Im Rahmen der EU-Agrarreform laufen gegenwärtig die Anträge auf Prämiengewährung. Das Landvolk hat in Pressemitteilungen wiederholt seine Sorge geäußert, dass in absehbarer Zeit in tausenden von Verwaltungsverfahren mit Einsprüchen zu rechnen ist. Welche praktikablen Lösungen schlagen Sie für den Bereich der Agrarverwaltung vor, um den Landwirten Prämien zu ermöglichen?
Sie wissen sicherlich, dass es gerade im Fall drohender Massenklagen hervorragende Möglichkeiten gibt, dies in Musterklagen umzudirigieren. Was für die Kommunen gilt, gilt natürlich auch für die Landwirtschaftskammern. Musterklagen sind dort genau so möglich. Sie sehen, dass die Bürgerinnen und Bürger sowie diejenigen, die von anderen Dingen betroffen sind, nach der Abschaffung der Widerspruchsverfahren sehr viel besser informiert werden als vorher. Insofern ist die Abschaffung der Widerspruchsverfahren schon jetzt ein voller Erfolg.
Herr Minister, wenn Sie mich als Braunschweiger Abgeordneten schon ansprechen, frage ich Sie erstens: Ist Ihnen bekannt, dass die SPD-Ratsfraktion den Verträgen mit den Betreibern der Müllverbrennungsanlage, die die Ursache für den Braunschweiger Gebührenstreit sind, damals nicht zugestimmt hat und den Oberbürgermeister jetzt im Interesse der Bürgerinnen und Bürger eher unterstützt in der Frage, Rechtssicherheit zu bekommen und nicht unkonventionelle Methoden wählen zu müssen?
Zweitens. Der Vorsitzende des Haus- und Grundbesitzervereins in Braunschweig - zufällig mein CDU-Gegenkandidat bei der Landtagswahl 1998 hat in einem öffentlichen Schreiben ausdrücklich die Wiedereinführung des Widerspruchsverfahrens gefordert, weil er es nur für Krücken hält, sozusagen hart am Rand der Legalität Kreativität walten lassen zu müssen, nur weil Sie eine vernünftige Rechtsgrundlage entzogen haben.
Auch hier muss ich zugeben, dass ich nicht jede Abstimmung im Braunschweiger Rat kenne. Nachdem ich es hier dargestellt habe, sehen Sie aber, dass man sich wahrscheinlich nicht sinnvoll ver
halten hat, weil es hervorragende Möglichkeiten gibt und weil die Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft die gleichen Möglichkeiten und Rechte haben wie vorher. Sie werden aber erheblich besser informiert als vorher.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bei allem Verständnis für die bürgerfreundliche Haltung, die die Landesregierung eben dargestellt hat, erlaube ich mir dennoch eine etwas genauere Frage nach den Rechtsgrundlagen, Herr Schünemann. Gemäß § 11 Abs. 1 des Niedersächsischen Kommunalabgabengesetzes ist auf kommunale Abgabenbescheide - auch Sie haben das zum Teil zitiert - unter anderem § 157 der Abgabenordnung des Bundes anzuwenden. Dort heißt es - ich erlaube mir, zu zitieren -:
„Steuerbescheide sind schriftlich zu erteilen, soweit nichts anderes bestimmt ist. Schriftliche Steuerbescheide müssen die festgesetzte Steuer nach Art und Betrag bezeichnen und angeben, wer die Steuer schuldet. Ihnen ist außerdem ein Belehrung darüber beizufügen, welcher Rechtsbehelf zulässig ist und binnen welcher Frist und bei welcher Behörde er einzulegen ist.“
Ich frage die Landesregierung, ob sie vor diesem Hintergrund tatsächlich an der Auffassung festhalten will, dass der Verzicht auf das Beifügen einer Rechtsbehelfsbelehrung - wie es derzeit nicht nur in Braunschweig zu erleben ist - nicht zu beanstanden ist.
Ich schließe noch eine zweite Frage an, wenn Sie gestatten. Will es die Landesregierung tatsächlich in das Belieben aller niedersächsischen Kommunen stellen, ob sie zur Vermeidung von Klagelawinen infolge der Abschaffung des Widerspruchsverfahrens darauf verzichten, den Abgabenbescheiden ordnungsgemäße Rechtsbehelfsbelehrungen beizufügen, oder wird die Landesregierung - wozu ich ihr in diesem Fall raten würde - die Abschaffung des Widerspruchsverfahrens zumindest in diesem Bereich noch einmal überdenken?
Herr Kollege Bartling, weil ich Ihre erste Frage bereits erwartet habe, habe ich in meiner Antwort den Kommentar zitiert. Ich möchte aber bei dieser Gelegenheit den Kommentar noch einmal vorlesen. Das ist der Kommentar zur Abgabenordnung von Herrn Orlopp. Zu § 157 Abs. 3 wird darin ausgeführt: Eine unterlassene oder eine fehlerhafte Rechtsbehelfsbelehrung führt nicht zur Fehlerhaftigkeit des Bescheides. Folgen ergeben sich ausschließlich aus § 356 Abs. 2; die Rechtsbehelfsfrist beginnt nicht zu laufen. - Darauf ist das auch begründet.
Zu Ihrer zweiten Frage. Wir empfehlen natürlich nicht jeder Kommune, diese Rechtsbehelfsbelehrung nicht mehr aufzuführen. Ich habe Ihnen auch in der Antwort gesagt, dass wir im Evaluationsprozess sind, dass wir im Gespräch mit den Gemeinden und Landkreisen sind und dass wir, wenn wir diese Gespräche abgeschlossen haben, unter Umständen Paragrafen ändern werden - u. a. in der Niedersächsischen Abgabenordnung, wo das so festgesetzt wird. Dieser Prozess wird sicherlich noch einige Monate dauern. Aber dann werden wir sicherlich darauf reagieren.
Leider Gottes habe ich erst eben einen Ausschnitt aus der Braunschweiger Zeitung bekommen. Sehr geehrter Herr Bachmann, da Sie mich gefragt haben, ob ich die Braunschweiger Verhältnisse kenne, möchte ich noch ein Zitat von Klaus Müller von Haus + Grund anführen, der gesagt hat, Braunschweigs SPD sollte sich von der Anfrage ihrer Landtagsfraktion distanzieren. - Ich weiß nicht, ob das auch im Rat in Braunschweig so stattgefunden hat. Vielleicht können Sie mir das anschließend noch einmal darstellen. - Vielen Dank.
In der Neuen Osnabrücker Zeitung war am 22. Dezember letzten Jahres zu lesen, dass das Innenministerium der Auffassung ist, bei kommunalen Gebührenbescheiden seien ausschließlich Re
chenfehler denkbar. Ich frage die Landesregierung, ob sie diese Auffassung teilt oder ob sie dies nicht auch für eine Verharmlosung hält und es für notwendig erachtet, die Bescheide auch in rechtlicher Hinsicht zu überprüfen, weil dort ebenfalls rechtliche Probleme angesprochen werden können.
Weitere Wortmeldungen für Zusatzfragen liegen mir nicht vor, meine Damen und Herren. Damit ist die Dringliche Anfrage beendet.
Tagesordnungspunkt 17: Zweite Beratung: Die Regionalsprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch in der Schule - Antrag der Fraktionen der CDU und der FDP Drs. 15/1096 Beschlussempfehlung des Kultusausschusses - Drs. 15/1671
- Jo, dat geit, 100 %. - Eerstmaal will ik seggen, wo düchtig ik mi freei, dat in dit hoog Huus maal weer Platt proot word.
- Wat sün je all so opregt? - Dat Plattdüütsche, un nettso dat Saterfreeske, is vööl mehr as eenfach en Soort te kommunizieren. Ook wenn Frau Merk dese Soort an Kommunikation viellicht nich hinkriegen deit, de meisten von uns künnt dat noch einigmaten.
Plattdüütsch is en Stück Heimat un regionale Identität för de Minschen. Dat is en historischen Wuddel van uns Kultur. Man dit Stück Heimat kunn in vööl Kuntreien in de komende een of twee Generationen verloren gahn. Dat gaff un gifft Minschen - ik natürlich nich -, de hollen dat Plattdüütsche för en minnerwertig Spraak. Dat segg ik klaar un düdelk: Well so denkt, de hett sien Wuddels verloren, de weet nich, wat Heimat is,
un de hett sük van de Hoogdüütschen Kumplexen inproten laten, van Minschen, de disse moje Spraak nich verstahn, nich proten künnt un insofern ook nich achten künnt.
Daarto kummt, wat ik sehr beduren do, dat vööl Ollen un Mesters in de vergangen 20, 30 Joor glöövt hebben, dat Kinner, de Platt proten, dat in d’ School bi ’t Hoogdüütsch Proten un Schrieven stuurder hebben. Dat dat nich so is, weiten wi vandaag. Un dese Lüü hebben leider ’t Kind mit ’t Baadwater utkippt un hör Kinner gaar kien Plattdüütsch mehr bibrocht.
Mien Froo un ik hebben dat anners maakt. Wi hebben ofmaakt, dat se mit uns Jung blot Hoogdüütsch un ik mit hum blot Plattdüütsch proot.
So lehrt he beid Spraken un hett, wenn he in ’t School kümmt, keen Probleme - wenigstens, wenn he denn van d’ Intelligenz her en bietje mehr na sien Moder kummt - und hett viellicht noch een betje höher Sprachkompetenz. Man en Bült Familien könen dat vandaag nich mehr, weil se över een, twee Generationen dat Plattdüütsche leider verloren heb. Un in Südnedersassen noch minner as bi uns an de Küst.
Also mutten wi uns wat infallen laten, wenn wi willen, dat uns plattdüütsche Spraak overleven un na Mögelkheid sogaar weer faker proot worden sall.
Wenn wi dat schaffen willen, mutten wi dat stönen, wat wi upstünds noch an Könen un Weten hebben. Wo faken hör ik van junge un ok ollerde Minschen - un ok van de een of anner Ofgeörnte hier -: „Plattdeutsch sprechen kann ich nicht, wohl verstehen, aber nicht sprechen.“ Ik segg denn alltied, dat is Kauelee, dat is Quatsch! Well en Spraak verstahn kann, de kann hör ok proten! He mutt sük blot troen, sein Bedenken to overwinnen, un he mutt ein bietje öven. Wenn een Franzöösch verstahn kann, denn kann he ’t ok proten. Dat is bi Plattdüütsch nich anners.
Un genau daar sett uns Andrag an: Wenn dat ’t Hus un in de Amtsstub nich mehr geit, dann mutt wi för söken, dat wi dat an uns Scholen hen un weer Plattdüütsch proot word, wenn de een of anner Mester mit sien Schölers maal Platt proot - wat avers bedüddt, dat he ’t sülvst ok kann - wenn plattdüütsche Projekten anboden worden, denn kann man junge Minschen daarto brengen, hör Bedenken fallen to laten, un dat to doon, wat se egentlik woll könen, nämlich Platt proten.