Zweitens muss man differenziert werben. Das tun wir in unserem Abiturientinnen- und Abiturienten-Brief. Von einem allgemeinen Lehrermangel zu sprechen, setzt die falschen Signale. Wir haben den Bedarf in bestimmten Fächern und in bestimmten Lehrämtern. Wir müssen die jungen Menschen motivieren, dass sie dieses Studium ergreifen. Da sind wir dann allerdings auch darauf angewiesen, dass die jungen Menschen es machen.
Wenn man ehrlich ist, wir sind auch immer ein bisschen von der Konjunktur abhängig. Das hängt auch immer mit Alternativen für junge Menschen zusammen. Das Einzige, was in dieser Situation hilft, ist eine differenzierte Werbung. Da werden wir uns auch in Zukunft anstrengen.
Herr Abgeordneter Baldauf, ich will mich jetzt mit ein paar Ihrer vorgetragenen Argumente auseinandersetzen. Beginnen wir einmal mit Ihren Rechenkünsten. Mir hat gerade eben jemand eine interessante Zeitschrift hingelegt. Ich empfehle sie der CDU-Fraktion zur Lektüre: Die größten Rätsel der Mathematik, „Spektrum der Wissenschaften“.
Sie ist aktuell herausgekommen. Das kann Ihnen mit Sicherheit nach manchen Erfahrungen, die wir hier machen mussten, nicht schaden.
(Baldauf, CDU: Herr Schumacher rechnet nur nach der Grundschule! – Licht, CDU: Herr Schumacher ist sauer, dass Sie es ihm nicht gegeben haben!)
Aber die 2 und die 6 und die 3 geben aus dem Kopf – ich möchte das aber gerne überprüfen – meines Erachtens nicht die Größenordnung in den Seminaren wieder. Aber lassen wir das einmal außen vor.
Dann haben Sie gesagt: 2 in Physik, 6 in Chemie und 3 in Kunst. Wie viel Referendare verlassen das Seminar
zum 1. Februar? Ja, natürlich nicht 11, sondern knapp 200, weil Sie sich drei Fächer mit niedrigen Zahlen herausgesucht haben und den restlichen Bezugspunkt wieder nicht dargestellt haben.
Also es bedarf wirklich nicht der größten Rätsel der Mathematik, sondern es bedarf nur ein wenig Redlichkeit.
(Zuruf des Ministerpräsidenten Beck – Bracht, CDU: Herr Ministerpräsident, Sie waren gar nicht da, als das vorgetragen wurde! Da würde ich mich zurückhalten!)
Es wurde gefragt, wie ich denn gewährleisten wolle, dass bei 30 Schülerinnen und Schülern in der Klasse noch eine differenzierte Förderung möglich sei. Sagen Sie einmal: Wie machen das denn die BadenWürttembergerinnen und Baden-Württemberger mit einer Klassenmesszahl von 33? Haben Sie sich die Frage einmal gestellt?
Ich will also sagen, auch was die Klassenmesszahlen angeht, haben wir im bundesweiten Vergleich keinen Nachholbedarf. Aber ich gestehe Ihnen zu, unser Interesse ist, die Klassenmesszahl zu verringern. Deswegen fangen wir bei der Realschule plus mit einer Klassenmesszahl von 25 in der Orientierungsstufe an und tun damit einen bundesweit beachteten Schritt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn man es so macht, wie Sie es hier vortragen, dann käme man in die Situation benachbarter Bundesländer, die öffentlichkeitswirksam Lehrer-Abwerbekampagnen verkünden. Ich bin in guter Gesellschaft. Man kann mir nicht einmal parteipolitische Motivation unterstellen. Es gibt Kritik von den Kollegen der unionsregierten Nachbarländer. Gestern Abend habe ich mit Herrn Kollegen Rau aus BadenWürttemberg eine Diskussion gehabt. Dessen Worte zu Herrn Banzer waren wesentlich deutlicher als meine.
Ich habe an dieser Stelle eine gewisse Gelassenheit, weil ich den Mechanismus kenne. Das, was Herr Banzer macht, nämlich als erste Amtshandlung Plakate in anderen Ländern aufzuhängen, hatten wir schon einmal. Seine Vorgängerin im Amt hat genau das Gleiche getan, und zwar ebenfalls als erste Amtshandlung. Ich glaube nicht, dass man davon sprechen kann, dass sich die Erfolge nachhaltig in der hessischen Schulpolitik ausgewirkt haben. Auch diesmal werden sich die Auswirkungen in Grenzen halten. An der Stelle, an der es notwendig ist, wissen wir, wie wir uns wehren können. Wir haben die Verbeamtung angeboten, wenn eine Abwerbung drohte.
Ich sage noch einmal: Wenn das Politik nach dem Motto ist, ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht und
plakatiere dann in anderen Ländern, dann wünsche ich viel Vergnügen für den Qualifizierungsgipfel im Herbst.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sage Ihnen an dieser Stelle, ja, wir haben Probleme, ja, wir müssen uns weiter anstrengen. Das Land Rheinland-Pfalz wird auch in Zukunft alles tun, damit unsere Schulen gut mit Unterricht versorgt werden.
Meine Damen und Herren, wir haben in der zweiten Runde noch einmal zwei Minuten Redezeit. Da die Regierung etwas länger gesprochen hat, rechnen wir es hinzu, sodass Sie drei Minuten Zeit haben. Es beginnt Herr Kollege Thorsten Wehner.
Wie man nach der von der Ministerin gemachten Darstellung von Unwilligkeit oder Unernsthaftigkeit sprechen kann und davon, dass die Landesregierung nichts unternimmt, wird mir ein Rätsel bleiben, glaube ich.
Ich möchte nur ganz kurz zwei Punkte ansprechen. Der eine kommt aus meiner eigenen Erfahrung heraus. Ich kann sagen, wenn es an den Schulen zu Unterrichtsausfall kommt, dann habe ich erlebt, dass relativ schnell vonseiten der ADD alles gemacht wird, um den Unterrichtsausfall zu kompensieren. Es wird schnell umgesetzt. Die Schwierigkeiten haben wir besprochen. Ich denke, das ist zufriedenstellend. Es wird nicht immer gelöst, aber meistens. Dafür möchte ich einerseits im Namen der Schülerinnen und Schüler und andererseits der Eltern Danke sagen.
Beim anderen Punkt ist Hessen angesprochen worden. Frau Morsblech hat es schon angesprochen. Der möglicherweise eintretende „Kannibalismuseffekt“ kann nicht wirklich das sein, was wir wollen. Wir können doch nicht ernsthaft das praktizieren, was Hessen macht. Abwerbungen werden zu einem ruinösen Wettbewerb führen, bei dem später alle Bundesländer das Nachsehen haben werden. Meines Erachtens ist es besser, selbst für eine vernünftige Ausbildung zu sorgen und dafür geradezustehen. Ich denke, Rheinland-Pfalz kommt da seiner Verpflichtung bestens nach.
Ich möchte ein Stichwort nennen, das ist die Studiengebührenfreiheit. Das ermöglicht allen in Rheinland-Pfalz, ein gutes Studium bis zum Ende durchzuführen. Das finde ich ganz gut.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Jetzt muss man sich schon fast so viele Zettel mit hier vorne hinnehmen, dass man gar nicht mehr weiß, was man alles vortragen soll.
Ich darf Ihnen als Arbeitsrechtler sagen, „sich bemühen“ ist eine 6 im Arbeitszeugnis. Von daher sollten Sie sich anstrengen, dass Sie zur vollsten Zufriedenheit der jungen Menschen arbeiten und nicht umgekehrt.
Im Übrigen finde ich Folgendes spannend: Jemand, der Lehrer werden möchte, fährt an einem Plakat vorbei und sagt, das gefällt mir viel besser. Die Rheinland-Pfälzer haben gar keines aufgehängt. Deshalb werde ich in Hessen Lehrer. – So etwas habe ich noch nie gehört. Das ist unvorstellbar. In Wiesbaden ist ein Viertel der Lehrer eines Kollegiums aus Mainz.
Frau Ministerin, da stellt sich die Frage – Sie sind doch nicht erst seit gestern dran –: Haben Sie sich einmal darüber Gedanken gemacht, jungen Menschen, die sich entscheiden, Lehrer zu werden, bei Mangelfächern eine verlässliche Einstellungszusage zu geben, wenn eine entsprechende Endnote erreicht wird?
Das wäre nachhaltige Politik. Daran hätte ich überhaupt nichts auszusetzen, im Gegenteil. An der berufsbildenden Schule in Landau gibt es 9,5 % Unterrichtsausfall. Ganz interessant ist, dass Mathematik seit einem halben Jahr bei den Kfz-Mechanikern nicht mehr unterrichtet wird.
Kfz-Mechaniker brauchen vielleicht aus Ihrer Sicht keine Mathematik. Spaß beiseite. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, dass Sie sich hier hinstellen und sagen, es sei alles wunderbar.
Herr Kollege Wehner, Sie reden als Fachmann. Sie waren selbst jemand, der diesen Unterricht als Ersatz für eigentlich notwendige ausgebildete Lehrkräfte gehalten hat. Wir haben in Rheinland-Pfalz PES-Kräfte, die weder