Protocol of the Session on December 14, 2001

...........................................................................................................................881 Abg. Bischel, CDU:..............................................................................................................................878 Abg. Bracht, CDU:................................................................................................................904, 921, 924 Abg. Creutzmann, FDP:......................................................................................... 897, 903, 905, 917, 921 Abg. Dr. Altherr, CDU:.................................................................................................................. 874, 875 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................ 891, 895 Abg. Dr. Gölter, CDU:............................................................................................................893, 896, 908 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:......................................................................................................... 872, 873 Abg. Dr. Schmitz, FDP:........................................................................................................................875 Abg. Frau Baumann, SPD:...................................................................................................................880 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:..........................................................................................870, 884, 889 Abg. Frau Ebli, SPD:............................................................................................................................895 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................ 914, 925 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:...............................................................................................................871 Abg. Frau Morsblech, FDP:.......................................................................................................... 886, 890 Abg. Frau Schmidt, CDU:.....................................................................................................................876 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................... 877, 920 Abg. Hartloff, SPD:...............................................................................................................................884 Abg. Hohn, FDP:..................................................................................................................................894 Abg. Hörter, CDU:................................................................................................................................900 Abg. Keller, CDU:.................................................................................................................883, 884, 889 Abg. Lelle, CDU:..................................................................................................................................885 Abg. Licht, CDU:..................................................................................................................................881 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................. 874, 876, 877, 902, 907 Abg. Mertes, SPD:...............................................................................................................................911 Abg. Ramsauer, SPD:.................................................................................................................. 901, 905 Abg. Schmitt, CDU:...............................................................................................................878, 880, 881 Abg. Stretz, SPD:................................................................................................................................892 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...............................................................882, 883, 887, 891 Abg. Wirz, CDU:.......................................................................................................................... 909, 924 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:................ 879, 880, 881, 922, 925 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:....................................870, 871, 882, 883, 884, 888 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:...................................................................................897 Gerster, Minister für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:................................. 872, 873, 874, 875, 876 Mittler, Minister der Finanzen:...............................................................................................................906 Präsident Grimm:........................................870, 871, 872, 873, 874, 875, 876, 877, 878, 879, 880, 881, 882 883, 884, 885, 886, 887, 888, 889, 890, 891, 892, 893, 894, 895 896, 897 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:........................................................................................922, 924, 925 Vizepräsidentin Frau Hammer:.....................900, 901, 902, 903, 904, 905, 907, 908, 909, 911, 914, 917, 920 921 Zuber, Minister des Innern und für Sport:................................................................................876, 877, 878

15. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 14. Dezember 2001

Die Sitzung wird um 9.30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 15. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Christine Schneider und Manfred Nink. Letzterer führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Gerd Itzek, Anne Spurzem und Ute Granold.

Ich rufe Punkt 18 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 14/538 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Ulla Brede-Hoffmann (SPD), Auswertung und Konsequenzen der PISA-Ergebnisse – Nummer 1 der Drucksache 14/538 – betreffend, auf.

Frau Brede-Hoffmann, bitte schön.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie bewertet die Landesregierung die Ergebnisse der PISA-Studie?

2. Welche Konsequenzen sind aus der Sicht der Landesregierung aus diesen Ergebnissen abzuleiten?

3. Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, die Unterrichtsqualität weiterhin zu verbessern?

Es antwortet Staatsministerin Frau Ahnen.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Zu Frage 1: Auf Beschluss der Kultusministerkonferenz hat sich Deutschland an der bisher umfassendsten und differenziertesten internationalen Vergleichsunters uchung PISA beteiligt. Die Landesregierung hält solche Studien für notwendig und hilfreich. Sie hat sich daher stets für eine Beteiligung eingesetzt und mit MARKUS auch eine eigene, umfassende Untersuchung durchgeführt.

Die jetzt vorliegenden Ergebnisse der Studie PISA 2000, wonach 15-jährige Schülerinnen und Schüler aus Deutschland in allen drei untersuchten Kompetenzbereichen, nämlich im Leseverständnis, in der mathematischen und in der naturwissenschaftlichen Grundbildung, unterdurchschnittlich abgeschnitten haben, geben Anlass zur Besorgnis.

Die Landesregierung nimmt diese Ergebnisse sehr ernst. Dabei sind folgende Ergebnisse besonders zu beachten: In Deutschland ist der Abstand zwischen dem unteren und dem höheren Leistungsniveau größer als in den meisten OECD-Staaten.

Im Bereich der Lesekompetenz ist in Deutschland die größte Streuung der Ergebnisse überhaupt zu verzeichnen. Der Anteil der 15-Jährigen, die nur das unterste elementare Kompetenzniveau erreichen oder noch darunter bleiben, ist in Deutschland größer als in vielen anderen OECD-Staaten. Dies betrifft in besonderem Maß wieder die Lesekompetenz.

Im oberen Leistungsbereich entsprechen die durchschnittlichen Leistungen deutscher Schülerinnen und Schüler zwar weitgehend denen der anderen Staaten, allerdings sind keine herausragenden Erfolge in der Förderung von Spitzenleistungen nachweisbar.

Die Studie weist für Deutschland im Vergleich zu den anderen Teilnehmerstaaten einen sehr engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzerwerb in allen drei untersuchten Bereichen nach. Jugendliche aus Familien mit Migrationshintergrund – insbesondere Familien, die als tägliche Umgangssprache eine andere Sprache als Deutsch verwenden – bleiben im Durchschnitt deutlich unter den Kompetenz-niveaus, die 15-Jährige erreichen, deren Eltern beide in Deutschland geboren wurden.

Das gilt nicht nur für die Lesekompetenz, sondern teilweise verstärkt auch für Mathematik und Naturwissenschaften. Diese Ergebnisse fordern, auch vor dem Hintergrund des Chancengleichheitsgebots, zum nachhaltigen Handeln auf.

Zu Frage 2: Es kann jetzt nicht darum gehen, Schuldzuweisungen vorzunehmen. Gefragt ist vielmehr zielgerichtetes Handeln, um die Schwachstellen zu beheben. Unabhängig von der Tatsache, dass die jetzt vorliegenden Ergebnisse ebenso wie die in den folgenden zwei Jahren erscheinenden Detailberichte noch sorgfältig zu analysieren sind, lassen sich schon jetzt erste Handlungsfelder ausmachen:

1. Die Förderung muss besonders früh einsetzen, damit bessere Grundlagen gelegt und bestehende Defizite behoben werden können.

(Beifall des Abg. Franzmann, SPD)

Dies bedeutet gerade im Hinblick auf das Leseverständnis, einen Schwerpunkt in den Grundschulen zu legen. Mit der flächendeckenden Einführung der Vollen Halbtagsschule ist bereits ein wesentlicher Reformschritt eingeleitet worden.

2. Mit Blick auf eine frühe Förderung muss aber auch der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Kindertagesstätten neu diskutiert und weiterentwickelt werden. Der vorgesehene Ausbau an Ganztagsangeboten im vorschulischen Bereich kann dazu einen Beitrag leisten.

(Beifall des Abg. Franzmann, SPD)

3. Eine wesentliche Weichenstellung für ein intensiveres Lernen und Lehren in der Schule zur gezielten Förderung sowohl bildungsbenachteiligter und lernschwacher Kinder als auch besonders begabter Schülerinnen und Schüler ist in Rheinland-Pfalz durch den bereits eingeleiteten Ausbau der Ganztagsschulen vorgenommen worden, mit dem auf die in den PISA-Ergebnissen deutlich gewordenen Probleme eine Antwort gegeben werden kann.

Auch das geplante System zur Hochbegabtenförderung in Kombination mit internationalen Schulen bietet aus meiner Sicht Ansatzpunkte.

Die hier erwähnten Punkte haben übrigens auch Eingang in den Beschluss der Kultusministerkonferenz von letzter Woche gefunden.

Zu Frage 3: Die sichtbar notwendige Verbesserung der Unterrichtsqualität macht aus meiner Sicht eine größere Verbindlichkeit für Maßnahmen der Qualitätsentwicklung in den einzelnen Schulen erforderlich. Die Fortschreibung des Konzepts für das Qualitätsmanagement in den Schulen von Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 1999 ist in Arbeit und wird in Kürze vorgestellt.

Die größere Verantwortung der einzelnen Schule muss verstärkt für die Umsetzung von vereinbarten Zielen und deren Evaluation sowie eine zielgerichtete Fortbildungsplanung genutzt werden.

(Beifall des Abg. Franzmann, SPD)

Die Schulaufsicht und alle pädagogischen Serviceeinrichtungen des Landes stellen vielfältige Unterstützungsangebote für das schulische Qualitätsmanagement bereit. Dazu gehören vor allem die Konzeptentwicklung und die Ausbildung von Moderatorinnen und Moderatoren sowie eine Vielzahl von fachbezogenen Weiterbildungsveranstaltungen. Auch in diesem Bereich werden die Ergebnisse von PISA unmittelbar Auswirkungen haben.

Schließlich muss und wird die beabsichtigte Reform der Lehrerausbildung einen deutlichen Beitrag zur Verbesserung der Schulqualität leisten.

So weit die Antwort der Landesregierung.

(Beifall der SPD und der FDP)

Gibt es Zusatzfragen? - Eine Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Kohnle-Gros.

Frau Staatsministerin, hat Sie eigentlich das Ergebnis, das die Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, wie Sie das, finde ich, sehr gut formuliert haben, erzielt haben, überrascht, oder sind Sie nicht auch nach anderen Studien oder Zahlen, die uns bekannt sind, davon ausgegangen, dass wir in diesem Bereich ein starkes Problem haben?

Ich will auf das Institut für Deutsche Wirtschaft Bezug nehmen, das seit Jahren diese Statistik führt, wie viele Kinder aus solchen Familien ohne Schulabschluss aus den Schulen – bei uns in Westdeutschland vor allem – kommen. Deswegen ist es kein Phänomen, das uns hat überraschen können.

Viele Ergebnisse dieser Studie sind nicht so, dass sie von heute auf morgen plötzlich überraschend kommen, und trotzdem ist es so: Wenn eine Studie dieser Quantität und dieser Qualität vorliegt, die das auch noch einmal in Zahlen belegt, dann sage ich, das Ausmaß manchen Befundes – das betrifft sowohl die Kinder mit Migrationshintergrund als auch zum Beispiel den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbeteiligung – hat mich doch überrascht.

Eine weitere Zusatzfrage der Abgeordneten Frau Kohnle-Gros.

Es gibt in den Bereichen politische Bildung oder politische Partizipation von Jugendlichen in diesem Alter entsprechende wissenschaftliche Studien. Können Sie mir Recht geben, dass sich natürlich diese Schwächen, die wir in diesem System haben, was zum Beispiel das Verständnis von Texten anbelangt, nachher auch auf die politische Bildung im weitesten Sinn auswirken und auch die politische Partizipation und das Wahlverhalten von Jugendlichen mit beeinflussen?

Die Studie macht deutlich, dass die Lesekompetenz tatsächlich eine Schlüsselkompetenz für viele andere Bereiche ist, was auch an dem Beispiel Mathematik und Naturwissenschaften deutlich wird. Das sind allerdings nicht die einzigen Bereiche.

Sie haben völlig Recht, ein mangelndes Leseverständnis hat Auswirkungen auf vielfältige Bereiche, weshalb man einer solchen Frage auch im Hinblick auf die politische Beteiligung und die politische Informiertheit von Jugendlichen intensiv nachgehen muss.

Es liegen keine weiteren Fragen mehr vor. Damit ist die Mündliche Anfrage beantwortet.

(Beifall der SPD und der FDP)

Ich rufe die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Josef Rosenbauer (CDU) , Beitragserhöhung gesetzlicher Krankenkassen – Nummer 2 der Drucksache 14/538 – betreffend, auf.

Ich frage die Landesregierung: