Protocol of the Session on July 13, 2005

Vielen Dank, Frau Steffens. - Jetzt hat Herr Kollege Dietmar Brockes für die FDP-Fraktion das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ja, da hat die SPD im Koalitionsvertrag doch tatsächlich einen Dissens zwischen CDU und FDP gefunden.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Schon wieder! - Johannes Remmel [GRÜNE]: Drei! So viele hatten wir nie! - Lachen von der CDU)

Da steht doch tatsächlich im Koalitionsvertrag:

„Unmittelbar nach Übertragung der Gesetzgebungskompetenz auf die Länder werden die Ladenöffnungszeiten an Werktagen vollständig freigegeben.

Zu weitergehenden Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen bekräftigen die Koalitionspartner ihre unterschiedlichen Auffassungen.“

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Nichts anderes habe ich gesagt!)

- Ja, Herr Schmeltzer; gut, das zu hören. „Zuhören bildet“ haben Sie eben selbst gesagt.

(Beifall von FDP und CDU - Rainer Schmelt- zer [SPD]: Sie müssen es noch lernen!)

Wenn ich diesen Satz lese, hätte ich mir allerdings an Ihrer Stelle wenigstens einmal die Mühe gemacht und nachgelesen, was denn die Auffassungen der beiden Koalitionäre sind. Aber nein,

Sie behaupten pauschal, die FDP wolle natürlich auch sonntags die Läden öffnen. Mitnichten!

(Zurufe von der SPD)

Wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, würden Sie nämlich nachlesen

(Anhaltende Zurufe von der SPD)

- jetzt hören Sie gut zu, auch Sie in den hinteren Reihen -, dass die FDP die Ladenöffnungszeiten in NRW an allen Werktagen freigeben will. Nichts anderes! Alles andere ist falsch.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Und warum for- mulieren Sie dann: „ihre unterschiedlichen Auffassungen“?)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, was wir allerdings mehr wollen, sind die Öffnung von Videotheken und der Betrieb von Autowaschanlagen an Sonn- und Feiertagen.

(Zurufe von der SPD: Aha! - Rainer Schmelt- zer [SPD]: Autowaschen, das neue Vergnü- gen!)

Das ist genau der Punkt. Darüber konnten wir uns in der Kürze der Verhandlungszeit nicht einigen. Deshalb haben wir diesen Satz dort aufgenommen.

Mit dieser Position bleibt die FDP nicht allein. Wir unterstützen hier die Volksinitiative zur Sonntagsöffnung der Videotheken.

(Rainer Bischoff [SPD]: Das ist eine Initiative der Videothekenbesitzer!)

- Ja, der Videotheken, Herr Bischoff.

(Rüdiger Sagel [GRÜNE]: Reine Klientelpoli- tik!)

Schauen Sie einmal im Internet auf die Seite „www.videosonntag.de“. Dort finden Sie unter anderem folgende Erklärung des Kollegen Eumann, der ja sonst zum Thema „Ladenöffnungszeiten“ gesprochen hat - hört, hört! -:

„Daher sollten Videotheken auch sonntags ab 13 Uhr öffnen dürfen. Dafür setze ich mich ein.“

Ich würde mich freuen, wenn er sich heute auch dafür einsetzen würde. Wenn dem so ist, dürfte er dem Antrag der SPD-Fraktion heute nämlich gar nicht zustimmen.

(Beifall von der CDU)

Da er im Moment aber anscheinend kein Interesse mehr an diesem Thema hat, möchte ich auch die Kollegin Nell-Paul und den hier anwesenden Kollegen Link nennen, die sich ebenfalls auf die

ser Internetseite für eine Sonntagsöffnung eingetragen haben.

Dort finden sich auch einige Kolleginnen und Kollegen der Union, die genauso dafür sind, dass die Wettbewerbsverzerrung zwischen den Kinos, dem Download aus dem Internet und dem Pay-TV auf der einen Seite und den Videotheken auf der anderen Seite zukünftig aufgehoben wird.

Herr Kollege Brockes, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Kuschke?

Da die Antwortzeit leider von meiner Redezeit abgerechnet wird …

(Zurufe von der SPD: Nein! - Schauen Sie in die Geschäftsordnung! Lesen bildet!)

- Die Antwort wird abgerechnet. - Meine Damen und Herren, auch in den Reihen der Union gibt es einige Kolleginnen und Kollegen, die diese Initiative unterstützen. Ich bin daher sicher, dass wir zu gegebener Zeit in der Koalition noch einmal darüber sprechen und eine gemeinsame Position finden werden.

Aber nun haben wir den Antrag hier schon einmal auf der Tagesordnung. Herr Schmeltzer, es ist doch wirklich lächerlich, wenn wir über Ladenschluss reden und dabei die Werktage ausgeklammert werden sollen. Das ist nämlich der interessante Punkt.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Wer hat denn den Dissens aufgeschrieben, Sie oder wir?)

- Hören Sie zu. „Zuhören bildet“ waren Ihre Worte.

(Beifall von FDP und CDU - Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Viel spannender ist nämlich die Position zur vollständigen Freigabe an Werktagen. Wie ist denn die Position der SPD in dieser Frage? Das hätte ich gerne einmal gewusst. Sagen Sie jetzt Ja zu der Öffnung? Oder haben Sie noch die antiquierte Position der Grünen? Ihre Kolleginnen und Kollegen in Berlin zum Beispiel haben im Januar auf ihrer Klausurtagung beschlossen, die Öffnungszeiten an Werktagen freizugeben - genauso, wie auch wir es im Koalitionsvertrag beschlossen haben.

(Zuruf von Rüdiger Sagel [GRÜNE])

Zu der antiquierten Position der Grünen habe ich auch schon etwas gesagt.

(Barbara Steffens [GRÜNE]: Werte sind nicht antiquiert!)

Herr Sagel, sagen Sie das auch einmal Ihrer Kollegin Göring-Eckardt; denn sie hat im April 2004 in der „Berliner Zeitung“ erklärt - ich zitiere -:

Ich bin deswegen dafür, den Ladenschluss komplett freizugeben. Nur der Sonntag muss tabu bleiben.

Ihre Parteikollegin! Ich kann ihr an dieser Stelle nur zustimmen.

Herr Kollege Brockes, darf ich Sie bitten, zum Schluss zu kommen?

Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin.

Wir, die Koalition von CDU und FDP, werden jedenfalls unverzüglich, nachdem die Blockade durch die Abwahl der jetzigen Bundesregierung aufgehoben ist, das Symbol des Reformstaus, das Ladenschlussgesetz, abschaffen. Dafür bitte ich um Ihre Unterstützung. - Vielen Dank.

(Beifall von der CDU - Zurufe von der SPD)

Vielen Dank. - Als nächste Rednerin hat nun für die Landesregierung Frau Ministerin Thoben das Wort.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Erhaltung des Sonn- und Feiertagsschutzes entspricht der Position der Landesregierung.