richtigen Weg, weil wir das nicht von uns aus sehen müssen, sondern wir müssen daran denken, was wir den jungen Menschen am besten vermitteln wollen, damit sie irgendwann einmal die Chance haben, in einem Berufsleben sowohl im Berufsschulbereich als auch im Gymnasialbereich oder im universitären Bereich einen Abschluss zu bekommen, der auch noch von Arbeitgebern akzeptiert und angenommen wird, sodass die jungen Menschen eine Chance haben, einen Job zu bekommen.
Frau Ahnen, Ihr Konzept führt uns dazu, dass Sie beabsichtigen, eine Zusammenlegung zweier Schularten nach vorne zu treiben, eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule.
Jetzt hören Sie doch einmal zu. Wir können doch alles diskutieren, aber doch nicht so. Wundern Sie sich nicht, dass die Menschen auf der Tribüne manchmal denken, was hier los ist. Jetzt hören Sie doch einmal meine Argumente an, und dann ist es doch in Ordnung.
Frau Ahnen, ich sage Ihnen ganz klar, mit uns darf und wird es keine Einheitsschule geben. Wir wollen klare abschlussbezogene Klassen. Wir wollen eine engere Verzahnung zwischen Schule und Wirtschaft. Wir wollen eine Qualität im Hauptschulabschluss, sodass auch diejenigen, die ausbilden sollen, sagen: Ja, auf den Abschluss kann ich mich verlassen. –
Wir wollen kleinere Klassen, mehr Lehrer, mehr individuelle Förderung, nach wie vor den eigenständigen Hauptschulbildungsgang.
Der Jurist redet deswegen, weil der Jurist Arbeitgeber ist und der Arbeitgeber genau weiß, welche Auszubildenden sich bei mir bewerben, Frau Schmitt. Da haben Sie weniger Ahnung als ich. Glauben Sie mir das.
Frau Ministerin, ich möchte Ihnen schon eines sagen: Es ist zu uns durchgedrungen, dass Sie im Vorfeld, bevor Sie dieses Konzept vorgestellt haben, SPDBürgermeistern mitgeteilt haben, Sie seien fest entschlossen, die Hauptschule abzuschaffen, und Sie seien fest entschlossen, ein System einzuführen, das über das Land hinweg nur noch Integrierte Gesamtschulen vorsieht. (Zurufe von der SPD)
Sie wissen nämlich genau, dass nach dem jetzigen System, so wie Sie es vorhaben – ganz dumm ist das gar nicht gemacht –, die Möglichkeiten, die eine kooperierende Version zulässt, überhaupt nicht wahrgenommen werden,
sondern die Eltern nach dem System, das Sie hier vorstellen, sich entscheiden werden, ihre Kinder weiterhin und noch mehr auf die Gymnasien zu schicken, mit der weiteren Konsequenz, dass dort die durchschnittliche Leistungsfähigkeit absinken wird, mit der weiteren Konsequenz, dass dann die Abschlüsse nicht mehr so viel wert sein werden, wie sie es jetzt sind,
was im Übrigen auch für die Integrierte Gesamtschule gilt. Frau Ministerin. Sie erklären mir bitte an dieser Stelle – das ist uns ganz wichtig; wir haben gesagt, wir diskutieren mit Ihnen alles –: Ist es Ihre Absicht, über das Land hinweg dazu zu kommen,
dass wir nur noch die Integrierte Gesamtschule haben – ja oder nein –, und wie stellen Sie sich einen qualitativ hochwertigen Abschluss vor, und wann führen Sie endlich zentrale Abschlüsse ein?
Bevor ich Frau Staatsministerin Ahnen das Wort erteile, möchte ich Gäste begrüßen, und zwar Mitglieder des CDU-Ortsverbands Altenkirchen und Mitglieder des Ortsgemeinderats Oberlahr, Mitglieder des FDPOrtsverbands Daaden und Mitarbeiter der Abteilung Stromversorgung und elektrische Anlagen der Universitätsklinik Mainz. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!
Liebe Gäste, zu den Regeln gehört auch, dass wir Sie bitten, sowohl Beifalls- als auch Missfallenskundgebungen nicht von der Tribüne aus abzugeben.
Ich bitte die Abgeordneten, einen solchen Appell nicht auszusprechen, damit unsere Besucher sich so verhalten, wie wir es gemeinsam in der Geschäftsordnung festgelegt haben.
Herr Präsident, meine Damen und Herren Abgeordnete! Zunächst möchte ich mich bedanken, dass wir heute gleich die Möglichkeit haben, zwei Aktuelle Stunden in verbundener Debatte zu diskutieren, weil es auch mir die Möglichkeit gibt, ein bisschen ausführlicher zu dem Thema Stellung zu nehmen, als dies ansonsten möglich wäre
Herr Abgeordneter Lelle –, ohne mich dem Vorwurf auszusetzen, dass die Regierung die Redezeit überbeanspruchen würde.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe vor gut zwei Wochen einen Vorschlag zur zukünftigen Schulstruktur in Rheinland-Pfalz unterbreitet, auf den ich gleich noch einmal im Einzelnen, wie auch auf Ihre Anmerkungen dazu, eingehen werde.
Trotzdem lassen Sie mich eingangs noch einmal die Ausgangslage kurz beschreiben, die mich zu diesem Schritt bewogen hat.
Es ist erstens die demografische Entwicklung, es ist zweitens ein verändertes Bildungswahlverhalten, und es ist drittens die sinkende Akzeptanz der Hauptschulen.
Zur demografischen Entwicklung ist festzustellen, dass die Schülerzahlen in Deutschland stark rückläufig sind und diese Entwicklung mittlerweile die Sekundarstufe I erreicht hat, wenn auch sicher in den Städten weniger als in den ländlichen Regionen. Wir in Rheinland-Pfalz müssen bis zum Jahr 2020 mit einem Rückgang der Schülerzahlen von über 20 % rechnen.
Zweitens haben wir seit vielen Jahren ein verändertes Bildungswahlverhalten. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird.
Ich will nicht alle Zahlen referieren. Aber allein an dem Vergleich 75.000 Schülerinnen und Schüler in den Hauptschulen im Jahr 1997 und knapp 40.000 im Jahr 2006/07: Selbst wenn man die Regionalen Schulen und die Dualen Oberschulen hinzurechnet, ist die Tendenz eindeutig erkennbar.
Während in den Realschulen die Zahlen im Wesentlichen konstant bleiben, haben wir im Bereich der Gymnasien einen deutlichen Zuwachs in der Sekundarstufe I
Als Drittes verzeichnen wir bundesweit eine sinkende Akzeptanz der Hauptschulen, übrigens auch dort, wo der Elternwille nicht freigegeben ist.
Ich bleibe für Rheinland-Pfalz ganz ausdrücklich dabei, der Elternwille bleibt auch in Zukunft entscheidend.
Das gehört zu meinen politischen Grundüberzeugungen. Aber ich sage auch an die Adresse derer, die das anders sehen, die Probleme der Hauptschulen löst man so nicht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, was mir in dieser Debatte besonders wichtig ist: Diese Entwicklung ist völlig unabhängig von der hervorragenden Arbeit der Lehrkräfte an Hauptschulen. Ich sage sehr deutlich, seit Jahren wird dort eine vorbildliche Arbeit geleistet, die vielen Jugendlichen durch berufsorientierende und berufsvorbereitende Maßnahmen eine Ausbildungs- und Lebensperspektive gegeben hat.
Wenn Rheinland-Pfalz bei der Schulabbrecherquote unter dem Bundesdurchschnitt liegt, dann ist das ganz ausdrücklich auch Anerkennung für die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer, denen ich an dieser Stelle herzlich danken möchte.