Frau Ministerin, ist Ihnen bekannt, dass in Jagdzeitungen für solche Nachtzielgeräte mit dem Zusatz „Für die Jagd im Ausland“ geworben wird und in benachbarten Ländern diese Bejagung möglich ist?
Herr Abgeordneter, mir ist das bekannt. Ich weiß jetzt nicht, ob es überhaupt in Europa vor dem Hintergrund der Gefährdungslage möglich ist. Wenn ich mir aber manche Debatten mit auch sicherlich sehr ernst zu nehmenden Fragen in Verbindung mit der Sicherheitslage in Deutschland vor dem Hintergrund terroristischer Bedrohungen anschaue, die man zwar nicht dramatisieren darf, die man aber auch nicht kleinreden darf, halte ich eine solche Debatte für absolut unverständlich, in der jetzigen Situation solche Nachtzielgeräte für die Bejagung von Wildschweinen zuzulassen. Ich sage auch dazu, durch andere Bewegungsjagden, durch einen verstärkten Jagddruck kann man höhere Strecken erzielen und braucht dazu nicht die insgesamt die Sicherheitslage noch gefährdenden Nachtzielgeräte.
Frau Ministerin, Sie haben die Abschussstrecken in Zahlen genannt. Wir alle haben leidvoll erfahren, was es bedeuten kann, wenn wir viel zu viel Schwarzwild haben. Wenn ich von 66.000 auf 29.000 Strecke herunterfahre, dann frage ich Sie: Teilen Sie meine Einschätzung, dass man sich dort viel zu früh und zu leicht in Sicherheit gewiegt hat?
Frau Abgeordnete, das ist in der Tat auch unsere Einschätzung. Die Ursache war überwiegend ein sehr strenger Winter gewesen, der vorausgegangen ist, dadurch ein niedrigeres Nahrungsangebot. Viele Frischlinge haben in der Tat den Winter nicht überlebt. Dass man aber gerade diese „Chance“, die Strecke zu regulieren, nicht ausreichend in diesem Jagdjahr genutzt hat, rächt sich jetzt wieder durch explosionsartige Entwicklungen der Wildschweinbestände nach oben. Dies bedeutet, momentan haben wir keine witterungsbegünstigte Situation. Deswegen helfen nur alle Instrumente der verstärkten Bejagung, rechtliche, auch die anderen, die wir gerne zur Verfügung gestellt haben, um diese konsequent umzusetzen.
Frau Ministerin, sind Sie auch der Meinung, dass die Attraktivität der Jagd dadurch weiter abnehmen wird, dass wir weniger kleinere Schlachtereien haben werden und dies die Verwertung erschweren wird?
Frau Abgeordnete Schellhaaß, dieser Zusammenhang mit der Möglichkeit der Vermarktung von Wildbret ist mir noch nicht untergekommen, weil – teilweise organisiert von den Forstämtern, von den Jägern und Jägerinnen selbst, unterstützt auch vom Landesjagdverband – sich vor Ort Vermarktungsinitiativen und Verwertungsinitiativen in Verbindung mit örtlichen Schlachtern und Metzgereien entwickelt haben, die meines Erachtens auch sehr gut funktionieren. Wir haben auch Zuwächse, was Wildbretanteile aus Rheinland-Pfalz betrifft, die heute in den Markt kommen. Insofern gibt es aus unserer Kenntnis heraus einen solchen Zusammenhang noch nicht, im Gegenteil. Wir haben sogar die Information, dass gerade auch Wildbret ein sehr gut zu vermarktendes regional typisches Produkt ist und damit auch die kleineren Initiativen über Schlachtereien und auch über Metzger eher einen Auftrieb durch dieses ergänzende Angebot erfahren.
Frau Ministerin, Sie haben davon gesprochen, dass es in der Vergangenheit Prämien für die Frischlingsbejagung gab und dies wenig wahrgenommen wird. Es gibt aber zwischenzeitlich in den pfälzischen Waldrevieren
die Auflage, dass die Frischlinge jetzt nicht nur auf Schweinepest und Trichinen untersucht werden müssen, sondern auch eine Cäsiumsuntersuchung wegen der Strahlenbelastung durchgeführt werden muss. Dadurch kommen allein auf den Jäger 25 Euro Untersuchungskosten hinzu, plus die Tatsache, dass mindestens 700 bis 900 Gramm Muskelfleisch von dem Frischling eingeschickt werden muss. Das heißt, sie können den Frischling danach fast nicht mehr verwerten. Denken Sie, dass das dazu führt, dass die Frischlinge in diesen Jagdbezirken stärker bejagt werden?
Frau Abgeordnete, das ist jedenfalls kein Hinderungsgrund. Sie müssen einmal sehen, was dahintersteckt, um das deutlich zu sagen. Jeder Jäger und jede Jägerin haben auch rechtlich nach den Hygienevorschriften eine Verantwortung dafür, dass nur solches Fleisch auf den Markt kommt, das nicht gesundheitsgefährlich ist. Durch die dezentralen Angebote haben wir auch sichergestellt, dass dieser Nachweis relativ einfach über die Messgeräte erbracht werden kann.
Um das noch einmal der interessierten Öffentlichkeit zu sagen, es macht uns natürlich keine Freude, dass wir so viele Jahre nach Tschernobyl – das ist auch eine Atomdebatte, die wir führen – noch Wildschweine auf Cäsiumbelastungen untersuchen müssen. Die Untersuchungen sind eine Folge des Tschernobyl-Unfalls. Das steckt doch dahinter.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, an dieser Stelle ist das aber die Verantwortung der Jägerinnen und Jäger. Ich bin schon der Meinung, dass man dies im Interesse auch der Hygiene unterstützen muss. Ich halte den Aufwand für verhältnismäßig.
dort kommt alle zwei bis drei Tage eine Rotte mit sieben Wildschweinen vorbei –, um einmal zu besichtigen, wie das in der Wirklichkeit aussieht.
Meine Frage lautet: Liegen Ihnen vonseiten der staatlichen Forstbeamten Abschusszahlen vor? Was schießen also die staatlichen Forstbeamten, und was schießt die private Jägerschaft?
Wir haben aber natürlich orientierende Informationen – weil wir auch in den Revieren nachfragen – über diese Frage. Allgemein gilt – das hat nicht nur etwas mit Wildschweinen zu tun –, dass der Bejagungsdruck in den Regiejagden, was die staatlichen Jagden sind, höher ist, als wir das im Schnitt – ich nehme bewusst viele Jägerinnen und Jäger aus, die das auch sehr ordentlich machen – der sogenannten gepachteten oder der Privatjagden haben. Das ist sicherlich ein grundsätzliches Problem. Wir haben aber in den letzten Jahren relativ viel dazu getan, auch was die Schulung von eigenen Mitarbeitern betrifft, dass der Jagddruck hochgehalten wird. Das ist vollkommen klar. Aber, wie gesagt, detaillierte Statistiken liegen mir jetzt momentan nicht vor.
Frau Ministerin, sind Sie nicht selbst auch ein Stück weit überrascht, dass, obwohl Kirrverordnung und Fütterungsverbot sehr streng überwacht werden und da angezogen wurde, wir ohne Eichelmast und ohne Bucheckermast eine ganz hohe Population bei den Wildschweinen haben?
Herr Abgeordneter Billen, ich bin überhaupt nicht überrascht. Es ist eine seit vielen Jahren bekannte Tatsache, dass das Nahrungsmittelangebot ganz entscheidend dafür ist.
Im Übrigen möchte ich noch einmal sagen, das bestärkt mich darin, dass nicht noch zusätzlich Nahrung in die Natur eingebracht werden darf, erst recht dann nicht, wenn kalte Witterungen da sind, um dann Wildschweine oder andere Populationen künstlich hochzuhalten. Das ist tatsächlich kontraproduktiv gewesen. Was die Frage der konsequenten Umsetzung der Fütterungs- und Kirrverordnung betrifft, so sind wir dabei, diese zu evaluieren. Danach werden wir das zu beurteilen haben.
Frau Ministerin, was veranlasst Sie zu der einseitigen Interpretation der Abschusszahlen, dass durch die geringen Abschusszahlen in den Jahren 2006/2007 und zum Teil 2008 die Wildschweinpopulation zurückgegangen ist? Wäre es nicht mindestens genauso wahrscheinlich, dass einfach die Population aufgrund geringerer Abschusszahlen zugenommen hat, weil z. B. die Kosten für die Untersuchungen, was Frau Kollegin Schneider schon angedeutet hat, die mangelnden Absatzchancen
aufgrund der Strahlenbelastung usw., zu einer mangelnden Motivation der Jäger geführt haben, sich um die Wildschweinjagd zu bemühen?
Ich habe nicht gesagt, dass es nur eine Frage des Mangelabschusses ist, es ist vor allen Dingen eine Frage der Bestandspopulation, was die Nahrungsmittel und die klimatischen Bedingungen betrifft. Das ist vollkommen klar.
Jäger und Jägerinnen wissen das. Das ist allgemeines Gut bei der Jägerschaft, das ist allgemeines Wissensgut. Deshalb bedeutet es, wenn ich die Rahmenbedingungen kenne, dann werden die Jagdstrategien angepasst.
Diese Frage, die vorhin angesprochen worden ist, betrachtet nur die Pfalz, nur eingeschränkte Bezirke und eingesprengte Teile des Landes und nicht die Situation generell. Im Westerwald gibt es diese Auflagen der Messung auf Cäsium überhaupt nicht. Wir haben aber überall das Problem. Dabei kann dann kein Zusammenhang bestehen.
Das größte Problem ist, dass man meint, sich zufriedenzugeben. Ich will nicht verhehlen und sage dies mit Dank, dass mehr gejagt wird. Ich sage es einmal salopp, dies liegt daran, dass mehr Tiere vor die Flinte laufen als zu Zeiten, wenn Bestände niedrig ausfallen.
Die zusätzlichen Bewegungsjagden stellen einen Beitrag dar, um noch stärker in die Bestände einzugreifen. Es gibt Untersuchungen, dass trotz dieser hohen Strecke die Bestände nach wie vor wachsen. Auch das ist unbestritten. Das kann nicht sein, weil mindestens das abgeschöpft werden müsste, was zuwächst.
Ich möchte mit der Wortmeldung von Herrn Kollegen Billen die Redeliste schließen. Sind Sie damit einverstanden? – Damit haben wir dann 25 Minuten über Wildschweine geredet.
Frau Ministerin, teilen Sie mit mir die Auffassung, dass es nur in Zusammenarbeit von Landbesitzern, also Jagdbesitzern, und Jägern gelingen kann, die Wildschweinbestände auf einem normalen Bestand zu halten und wir gemeinsam den Jägern und den Landbesitzern danken, dass sie ihre Aufgabe, soweit es geht, auch erfüllen?
Herr Billen, ich bin immer bereit, mich einem Dank anzuschließen, wenn die Arbeiten gut gemacht werden. Sie werden zum Teil sehr gut gemacht, aber ich habe deutlich gemacht, dass ich dies vor Ort durchaus differenziert betrachte und erhöhten Handlungsdruck sehe.
Sie haben die Partner genannt. Wenn man diese mit den Kreisjägermeistern vor Ort mit Unterstützung der örtlichen Behörden zusammenbringt und die entsprechenden Strategien umsetzt, dann bin ich sicher, dass ortsangepasst, dort, wo der Druck am größten ist, auch im Interesse der Verringerung der Wildschäden, der Verringerung der Belästigung der Menschen und der Verringerung der verkehrsbedingten Schäden etwas gemacht werden kann. Wir haben dafür alle Instrumente zur Verfügung gestellt.
Wir wissen sehr genau, ob alles getan worden ist oder noch Luft nach oben ist. Ich bitte deshalb alle Beteiligten, sich entsprechend zu bemühen. Das war der Appell des heutigen Morgens.
Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor. Dann schließen wir damit die Fragestunde, herzlichen Dank für die Beantwortung.
Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen umsetzen – Initiative des „Global Marshall Plan“ zur Durchsetzung der Millenniumsziele unterstützen Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 15/2767 –