Protocol of the Session on October 6, 2016

(Beifall von der FDP)

Ich will ganz konkret drei Punkte ansprechen, weil Sie immer wieder formuliert haben, dass Sie konkrete VorschlÀge vermissen.

Erster Punkt: Wir haben diverse Male ĂŒber das Thema der Digitalisierung diskutiert. Wir haben diverse Male – auch Herr WĂŒst hat das vorhin wieder angesprochen – gefragt, warum denn so wenige FörderantrĂ€ge aus Nordrhein-Westfalen gekommen sind und warum es die Landesregierung offensichtlich versĂ€umt hat, die Gebietskörperschaften hier ordentlich zu beraten.

Herr Minister, Sie haben eben in Ihrem zweiten Beitrag von den großen Chancen gesprochen, die die Digitalisierung bietet, und gesagt, dass es darum geht, natĂŒrlich auch neue GeschĂ€ftsmodelle im Handwerk, im Mittelstand und in der Industrie anzunehmen. Wir sagen Ihnen aber: Machen Sie erst einmal Ihre Hausaufgaben. Ohne die notwendigen Voraussetzungen – das sind die Datenautobahnen – wird das nicht gelingen. Sie lassen da gerade im lĂ€ndlichen Raum die Betriebe allein. Das hat so keine Zukunft.

(Beifall von der FDP und der CDU)

Sie mĂŒssen die Voraussetzungen schaffen. Wir haben Ihnen VorschlĂ€ge dafĂŒr gemacht.

Zweiter Punkt – auch das gehört noch einmal dazu: Thema „BĂŒrokratie und Belastungen“. WĂ€hrend Sie hier durch die Lande ziehen und gemeinsam mit Ihrem Kollegen Groschek von der „durchgrĂŒnten Gesellschaft“ reden, stellt der Umweltminister seine Hygieneampel vor. NatĂŒrlich ist das ein weiterer Baustein der Überregulierung. Reden Sie doch einmal mit dem BĂ€ckerhandwerk oder mit der Lebensmittelbranche. Das ist eine Überreglementierung, die sich in so viele Maßnahmen dieser Landesregierung einpasst, meine Damen und Herren.

(Beifall von der FDP und der CDU)

Ich will Ihnen mit Blick auf die Zeit diese AufzĂ€hlung ersparen. Herr HĂŒbner, das Landesjagdgesetz wĂŒrde eine ganz eigene Debatte verdienen.

Ich will Ihnen aber noch den dritten Punkt nennen, weil Sie ihn selber angesprochen haben, Herr Minister. Sie haben gesagt, es besorge Sie, dass es zu wenig Investitionen und zu wenig Innovationen gibt. Ich sage Ihnen: Diese Sorge haben wir schon vor langer Zeit – auch hier an dieser Stelle, ich ganz persönlich – geĂ€ußert. Sie ist immer wieder zurĂŒckgewiesen worden – auch von Ihnen.

Sie sollten sich einmal die Frage stellen: Woran liegt es denn, dass in diesem Land eine InvestitionsschwĂ€che und damit auch eine InnovationsschwĂ€che besteht? Wenn Sie davon sprechen, dass die GrĂŒnde tiefer liegend seien, dann heben Sie hoffentlich nicht auf das ab, was eben nicht der Grund ist; denn viele Gutachten haben schon bescheinigt, dass

wir kein strukturelles Problem in Nordrhein-Westfalen haben.

Unser Problem ist vielmehr das Problem der politischen Rahmenbedingungen, die gesetzt werden.

(Beifall von der FDP und der CDU)

Unser Problem ist aber auch das fehlende Vertrauen der Industrie.

Ich sage Ihnen: Wenn Sie in der Hochschulpolitik die Rolle rĂŒckwĂ€rts machen und wieder zu BeschrĂ€nkungen kommen, wenn Sie den LEP jetzt nach einer unwĂŒrdigen Diskussion im Rahmen eines parlamentarischen Verfahrens, das genauso unwĂŒrdig ist, zulasten der Industrie und zulasten der Wirtschaft behandeln, wenn Sie bei der Digitalisierung Dilettantismus an den Tag legen und wenn Sie Unternehmensstrafrechte diskutieren, dann dĂŒrfen Sie sich nicht wundern, wenn in diesem Land eine AtmosphĂ€re entsteht, die eben die öffentliche Diskussion prĂ€gt und in der man als Unternehmer keine weiteren Investitionen vornehmen will.

(Beifall von der FDP und der CDU)

Ich sagen Ihnen: Es wird höchste Zeit, dass wir andere Signale setzen. Es wird höchste Zeit, dass es hier zu einer anderen Politik kommt. Wir haben konkrete VorschlĂ€ge gemacht. Sie mĂŒssen endlich den Willen finden, hier auch Maßnahmen umzusetzen. Lassen Sie uns im Sinne unseres Landes endlich eine andere Politik machen – nicht erst ab Mai 2017, sondern möglichst schon vorher. – Vielen Dank.

(Beifall von der FDP und der CDU)

Vielen Dank, Herr Bombis. Der Applaus wird nicht auf die Redezeit angerechnet. Trotzdem haben Sie ein bisschen lĂ€nger geredet, als es wir eigentlich vorgesehen hatten. Aber das soll so sein. – Jetzt hat Herr Dr. Paul fĂŒr die Piratenfraktion das Wort.

Wie viel Zeit habe ich noch?

Die Piratenfraktion hat nicht mehr viel Redezeit. Es sind noch 2:10 Minuten, wie hier zu lesen ist. Bitte schön. Sie haben das Wort, Herr Dr. Paul.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich wĂŒrde gerne noch einmal auf drei Dinge eingehen, die in der Debatte angesprochen worden sind.

ZunĂ€chst einmal muss ich sagen, Herr HovenjĂŒrgen, dass ich mich ein bisschen geĂ€rgert habe. Die CDU,

diese Volkspartei, die Bewahrerin des Guten und Schönen, die Partei meiner Eltern:

(Zuruf von Hendrik WĂŒst [CDU])

Wann kapiert ihr endlich, dass wir in nicht allzu ferner Zeit energie- und umweltmĂ€ĂŸig mit dem auskommen mĂŒssen, was tĂ€glich reinkommt? Das will mir einfach nicht in den Kopf, gerade bei einer solchen konservativen Partei.

Wir haben weltweit aktuell einen Energieverbrauch von 140 Petawattstunden – nicht nur elektrisch, sondern insgesamt. Das ist eine Zahl mit 15 Nullen. Trotzdem ist das nur ein Zehntausendstel dessen, was jĂ€hrlich von der Sonne reinkommt. Das sollten wir doch irgendwann einmal hinkriegen. Es ist die Aufgabe der Politik, genau die Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen fĂŒr die Zukunft Innovationen entstehen können. Wenn man das Rad immer zurĂŒckdrehen will und irgendwelche Klimaverordnungen aussetzen will, weil irgendein Unternehmer entsetzt ist, dann ist das nicht innovationsfördernd.

(Beifall von den PIRATEN)

Zweiter Punkt: Herr Minister, ich habe mich darĂŒber gefreut, dass Sie noch ein bisschen auf die Gamescom eingegangen sind. Dennoch gibt es bei der Digitalbranche durchaus auch einen Trend der Abwanderung nach Berlin. Das dĂŒrfen wir nicht vergessen. Da kann ich nur noch einmal sagen: Diese Kreativmenschen sind ja ganz besondere Pflanzen. Sie mĂŒssen durch ihr Umfeld gegossen werden. Wir brauchen so etwas wie Szene.

Vielleicht kann man das einmal an zwei Leuten festmachen, und zwar den beiden Jazz-Trompetern Reiner Winterschladen aus Bergisch Gladbach und Till Brönner aus Viersen. Brönner ist nach Berlin gegangen; Winterschladen ist hiergeblieben. Ich möchte, dass in Zukunft beide Kreative hierbleiben. Da muss man kulturmĂ€ĂŸig noch etwas machen.

Wenn der Herr PrĂ€sident mir noch einen Satz erlaubt: Wir brauchen eine Position gegenĂŒber der digitalen Revolution jenseits von Hype und Horror. Wir mĂŒssen das rational durchstrukturieren.

Als Beispiel fĂŒr den Hype eine Anekdote: Ich war letzten Mittwoch auf einer Diskussion des Forschungsinstituts fĂŒr gesellschaftliche Weiterentwicklung. Dort habe ich einen charmanten, charismatischen jungen Manager aus GĂŒtersloh – das ist sonst nicht so meine Stadt; das wisst ihr – getroffen. Er kam von Miele. Ihm habe ich gesagt: Bevor ich eurem KĂŒhlschrank, der bei mir in der KĂŒche steht, erlaube, im Supermarkt zu bestellen, muss der KĂŒhlschrank auch das Geld verdienen. – In diesem Sinne: Vielen Dank.

(Beifall von den PIRATEN)

Vielen Dank, Herr Dr. Paul. – Jetzt liegen mir keine weiteren Wortmeldungen mehr vor. – Dabei bleibt es offenbar auch.

Wir kommen zu:

2 Ausbreitung so genannter No-Go-Areas in

Dortmund?

Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion der CDU Drucksache 16/13089

Mit Schreiben vom 4. Oktober 2016 hat die CDUFraktion gemĂ€ĂŸ § 95 Abs. 1 der GeschĂ€ftsordnung die Aussprache zu einer aktuellen Frage der Landespolitik beantragt.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Redner vonseiten der antragstellenden Fraktionen Herrn Kollegen Golland das Wort. Er steht auch schon bereit. Bitte schön, Herr Golland. Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr PrĂ€sident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Über die Entstehung von No-go-Areas in bestimmten Bezirken nordrhein-westfĂ€lischer GroßstĂ€dte haben verschiedene Medien seit dem Jahr 2015 wiederholt berichtet. Lassen sie mich einige Beispiele zitieren.

„focus.de“ vom 2. Juli 2015:

„Beamte warnen vor ,No-Go-Areas‘ – Wo sogar die Polizei Angst hat: Im Ruhrgebiet wollen Banden ganze Viertel ĂŒbernehmen“

„focus.de“ vom 19. August 2015:

„,No-Go-Area‘ Duisburg-Marxloh: Jetzt mischen auch die Hells Angels mit“

„Handelsblatt“ vom 22. August 2015:

„No-Go-Area Duisburg-Marxloh? – Wo Kinder auf Autos trampeln“

„Tagesspiegel“ vom 24. August 2015:

„Tief im Westen – Duisburg-Marxloh macht Schlagzeilen als ,No-Go-Area‘„

„derwesten.de“ vom 15. Dezember 2015: