Drittens. Es wird einen Modellversuch für eine neue Lehramtsausbildung im Bereich der Elementar- und Primarpädagogik geben. Angesichts der zunehmenden Bedeutung der frühkindlichen Bildung im Bewusstsein von uns allen ist das ein großer innovativer Schritt in die richtige Richtung, der von der Landesregierung eingeleitet wurde.
Viertens. Wir wollen die kleine Fakultas einführen. Die Wege sind für die Mangelfächer Musik und Kunst schon beschritten.
- Ja, aber wir haben es umgesetzt. Man muss unterscheiden zwischen dem, der es nur theoretisch vorschlägt, und dem, der es auch umsetzt. Wir haben es umgesetzt. Auch in den Gesprächen mit den Verbänden ist das in Gang gekommen.
Die Landesregierung hat für die Umsetzung dieser Forderungen zur Weiterentwicklung der Lehrerausbildung mit großer Sorgfalt gearbeitet, und zwar unter Einbindung aller Beteiligten in diesem Bereich. Da gab es keinen Gegenwind, sondern das wurde von Universitäten und Seminaren unterstützt. Der Weg, den wir jetzt gehen, wird von den Beteiligten ebenfalls als richtig angesehen.
Das Ergebnis dieser Anstrengungen, meine Damen und Herren, wird die Qualität der Lehrerausbildung erheblich verbessern.
Ich möchte unserer Wissenschaftsministerin Johanna Wanka und unserem Kultusminister Dr. Bernd Althusmann herzlich danken, weil sie sich in dieser Frage gemeinsam eingesetzt und mit uns zusammen in der mittelfristigen Finanzplanung dafür gesorgt haben, dass für diese Weiterentwicklung der Lehrerausbildung in nächster Zeit Millionenbeträge zur Verfügung gestellt werden.
Meine Damen und Herren, ich weise auch auf die Neuorganisation der Lehrerweiterbildung hin. Das, was wir hier mit der Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Schulen für die bedarfsorientierte Weiterbildung geschaffen haben, ist etwas ganz Einmaliges. Am Beispiel einzelner Schulen kann bedarfsorientiert weitergebildet werden.
Meine Damen und Herren, ich will zum Schluss feststellen, dass wir leider wieder in ideologische Grabenkämpfe hineinkommen. Herr Wulf, wenn Sie fordern, den Schulformbezug im Bereich der Lehrerbildung aufzulösen - das machen Sie nicht nur hier, sondern bei jedem Thema -, dann heißt das nichts anderes, als eine Einheitslehrerausbildung zu schaffen.
Und nach der Einheitslehrerausbildung kommen Einheitsschulen, meine Damen und Herren. Sie können noch so sehr ein Plädoyer für das Gymnasium abgeben, wer die Einheitsschule will, sagt Nein zu Gymnasien, Nein zu Oberschulen und will die IGS als einzige Schulform. Das werden wir bekämpfen. Darauf können Sie sich verlassen.
(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Johanne Modder [SPD]: Das, was Sie hier erzählen, ist absoluter Quatsch!)
Mir liegen zwei Wünsche auf Kurzinterventionen vor. Frau Dr. Heinen-Kljajić von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, zunächst haben Sie das Wort für anderthalb Minuten.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Klare, was Sie versuchen, ist ein ziemlich durchsichtiges Spiel; denn faktisch haben hier weder Herr Wulf noch ich in irgendeiner Weise über Gymnasien gesprochen.
Lieber Herr Klare, auch in einer schulstufenbezogenen Ausbildung gibt es selbstverständlich eine Ausbildung für die Sekundarstufe II, sodass Ihr Gymnasium weiterhin - ich hätte fast gesagt: in Sicherheit ist - Lehrer hat, die dafür ausgebildet werden.
Zum Zweiten möchte ich darauf hinweisen, dass es auch ein Stück weit um die Durchlässigkeit des Bildungssystems geht. Ich habe Sie in meiner Rede gebeten, mir zu erklären, warum ein Lehrer, der in einer Oberschule einen 12- oder 13-Jährigen unterrichtet, andere professionelle Qualifikationen braucht als jemand, der das an einem Gymnasium tut. Diese Frage haben Sie nicht beantworten können.
Sie macht aber sehr viel Sinn im Zusammenhang mit der Frage, wie es um die Durchlässigkeit des Bildungssystems bestellt ist. Sie behaupten immer, dass unser Bildungssystem ausgesprochen durchlässig sei und dass auch jemand, der an einer Hauptschule einen Abschluss gemacht hat, hinterher am Gymnasium noch das Abitur machen könne. Das wird nur dann sinnvoll gelingen, wenn es Lehrerinnen und Lehrer gibt, die eben nicht nach Schulformen ausbilden, sondern die die Kinder nach ihren jeweiligen Fähigkeiten fördern und für solche Übergänge bzw. Wechsel in andere Schulformen fit machen. Genau das blenden Sie einfach aus.
Wir haben Ihnen gerade sehr deutlich gemacht, dass es überhaupt nicht um eine Abschaffung des Gymnasiums geht. Frau Heinen-Kljajić hat klar gesagt, dass der Lehrer, der für die Sekundarstu
fe II ausgebildet wird, derjenige ist, der natürlich auch am Gymnasium unterrichtet, und zwar nicht nur in der Sekundarstufe II. Denn wir sagen ja bewusst, dass diese Stufenlehrer auch stufenübergreifend tätig sind, also z. B. auch in dieser Schulform. Wir stehen voll und ganz zum niedersächsischen Gymnasium. Das habe ich klar und deutlich gemacht.
Aber ich denke, Herr Klare, wir sollten auch auf unsere gemeinsamen Positionen sehen. Die Einführung der Praxisphase im Masterbereich sehen wir genauso positiv. Beide Modelle sehen sie vor. Entscheidend wird allerdings sein, dass wir die Rahmenbedingungen dafür schaffen und dass es eine hinreichende Vor- und Nachbereitung gibt. Zu Ihrem Versuch, GHR 300 umzusetzen, hören wir von allen Beteiligten, dass dort noch so viele Mängel, Baustellen und Unklarheiten bestehen, dass Sie dort zunächst noch einiges geradebiegen müssen.
Ich denke, wenn man sich zusammensetzt und vernünftig miteinander redet, wird man auch Gemeinsamkeiten finden. Sie bauen hier wieder Ideologien auf und ziehen Gräben, die es in diesem Sinne gar nicht mehr gibt. Vielleicht sollte man sich auch darüber einmal Gedanken machen.
Frau Heinen-Kljajić, es ist nicht mein Gymnasium, sondern es ist die Schulform, in der zwischen 35 % und 55 % eines Jahrgangs zur Schule gehen.
Das Gymnasium ist nicht mehr die aus Ihrer Sicht elitäre Schule, die nur von Kinder aus besonders gut situierten Familien besucht wird, sondern in unsere gemeinsamen Gymnasien - eine hoch anerkannte Schulform - gehen Kinder aus allen Schichten.
(Dr. Gabriele Heinen-Kljajić [GRÜNE]: Ich habe überhaupt nicht über Gym- nasien gesprochen, geschweige denn sie abgestempelt!)
halte ich für fahrlässig und für absolut ungerechtfertigt und fatal gegenüber den Lehrerinnen und Lehrern, die dort unterrichten, und gegenüber der differenzierten Schülerschaft, die wir heute an Gymnasien vorfinden. - Das ist der erste Punkt.
Der zweite Punkt: Unser Schulsystem mit Hauptschulen, Realschulen, Oberschulen - übrigens mit hohen integrativen Anteilen im Schulsystem - bietet die größte Durchlässigkeit, die es im Schulsystem im Lande Niedersachsen jemals gegeben hat.
Frau Heinen-Kljajić, wir schauen nicht nur auf die Durchlässigkeit zwischen den allgemeinbildenden Schulen, sondern unsere Durchlässigkeit erstreckt sich auch von den allgemeinbildenden Schulen auf die berufsbildenden Schulen. Das haben Sie, wie Ihre Diskussionsbeiträge zeigen, überhaupt nicht verinnerlicht. Vielleicht können Sie als wissenschaftspolitische Sprecherin es auch nicht. Meine Damen und Herren, die Durchlässigkeit erstreckt sich über alle Bereiche des Schulsystems. Wir sind stolz darauf, dass wir dies erreicht haben. Durchlässigkeit ist eine der wichtigen Errungenschaften der niedersächsischen Schulpolitik der vergangenen Jahre.
Herzlichen Dank, Herr Kollege Klare. Die anderthalb Minuten sind um. - Nun hat Frau Kollegin Reichwaldt für die Fraktion DIE LINKE das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir führen schon eine merkwürdige Diskussion. Für mich ist es fast ein Déjà-vu; denn über eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis haben wir bereits vor 30 Jahren geredet.
Herr Klare, Sie verteidigen die schulzweigbezogene Ausbildung vehement, geben aber nur die Argumente, die Frau Heinen-Kljajić schon pädagogisch völlig richtig begründet hat, dafür wieder, dass es eben eine Phasenausbildung geben muss. Denn auch auf unseren Gymnasien ist, wie gesagt, die Schülerschaft inzwischen sehr differenziert. Dort sind Kinder aus allen Schichten zu finden, weil sich so viele auf den Gymnasien anmelden. Für mich ist das ein Argument für eine Stufenlehrerausbildung.
Aber nun zu dem Antrag: Die Diskussion um die Reform der Lehrkräfteausbildung hatten wir zu Beginn der Legislaturperiode, und nun haben wir sie auch wieder am Ende. Richtig weit sind wir allerdings nicht gekommen.
Es gibt Versuche, die Ausbildung zu modernisieren und zu reformieren. Allerdings gibt es einige wirklich richtig unlogische Dinge wie z. B. die Ausnahme der Gymnasien, wenn es um Praxisphasen geht.
Auch mit den Anträgen der Fraktionen der SPD und der Grünen wird es in dieser Wahlperiode nicht mehr gelingen, hier tatsächlich zu einer vernünftigen Reform zu kommen. Aber ich meine, dies ist schon in vielerlei Hinsicht ein guter Neuanfang.