Protocol of the Session on June 19, 2002

..................................................................................................................1745, 1746 Abg. Billen, CDU:......................................................................................................................1736, 1738 Abg. Bischel, CDU:............................................................................................................................ 1724 Abg. Creutzmann, FDP:...................................................................................................1721, 1725, 1731 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.......................................................... 1710, 1714, 1720, 1730 Abg. Dr. Gölter, CDU:......................................................................................................1708, 1712, 1728 Abg. Dr. Schmitz, FDP:....................................................................................................1709, 1713, 1717 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................... 1722, 1726, 1750, 1751, 1754 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................................... 1739 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:...................................................................................................1751, 1754 Abg. Frau Morsblech, FDP:................................................................................................................ 1760 Abg. Fuhr, SPD:..............................................................................................................1737, 1738, 1756 Abg. Hartloff, SPD:............................................................................................................................ 1742 Abg. Hohn, FDP:................................................................................................... 1739, 1747, 1748, 1752 Abg. Itzek, SPD:................................................................................................................................ 1729 Abg. Keller, CDU:.................................................................................................. 1716, 1757, 1762, 1763 Abg. Klöckner, SPD:.......................................................................................................................... 1722 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................1750, 1751 Abg. Ramsauer, SPD:......................................................................................................1707, 1708, 1715 Abg. Redmer, SPD:........................................................................................................................... 1743 Abg. Rüddel, CDU:............................................................................................................................ 1736 Abg. Schreiner, CDU:...............................................................................................................1755, 1762 Abg. Schwarz, SPD:.................................................................................................................1711, 1722 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.....................................1741, 1742, 1743, 1746, 1755, 1758 Abg. Wirz, CDU:..............................................................................................................1728, 1734, 1735 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:............... 1717, 1722, 1732, 1735 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:...................................................................... 1761 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:................................................................................. 1740 Präsident Grimm:............................................1707, 1708, 1709, 1710, 1711, 1712, 1713, 1714, 1715, 1716 1717, 1720, 1721, 1722, 1724, 1725, 1726, 1727, 1728, 1729 1730, 1731, 1732, 1734, 1735 Vizepräsidentin Frau Hammer:........................1736, 1737, 1738, 1739, 1740, 1741, 1742, 1743, 1745, 1746 1747, 1748, 1749, 1750, 1751, 1752, 1753, 1754, 1755, 1756 1757, 1758, 1760, 1761, 1762, 1763 Zuber, Minister des Innern und für Sport:..........................................................................1727, 1749, 1753

26. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 19. Juni 2002

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 26. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Beate Reich und Nils Wiechmann. Beate Reich führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Alexander Licht und Dr. Josef Rosenbauer. Ministerpräsident Kurt Beck ist bis ca. 17:00 Uhr wegen der konstituierenden Sitzung des ZDF-Verwaltungsrats entschuldigt, und ab 17:00 Uhr ist der stellvertretende Ministerpräsident Hans-Artur Bauckhage entschuldigt.

Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir zur Tagesordnung einige Hinweise. Die Beschlussempfehlungen zu den Punkten 4, 5 und 6 der Tagesordnung wurden am Dienstag unter den Drucksachennummern 14/1188/1190/1191 verteilt. Die Frist zwischen der jeweiligen Verteilung der Beschlussempfehlungen und der zweiten Beratung der Gesetzentwürfe ist mit der Feststellung der Tagesordnung abzukürzen. Auch für Punkt 27 der Tagesordnung ist mit der Feststellung der Tagesordnung die Frist abzukürzen.

Unter Berücksichtigung dieser Hinweise frage ich, ob es Bedenken gegen die Tagesordnung gibt. – Das ist nicht der Fall. Dann stelle ich die Tagesordnung so fest.

Ich rufe Punkt 2 der Tagesordnung auf:

AKTUELLE STUNDE „Auswirkungen der EU-Chemikalienpolitik auf den Chemiestandort Rheinland-Pfalz und seinen Arbeitsmarkt“ auf Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 14/1187 –

Für die Antrag stellende Fraktion spricht Herr Abgeordneter Ramsauer.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Bei der Chemikalienpolitik geht es uns, den Sozialdemokraten, um zwei große Problemkreise, die wir in den letzten Monaten intensiv diskutiert haben; nicht nur wir, sondern auch viele betroffene Kreise in RheinlandPfalz. Es geht uns um das Chemikalienweißbuch der Europäischen Union und um den Handel mit Emissionen von Treibhausgasen.

Meine Damen und Herren, bei Ersterem geht es insbesondere um erhebliche Kosten für Prüfverfahren bei der Entwicklung und Produktion von Stoffen in kleineren

Mengen und um die Behandlung von zu verkaufenden Zwischenprodukten. Bei Letzterem geht es um die begrüßenswerte weltweite Eindämmung von Treibhausgasen.

Beides kann bei falscher europäischer Ausrichtung durch die Brüsseler Gesetz- und Richtliniengebung zu erheblichen Nachteilen der deutschen Industrie und speziell vieler rheinland-pfälzischer Unternehmen führen, nicht zuletzt auch deswegen, weil sich Umweltpolitiker und Sozial- bzw. Wirtschaftspolitiker aller Couleur in Brüssel noch nicht einheitlich positioniert haben und sich das nicht europäische Ausland unter Umständen ganz anders verhalten wird. Ich möchte dabei daran erinnern, dass zum Beispiel die USA das Protokoll der Klimakonferenz von Kyoto nicht unterzeichnet haben.

Meine Damen und Herren, Chemikalienpolitik ist kein Spezialthema nur für Fachkreise. Sie ist vielmehr eine existenzielle Frage für einen wichtigen Teil unserer rheinland-pfälzischen Wirtschaft.

(Beifall der SPD und der FDP)

Insbesondere große Chemiestandorte wie Ludwigshafen sind betroffen, aber auch andere Bereiche wie etwa die Kalk-, Zement- und Glasindustrie. Eine ganz schwierige Situation könnte für zahlreiche kleine, mittelständische Unternehmungen entstehen.

(Itzek, SPD: Das ist so!)

Die Industriegewerkschaft BCE spricht von der Bedrohung für den Standort nicht nur in Ludwigshafen, nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch in ganz Deutschland.

Die Verbände der chemischen Industrie befürchten den Verlust von bis zu 20.000 Arbeitsplätzen in RheinlandPfalz. Die SPD-Landtagsfraktion hat sich dieses Themas bereits in der letzten Legislaturperiode angenommen und dann im Oktober 2001 ein Positionspapier zur Chemikalienpolitik in der EU verabschiedet.

Auf der gleichen inhaltlichen Grundlage ist auch die Landesregierung aktiv geworden. Es kam unter erheblicher Mitwirkung unseres Ministerpräsidenten Kurt Beck zu einer gemeinsamen Erklärung zum gemeinsamen Positionspapier von VCI, Bundesregierung und IG BCE sowie einer entsprechenden Erklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder im Deutschen Bundestag.

Zuletzt haben wir bei einer entsprechenden Veranstaltung in diesem Saal vor zwei Tagen in Fortsetzung unserer Diskussion unserer Reihe „Chemiedialog Rheinland-Pfalz“ wieder erkennen können, dass es eine breite Übereinstimmung in diesen Fragen unter den rheinlandpfälzischen Unternehmen sowohl unter den großen als auch unter den kleinen gibt, aber auch unter den Arbeitnehmervertretungen und ihrer Gewerkschaft, der IG BCE.

Ihnen allen und uns, der SPD-Landtagsfraktion, geht es darum, im Vorfeld der demnächst bevorstehenden Richtlinienerlasse in Brüssel und im Vorfeld der entsprechenden Gesetzgebungsverfahren deutlich zu machen,

um was es uns verantwortlich gehen muss. Es muss uns darum gehen, wie es der Betriebsratsvorsitzende der BASF, Herr Oswald, neulich formuliert hat, eine richtige Balance zwischen Umweltschutz und Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen.

(Beifall der SPD und der FDP)

Meine Damen und Herren, ich würde auch noch den Verbraucherschutz hinzufügen.

Noch sind diese Fragen in Brüssel in der Beratung. Noch liegt nur ein Weißbuch vor, das noch keinen bindenden Charakter hat. Noch ist die Frage der Handhabung des Emissionshandels nicht entschieden. Also tun wir das, was in der jetzigen Situation notwendig ist: Unterstützen wir die Landes- und die Bundesregierung in ihrem Einsatz für eben dieses Ziel und versuchen wir, unseren Einfluss in Brüssel geltend zu machen, meine Damen und Herren.

(Beifall der SPD und der FDP)

Meine Damen und Herren, dabei darf es nicht so weit kommen, dass die Interessen der Industrieländer von anderen, zum Beispiel skandinavischen Meinungsführern, übergangen werden. Auf der Grundlage unseres schon angesprochenen Positionspapiers fordern wir den Schutz der hiesigen Industrie und ihrer Arbeitsplätze,

(Glocke des Präsidenten)

besonders auch der kleineren Standorte, weil wir wissen, dass schon wesentliche Vorleistungen in Richtung Umwelt- und Verbraucherschutz erbracht wurden.

(Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, beim Emissionshandel fordern wir, dass es bei der Möglichkeit bleibt, die das Kyoto-Protokoll aufzeigt, nämlich dass dies auf der Ebene der Staaten behandelt wird und nicht auf der Ebene der Firmen.

Herr Kollege, die Zeit ist abgelaufen.

(Zuruf des Abg. Kramer, CDU)

Noch einen Satz.

Das war der dritte.

Wenn aus Brüssel ein Kompromiss zu hören ist, der sagt, branchengebunden, dann sagen wir, dann müssen

aber auch die Haushalts- und Verkehrsemissionen mit einbezogen werden.

Ich danke Ihnen.

(Beifall der SPD und der FDP)

Es spricht Herr Abgeordneter Dr. Gölter.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich würde vorschlagen, dass wir zwei so ganz unterschiedliche Themen, wie die aktuellen Fragen des Weißbuchs und die Fragen des Chemikalienhandels, – –

(Frau Thomas und Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Des Emissionshandels!)

Natürlich.

des Emissionshandels auf europäischer und internationaler Ebene wirklich auseinander halten und nicht alles in einem Brei miteinander vermischen.

(Beifall der CDU)

Meine Damen und Herren, Ausgangspunkt ist das Weißbuch der Kommission, Februar 2001 „Strategie für eine künftige EU-Chemikalienpolitik“. Es geht der EU in diesem Weißbuch um die Sicherheit von Mensch und Umwelt – sie soll erhöht werden. Das Chemierecht soll einfacher und einheitlicher werden, da es außerordentlich komplex und unübersichtlich ist.

In dieser Zielrichtung stimmen alle überein. Das Entscheidende sind die Methoden und der Weg, auf dem dieses Ziel erreicht wird. Dieser Weg ist in der Tat außerordentlich umstritten und in den Konsequenzen außerordentlich gefährlich.

Meine, unsere Gesamtbewertung: Es ist eine gefährliche Benachteiligung der europäischen Chemieindustrie, vor allem im Vergleich zu den USA und Japan, eine erhebliche Erschwerung von Forschung und Produktion, eine erhebliche Erhöhung der Kosten für Europa insgesamt zu befürchten.