Protocol of the Session on July 13, 2005

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Erhaltung des Sonn- und Feiertagsschutzes entspricht der Position der Landesregierung.

(Zuruf von der SPD)

Ich glaube, mit dem Satz einzusteigen, zeigt bereits, wie überflüssig Ihr Antrag ist, meine Damen und Herren.

(Beifall von der CDU)

Das Thema „Ladenschluss“ wird in der deutschen Politik alle Jahre wieder mit unterschiedlichen Akzenten und mit unterschiedlicher Heftigkeit diskutiert.

Ich selber komme aus dem Einzelhandel und kann Ihnen nur sagen: Selten wird dabei über die wirklich entscheidenden Fragen diskutiert, nämlich über die Veränderung von Standortpräferenzen. Wir reden und tun so, als ob wir Schutzrechte von Arbeitnehmern organisieren, wenn wir über den Ladenschluss reden.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Aber auch von Arbeitgebern!)

Beim Ladenschluss geht es nach unserer Auffassung, soweit es den Werktag betrifft, um konkrete Umsetzung unserer beiden Messlatten: Selbstbestimmung und Selbstverantwortung.

(Beifall von CDU und FDP - Zurufe von Rü- diger Sagel [GRÜNE] und Barbara Steffens [GRÜNE])

Das können die Unternehmen nämlich. Die wissen, wann sie die Chance haben, ihre Kunden zu treffen. Die wissen das nach Ortslagen. Die wissen das nach Branchen. Sie werden wohl keinen Ladenbesitzer mit seinen Beschäftigten erleben - es sei denn in außergewöhnlicher Situation -, der 24 Stunden öffnet.

(Zuruf von Rüdiger Sagel [GRÜNE])

Was Sie als Horrorgemälde malen, ist doch völliger Unsinn.

(Beifall von CDU und FDP - Rainer Schmelt- zer [SPD]: Dann schreiben Sie es doch nicht auf! - Zuruf von Rüdiger Sagel [GRÜNE])

Die höchste richterliche Ebene in Deutschland hat festgestellt, dass auf Bundesebene die Detailregelungen, die wir wollen, nicht formuliert werden können. Wir waren gemeinsam der Auffassung, dass die Länder darauf warten, endlich die Kompetenz zu bekommen, zu regeln, was sie regeln wollen - mit landsmannschaftlichen Unterschieden.

Die Föderalismus-Kommission ist leider gescheitert. Aufgrund der anstehenden Neuwahl auf Bundesebene kann ich Ihnen den konkreten Zeitpunkt, wann auch Nordrhein-Westfalen die Chance hat, gesetzgeberisch tätig zu werden, heute nicht nennen.

Wenn die Voraussetzungen für die Gesetzgebungskompetenzen auf Landesebene vorliegen, werden wir die Position der Landesregierung zum Thema Ladenschluss, die „6-mal-24-Regelung“, also die Freigabe der Ladenöffnungszeiten an Werktagen, schnell umsetzen.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: 24 Stunden - das ist ein Horror-Szenario!)

- Bitte?

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Das ist ein Hor- ror-Szenario! 24 Stunden! Dann schreiben Sie es doch nicht auf!)

- Entschuldigung, wir eröffnen damit die Freiheit,

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Die Horror- Freiheit!)

dass der Arbeitgeber zusammen mit seinen Arbeitnehmern bestimmen kann, wann es am günstigsten ist, den Laden zu öffnen.

(Beifall von CDU und FDP - Lachen von SPD und GRÜNEN - Zurufe von Rainer Schmelt- zer [SPD] und Rüdiger Sagel [GRÜNE])

Was haben Sie für ein Bild von der Lebenswirklichkeit? - Kennen Sie das Schreiben, das der Bundeswirtschaftsminister - ich glaube, er gehört Ihrer Partei an - uns geschickt hat? Er hat geschrieben, welche gesetzgeberischen Änderungen wir vornehmen sollen - Stichwort „Außengastronomie“ -, damit wir zur Fußballweltmeisterschaft die ganze Welt zu Gast haben können. Ich bin sehr gespannt, ob Sie dabei helfen!

(Beifall von CDU und FDP - Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Frau Thoben, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Kuschke?

Nach unserer Auffassung sind unsere Vorschläge konkretes Umsetzen von Selbstbestimmung und Selbstverantwortung.

(Zuruf von Rüdiger Sagel [GRÜNE])

Ich möchte dann noch eine Anmerkung dazu machen, dass wir Sonn- und Feiertage davon ausnehmen.

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Kuschke?

Nein.

(Barbara Steffens [GRÜNE]: Das kann sie nicht!)

Der Schutz von Sonn- und Feiertagen steht nicht nur in der Verfassung sondern ist nach unserer tiefen Überzeugung auch ein Stück kultureller Wurzel. Der eine mag das mit der Kirche begründen.

(Zuruf von Rüdiger Sagel [GRÜNE])

Aber es gibt sehr viele Gründe. Ich habe von den Grünen gehört, dass sie losgelöst von Kirche in diesem Zusammenhang mit Familie argumentieren. Solche kulturellen Besonderheiten, Eigenheiten, Festigkeiten - man kann auch „Orientierungen“ sagen - brauchen wir in einer Zeit, die eher

unübersichtlich geworden ist. Deshalb gibt es da mit uns kein Rütteln. - Danke schön.

(Beifall von CDU und FDP - Rainer Schmelt- zer [SPD]: Dann ist es ja gut! Dann können Sie ja zustimmen!)

Vielen Dank. - Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am Schluss der Beratung und kommen zur Abstimmung.

Die antragstellende Fraktion der SPD hat direkte Abstimmung beantragt. Deswegen kommen wir direkt zur Abstimmung über den Inhalt des Antrags Drucksache 14/28. Wer dem Antrag zustimmen möchte, den bitte ich aufzuzeigen. -

(Ralf Witzel [FDP] zeigt zunächst auf und nimmt dann seine Hand herunter. - Barbara Steffens [GRÜNE]: Jawohl! Kollege Witzel stimmt zu! - Heiterkeit)

Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Damit ist der Antrag mit den Stimmen der CDU und der FDP gegen die Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt.

Ich komme damit zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktionen von CDU und FDP Drucksache 14/64. Wer diesem Antrag seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Damit ist der Antrag gegen die Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen mit Zustimmung von CDU und FDP angenommen.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind am Ende unserer heutigen Sitzung.

Ich berufe das Plenum wieder ein für morgen, Donnerstag, 14. Juli 2005, 10 Uhr.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend und eine gute Heimfahrt.

Die Sitzung ist geschlossen.