Protocol of the Session on February 17, 2000

(Wenzel [GRÜNE]: Das ist ja wohl ein Witz!)

Ich habe allerdings in den letzten Wochen mehrmals, auch im Bundeskanzleramt, vorgetragen, welche Vorstellungen die Niedersächsische Landesregierung und welche Einschätzung die Niedersächsische Landesregierung hat.

(Zuruf von Wenzel [GRÜNE])

Vielleicht kann ich Ihnen den Rat geben, in den Ihnen zugänglichen Berliner Ministerien auch einmal vorstellig zu werden

(Zuruf: Der hört nicht auf die!)

und darauf hinzuweisen, dass es vielleicht auch aus Sicht einer niedersächsischen Oppositionspartei und deutschen Regierungspartei durchaus interessant sein könnte, die Position des Niedersächsischen Landtags zu Schacht Konrad in Berlin noch intensiver zu berücksichtigen, als das nach Ihrem Eindruck bisher vielleicht der Fall ist.

(Zustimmung bei der SPD - Zurufe von den GRÜNEN)

Herr Wenzel, Sie sind gleich dran!

(Beckmann [SPD]: Das muss nicht sein!)

Herr Jüttner, wie steht die Landesregierung zu dem Wunsch der SPD in Rheinland-Pfalz, die durch ihre Umweltministerin Martini am 21. Januar an Bundesumweltminister Trittin geschrieben hat:

„Ich habe schon seit Jahren auf die Dringlichkeit hingewiesen, dieser Verpflichtung“

- gemeint ist die Verpflichtung des Bundes zur Errichtung von Endlagern

„nachzukommen. Daher wäre es nur zu begrüßen, wenn, wie in der Presse zu lesen war, das Endlager Schacht

Konrad in diesem Jahr genehmigt werden würde.“?

Herr Jüttner!

Augenscheinlich stimmt die Kollegin Martini mit der Position der Niedersächsischen Landesregierung in dieser Frage nicht überein.

Herr Wojahn!

Herr Minister, ich frage nach der politischen Bewertung der Genehmigung oder Nichtgenehmigung des Schachtes Konrad durch die Landesregierung, und zwar vor dem Hintergrund, dass am 10. Juni 1998 ein frisch gebackener dynamischer Umweltminister Jüttner von diesem Platz aus ein ausstiegsorientiertes Entsorgungskonzept der SPD mit nur einem Endlager unter Verzicht auf Atomtransporte vorgestellt hat. Die SPD regiert in Bonn mit den Grünen, und sie regiert hier.

(Zurufe von der SPD: Berlin! - Inselmann [SPD]: In Berlin aber auch!)

Welchen Grund gibt es noch, dies nicht zu verwirklichen? - Ich frage Sie präzise:

(Beifall bei der CDU)

Sind Sie unter den politischen Zusagen in diesem Hause bereit, hier zu sagen, dass Sie Konrad ablehnen wollen?

(Zustimmung bei der CDU)

Das waren zwei Fragen, Herr Kollege Wojahn.

(Unruhe)

Herr Jüttner!

(Wulff (Osnabrück) [CDU]) : Und die 1,4 Milliarden gleich auf den Tisch!)

Und die 1,4 Milliarden.

Erstens. Ich gebe hier Erklärungen für die Landesregierung und nicht für die Bundesregierung ab; so anmaßend will ich nicht sein.

Zweitens. Die Position der Landesregierung ist eindeutig. Wir halten Schacht Konrad für überflüssig - so wie der Landtag das vor wenigen Monaten mit Mehrheit beschlossen hat. Das gilt für uns. Das gilt auch weiterhin. Das haben wir gegenüber Dritten, ob gegenüber Frau Martini oder gegenüber der Bundesregierung in Berlin, auch hinreichend deutlich gemacht.

(Zustimmung bei der SPD)

Frau Stokar von Neuforn!

Es ist ja allgemein bekannt, dass der Atomausstieg vom Bundeskanzler zur Chefsache erklärt worden ist. Herr Minister Jüttner, Sie haben hier gerade erklärt, Sie hätten mit dem Bundeskanzler nicht gesprochen.

(Beckmann [SPD] und Inselmann [SPD]: Das hat er nicht gesagt!)

Ich frage deswegen die Landesregierung ganz konkret: Welche Gespräche hat der Niedersächsische Ministerpräsident und - ich frage auch den Innenminister - welche Gespräche hat der Innenminister mit dem Bundeskanzler persönlich in letzter Zeit geführt, um die niedersächsischen Interessen in der Frage der Entsorgung deutlich zu machen?

Es ist doch wirklich nicht mehr nachzuvollziehen, - -

Kein Kommentar! Die Frage ist klar.

- - - dass ein niedersächsischer Bundeskanzler eine Politik betreibt, die Niedersachsen - -

(Das Mikrofon am Redepult wird ab- geschaltet - Zurufe - Unruhe)

Frau Kollegin, es gehört zu den Regeln, dass wir unsere Fragen stellen und keine Kommentierung abgeben!

(Frau Stokar von Neuforn [GRÜNE]: Aber es gehört auch zu den Regeln, das zu umgehen! - Unruhe)

Herr Jüttner!

Erste Bemerkung, Frau Kollegin. Bei uns gilt folgendes Prinzip: Bei ganz wichtigen Themen beteiligt sich der Chef auch an dem, was ansonsten in den Ressorts bearbeitet wird.

(Wulff (Osnabrück) [CDU]: Das ist meist eine Drohung, es zur Chefsache zu machen!)

Aber selbst wenn es Chefsache wäre, würden nicht Dinge laufen, an denen der zuständige Fachminister nicht beteiligt ist.

Zweite Bemerkung. Ich gehe davon aus, dass nicht nur ich, sondern auch die Ministerkollegen bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf die Mitglieder der Bundesregierung einwirken, die spezifisch niedersächsischen Belange beim Thema Atomausstieg und beim Thema Atomtransporte einzubeziehen.

(Fischer [CDU]: Das heißt also: Null Einfluss!)

Ich will Herrn Bartling nicht in Mithaftung nehmen, aber ich kann mir sehr gut vorstellen,

(Unruhe)

dass er die Gelegenheit nutzt, beispielsweise Fragen der Transporte und der daraus resultierenden Kosten kontinuierlich vorzutragen, wenn sich eine solche Gelegenheit bietet. Das Gleiche gilt auch für Herrn Gabriel.

Es gibt keine Verabredungen zwischen Landesregierungen und Bundesregierung, weil die Bundesregierung, was ich nachvollziehen kann, im Vorfeld von oder parallel zu Konsensgesprächen nicht mit Teilbeteiligten Verabredungen trifft und sich