Protocol of the Session on June 24, 2004

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Angesichts der Bedeutung der Energie- und insbesondere der Strompreise für den Wirtschaftsstandort Deutschland produziert Ihre rot-grüne Energiepolitik durch politisch bedingte Sonderabgaben und durch Ihre Unfähigkeit, nachhaltige und verlässliche energiepolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, allerdings in unerträglichem Maße Standortnachteile für Deutschland. Da reden Sie von CO2-Einsparungen und wollen gleichzeitig aus der Kernenergie aussteigen.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Es geht Ihnen gar nicht um Energiepolitik für die Zukunft, es geht Ihnen um Ihren ideologisch verbrämten Ausstieg aus der Kernenergie.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Deswegen wird Ihr Antrag heute abgelehnt.

Tatsache ist nun einmal, dass die Kernenergie in Deutschland nach wie vor das Rückgrat der Ener

gieversorgung im Grundlastbereich darstellt. Tatsache ist auch, dass die deutschen Kernkraftwerke zu den sichersten und effektivsten in der Welt gehören, und zwar ohne CO2-Freisetzung.

(Zustimmung bei der CDU)

Auch wir wollen auf erneuerbare Energien setzen und Einsparungen herbeiführen. Was Sie in Ihrem ersten Antrag in dieser Richtung vorschlagen, haben wir bereits in Gang gesetzt bzw. werden wir umsetzen. Technisch und ökonomisch geht das aber nur im Energiemix und in der Mischkalkulation des Energiekostenmix.

(Hans-Joachim Janßen [GRÜNE]: Dann verstehe ich die Ausschuss- empfehlung aber nicht!)

Die teuren regenerativen Energien werden in ihrer Bedeutung ohne Zweifel zunehmen, aber sie werden schon wegen physikalischer Begrenzungen auf absehbare Zeit nur eine Ergänzung und nicht eine Alternative zu Kohle und Kernkraft sein können.

(Walter Meinhold [SPD]: Das ist Ihr Irrtum!)

In Ihrem zweiten Antrag, den Sie vor diesem Hintergrund eigentlich zurückziehen sollten, bezeichnen Sie die Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und der Energiewirtschaft fälschlicherweise als Ausstiegskonsens. In dieser Vereinbarung wird lediglich die Laufzeit der bestehenden Kernkraftwerke festgelegt.

(Glocke des Präsidenten)

Ausdrücklich wird dort beschrieben, dass es einen Dissens hinsichtlich der weiteren Nutzung der Kernenergie gibt. Die EVU sind eben wie die CDU und die FDP der Auffassung, dass die Option der Kernenergie auch in Deutschland aufrechterhalten werden muss. Ich empfehle Ihnen in diesem Fall die Ausgabe 25 der Wirtschaftswoche vom 10. Juni dieses Jahres. Die Zeitschrift fragt:

„Weltweit hat eine Renaissance der Kernenergie begonnen. Kann Deutschland weiter abseits stehen?“

Die Antwort wird auch gleich gegeben: Nein, denn:

„Erneuerbare Energien reichen nicht für die Sicherung der Stromversorgung.“

Herr Wenzel, Sie behaupten - Sie haben das bei der letzten Landtagsdebatte zu diesem Thema auch getan -, die Versorgungssicherheit sei gefährdet, weil die Uranvorräte begrenzt seien. Schauen Sie doch einmal in eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe aus dem Jahre 2002.

(Glocke des Präsidenten)

- Ich komme gleich zum Ende. - Dort finden Sie ein einfaches Schaubild, in dem die Reichweiten verschiedener Energieträger dargestellt sind. Für Erdöl wird dort eine Reichweite von 157 Jahren, für Uran von 527 Jahren ausgewiesen. So viel zu Ihrem Expertenwissen.

Zu Ihrem zweiten Antrag, Frau Steiner und Frau Harms, bleibt eigentlich nur noch eines zu sagen - ich sage das mal auf Englisch, da Sie diese Vokabel im Zusammenhang mit Ihren zu befürchtenden Anträgen auf europäischer Ebene in Zukunft wohl häufiger hören werden und damit Sie sich schon einmal daran gewöhnen können -: Nonsens. - Danke schön.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Für die FDP-Fraktion hat sich der Abgeordnete Dürr gemeldet. Ich erteile Ihnen das Wort.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Kollegin Harms, Sie haben gerade Ihre letzte Rede im Niedersächsischen Landtag gehalten. Ich möchte mich - das möchte ich ganz deutlich sagen - für die durchaus spannenden, grundsätzlich kontroversen, aber doch interessanten Debatten bedanken, die wir in den letzten Monaten zum Thema Energiewirtschaft geführt haben. Nicht verschweigen möchte ich, dass ich den politischen Diskurs mit Ihnen durchaus vermissen werde. Ich möchte Sie nicht enttäuschen, Frau Harms: Auch diesmal stehen sich unsere Auffassungen diametral gegenüber.

(Zustimmung bei der FDP)

Meine Damen und Herren, Ihre Anträge, vor allem Ihr Antrag zur Kernenergie, sprechen ja für sich selbst. Als Ersatz für die Kernenergie in Deutschland nennen Sie Erdgas als Stromlieferanten. Vielleicht hätten Sie noch die Steinkohle nennen

sollen, Frau Harms; denn die Grünen haben ja gemeinsam - -

(Unruhe)

Herr Abgeordneter Dürr, einen Augenblick, bitte! Herr Biallas, ein bisschen ruhiger! Danke. - Herr Dürr, bitte fahren Sie fort!

Vielen Dank, Herr Präsident. - Vielleicht hätten Sie noch die Steinkohle nennen sollen; denn die Grünen haben ja gerade gemeinsam mit der SPD eine zeitliche Verlängerung der Steinkohlesubventionierung beschlossen.

Meine Damen und Herren, Sie von den Grünen predigen Klimaschutz, aber machen genau das Gegenteil. Die Grünen sind klimapolitisch entlarvt. Das ist auch gut so.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU - Lachen bei den Grünen - Stefan Wenzel [GRÜNE]: Solch ein Quatsch! Sie glauben selber nicht daran!)

Ich finde es beruhigend, dass auch Bündnis 90/Die Grünen mittlerweile erkennen, dass die Kernenergie in Deutschland nicht einfach durch Windräder ersetzt werden kann. Wir haben Ihnen das immer wieder gesagt. Dass Sie aber die fossilen Energieträger wieder entdecken, hat schon einen sehr merkwürdigen Beigeschmack.

Weiter heißt es in Ihrem Antrag: Die sichere Endlagerung des Atommülls ist nicht gelöst. - Genau das haben wir Ihnen immer wieder vorgehalten. Wir wollen die Erkundung in Gorleben fortsetzen. Rot-Grün verhindert dies aber bisher.

Sie behaupten immer wieder, Sie wollten auch ein Endlager suchen. Aber Suchen heißt am Ende, auch etwas finden zu wollen, Frau Harms. Diese Bundesregierung will jedoch gar nichts finden, weil ihr dann die zentrale Begründung für den Atomausstieg verloren geht, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Wer aber Suchen als Selbstzweck betreibt, damit der wichtigste Grund für den Ausstieg aus der Kernenergie nicht verloren geht, der blendet die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land. Meine

Damen und Herren, das werden wir nicht mitmachen.

Das Moratorium für Gorleben muss endlich weg. Es ist die Pflicht und Schuldigkeit unserer Generation, Frau Harms, ein Endlager bereitzustellen. Sie und Herr Trittin verweigern sich dieser Einsicht. Das ist unverantwortlich, insbesondere gegenüber den nachfolgenden Generationen.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Ich möchte an dieser Stelle noch etwas zum Thema Zukunft der Kernenergie sagen, weil Sie hier eben erneut das Totenglöckchen für die Kernenergie läuten wollten. Wir von der FDP-Fraktion waren in Finnland und haben uns das sehr genau angesehen. Schauen Sie sich einmal die neuen Reaktortypen an, und blenden Sie nicht immer wieder die Bevölkerung, indem Sie sagen, es sei alles beim Alten geblieben. Hier hat es viele technische Fortschritte gegeben. Das gehört zur Wahrheit hinzu, meine Damen und Herren.

Sehr geehrte Frau Kollegin Harms, ich wünsche Ihnen persönlich alles Gute und möchte, wenn Sie erlauben, Ihnen noch einen Hinweis mit auf den Weg geben. Sie brauchen sich auch im Europäischen Parlament nicht großartig umzustellen; denn auch dort ist die drittstärkste Fraktion die der Liberalen. - Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Für die SPD-Fraktion hat der Abgeordnete Meinhold das Wort. Ich erteile es ihm.

(David McAllister [CDU]: Es ist doch alles gesagt! - Gegenruf von Bernd Althusmann [CDU]: Aber noch nicht von Meinhold!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Können Sie sich vorstellen,

(Bernd Althusmann [CDU]: Nein!)

dass in Bonn eine Konferenz mit Teilnehmern aus über 150 Nationen und 3 000 Teilnehmern - darunter mindestens 100 Ministern - zur Weiterentwicklung der Kernenergie stattfindet? Können Sie sich das vorstellen?

(Zurufe von der CDU und von der FDP: Ja!)