Protocol of the Session on April 28, 2004

..................................................................................................... 4731, 4732, 4736 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................4740, 4745 Abg. Dr. Enders, CDU:.......................................................................................................................4758 Abg. Dr. Gebhart, CDU:......................................................................................................................4736 Abg. Dr. Geisen, FDP:........................................................................................................................4732 Abg. Dr. Schmitz, FDP:......................................................................................................................4760 Abg. Franzmann, SPD:......................................................................................................................4730 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:.......................................................................................................4725 Abg. Frau Ebli, SPD:..........................................................................................................................4759 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:....................................................................................................4749, 4755 Abg. Frau Morsblech, FDP:................................................................................................................4727 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:......................................................................................4750, 4756 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................4752 Abg. Frau Weinandy, CDU:................................................................................................................4737 Abg. Fuhr, SPD:............................................................................................................. 4738, 4740, 4746 Abg. Hohn, FDP:................................................................................................................................4742 Abg. Keller, CDU:.....................................................................................................................4724, 4729 Abg. Klöckner, SPD:..........................................................................................................................4735 Abg. Kuhn, FDP:................................................................................................................................4754 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................4746 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................................4759 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................4739 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................4726, 4732 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:.......................................................................4728 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:....................................................4756 Hering, Staatssekretär:.......................................................................................................................4743 Präsident Grimm:............................................4724, 4725, 4726, 4727, 4728, 4729, 4730, 4731, 4732, 4733 4735, 4736, 4737, 4738, 4739, 4740, 4742, 4743 Prof. Dr. Zöllner, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur:.................................4747 Vizepräsident Creutzmann:...................................................................4755, 4756, 4758, 4759, 4760, 4761 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:............................................. 4745, 4746, 4747, 4749, 4750, 4752, 4754 Zuber, Minister des Innern und für Sport:.............................................................................................4733

71. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 28. April 2004

Die Sitzung wird um 14:01 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 71. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Barbara Schleicher-Rothmund und Matthias Lammert. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Joachim Mertes, Dr. Gerhard Schmidt, Anne Spurzem, Walter Wirz, Elke Kiltz sowie Frau Staatsministerin Margit Conrad.

In diesen Tagen hatten einige unserer Kollegen Geburtstag. Ich darf dem Abgeordneten Sigurd Remy, unserem Kollegen, zur Vollendung des 65. Geburtstags, und zwar am 22. März, gratulieren.

(Beifall im Hause)

Frau Kollegin Siegrist hatte am 15. April einen runden Geburtstag. Ebenfalls herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Heute feiert Frau Kollegin Dorothea Schäfer Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall im Hause)

Zur Tagesordnung ist anzumerken: Die Beschlussem pfehlung zu Punkt 2 der Tagesordnung wurde am Dienstag, dem 27. April, verteilt. Mit der Feststellung der Tagesordnung ist die Frist zwischen der Verteilung der Beschlussempfehlung und der zweiten Beratung abzukürzen.

Zu Punkt 8 der Tagesordnung ist festzustellen, dass die Stellungnahme der Landesregierung als Vorabdruck unter der Drucksachen-Nummer 14/3097 verteilt worden ist.

Zu Punkt 15 der Tagesordnung „Ausbildungsvergütung in der Altenpflege“ ist festzustellen, der Gesetzentwurf wurde unter der Drucksachen-Nummer 14/3096 am 23. April verteilt. Er ist damit fristgerecht für eine Beratung in der morgigen Sitzung eingegangen.

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitgeteilt, dass sie Punkt 17 der Tagesordnung zurückzieht.

Gibt es Bemerkungen zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Dann stelle ich die Tagesordnung nach den vorgenannten Feststellungen s omit fest.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Aktivitäten der Sekte ‚Zentrum des Lichts‘ an rheinland-pfälzischen Schulen“ auf Antrag der Fraktion der CDU – Drucksache 14/3091 –

Für die Antrag stellende Fraktion spricht Herr Abgeordneter Keller.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Mitte März wurde die Landesregierung über die Medien und durch ein ausführliches Schreiben einer besorgten Mutter darüber informiert, dass zwei Lehrerinnen einer Monsheimer Grundschule, die der Sekte „Zentrum des Lichts“ angehören, deren Lehren im Unterricht verbreitet und Kinder zum Teil massiv beeinflusst hätten.

Nach Meinung von Sektenexperten ist „Zentrum des Lichts“ eine Sekte mit totalitärer, autoritärer, antidemokratischer und rassistischer Ausrichtung. Ziel ist die Schaffung einer neuen elitären Menschheit.

Zentrales Beeinflussungsmittel sind Meditationskurse, in denen ein eindeutiges esoterisches Wirklichkeitsverständnis und ein streng hierarchisches Weltbild vermittelt würden. Diese Meditationskurse fanden an der Monsheimer Grundschule – so konnte man hören – zum Teil im evangelischen Religionsunterricht statt. Auf Empfehlung zweier Lehrerinnen dieser Grundschule wurden kostenpflichtige Mutter-Kind-Meditationskurse in der Arztpraxis des Ehemanns einer der Lehrerinnen angeboten.

Kopf der rheinhessischen Gruppe des „Zentrum des Lichts“ ist ein 78-jähriger pensionierter Mainzer Architekt. Dieser hält sich für die Wiedergeburt Jesu und hört auf die Stimme von „Boao“. Zu seiner Gruppe gehören über 20 Mitstreiterinnen, die fast alle als Lehrerinnen oder Erzieherinnen, darunter auch in leitender Stellung, tätig sind.

Mit diesem „Boao“ wurden auch die Monsheimer Kinder in den Meditationskursen konfrontiert. Darüber hinaus haben die Lehrkräfte mit den Schülern so genannte Körperreisen mit einem Programm unternommen, das zuvor mit Engeln abgesprochen worden sei.

Bei diesen Meditationskursen wurde den Kindern auch Angst eingeflößt. Kinder, die sich nicht daran beteiligt bzw. nicht die gewünschten Ergebnisse geäußert haben, sollen schulisch benachteiligt worden sein.

Zusammenfassend stelle ich fest, hier wurde an der Monsheimer Grundschule systematisch versucht, in das Innenleben der Kinder, in die Psyche massiv einzugreifen. Darüber hinaus wollte man über die Mutter-KindMeditationskurse neue Mitglieder für die Sekte gewinnen.

Wie reagierte nun die Landesregierung auf diese schlimmen Vorwürfe und Vorgänge? Sie ließ die Schulaufsicht Gespräche mit den beiden Lehrerinnen und Eltern führen. Sie leitete Disziplinarverfahren ein. Sie verbot den Lehrerinnen Meditationskurse, und – als schwerwiegendste Reaktion – sie versetzte die Lehrerinnen nach den Osterferien an andere Schulen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht nur nach Meinung der CDU hat die Landesregierung mit der „Nur“-Versetzung nicht angemessen reagiert.

(Beifall der CDU)

Wenn diese Lehrerinnen an der alten Schule nicht mehr tragbar waren, dann sind sie auch Kindern anderer Schulen nicht zumutbar, solange die schwerwiegenden Vorwürfe nicht geklärt sind,

(Beifall der CDU)

zumal sehr schnell bekannt werden wird, an welche Schulen diese Lehrerinnen versetzt worden sind. Dann geraten dort die Eltern mit Recht in Unruhe. Dann ist dort auch der Schulfriede gestört.

Pädagogen, die massive körperliche Übergriffe gegenüber Schülern getätigt haben, werden in der Regel suspendiert, das heißt, beurlaubt, bis der Sachverhalt geklärt ist. Pädagogen, die auch nur im Verdacht sexueller Übergriffe stehen, werden sofort suspendiert.

Pädagogen, die im Verdacht stehen, die Seele von Kindern missbraucht zu haben, werden nur versetzt und somit weiter auf die Kinder losgelassen. Dies ist nach unserer Meinung unverantwortlich.

(Beifall der CDU)

Wer sich an der Seele von Kindern vergreift, muss bis zur Klärung dieser schwerwiegenden Vorwürfe von Kindern fern gehalten werden.

(Beifall der CDU)

Jede andere Reaktion ist unangemessen. Wer das nicht begreift,

(Glocke des Präsidenten)

hält offenkundig die Vorwürfe für nicht so gravierend. Das wäre, schlicht und einfach gesagt, skandalös.

(Beifall der CDU)

Es spricht nun Frau Abgeordnete Brede-Hoffmann.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Kollege Keller, das war nun fast wortgleich die Wiederholung Ihrer Rede aus dem Bildungsausschuss.

(Jullien, CDU: Das ist der gleiche Sachverhalt!)

Das ist sehr enttäuschend. Wir hatten gehofft, heute von Ihnen etwas substanziell anderes zu hören. Wir haben das Thema im Ausschuss für Bildung und Jugend eigentlich tief greifend diskutiert.

(Zurufe von der CDU)

Her Kollege Keller, dort habe ich schon geäußert, was ich auch heute mit Nachdruck sagen will: Ich finde es zutiefst enttäuschend, dass wir uns über ein Thema streiten, bei dem wir uns im Ziel parteiübergreifend einig sind. Es besteht Einigkeit darüber, dass an unseren Schulen ein solcher Irrsinn, ein solcher Blödsinn und etwas so Gefährliches wie das, was in Monsheim möglicherweise verbreitet worden ist, nicht verbreitet werden soll. Darüber sind wir uns alle einig.

(Beifall der SPD und der FDP)

Ich finde es zutiefst enttäuschend, dass man diese Einigkeit nach außen nicht dadurch demonstriert, dass man die Schulaufsicht in ihrem Handeln unterstützt. Vielmehr nimmt man es als Stellvertreter, um eine Diskussion dahin gehend zu führen, die Schulaufsicht sei viel zu lasch und sei mit dieser Thematik nicht richtig umgegangen.