Zu Frage 4: Der Girl’s Day entwickelt sich eindeutig zu einem wichtigen Bestandteil der Berufsorientierung von Mädchen und jungen Frauen. Im vergangenen Jahr waren im Vorfeld des Girl’s Days etwa 90 verschiedene Informationsveranstaltungen geplant. Nach dem Rücklauf, der allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, weil wir das nicht vollständig erfassen, haben sich im Jahr 2002 insgesamt 56 Einrichtungen mit Aktionen beteiligt, an denen 1.212 Schülerinnen teilgenommen haben.
Ergänzend muss man dazu sagen, 2002 gab es landesweit drei Arbeitskreise, die sich um die Organisation des Girl's Days gekümmert hatten. In diesem Jahr ist es gelungen, 17 Arbeitskreise in allen Regionen des Landes dafür zu gewinnen, dass sie an diesem Tag daran mitarbeiten, das Angebot des Girl’s Days noch weiter auszubauen, die einzelnen Angebote zu verzahnen und für diese speziellen Inforamtionsveranstaltungen zu werben. Gerade Letzteres finde ich auch im Vorfeld des Girl’s Days einen ganz wichtigen Aspekt, dass für dieses Thema öffentlich geworben und auch sensibilisiert wird.
Vielen Dank, Frau Staatsministerin. In den Gesamtzusammenhang eingegliedert geht es vor allen Dingen auch darum, Mädchen eher in mädchenuntypische Berufe zu bekommen, also in bisher männertypische Berufe. Da hätte ich noch die Zusatzfrage, wie sich die
Landesregierung in diesem Bereich einbringt, engagiert und was speziell der Girl’s Day für eine Bedeutung in diesem Rahmen einnimmt und ob es da auch tatsächlich positive Tendenzen in der Entwicklung aufgrund solcher Initiativen gibt.
Der Girl’s Day ist aus meiner Sicht eine weitere wichtige Maßnahme, um in diesem Bereich stärker zu sensibilisieren und spezielle Informations- und Beratungsangebote für Schülerinnen zu machen. Insofern passt er sich in idealer Art und Weise in weitere Aktivitäten ein, wie sie zum Beispiel im Ada-Lovelace-Projekt verankert sind, wie sie aber auch in den Computerkursen für Mädchen verankert sind, die wir zusätzlich anbieten, und andere Aktivitäten. Das Positive am Girl’s Day ist, dass es eine bundesweite Aktion ist, es aus dem Bereich der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer gleichermaßen getragen wird, also auch die großen Dachverbände engagiert sind und sich eine Vielzahl von Einrichtungen an diesem Tag engagieren.
Im Land Rheinland-Pfalz ist es inzwischen gelungen, 17 regionale Arbeitskreise, eine ganz breite Palette von Einrichtungen, die diese Angebote machen, zu erreichen, insofern aus meiner Sicht ein wichtiger Effekt. Besonders wichtig scheint mir beim Girl’s Day – um es nochmals zu betonen – zu sein, dass es auch eine öffentliche Sensibilisierung für dieses Thema gibt und damit auch eine Auseinandersetzung über nach wie vor geschlechtsspezifische Berufswahl.
Eine letzte Ergänzung aus meiner Sicht noch – ich hatte es erwähnt –, an einigen wenigen Stellen finden übrigens auch – was von mir ausdrücklich gewünscht ist – Angebote für Jungen und junge Männer statt. So bietet zum Beispiel heute eine berufsbildende Schule an, einerseits für interessierte junge Frauen, gerade auch in den Werkstätten zu arbeiten, und andererseits für junge Männer ein Werbeangebot über die Altenpflege.
Frau Staatsministerin, dieser Girl’s Day wird vor allem von staatlichen Stellen getragen. Sie sagen, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände beteiligen sich daran. Das Ziel ist auch die Bewusstseinsveränderung in der Gesellschaft, um eine Auflockerung dieser geschlechtsspezifischen beruflichen Vorstellungen zu erreichen.
Wird das auch von anderen gesellschaftlich relevanten Gruppen mitgetragen, beispielsweise den Kirchen?
Ich gehe davon aus, dass dies insgesamt von einer Vielzahl von Einrichtungen getragen wird. Ich kann speziell die Frage zu den Kirchen nicht beantworten, weil ich nur die grobe Aufstellung habe, wonach wir eine Beteiligung von Wirtschaftsunternehmen, Behörden, Bildungseinrichtungen, Forschungsinstitutionen und den Kammern haben. Das sind diejenigen, die bei mir speziell aufgezählt sind. Ich weiß im Einzelnen nicht abschließend, was sich jeweils hinter diesen Obergruppen verbirgt.
Frau Ministerin, bei so viel positiver Einschätzung, die ich ausdrücklich teile, frage ich, wie Sie das Verhalten von Schulleitern ganz in der Nähe beurteilen, die glauben, dass sie der Beurteilung, die Sie unterlegen, so nicht nachkommen können.
Sehr geehrter Herr Abgeordneter Mertes, ich habe mich nicht nur heute klar zur Sinnhaftigkeit des Projekts positioniert, sondern dies auch im Vorfeld getan, vor allen Dingen gegenüber den Schulen, weil die Schulen letztlich entscheiden müssen, ob sie eine entsprechende Beurlaubung oder Befreiung vom Unterricht aussprechen.
Ich denke, mit dem, was ich heute gesagt habe, in dem, was in den Publikationen des Ministeriums und in den Aufrufen nachzulesen war, ist der politische Wille klar zum Tragen gekommen. Andererseits – da weiß ich mich mit Ihnen einig – müssen solche Entscheidungen letztlich in der Schule getroffen werden, weil ich, auch nicht als Ministerin, zum Beispiel nicht entscheiden kann, ob es wirklich Punkte gibt, die dagegen sprechen. Es kann sein, dass an diesem Tag zum Beispiel eine Klassenarbeit vorgesehen ist oder ein anderes Projekt läuft. Das ist eine Entscheidung, die in der Schule getroffen werden muss. Aber ich habe schon sehr deutlich zum Ausruck gebracht, dass ich möchte, dass das sehr großzügig für die betroffenen Schülerinnen ermöglicht wird.
Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor. Die Mündliche Anfrage ist beantwortet. Für heute sind wir am Ende der Fragestunde.
„Agrarverwaltungsreform Rheinland-Pfalz – zukunftsorientierte Dienstleistungen für den ländlichen Raum“ auf Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 14/2174 –
Herr Präsident, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren! Ich wurde am Rande dieses Plenums mehrfach gefragt, warum gerade die FDP diesen Antrag auf eine Aktuelle Stunde stellt.
Meine Damen und Herren, durch die Agrarverwaltungsreform werden ca. 30.000 Landwirte und Winzer und der gesamte ländliche Raum mit etwa 40 % der Fläche und ca. 720.000 Hektar tangiert. Die FDP-Fraktion ist der Meinung, hierbei müssen wir ausreichend Rede und Antwort stehen. Hierbei muss der Landtag ausreichend Rede und Antwort stehen.
(Vereinzelt Beifall bei der SPD – Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das hätten Sie schon vorher tun können!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, neben der Milchviehhaltung in den Höhenlagen sind Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Obst und Gemüse und vor allem der Weinbau landschaftsprägend. In diesen Bereichen der genannten Produktionsrichtungen sind wir in der Bundesrepublik Spitze. Wir nehmen eine Spitzenstellung ein. An diesen Erfolgen haben zweifelsohne die bisherige Agrarverwaltung und die Kulturverwaltung ihren Anteil.
Im Lauf der Zeit war die rheinland-pfälzische Landwirtschaft aufgrund ihrer historisch bedingten Kleinstrukturiertheit einem intensiven Strukturwandel unterworfen. Dieser war neben der Abnahme der Zahl der Betriebe durch einen Trend von traditionellen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieben hin zu Spezialbetrieben mit qualifizierten Betriebsleitern gekennzeichnet.
Die Abnahme der Betriebszahlen von 51.000 auf ca. 30.000 in den letzten zehn Jahren kann sowohl im Bereich der Kulturverwaltung als auch im Bereich der Agrarverwaltung nicht ohne Auswirkungen bleiben. So berührt auch die Bodenordnung mit ihren Tätigkeiten andere Bereiche, wie zum Beispiel den Straßenbau und die Ausweisung von Ausgleichsflächen.
Meine Damen und Herren, wir sind stets gefordert, uns um die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft zu kümmern. Wir müssen die Landbewirtschaftung von der Politik und der Öffentlichkeit her besonders begleiten, weil sie eine besondere Stellung in der Gesellschaft hat, insbesondere deswegen, weil auch Landbewirtschaftung in der Werkstatt unter freiem Himmel stattfindet.
Meine Damen und Herren, das müssen wir uns vor Augen führen. Ein Sprichwort, das heute noch zutrifft, heißt zum Beispiel: Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauer Scheun‘ und Fass.
Die Aufgabe der Politik ist es nicht allein, die Landwirtschaft, sondern auch die Komplexität des gesamten ländlichen Raums mit Verbraucherberatung, Tourismus, Handwerk, Gewerbe usw. zu begleiten. Aus diesem Grund begrüßt es die FDP-Fraktion außerordentlich, dass Landwirtschaftsminister Bauckhage eine zukünftige Agrarverwaltung für das laufende Jahrhundert in Form eines Regionenkonzepts in Angriff genommen hat.
Zur Ermittlung dieses speziellen Bedarfs wurden schon frühzeitig die Landwirte, die Winzer, die jeweiligen Regionen und die Vertreter der Verbände und Kammern mit einbezogen.
Nach intensiven Beratungen hat das Kabinett diese Woche das Konzept zur Neuorganisation der Agrarverwaltung verabschiedet.
Insgesamt werden wir sechs Dienstleistungszentren für den ländlichen Raum bekommen. Dies sind im Einzelnen für die Region Süd Neustadt an der Weinstraße, für die Region Westpfalz mit Sitz in Münchweiler/Kaiserslautern, für Rheinhessen/Nahe/Hunsrück mit Sitz in Bad Kreuznach und Oppenheim, das Dienstleistungszentrum Mosel mit Sitz in Bernkastel-Kues, das Zentrum Eifel in Bitburg und Westerwald/Voreifel in Montabaur.
Diese Zentren gewährleisten eine regionenbezogene, aber auch eine flächendeckende Betreuung der Landwirte, der Winzer und des ländlichen Raums.