Aber, meine Damen und Herren, wir brauchen andere Modelle der Zusammenarbeit mit den Vereinen. Genau das Gleiche sagt auch Frau Karin Augustin, die Präsidentin des Landessportbundes. Wir sind wie sie der Meinung, dass die ehrenamtlichen Übungsleiter enger mit den hauptamtlichen Lehrern zusammenarbeiten müssen.
Allerdings wird hier ein Problem, das wir ebenfalls schon sehr häufig angesprochen haben, zum Bumerang. Es ist nicht gut, dass gerade in den Grundschulen viele Lehrerinnen und Lehrer fachfremd Sport unterrichten. Flexibilisierung am Nachmittag ist dringend notwendig. Das muss möglich sein, meine Damen und Herren.
Noch eins muss uns in diesem Zusammenhang bewusst werden: Nicht nur die Sportvereine leiden unter dem Rückgang der Nutzung ihrer Angebote, die evangelische Kirche und die Feuerwehren stehen vor dem gleichen Problem.
Übrigens: Die Idee des Geschäftsführers des Landessportbundes, Lothar Westram, hat etwas für sich. Ja, wir sollten zu Beginn des neuen Jahres alle Vereine, die Kooperationen mit Schulen haben, an einen Tisch holen. Wir sollten gemeinsam überlegen, wie man Ansprüche unter einen Hut bringen kann. Natürlich macht das nur Sinn, wenn wir dabei der Beantwortung einer Frage, einer entscheidenden Frage, nicht ausweichen. Wir müssen klarstellen, was politisch und gesellschaftlich
erwünscht ist, wie es auch der Geschäftsführer des Landessportbundes formuliert. Nur auf der Basis dieser Klarstellung können wir diesem Dilemma ausweichen.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! „Auswirkungen des Ausbaus von Ganztagsschulen auf das Vereinsleben“ – Ja, als ich den Titel dieser Aktuellen Stunde gesehen habe, habe ich gedacht, es ist Zeit, mal wieder über die Auswirkungen unserer Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz zu reden. Die hat die sozialdemokratische Landesregierung 2002 eingeführt, und sie sind bundesweit Maßstab für gute Ganztagsschulen in ganz Deutschland.
Ich war sehr beeindruckt, als der Bundespräsident, der kürzlich Rheinland-Pfalz besucht hat, auch lobend festgestellt hat, wie gut sich diese Bildungslandschaft hier in Rheinland-Pfalz entwickelt hat und welche blühenden Landschaften gerade im Bildungsbereich hier zu finden sind.
Wir können stolz darauf sein. Das, was Ganztagsschule in Rheinland-Pfalz bietet, das kann keine Chipkarte dieser Welt einlösen; denn hier gibt es wesentlich mehr dafür.
muss ich wirklich sagen: Sie haben ein Wort erwähnt, das des Eiertanzes. Wenn jemand Ganztagsschule in sein eigenes Wahlprogramm schreibt, aber auf der anderen Seite einen solchen Redebeitrag abliefert, frage ich mich, wer einen Eiertanz vollführt.
Sie stellen falsche Behauptungen in den Raum. Es gab in der Tat einen Artikel in der „Rhein-Zeitung“, in dem darüber gesprochen worden ist, wie man vielleicht das Vereinsleben und die Ganztagsschule noch besser in Einklang bringen kann. Sie behaupten einfach, es sei ein
landesweites Problem, hier würden alle Alarm schlagen, die Kinder wären ausgelaugt und müde. Das war eine Tränen- und Trauerrede, die kaum zu überbieten war.
Meine Damen und Herren, wir wissen alle: Bildungschancen, ökonomische Verhältnisse und das Bildungsniveau der Eltern hängen ganz eng damit zusammen. Rheinland-Pfalz leistet einen riesengroßen Beitrag durch die flächendeckende Ganztagsschule, Chancengleichheit im Bildungswesen zu schaffen. Wir haben viele gute Beispiele dafür, die die Teilhabe und die guten Kooperationen möglich machen. Im Bereich des Sports, in dem es viele Ganztagsschulen und viele Vereine sehr gut hinbekommen, wird an Ganztagsschulen zum Beispiel Judo, Karate, Selbstverteidigung unterrichtet. Es wird Fußball angeboten. Es gibt Ganztagsschulen, in denen der Golfclub engagiert ist. Es gibt viele Ganztagsschulen, in denen der Tennisverein, die Rudergesellschaften und Rudervereine engagiert sind. Ja, Schülerinnen und Schüler können sogar bei „Jugend trainiert für Olympia“ dank der guten Förderung in unseren Ganztagsschulen Preise gewinnen.
Aber damit nicht genug. Wir haben auch viele musische Angebote und sind auch dankbar für die Kooperation mit vielen anderen Partnern. Ich erwähne gerne die Landesmedienanstalt und die Projekte, die wir im Bereich „See-you-TV“ und Medienkompetenzschulung haben. Ich sage ein herzliches Dankeschön auch an das Deutsche Rote Kreuz, das mit dem Schulsanitätsdienst wichtige Beispiele dafür liefert, wie man Vereinsleben und gute Schule mit einer Ganztagsschule miteinander kombinieren kann.
Was fehlt, sind die Kinder. Aber wo fehlen denn die Kinder? Sie haben einige Beispiele genannt. Ich kann Ihnen ganz viele andere Beispiele nennen. Die Vereine und die Schulen müssen ein attraktives Angebot für die Eltern und die Kinder machen; dann kommen Kinder auch; denn auch Angebot regelt oftmals die Nachfrage. Auch Kinder nehmen sehr wohl nach dem Ganztagsangebot die Zeit wahr, aktiv am Vereinsleben teilzunehmen.
Training zwischen 17:00 Uhr und 18:00 Uhr ist in Rheinland-Pfalz kein Problem, weil viele Übungsleiterinnen und Übungsleiter voll berufstätig sind und erst in diesen Abendstunden nach getaner Arbeit als Übungsleiter zur Verfügung stehen.
All diesen Übungsleitern ein herzliches Dankeschön; ein Dankeschön an die Vereine, die sich auf den Weg ma
chen, im Rahmen einer guten Kooperation mit guter Organisation dieses attraktive Ganztagsschulangebot in Rheinland-Pfalz so mitzugestalten, wie wir es haben.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte nicht bestreiten, dass die CDULandtagsfraktion heute ein wichtiges gesellschaftliches Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat, das uns nicht nur tagesaktuell beschäftigen sollte, sondern das natürlich einen steten und ausführlichen Dialog zwischen den gesellschaftlichen Gruppen erfordert. Einzig ist mir Ihre politische Botschaft noch nicht ganz klar geworden.
Was wollen Sie uns denn sagen? Die Frau Kollegin hat zu Recht darauf hingewiesen, dass natürlich auch Sie sich in Ihrem Wahlprogramm für die Ganztagsschule aussprechen. Es wäre auch sehr merkwürdig, wenn Sie da die 180-Grad-Kehrtwende hingelegt hätten. Wenn Sie das aber tun und sich zur Ganztagsschule auch in Rheinland-Pfalz – egal in welcher Form – bekennen, werden Sie auch dieses gesellschaftliche Problem weiter auf der Tagesordnung haben.
Meine Damen und Herren, ich kann mich daran erinnern – es ist inzwischen fast zehn Jahre her, dass die Ganztagsschule in Angebotsform ins Leben gerufen wurde unter der damaligen Koalition –, dass wir das damals sehr ausführlich diskutiert haben. Wir haben gesagt, wenn wir auf der einen Seite die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranbringen und wenn wir zusätzliche Bildungsangebote am Nachmittag für die jungen Menschen bereitstellen wollen, haben wir auf der anderen Seite das Problem und die Herausforderung zu meistern, dass wir in Rheinland-Pfalz eine ganz gesunde Vereinsstruktur und eine Struktur von Verbänden haben, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, und dass wir natürlich beachten müssen, dass wir diese Angebote nicht anheim stellen und leichtfertig aufgeben wollen. Deshalb wurden damals die Ganztagsschulangebote bewusst mit den Akteuren gemeinsam entwickelt, die bisher in diesem Bereich sehr engagiert hervorragende Arbeit geleistet haben.
Wir wollten eben nicht, dass in den Vereinen und Verbänden künftig die jungen Leute fernbleiben, und wir wollten auch nicht, dass sich die Ganztagsschule sozusagen als gesellschaftsfreier Raum vom Rest der Gesellschaft abhebt und abkoppelt, sondern wir wollten, dass junge Menschen, wenn sie den ganzen Tag in der
Schule sind, außerschulische Partner in der Schule haben, die ihnen noch etwas anderes vermitteln, als das Lehrerinnen und Lehrer können.
Aus diesem Grund wurden Ehrenamtliche, die natürlich eine Vergütung erhalten, also Menschen aus den Vereinen und Verbänden, in die Schulen geholt. Aus diesem Grund wurden Rahmenverträge mit dem Landessportbund, den kirchlichen und größeren Verbänden abgeschlossen. Es sind – Sie haben das angedeutet – gute und schlechte Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt worden. Manches hat hervorragend funktioniert, aber an anderen Stellen gab es auch Reibungspunkte, weil sozusagen zwei verschiedene Welten aufeinandergeprallt sind.