Protocol of the Session on February 5, 2009

............................................................................................................................... 3737, 3743 Abg. Bracht, CDU:............................................................................................................................. 3752, 3754 Abg. Creutzmann, FDP:................................................................................................. 3738, 3744, 3778, 3780 Abg. Dötsch, CDU:...................................................................................................................................... 3776 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:.................................................................................................... 3739, 3757, 3762 Abg. Dr. Schmitz, FDP:...................................................................................................................... 3755, 3761 Abg. Eymael, FDP:........................................................................................................ 3735, 3740, 3748, 3752 Abg. Frau Elsner, SPD:..................................................................................................................... 3763, 3768 Abg. Frau Grosse, SPD:.................................................................................................................... 3756, 3761 Abg. Frau Sahler-Fesel, SPD:..................................................................................................................... 3769 Abg. Frau Schäfer, CDU:................................................................................................................... 3762, 3767 Abg. Frau Schellhaaß, FDP:.................................................................................................... 3764, 3768, 3772 Abg. Frau Steinruck, SPD:............................................................................................ 3776, 3777, 3778, 3781 Abg. Frau Wopperer, CDU:......................................................................................................................... 3770 Abg. Licht, CDU:...................................................................................................................... 3734, 3742, 3746 Abg. Mertes, SPD:............................................................................................................................. 3745, 3751 Abg. Puchtler, SPD:........................................................................................................................... 3734, 3739 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz:....................................................... 3765 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen:...................... 3758, 3773, 3779 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:............................................ 3749, 3753 Prof. Dr. Deubel, Minister der Finanzen:...............................3735, 3737, 3738, 3739, 3741, 3742, 3743, 3745 Präsident Mertes:...................................................................3734, 3735, 3737, 3738, 3739, 3740, 3741, 3742................................................................................................................................................. 3743, 3744, 3745 Vizepräsident Bauckhage:...............................................................3775, 3776, 3777, 3778, 3779, 3780, 3781 Vizepräsident Schnabel:........................................................3745, 3746, 3748, 3749, 3751, 3752, 3753, 3754................................................................................................................................................. 3755, 3756, 3757 Vizepräsidentin Frau Klamm:................................................3758, 3760, 3761, 3762, 3763, 3764, 3765, 3767............................................................................................................................. 3768, 3769, 3770, 3772, 3773

61. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 5. Februar 2009

Die Sitzung wird um 09:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf Sie herzlich zur 61. Plenarsitzung des Landtags RheinlandPfalz begrüßen. Frau Anklam-Trapp und Frau Lejeune werden mich als schriftführende Abgeordnete bei der Führung der Sitzung unterstützen.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Marlies Kohnle-Gros, Bettina Dickes, Nicole Morsblech, Staatsminister Dr. Heinz Georg Bamberger und die Staatssekretäre Martin Stadelmaier (vormittags) sowie Michael Ebling.

Die Tagesordnung haben wir gestern schon festgelegt.

Meine Damen und Herren, wir beginnen aber natürlich mit dem Glückwunsch an den Ministerpräsidenten, der heute 60 Jahre jung oder alt wird. Er hat 30 Jahre dieses Lebens in diesem Parlament verbracht und ist damit der dienstälteste Abgeordnete. Das ist an sich kein Verdienst allein, aber das ist schon viel Kraft, die er hier gegeben hat. Das Zweite ist, er ist mit 15 Jahren Amtszeit der dienstälteste Ministerpräsident. Er hat unser Land geprägt und vieles in neue Richtungen gebracht. Das war nicht immer einfach, und es war manchmal auch umstritten. Das ist keine Frage. Aber heute ist zuerst einmal vielleicht die Minute, in der wir uns einfach freuen, dass er gesund 60 wird. Wir wünschen ihm für die Zukunft, dass er das Leben gesund und voller Kraft fortsetzen kann. Herzlichen Glückwunsch!

(Lang anhaltend Beifall im Stehen im Hause – Die Fraktionsvorsitzenden von SPD, FDP und CDU gratulieren Ministerpräsident Beck)

Meine Damen und Herren, es ist üblich, dass Abgeordnete, die am Tag des Plenums Geburtstag haben, vom Präsidenten eine Kiste Wein bekommen. So möchte ich dem Abgeordneten Beck das Gleiche zukommen lassen wie jedem anderen auch in diesem Haus.

(Landtagspräsident Mertes überreicht Minister- präsident Beck eine Kiste Wein – Ministerpräsident Beck: Vielen Dank, Herr Präsident! – Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, der Ernst des Lebens hat uns wieder eingefangen.

Ich rufe Punkt 15 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 15/3070 –

Gäste sind noch keine da. Sie wissen auch, dass wir heute gegen 14:00 Uhr im Einvernehmen mit allen Fraktionen die Sitzung beenden wollen, weil wir dann – so wir wollen – an der Feier teilnehmen wollen.

Wir haben drei Mündliche Anfragen, die im Thema alle vom Finanzminister beantwortet werden. Ich darf Ihre Zustimmung erbitten, dass wir die auch gemeinsam aufrufen. – Das ist wohl der Fall.

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frank Puchtler, Petra Elsner, Bernd Lang und Anne Spurzem (SPD), Projekt Nürburgring 2009 – Nummer 1 der Drucksache 15/3070 – betreffend, die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Alexander Licht und Michael Billen (CDU), Finanzierung der NürburgringInvestitionen – Nummer 2 der Drucksache 15/3070 – betreffend sowie die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Günter Eymael und Herbert Mertin (FDP), Private Baumaßnahmen am Nürburgring – Nummer 3 der Drucksache 15/3070 – betreffend, auf.

Dann bitte ich, mit der Mündlichen Anfrage Nummer 1 zu beginnen. Wer spricht? – Herr Puchtler, bitte schön.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen wären bei einem Verzicht auf das Projekt Nürburgring 2009 auf die Nürburgring GmbH und die Region insgesamt zu erwarten gewesen?

2. Welche Vorteile haben sich die Nürburgring GmbH und ihr Projektpartner Mediinvest durch das von IPC/Pinebeck entwickelte Finanzierungskonzept erwartet?

3. Plant die Nürburgring GmbH möglicherweise weiter mit IPC/Pinebeck zusammenzuarbeiten, nachdem im Herbst ein Engagement gescheitert ist?

4. Wird das Gesamtprojekt planmäßig zum diesjährigen Formel-1-Wochenende fertiggestellt werden?

Danke schön.

Dann erteile ich das Wort an Herrn Abgeordneten Licht.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Aus welchen Gründen und aus welchen Mitteln hat die Nürburgring GmbH welcher PinebeckGesellschaft ein Darlehen über drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt?

2. Zu welchen Konditionen (wie Laufzeit, Zinsen, Rück- zahlungsmodalitäten und Sicherung) wurde das Darlehen gewährt?

3. Worin bestand die mit 50.000 Euro vergütete Leistung der Firma Pinebeck, über die das Darlehen ge

leitet wurde, wo doch die Nürburgring GmbH an der MSR direkt beteiligt ist?

4. Aus welchen Gründen wurde das Darlehen unmittelbar nach dem Bekanntwerden der zusätzlichen Finanzierungsleistungen staatlich geführter Unternehmen für die Investitionen am Nürburgring zurückgezahlt?

Danke schön, Herr Licht.

Herr Eymael, bitte schön.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Warum hat die Landesregierung ihre Führsorgepflicht gegenüber der mittelständischen Wirtschaft bei der Ausarbeitung der Ausschreibungsbedingungen zur Verwirklichung der Baumaßnahme „Dorf Eifel“ vor dem Hintergrund der o. a. sehr hohen öffentlichen Förderungen nicht wahrgenommen?

2. Welchen Sinn und Zweck haben die 10 %ige Gesellschafterbeteiligung der Nürburgring GmbH an der MSR, die stille Einlage in Höhe von 29 Mio. Euro über die RIM sowie die von der ISB im Rahmen eines Konsortialkredits gewährten mindestens 9 Mio. Euro, wenn trotz dieser umfangreichen staatlichen Unterstützung nicht gewährleistet ist, dass auch heimische, insbesondere mittelständische Unternehmen an den Ausschreibungen teilnehmen und zum Zuge kommen können?

3. Wann ist seitens der Nürburgring GmbH beabsichtigt, sich wieder vollständig aus der MSR zurückzuziehen?

4. Inwieweit hält es die Landesregierung im Sinne der öffentlichen Förderung für gerechtfertigt, dass der Geschäftsführer von Mediinvest trotz der finanziellen Turbulenzen weiterhin in Doppelfunktion auch als Geschäftsführer bei der Motorsport Resort Nürburgring GmbH (MSR) tätig ist?

Herzlichen Dank.

Es antwortet der Finanzminister, Herr Deubel. Bitte schön.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich beantworte die diversen Anfragen aus den Fraktionen der SPD, der CDU und der FDP wie folgt:

Zunächst die Anfrage der SPD:

Zu Frage 1: Da die Verluste aus der Formel 1 steigende Tendenz aufweisen, war spätestens seit 2004 klar, dass eine Änderung des Geschäftsmodells des Nürburgrings notwendig ist. Letztendlich bestanden zwei Alternativen. Bei der Alternative 1 wird die Formel 1 ersatzlos eingestellt, was zunächst zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation am Nürburgring führen würde. Die mittelfristigen Folgen wären allerdings am treffendsten als „langsames Siechtum“ zu kennzeichnen. Die Gewinne im verbleibenden Kerngeschäft würden sich binnen weniger Jahre von heute rund 5 Millionen Euro pro Jahr in Richtung null entwickeln. Unmittelbar am Ring würden ca. 200 Arbeitsplätze verloren gehen, und auch die bisher sehr erfolgreiche Entwicklung des Gewerbeparks, der eigentlich demnächst erweitert werden müsste, würde abrupt gestoppt. In der Region wäre der Abbau weiterer Arbeitsplätze programmiert. Die Situation würde schließlich etwa der zu Anfang der 90er-Jahre entsprechen. Dies wäre deshalb mit Sicherheit keine verantwortbare Alternative.

Bei der Alternative 2, nämlich der Realisierung des Projekts „Nürburgring 2009“, ist dagegen mit weiterem deutlichen Wachstum für den Ring und die Region zu rechnen. In Daten und Fakten: rund 500.000 zusätzliche Besuche pro Jahr, knapp 200.000 zusätzliche Übernachtungen pro Jahr, ca. 50 Millionen Euro zusätzlicher jährlicher Umsatz in der Region, rund 500 zusätzliche Arbeitsplätze unmittelbar am Ring und weitere in der Region, und schließlich weitere Wachstumschancen für den Gewerbepark und die bestehenden Gesellschaften. –

Wirtschaftlich besteht bei dieser Alternative durchaus die Chance, die Formel 1 zu halten. Dies setzt allerdings eine planmäßige Entwicklung von Umsatz und Gewinn voraus. Falls die Entwicklung unterhalb der Planzahlen bleibt, was selbstverständlich nicht ausgeschlossen werden kann, müsste allerdings auch in dieser Alternative auf die Formel 1 verzichtet werden. Damit blieben unter dem Strich aber immer noch mindestens 300 zusätzliche Arbeitsplätze und wesentlich bessere Zukunftschancen für Ring und Region übrig. Die Entscheidung für die Alternative 2 ist deshalb für den Nürburgring, die Region und auch das ganze Land die einzig sinnvolle Alternative gewesen.

Die weit über den ursprünglichen Erwartungen liegende Nachfrage, insbesondere beim privaten Partner, gibt aus jetziger Sicht noch mehr Anlass für einen optimistischen Ausblick als beim Projektstart Ende 2007.

Zu Frage 2: Wie bereits häufig dargestellt, ist die Nürburgring GmbH daran interessiert, die von ihr zurzeit errichteten Immobilien in private Hände zu geben. Voraussetzung ist natürlich ein zusätzlicher wirtschaftlicher Vorteil aus einer solchen Transaktion. Um dieses Ziel zu erreichen, wird mit unterschiedlichen potenziellen Partnern verhandelt. Einer dieser Partner ist die IPC, die ein sehr interessantes Geschäftsmodell entwickelt hat, das den Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses bereits 2006 vorgestellt worden ist, sodass ich auf eine nähere Beschreibung verzichten möchte.

Im Frühjahr 2008 erhielt die IPC eine Finanzierungszusage für ihr Geschäftsmodell. Auf dieser Basis wurden zwischen der Nürburgring GmbH und der IPC mit Unter

stützung der Kanzleien Redeker und Clifford Chance eine Reihe von Verträgen konzipiert, um den Nießbrauch an den Immobilien zu veräußern, einen Mietvertrag mit einer Laufzeit von 27 Jahren abzuschließen und eine Option zum Rückkauf nach frühestens elf Jahren einzuräumen. Das ausgehandelte Vertragspaket beinhaltet für die Nürburgring GmbH sehr vorteilhafte wirtschaftliche Bedingungen.

Nachdem sich die Refinanzierung der IPC im Laufe des Sommers des letzten Jahres immer stärker konkretisierte, wurde die Pinebeck Nürburgring GmbH als Objektgesellschaft gegründet, um den Erwerb und die Verwaltung von Immobilien am Nürburgring durchzuführen.

Voraussetzung für die Realisierung der Refinanzierung der Pinebeck GmbH waren der Nachweis einer ausreichenden Finanzkraft der Nürburgring GmbH und die Absicherung der Mietzahlungen durch eine Garantie des Landes, die natürlich europarechtskonform ausgestaltet werden muss.

Die Liquidität hat die Nürburgring GmbH durch das Anlegen eines Bardepots von 80 Millionen Euro bei der LLB, einer Bank in Zürich, nachgewiesen. Risiken waren mit dem Bardepot nicht verbunden, und die Zinsen standen allein dem Nürburgring zu. Um jedes Risiko auszuschließen und alle Voraussetzungen des verbindlichen KYC-Verfahrens zu erfüllen, hat sich die Nürburgring GmbH auch hierbei durch Redeker und Clifford Chance intensiv beraten lassen.