Zurzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen sieben Studienkollegs an verschiedenen Universitäten. Die breiten Proteste der Betroffenen sowie die Stellungnahmen der Leiterinnen und Leiter der Studienkollegs, aber auch das, was renommierte Universitäten und verschiedenen Bundesländer in diesem Bereich machen, verdeutlichen, dass Nordrhein-Westfalen einen solitären Weg gehen will. Auch die jüngste Umfrage der Kultusministerkonferenz hat ergeben, dass alle anderen Bundesländer am Angebot der Studienkollegs festhalten. Es gibt gute Gründe dafür. Die Studienkollegs nehmen nämlich eine wichtige Aufgabe wahr. Sie richten sich vor allem an Studienanfängerinnen und Studienanfänger aus Schwellenländern und Entwicklungsländern. Gerade in diesen Ländern ist es kaum möglich, eine direkte Hochschulzugangsberechtigung für deutsche Universitäten zu erhalten.
Die Beitragserhebung an Studienkollegs trifft diese Gruppe besonders hart. Die Schließung der Studienkollegs wird diesen Studentinnen und Studenten gänzlich die Chance auf ein Studium in NRW nehmen.
Deswegen gibt es gute Gründe, diese Entscheidung, die die Landesregierung getroffen hat, vielleicht noch einmal zu überdenken und eine einjährige Bedenkzeit einzuräumen. In dieser Zeit sollte geprüft werden, wie gemeinsame Auswahlverfahren für Studienkollegs und Hochschulen für Deutsche und Nichtdeutsche ohne Zugangsberechtigung usw. aussehen und wie man die Studienkollegs in die Orientierungsphase der Hochschulen einbeziehen kann.
Wie gesagt, es gibt zahlreiche Expertinnen und Experten. Auch die anderen Bundesländer sind diesen Weg gegangen. Von daher finde ich es sehr sinnvoll, sich das hier noch einmal zu überlegen. Ich schließe mich der weitergehenden Forderung der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen an, die Studienkollegs zu erhalten. Das ist überhaupt keine Frage.
Nur dieser Antrag ist schon vor einigen Monaten im Landtag abgelehnt worden. Deswegen möchte ich auf dem Wege, den ich vorgeschlagen habe, noch einmal versuchen, Sie doch noch zum Einlenken zu bewegen, um zu überprüfen, ob das tatsächlich der sinnvolle Weg ist. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben im Dezember letzten Jahres über die Vorbereitungen von Studierwilligen aus dem Ausland gesprochen, die sich hier auf die Feststellungsprüfung zum Studium vorbereiten. Es ist schön, dass wir heute noch einmal Gelegenheit bekommen, die Schritte zu einem erfolgreichen Zwischenergebnis in dieser Frage vorstellen zu können.
Die Studienkollegs leisteten und leisten gute Arbeit, aber es gibt Probleme. Nicht allein der Landesrechnungshof, auch der DAAD und die Universitäten hatten erheblichen Reformbedarf angemeldet. Wir haben hier darüber gesprochen.
Meine Damen und Herren, worum geht es eigentlich? – Es geht darum, dass an den neun Studienkollegs – Herr Sagel, es sind neun – in Nordrhein-Westfalen jährlich etwa 800 der über 12.000 ausländischen Studierenden im ersten Studienjahr auf die Feststellungsprüfung vorbereitet werden. Sie machen also eine Art Abitur nach. Mit dem späteren Studienplatz hat das übrigens noch nichts zu tun. Denn es gibt bislang keine direkte Verzahnung zwischen Hochschulzugangsberechtigung, Studienplatz und dem Studienkolleg.
Die Auswahl der Bewerber für die Studienkollegs wird zurzeit von der Bezirksregierung Düsseldorf zweimal im Jahr übernommen. Stellen Sie sich einmal eine Familie in einem Schwellen- oder einem Entwicklungsland vor, die eine begabte Tochter oder einen begabten Sohn hat und es schaffen können – vielleicht durch irgendwelche Hilfen –, diesem Kind ein Studium in NordrheinWestfalen zu ermöglichen.
Da wird dieser Sohn, diese Tochter nach Nordrhein-Westfalen geschickt. Er oder sie kommt hier in ein Studienkolleg. Nach dem Studienkolleg ist eine erste Hürde genommen, aber diese Hürde sagt noch nichts darüber aus, ob er oder sie anschließend einen Studienplatz erhält. Stellen Sie sich einmal vor: So jemand kommt zurück und muss sagen: Ich habe da zwar einen zweisemestrigen Kurs gemacht, aber ich habe gar nicht angefangen zu studieren. Denn diese Verzahnung gibt es nicht. Jetzt wollen wir eine deutlichere Verknüpfung zwischen dem Studienfach, das gewählt wird, und dem Vorbereitungskurs erreichen.
lie, wie ich sie beschrieben habe, ihre Tochter oder ihren Sohn lieber in die USA schicken. In den USA sieht das anders aus. Wir haben damals Reformen angekündigt, und wir haben diese Reformen auch weiter betrieben. Wir können heute den ersten Schritt der Umsetzung vermelden.
Wir hatten uns auf folgende Eckpunkte festgelegt: Wir wollen im Rahmen der Internationalisierung des Studienstandorts Nordrhein-Westfalen auch weiterhin ein grundständiges Studium für begabte Studierwillige aus Ländern, deren Schulabschluss bei uns nicht anerkannt ist, ermöglichen. Dann sollen die Hochschulen in Konsequenz unseres Hochschulfreiheitsgesetzes ihre Studenten selber aussuchen können. Jede Hochschule soll dabei ihre Strategie nach eigenem Profil entwickeln.
Wir wollen weiterhin die Erfüllung der Aufgabe, die Vorbereitung von jungen Leuten auf ihr Studium mit Vorbereitungskursen, und regen dafür die Schaffung geeigneter Instrumentarien an. Wir haben jetzt einen Weg gefunden. Der sieht so aus, dass die zwei kirchlichen Studienkollegs – in Bochum in evangelischer Trägerschaft, in Mettingen in katholischer Trägerschaft – erhalten bleiben. Außerdem werden Ressourcen frei, die genau für die Aufgabe gebraucht werden, die die Studienkollegs bisher erfüllen.
Die Hochschulen werden in die Lage versetzt, Kurse anzubieten, die punktgenau auf das Studienfach hin die Studienbewerber, die sie ausgewählt haben, so schulen, dass sie ein erfolgreiches Studium absolvieren können. Das kann etwa in der Zusammenarbeit mit den bisherigen Auslandsämtern oder mit den Fächern Deutsch als Fremdsprache und anderen passieren. Dazu wird es Stipendien geben, die die Förderungen der kirchlichen, privaten, politischen und öffentlichen Stiftungen wie den DAAD ergänzen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf Entwicklungsländer gelegt, vor allem auf Afrika, weil dort wegen unzureichender Bildungsinfrastruktur und großer Armut ein besonderer Förderungsbedarf besteht. Es wird jetzt darauf ankommen, diese Möglichkeiten richtig zu nutzen, meine Damen und Herren.
Auf der Basis von Fallpauschalen können die Hochschulen ein Kontingent vorbereiten und ausschreiben. Man kann sich dabei Einführungskurse vorstellen, in der Art von zielgenauen Qualifikationen, wie sie etwa an amerikanischen Universitäten üblich sind. Die Mittel sind dafür bereitgestellt. 3,1 Millionen € stehen dafür zur Verfügung. Die Verteilung wird im Wettbewerb erfolgen.
Meine Damen und Herren, künftig sollen in Nordrhein-Westfalen begabte studierwillige Ausländer optimal auf ihr Studienfach hin vorbereitet werden.
Dann werden unsere Universitäten im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe besser aufgestellt sein. Wenn künftig eine Familie in einem Entwicklungs- oder Schwellenland weiß, dass ihr begabtes Kind in Nordrhein-Westfalen gut vorbereitet wird, ein Stipendium in Aussicht steht und der Studienplatz nicht erst nach über einem Jahr vergeben wird, sondern nach der Aufnahme an der Hochschule garantiert ist, dann werden diese Eltern ihr Kind umso lieber in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen studieren lassen und nicht in die USA schicken. – Vielen Dank.
Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sonstige Damen und Herren sind nicht mehr anwesend oder nur noch ganz wenige; auch denjenigen einen Gruß! Wir waren schon fast dabei, die Plenarsitzung schleichend zu beenden, aber der Beitrag von Prof. Sternberg zeigt deutlich, dass gerade auf einem ganz wichtigen Feld für die Entwicklung unseres Hochschulsystems in NordrheinWestfalen mit Scheinlösungen operiert wird, die selbst bei denjenigen, die der größten Regierungsfraktion nahestehen, nur Kopfschütteln hervorrufen, Herr Prof. Sternberg.
Aber zunächst zu Herrn Sagel: Wenn Sie hier antreten, das Projekt Studienkolleg zu retten, wissen Sie aus Ihrer politischen Erfahrung heraus, dass so etwas als Einzelner immer schwierig ist.
Wenn man ein Projekt dieser Größenordnung angehen will, wäre es ganz hilfreich gewesen, sich Bündnispartnerinnen und Bündnispartner zu suchen.
Ansonsten muss man überlegen, was die tatsächlichen Motive für diese Antragstellung sind. Aber das können Sie sich selbst beantworten. Wir haben gemeinsam mit der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in den Ausschusssitzungen und in der
Anhörung, die wir beschlossen haben, deutlich gemacht, dass wir die Studienkollegs erhalten, aber gleichzeitig auch reformieren wollen, meine Damen und Herren. Wir bleiben bei dieser Position, weil uns wichtige Fachleute und Fachorganisationen darin unterstützen und unseren Weg als den richtigen bezeichnen.
Die letzte Äußerung in diesem Sinne kommt vom Philologenverband, der der SPD nun wahrlich nicht nahesteht.
Die dezidierte Kritik zu all den Punkten, die Sie angesprochen haben, Herr Sternberg, ist ein vernichtendes Urteil für das, was Sie als ein gutes Zwischenergebnis dargestellt haben, das ich beim besten Willen nicht erkennen kann.
Meine Damen und Herren, als SPD-Landtagsfraktion bekräftigen wir unsere Argumente der Anhörung vom 15. März 2007 und bestätigen nochmals den Reformbedarf. Herr Prof. Sternberg, wenn ich auf Ihre Aussage eingehen darf, dass es keine Studienplatzzusage für diejenigen gibt, die ein Studienkolleg besuchen, muss ich sagen: Dieses Problem wäre zu lösen. Insofern verstehe ich nicht, dass man deswegen die Studienkollegs abschaffen muss.
Ich verstehe auch nicht, dass man sie abschaffen muss, wenn man gleichzeitig eine Privatisierung der Studienkollegs fordert, die erhebliche Kosten für denjenigen bedeutet, den Sie hier so herzergreifend beschreiben und der dieses Angebot wahrnehmen soll. Ein Stipendium bekommt er auch erst dann, wenn er hier ist und bewiesen hat, dass er die Leistung erbringt, die andere beurteilen. Das ist also ein absolut widersinniges Konzept. Sie sind weit hinter das zurückgefallen, was Sie den Betroffenen aus den Studienkollegs, die angehört worden sind, versprochen haben. Das finde ich sehr bedauerlich. Ich hatte mehr Durchsetzungskraft in Ihrer Fraktion erwartet.
Im Ergebnis führt die Auflösung der Studienkollegs dazu, dass wir in Nordrhein-Westfalen eine Insellösung bekommen. Alle anderen Bundesländer, die mit uns – wenn ich das so formulieren darf – im Wettbewerb stehen, bieten genau das Gegenteil an. Es ist ein Schlag gegen die Internationalität unserer Hochschulen. Sie wollen nicht anerkennen, dass die Studienkollegiatinnen und Studienkollegiaten überdurchschnittliche Studien
Wir bleiben dabei, dass die Studienkollegs erhalten bleiben sollen. Das zeigt auch unser Entschließungsantrag. In die gleiche Richtung geht Ihr Entschließungsantrag, Frau Beer, den wir unterstützen werden, um damit gemeinsam deutlich zu machen, wohin wir gehen wollen.
Weil die Rede davon war, welche Mittel in Zukunft für die Unterstützung des Ausländerstudiums zur Verfügung stehen, will ich die Gelegenheit nutzen, Herrn Minister Pinkwart zu fragen. Die Beschlussfassung der Landesregierung geht dahin, die Bereitstellung dieser Mittel zu halbieren. Es steht also nur noch die Hälfte der Mittel zur Förderung des Ausländerstudiums zur Verfügung. Was geschieht mit der zweiten Hälfte dieser Mittel?
Wie kommt man an den Studienkollegs zu einer geordneten Informationspolitik über deren Zukunftsperspektiven? Denn wir treffen allenthalben auf Leute, die nicht über ihre Zukunft und die Zukunft ihres Studienkollegs informiert sind.
Darüber hinaus wollen wir sichergestellt haben, dass die Studienkollegiaten, die jetzt ein Studienkolleg besuchen, mit Sicherheit und ohne Qualitätsverlust des Angebots ihres Studienkollegs ihren Abschluss erreichen können.
Auf diese drei Punkte erwarten wir eine Antwort von Ihnen, Herr Minister Pinkwart. Noch einmal: Wir fordern Sie auf, alles zu tun, das Ausländerstudium in Nordrhein-Westfalen nicht nur für diejenigen offenzuhalten, die ohnehin einen Zugang finden. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir brauchen selbstverständlich mehr Internationalität in der Wissenschaft. Wir wollen einen produktiven Austausch mit dem Ausland. Dass dazu selbstverständlich auch ein globaler Austausch von Wissenschaftlern gehört, ist gar keine Frage.
Aber wir brauchen mehr exzellente Leute. Wir brauchen mehr Leute mit Qualität, die an unseren Hochschulen hohe Leistung erbringen und so einen produktiven Austauschprozess in Gang setzen. Weniger brauchen wir personell und finanziell sehr aufwendige Maßnahmen, um Leute, die
Deshalb ist es völlig richtig, was Ihnen unser Innovationsminister Prof. Pinkwart in den letzten Tagen im Auswahlverfahren zum Rückkehrerprogramm vorgestellt hat. Genau das zeigt: Wir sind bemüht, exzellente Kräfte, die uns in den letzten Jahren verlassen haben, für nordrhein-westfälische Hochschulen und Forschungseinrichtungen zurückzugewinnen. Auf der anderen Seite müssen wir selbstverständlich alles tun, um attraktiver Bildungs- und Wissenschaftsstandort für die zu werden, die aus dem Ausland gerne zu uns kommen.