Protocol of the Session on October 28, 2009

(Starker, lang anhaltender Beifall bei den GRÜNEN, bei der SPD und Zu- stimmung bei der LINKEN)

Meine Damen und Herren, für die CDU-Fraktion hat sich nun Herr Thümler zu Wort gemeldet. Bitte!

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie haben einen Antrag gestellt, über den wir hier schon einmal im Anschluss an eine Aktuelle Stunde diskutiert haben. Sie haben nachweislich wieder nichts Neues zu dem Vorgang gefunden. Sie haben davon Gebrauch gemacht, Akten an die Presse weiterzuleiten. Man konnte Entsprechendes ja in bestimmten Medien lesen. Irgendjemand muss die Akten ja weitergeleitet haben. Da wir es nicht waren, muss es ja von woandersher gekommen sein.

Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen hier erstens sagen, dass wir Ihren Antrag ablehnen.

(Lebhafter Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Zweitens kann ich Ihnen versichern, dass die gesamte CDU-Fraktion und, wie ich denke, auch die

gesamte FDP-Fraktion geschlossen hinter der Ministerin stehen werden. Das werden Sie gleich erleben.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Zuruf von der LINKEN: Wie lange noch?)

Drittens habe ich gerade Begriffe vernommen wie „Täuschung“, „Tarnung“, „Verbergen“, „Vertuschen“, „intrigant“ und Ähnliches mehr. Sie könnten Ihr Vokabular eventuell wieder einmal abrüsten und auf die Fakten zurückkommen.

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Hier ist es wirklich angemessen!)

Sie sollten vielleicht auch einmal die Presseinformation der GEW heranziehen, in der steht - ich zitiere -:

„Die Landesschulbehörde hat mit ihrer Entscheidung also akzeptiert, dass Eberhard Brandt von seiner Schulleiterin nicht für den Unterricht eingesetzt wurde.“

Das heißt doch wohl nichts anderes, als dass er Unterricht nicht erteilt hat. Das ist doch Gegenstand dessen, worüber Sie sich nicht aufregen, aber wir uns aufregen.

Dementsprechend frage ich Sie, was Sie eigentlich wollen. Das heißt, es hat dieses Vergehen gegeben. Das ist geprüft worden und ausgeräumt worden. Dementsprechend ist nach unserer Auffassung dort kein Skandal zu finden, sondern Sie haben letzten Endes dort etwas aufgebauscht, wo kein Skandal zu finden ist.

Herr Kollege Thümler, gestatten Sie eine Zwischenfrage von Herrn Adler?

Nein, ich bin ja schon fertig.

(Lebhafter Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine Damen und Herren, Herr Kollege Adler von der Fraktion DIE LINKE hat sich jetzt zu einer Kurzintervention gemeldet. Bitte schön!

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege, Sie haben eben einen Begriff

gebraucht, der mich ziemlich erschrocken gemacht hat. Sie haben nämlich von einem Vergehen gesprochen. Der Begriff Vergehen ist ein strafrechtlicher Begriff. Das muss Ihnen doch klar sein. Deshalb sage ich hier ganz eindeutig: Nehmen Sie bitte Stellung, und nehmen Sie diesen Begriff gegebenenfalls zurück. Damit haben Sie die Möglichkeit, das zu heilen.

Herr Brandt ist im Disziplinarverfahren nicht bestraft worden. Ganz im Gegenteil, er ist rehabilitiert. Sie aber sprechen von einem Vergehen. Nehmen Sie das jetzt zurück!

(Starker, lang anhaltender Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, die CDU-Fraktion hat die Möglichkeit zur Erwiderung. - Herr Thümler verzichtet.

(Zuruf von der SPD: Das gibt es doch nicht! - Weitere Zurufe von der SPD, den GRÜNEN und der LINKEN)

Ich gehe in der Reihenfolge der Wortmeldungen weiter.

(Jens Nacke [CDU]: Herr Adler, wol- len Sie Professor ehrenhalber wer- den, oder was sollen diese juristi- schen Vorträge? - Gegenruf von Hans-Henning Adler [LINKE]: Sie kriegen noch die eine oder andere Lektion dazu! Darauf können Sie sich verlassen! - Beifall bei der LINKEN - Detlef Tanke [SPD]: Sie können ihn ja mal beraten, Herr Adler! - Weitere Zu- rufe und Gegenrufe)

- Meine Damen und Herren, wenn der Wunsch besteht, sich untereinander auszutauschen, dann kann ich die Sitzung unterbrechen.

(Zustimmende und ablehnende Zuru- fe)

- Soll unterbrochen werden?

(Zurufe: Ja! - Nein!)

- Meine Damen und Herren, dann ist die nächste Rednerin Frau Reichwaldt von der Fraktion DIE LINKE. Bitte!

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte, dass heute unter diese Angelegenheit ein Schlussstrich gezogen wird; denn sie gehört eindeutig zu den unangenehmsten Erlebnissen meiner jetzt zweijährigen Parlamentszugehörigkeit.

(Zurufe von CDU und FDP: Zwei?)

Diese Angelegenheit beschäftigt uns hier im Parlament seit Mai. Aber sie begann ja früher, weil man vorher begonnen hatte, die Intrige zu spinnen. Welcher Strich zu ziehen ist, ist für mich auch klar: Diese Ministerin muss gehen. Oder sie wird vom Ministerpräsidenten entlassen.

Warum war das ein unangenehmes Erlebnis? Das kann ich Ihnen ganz genau sagen: Hier sind Grenzen überschritten worden, die nicht überschritten werden sollten. Das ist nicht die Art von parlamentarischer Demokratie und nicht die Art von Regierungshandeln, die ich mir vorstelle.

(Zustimmung bei der SPD)

Die Ministerin hat vor diesem Parlament und in den Ausschüssen mehrfach nicht die Wahrheit gesagt. Das hat die Veröffentlichung der Akten eindeutig gezeigt.

(Beifall bei der SPD und bei der LIN- KEN)

Die Aktenlage beweist: Es ist direkt von der Spitze des Kultusministeriums Einfluss auf die Einleitung des Disziplinarverfahrens genommen worden.

Von der anderen Seite wird immer wieder das Legalitätsprinzip herangezogen: Es sei unvermeidlich gewesen, das Disziplinarverfahren einzuleiten. - Das stimmt schlicht und einfach nicht.

(Beifall bei der LINKEN)

Ein Disziplinarverfahren kann dann eingeleitet werden, wenn die Vorprüfung den Verdacht auf ein Dienstpflichtvergehen nahelegt. Diese Vorprüfung hat stattgefunden, meine Damen und Herren. Es gab Fachleute in der untergeordneten Behörde, die eindeutig empfohlen haben, kein Disziplinarverfahren einzuleiten. Die Einflussnahme ist eindeutig gewesen. Und was passiert dann? - Es wird versucht zu verschleiern. Das ist der Grund, warum letztendlich die Akten für vertraulich erklärt wurden - ein weiterer Missbrauch von Regierungsmacht.

Unerträglich ist für mich in diesem Zusammenhang auch die Art und Weise, wie hier mit diesem Opfer dieser Intrige umgegangen wird. Unerträglich ist für mich, dass immer wieder versucht wird, die Schuld für diese Vorgänge dem Kritiker der Schulpolitik dieser Landesregierung, Eberhard Brandt, zuzuschreiben.

(Beifall bei der LINKEN und bei der SPD)

Aber der Schuss ist ins Leere gegangen. Das Disziplinarverfahren ist eingestellt. Herr Brandt ist eindeutig rehabilitiert.

(Beifall bei der LINKEN und bei den GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, ich bezeichne es eindeutig als Missbrauch von Macht, wenn die Spitze des Kultusministeriums in dieser Art und Weise ihren Einfluss nutzt, um einen Kritiker mundtot zu machen.

Ich verstehe in diesem Zusammenhang allerdings nicht, warum die Ministerin so resistent gegen den Rat ihrer eigenen Behörde gewesen ist. Ich halte sie eigentlich für weise genug, das zu sehen.

Damit komme ich zur zweiten Vermutung. Das ist für mich als Vermutung - ich kann das nicht beweisen - ebenso klar: Hinter dieser Intrige stecken noch andere. Da gibt es eine eindeutige Verbindung zur Staatskanzlei und zum Ministerpräsidenten.

(Beifall bei der LINKEN und bei den GRÜNEN)

Wie gesagt: Zu beweisen ist das nicht. Eindeutig zu beweisen ist aber die Einflussnahme des Kultusministeriums. Das kann nur eine Konsequenz haben, d. h. diese Ministerin hat entweder freiwillig zu gehen oder: Herr Ministerpräsident Wulff, ich fordere Sie auf: Entlassen Sie Ihre Kultusministerin!