................................................................................................................................... 4691 Abg. Lammert, CDU:................................................................................................................................... 4689 Abg. Licht, CDU:............................................................................................................ 4635, 4636, 4637, 4643 Abg. Mertin, FDP:................................................................................................ 4646, 4648, 4653, 4671, 4678 Abg. Puchtler, SPD:............................................................................................. 4624, 4626, 4643, 4644, 4647 Abg. Schreiner, CDU:........................................................................................................................ 4645, 4647 Abg. Wansch, SPD:..................................................................................................................................... 4625 Abg. Wehner, SPD:..................................................................................................................................... 4676 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................................... 4630 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 4659 Bruch, Minister des Innern und für Sport:..................................................4633, 4634, 4635, 4636, 4637, 4642 Dr. Klär, Staatssekretär:.............................................................................................................................. 4693 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:.......................................................................... 4624, 4625, 4626, 4649, 4673 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:............................................ 4679, 4687 Habermann, Staatssekretär:................................................................................ 4627, 4628, 4629, 4630, 4631 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:............................................ 4632, 4655

...............................................4624, 4625, 4626, 4627, 4628, 4629, 4630, 4631, 4632, 4633...........................................................................4634, 4635, 4636, 4637, 4638, 4639, 4640, 4641, 4642, 4643........................................................................................................................................................... 4644, 4645 Vizepräsident Bauckhage:.................................4670, 4673, 4675, 4676, 4677, 4678, 4679, 4680, 4681, 4683 Vizepräsident Schnabel:................................................................................................ 4659, 4662, 4664, 4668 Vizepräsidentin Frau Klamm:......................................4646, 4647, 4648, 4649, 4651, 4652, 4653, 4654, 4655.....................................................................................4656, 4657, 4658, 4685, 4686, 4687, 4688, 4689, 4691................................................................................................................................................. 4692, 4693, 4694

77. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 11. November 2009

Die Sitzung wird um 11:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie herzlich zur 77. Plenarsitzung am 11.11.

Frau Beilstein und Herr Guth werden mit mir gemeinsam die Sitzung leiten.

Entschuldigt sind Herr Abg. Werner Kuhn, Herr Abg. Dr. Lars Kützing, Frau Staatsministerin Malu Dreyer und Frau Staatssekretärin Jacqueline Kraege. Frau Dreyer befindet sich auf der bundesweiten Konferenz zum Impfproblem.

Wir hatten am 26. Oktober 2009 den Geburtstag des Herrn Kollegen Matthias Krell zu feiern. Er wurde 50. Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Da ich ihn nicht sehe, gehe ich davon aus, dass er noch am feiern ist.

(Heiterkeit im Hause)

Wir begrüßen derzeit regelmäßig neue Kolleginnen und Kollegen. Wir haben einmal Frau Irmgard Fürst zu begrüßen. Herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Wir haben Herrn Martin Brandl zu begrüßen. Herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Ferner haben wir Frau Dr. Gisela Born-Siebicke zu begrüßen. Herzlich willkommen!

(Beifall im Hause)

Wir beginnen nun mit der Arbeit, indem wir in die Tagesordnung einsteigen. Zum Tagesordnungspunkt 9, „Landesgesetz zur Änderung des Landeswahlgesetzes und des Abgeordnetengesetzes Rheinland-Pfalz“, und zum Tagesordnungspunkt 10, „Landesgesetz zur Änderung der Neufassung des Ausführungsgesetzes zu Artikel 10 GG und zur Fortentwicklung verfassungsschutzrechtlicher Vorschriften“, müssen wir die Frist verkürzen. Mit der Annahme der Tagesordnung ist das geschehen. – Sind Sie mit der Tagesordnung einverstanden? – Dann wollen wir so verfahren wie vorgeschlagen und vom Ältestenrat vorgesehen.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 15/3978 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frank Puchtler und Thomas Wansch (SPD), Auswirkungen der Planungen der neuen Bundesregierung auf die öffentlichen Haushalte in Rheinland-Pfalz – Nummer 1 der Drucksache 15/3978 – betreffend, auf.

Wer trägt die Fragen vor? – Herr Frank Puchtler. Sie wissen, Sie müssen den Vorspann nicht vorlesen.

Danke für die Information.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Welche Auswirkungen würden diese von der Bundesregierung ausweislich des Koalitionsvertrages in den kommenden Jahren geplanten umfangreichen finanzwirksamen Maßnahmen und steuerrechtlichen Änderungen auf den Haushalt des Landes Rheinland-Pfalz haben?

2. Welche Auswirkungen würden diese Änderungen auf die Kommunalhaushalte in Rheinland-Pfalz haben?

3. Teilt die Landesregierung die bereits deutlich gewordene ablehnende Haltung der Ministerpräsidenten anderer Bundesländer gegenüber den Plänen der Bundesregierung auch mit Blick auf die Vertretung gemeinsamer Interessen der Bundesländer und vor dem Hintergrund der neuen Schuldenregel im Grundgesetz?

4. Wie beurteilt die Landesregierung die konjunkturpolitischen Effekte der geplanten Änderungen und ihren vermeintlichen Selbstfinanzierungscharakter?

Für die Landesregierung antwortet Herr Finanzminister Dr. Kühl. Bitte schön.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich beantworte die Mündliche Anfrage für die Landesregierung wie folgt:

Zu den Fragen 1 und 2: Allein die im Koalitionsvertrag genannten steuerlichen Maßnahmen würden bei voller Wirksamkeit ab 2013 bundesweit einen dauerhaften Steuereinnahmeausfall in Höhe von ca. 32 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Davon würden auf den Landeshaushalt 530 Millionen Euro und auf die Kommunen in Rheinland-Pfalz 226 Millionen Euro entfallen. Ohne einen Belastungsausgleich für die Kindergelderhöhung liegen die Einnahmeausfälle deutlich darüber.

Hinzu treten Vorhaben auf der Ausgabenseite, die sich derzeit allerdings noch nicht quantifizieren lassen. Insbesondere werden Ausgabenerhöhungen für Bildung und Forschung angekündigt, die, wie beispielsweise beim BAföG oder der Einrichtung eines nationalen Sti

pendienprogramms, eine Kofinanzierung durch die Länder als gegeben voraussetzen.

Da jedoch alle Maßnahmen auf der Ausgabenseite unter Finanzierungsvorbehalt stehen, kann davon ausgegangen werden, dass die Ankündigungen der Koalitionäre angesichts der geplanten Steuersenkungen zur Disposition stehen.

Zu Frage 3: Die ablehnende Haltung zahlreicher Ministerpräsidenten – auch solcher aus CDU-regierten Ländern – ist nachvollziehbar. Den Länderhaushalten würden dauerhaft mehr als 11 Milliarden Euro pro Jahr entzogen, den kommunalen Haushalten nahezu 5 Milliarden Euro. Der Einstieg in den Abbau des strukturellen Defizits zum Jahr 2020, der in den Jahren 2011 bzw. 2012 je nach konjunktureller Situation in allen Ländern beginnen muss, wird durch Einnahmeausfälle in der zuvor genannten Größenordnung massiv erschwert.

Bei unterschiedlichen Bewertungen über die ökonomischen Wirkungen der geplanten neuen Steuerrechtsänderungen ab dem 1. Januar 2010 gehe ich davon aus, dass nahezu alle Länder eine finanzielle Kompensation gegenüber dem Bund einfordern werden. Meine sehr geehrte Damen und Herren, das sogenannte Wachstumsbeschleunigungsgesetz darf für die Länder nicht zu einem Verschuldungsbeschleunigungsgesetz werden.

Zu Frage 4: Die Steuersenkungspläne der Bundesregierung sind keine konjunkturpolitische Maßnahme. Sie erfüllen nicht die drei wesentlichen Voraussetzungen einer wirksamen Konjunkturpolitik. Die sogenannten drei Z, die eine gute Konjunkturpolitik ausmachen, sind nicht erfüllt: zeitnah, zeitlich befristet und zielgenau. Die Maßnahmen kommen zu spät, sie sind nicht befristet, und sie setzen nicht an den derzeitigen konjunkturpolitischen Risiken an. Zudem lassen die Maßnahmen der Bundesregierung befürchten, dass andere gegebenenfalls notwendige konjunkturpolitische Maßnahmen nicht mehr zu finanzieren sind. So könnte Mitte des nächsten Jahres eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes geboten sein. Ebenso ist eine ernsthafte Kreditklemme zu befürchten, die ein Eingreifen des Staates erfordert.

Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, dass ein möglicher Selbstfinanzierungseffekt zeitlich allenfalls sehr verzögert erwartet werden kann. Dabei muss eine große Steuersenkung im Gesamtkontext aller ausgelösten Budgetänderungen beurteilt werden. Die Bremseffekte der zur Gegenfinanzierung notwendigen Ausgabensenkungen insbesondere bei staatlichen Investitionen und der gegenläufige Effekt der noch zu erwartenden Abgabenerhöhungen sind gegenzurechnen.

Meine Damen und Herren, der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung führt zu der Frage des Selbstfinanzierungseffektes Folgendes aus – Herr Präsident, mit Ihrem Einverständnis darf ich zitieren –: „Steuersenkungen sind mit dem Zwang zur Haushaltskonsolidierung nicht vereinbar; sie wären es nur dann, wenn damit ein Selbstfinanzierungseffekt von über 100 v. H. einherginge. Für einen Effekt solchen Ausmaßes gibt es aber keinerlei empirische Belege“. – So die Aussage des Sachverständigenrats. Ich meine, das spricht für sich.

Danke schön.

(Beifall der SPD )

Gibt es Zusatzfragen? – Bitte schön, Herr Wansch.

Herr Minister, wie beurteilen Sie die verteilungspolitischen Wirkungen des sogenannten Wachstumsbeschleunigungsgesetzes unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit?

Herr Abgeordneter Wansch, ich halte die verteilungspolitischen Wirkungen – um es einmal vorsichtig auszudrücken – für unzulänglich.

(Zuruf des Abg. Dr. Weiland, CDU)

Man muss sich immer zwei Dinge vor Augen führen und zwei Effekte beurteilen. Der erste Effekt ist: Wer wird durch die Steuersenkung entlastet? – Der zweite Effekt ist: Wer trägt die Kosten der Entlastung? Wer muss die Gegenfinanzierung stemmen?

(Zuruf des Abg. Dr. Weiland, CDU)

Ich möchte Ihnen das am Beispiel der Entlastungen oder der Vergünstigungen beim Kindergeld und bei den Kinderfreibeträgen deutlich machen. Wer wird bei dieser Maßnahme entlastet? Die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen bis 36.000 Euro erhalten alle pro Monat 20 Euro mehr an Kindergeld.

Die Bezieher eines Einkommens von mehr als 36.000 Euro erhalten alle – mit zunehmendem Einkommen steigend – ein höheres zusätzliches Kindergeld bzw. über die Freibeträge mehr Geld für ihre Kinder. Dieser zweite Effekt, die Erhöhung des Freibetrags, den die Regierung vornimmt, ist im Übrigen nicht zwingend. Das Verfassungsgericht hat gesagt: Ein Freibetrag von 5.800 Euro muss für das Existenzminimum des Kindes gewährleistet werden. Alles darüber hinaus ist verfassungsrechtlich nicht zwingend. Der Betrag liegt momentan bei ca. 6.000 Euro, und die neue Koalition in Berlin will ihn auf 7.000 Euro erhöhen.

Besonders bedenklich ist, dass die Kinder von Hartz VIEmpfängern natürlich nicht von dem Freibetrag, aber auch nicht von der Kindergelderhöhung profitieren, weil sie das erhöhte Kindergeld auf die Bedarfsgemeinschaft angerechnet bekommen.

(Wirz, CDU: Ja!)