Protocol of the Session on January 28, 2000

Dit allens, een mit’nanner, wiest den Weg na vörn. Un door kann’n denn ook an sehn, wo wietlöftig de Fragen sünd, wenn’n door up ruut will, dat de Minschen mehr över de Regional- un Minnerheitenspraken to weten kriegen un dat se door ook beter mit ümgahn könen schöllt. De up’n Amt un bi de Behöörd‘ ward door wiß ehren Vördeel vun hebben.

Dat möß eerstmaal vörweg seggt warrn. Un nu kann ick denn ook up de enkelten Fragen antern. De dreiht sick ja mehr üm dat, wat wi nu al hebbt:

To 1: In’n Juli- un Augustmaand 1999 is bi de Oberlandesgerichten Bruunswiek, Celle un Ollnborg un bi’t Oberverwaltungsgericht Lüünborg nafraagt worrn, wat se door al mit de Fragen na den Charta-Artikel 9 to kriegen hatt hebbt, de

Neddersassen sick as Plicht uplaad’t hett. – Nee, hebbt se seggt, dat harrn se nich.

So veel dat Innenministerium to weten kregen hett, sünd in Oostfreesland Urkunnen un anner Schriftstücken up Platt tolaten un ward ook heel un deel för vull nahmen. Un wenn de Lüüd in Oostfreesland, in de Stadt orrer up’n Dörpen, na’t Amt hen mööt, denn draapt se door de mehrste Tiet ook Mitarbeiders an, de Platt köönt.

Un wat dat heten deit: Ümgang mit twee Spraken blangen enanner – door kann’n allerwegens wat över wies warrn, to’n Bispill denn al, wenn’n anmellen will, dat wat Lütts up de Welt kamen is.

De Regionalspraaklich Facksteed vun de Oostfreesche Landschop hett bi de Kommünen nafraagt, wat se wull Papieren vun’t Amt ook up Platt künnig maken wullen. Nee, hebbt se seggt, dat wullen se nich. Man: Wenn door de Raat tohoop sitt, denn ward männichmaal Platt orrer ook in twee Spraken snackt.

Un wenn twee sick verfreen doot, ward dat up Platt afmaakt – schoonst dat na de Charta nich sien mööt. Un’n Anspraak up Platt, wenn’t reinweg offizjell ward, de gifft dat allemaal ook.

To 2: Wo dat Justizministerium tostännig is, geiht dat üm de Plicht, dat dat Zivil- un dat Verwaltungsgericht Urkunnen un so’n Schriftstücken, de as Bewies gellen schöllt, ook up Platt tolaten mööt – un dat se, wenn’t nödig deit, en Dolmetscher mit rantrecken mööt. Dit is’n Plicht, de is so al – ahn Charta – na Recht un Gesett vörsehn. Verlangt avers een, dat Gericht schull nu dörgahns up Platt verhanneln, ward he door woll nich mit dörchkamen. För all de Gerichten gellt ja de § 184 GVG, un de seggt: Bi Gericht ward Düütsch snackt.

Bi’t Innenministerium sünd s‘ vun Menen, wo in’t Land dat Plattdüütsche tohuus is, door weet ook de bi de Deenststeden so mit dat Plattdüütsche ümtogahn, dat se allens nakamen köönt, wat na de Charta ween schall. Tominnst hett sick bet nu noch nich ruutstellt, dat se door Maleschen mit hatt hebbt. Dorüm hett dat Innenministerium ook kenen Grund nich, sünnerlich wat in de Gangen to bringen, dat de Plichten na Artikel 10 vun de Charta beter in Acht nahmen ward. Un anners is hier ook wedder an dat to denken, wat in’n Anfang al seggt worrn is.

To 3: Dat dat Nedderdüütsche in’t Land Neddersassen de twete Amtsspraak warrn schall, is na de

Charta nich vörsehn – un de Landsregeern hett sowat ook nich vör. Amtsspraak is un blifft hier dat Düütsche.

So veel wi hier wies worrn sünd, hett dat Plattdüütsche nich maal in Neddersassen allerwegens desülve Form un Klöör. Nee, an de een Kant ward so, an de anner so snackt (hier to’n Bispill Auerker un door oostfäälsch Platt), un in schreven Schrift mööt dat denn, is kloor, orrig ünnerscheedlich uutsehn warrn.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Förderung der niederdeutschen Sprache ist ein wichtiger Bestandteil im Rahmen der Kulturförderung des Landes. Gerade deshalb hat sich Niedersachsen für die Aufnahme von Niederdeutsch und Saterfriesisch auch in Teil III der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen eingesetzt, die am 1. November 1999 in Kraft getreten ist. Ein kompetenter Partner ist hierfür das Institut für Niederdeutsche Sprache in Bremen, das INS, das im Rahmen eines Abkommens von den Ländern Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen gemeinsam gefördert wird. Das INS genießt sowohl in Wissenschaftskreisen als auch bei Literaturschaffenden, Theatergruppen oder Liedergruppen eine hohe Reputation. Interessierte aus ganz Niedersachsen und dem norddeutschen Raum nutzen intensiv dessen Angebote.

Ein weiterer Partner ist die Ostfriesische Landschaft in Aurich, die vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur institutionell gefördert wird. Das Plattdütsk-Büro der Ostfriesischen Landschaft nimmt die Querschnittsaufgabe wahr, den Gebrauch des ostfriesischen Platt als regionaler Sprache im privaten, öffentlichen und beruflichen Bereich auszubauen. Frau Pruin, sie machen daraus noch eine Landessprache.

Das Niedersächsische Kultusministerium hat auf der Grundlage des erweiterten Bildungsauftrages und der Ergebnisse eines Pilotprojektes „Plattdeutsch in der Schule“, das die Ostfriesische Landschaft im Auftrag und mit Unterstützung des Niedersächsischen Kultusministeriums durchgeführt hat, einen Erlass zur Förderung des Niederdeutschen und des Saterfriesischen herausgegeben. Dieser Erlass „Die Region im Unterricht“ vom 27. Juli 1997 legt fest, dass die Schülerinnen und Schüler zur Erschließung der regionalen Dimension auch Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse in der Regionalsprache sowie Einsichten über sie erwerben sollen. Da es aus schulorganisatorischen

und fachlichen Gründen nicht um die Einrichtung eines Faches Niederdeutsch gehen kann, sieht der Erlass vor, Regionalsprachenförderung integrativ aus dafür geeigneten Unterrichtsfächern heraus und unter dem Gesichtspunkt der Öffnung von Schule zu entwickeln. Er berücksichtigt dabei Erfahrungen von Lehrkräften der Grundschule z. B. aus den Regierungsbezirken Weser-Ems und Braunschweig mit Eltern, die über niederdeutsche Sprachkenntnisse verfügen und diese sequenzweise im Sinne der Öffnung von Unterricht in den Pflichtunterricht einbringen. Zahlreiche Anregungen enthält in diesem Sinne der Abschlussbericht des o. g. Pilotprojekts. Er zeigt beispielhaft Möglichkeiten der Übertragung auf andere Regionen auf.

Die bestellten Beauftragten für Niederdeutsch im Unterricht bei den Bezirksregierungen sollen in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Landschaften und Landschaftsverbänden Arbeitskreise aufbauen und koordinieren mit dem Ziel, den Lernbereich der Region auch unter dem Aspekt der Regionalsprache weiter zu entwickeln.

Zur Förderung der niederdeutschen Sprache wird auch beitragen, dass die Bezirksregierungen niederdeutsche Sprachkenntnisse bei der Einstellung von Lehrkräften berücksichtigen. Darüber hinaus sollen Versuche an Schulen im Primar- und Sekundarbereich I u. a. klären helfen, wie das Lernen von Mutter-, Fremd- und Regionalsprache sinnvoll miteinander zu verbinden ist. In diesem Zusammenhang ist an die Erfahrung der Regionalsprachenförderung im Kindergarten in den Regierungsbezirken Weser-Ems und Lüneburg anzuknüpfen. Im Primarbereich ist geplant, an ausgewählten Schulen in Ostfriesland im Rahmen der Umwandlung zu Verlässlichen Grundschulen das Lernen der Regionalsprache verstärkt zu fördern. Auch aus diesem Grunde ist es völlig unverständlich, dass sie so lange gegen die Verlässliche Grundschule eingetreten sind.

(Beifall bei der SPD)

Im Sekundarbereich I liegen nunmehr mehrjährige Erfahrungen aus der Sekundarschule VarrelObenstrohe vor. Dort gibt es ab dem Schuljahrgang 7 ein zu zensierendes Sprachangebot Plattdeutsch als wahlfreies Unterrichtsfach, das in den Schuljahrgängen 9 und 10 parallel zum Fach Französisch weiter geführt wird.

Auf der diesjährigen Fachtagung werden u. a. Ziele und Inhalte des Lernens der Regionalsprache vertiefend erörtert. Nach der Präambel der Charta ist deren Hauptzweck zwar kultureller Natur, gleichwohl aber ist das Land Niedersachsen Verpflichtungen eingegangen, die die Verwendung der Regionalsprache Niederdeutsch unter bestimmten Bedingungen bei Verwaltungsbehörden und öffentlichen Dienstleitungsbetrieben zulassen.

Eine Sprache würde als Sprache bedeutungslos, wenn sie im Umgang mit den Behörden überhaupt nicht mehr verwendet werden dürfte; denn eine Sprache ist ein Mittel der öffentlichen Kommunikation und kann nicht allein auf den Bereich der privaten Beziehungen beschränkt werden. Von den Staaten wird zwar entschlossenes Vorgehen bei der Förderung der Regional- oder auch der Minderheitensprachen erwartet. Es bleibt ihnen aber überlassen, welche Maßnahmen sie im Einzelnen ergreifen wollen, um die Ziele des Vertragswerkes zu erreichen.

Um den bewussten Umgang mit der Minderheitenbzw. Regionalsprache vor Ort weiter zu fördern, werden derzeit im Rahmen einer vom Niedersächsischen Heimatbund initiierten Arbeitsgruppe mit Vertretern des Niedersächsischen Landtags, der zuständigen Ministerien

(Frau Pruin [CDU]: Da bin ich mit dabei! Da kommt aber nichts!)

- ja, da können Sie mitmachen - und der kommunalen Spitzenverbände Förderungsmöglichkeiten diskutiert und Informationsmaterialen erarbeitet. Diese werden Ämtern und Behörden in ausreichender Auflage zur Verfügung stehen, um die Umsetzung der Charta weiter zu unterstützen.

Die genannten zukunftsweisenden Konzepte und Vorhaben machen deutlich, wie vielfältig die Vermittlung von Basisqualifikationen und von fundierten Sprachkompetenzen in der Regional- und Minderheitensprache angelegt ist. Hiervon werden auch Ämter und Behörden profitieren.

Dies vorausgeschickt, verehrte Frau Pruin, beantworte ich die einzelnen Fragen, die vorwiegend den Ist-Zustand betreffen, wie folgt:

Zu 1: Eine im Juli/August 1999 durchgeführte Befragung der Oberlandesgerichte Braunschweig, Celle und Oldenburg sowie des Oberverwaltungsgerichtes Lüneburg hat ergeben, dass dort spezielle Erfahrungen mit den in Niedersachsen anzuwen

denden Verpflichtungen des Artikels 9 der Charta nicht vorliegen. Nach Informationen, die dem Innenministerium vorliegen, werden im Bereich Ostfriesland Schriftstücke und Urkunden in Niederdeutsch zugelassen. In Städten und Gemeinden Ostfrieslands ist Platt sprechendes Personal häufig im Publikumsverkehr eingesetzt. Flächendeckend werden Informationen zur Zweisprachigkeit gegeben, z. B. bei der Anmeldung von neugeborenen Kindern.

Aus einer Umfrage der Regionalsprachlichen Fachstelle der Ostfriesischen Landschaft geht hervor, dass sich die Gemeinden nicht in der Lage sehen, amtliche Schriftstücke in Niederdeutsch zu veröffentlichen. Ratssitzungen werden dagegen häufig in Niederdeutsch oder zweisprachig durchgeführt - so wie heute auch die Landtagssitzung. Über die Verpflichtungen hinausgehend werden Eheschließungen auf Plattdeutsch durchgeführt. Auch bei offiziellen Anlässen werden Ansprachen in Niederdeutsch gehalten.

Zu 2: Für den Geschäftsbereich des Justizministeriums ergibt sich die Verpflichtung, in zivilrechtlichen Verfahren und Verfahren der Verwaltungsgerichtsbarkeit zuzulassen, dass Urkunden und Beweismittel in Niederdeutsch vorgelegt werden, wenn nötig mit Inanspruchnahme eines Dolmetschers. Die Erfüllung dieser Verpflichtung ist bereits nach der gegenwärtigen Rechtslage möglich und geboten. Einem Wunsch der Beteiligten, die Gerichtsverhandlungen auf Niederdeutsch durchzuführen, dürfte nach geltender Rechtslage nicht entsprochen werden. Nach der für alle Gerichtszweige unmittelbar oder mittelbar geltenden Vorschrift des § 184 des Gerichtsverfassungsgesetzes ist die Gerichtssprache Deutsch (Hoch- deutsch).

(Zuruf von der SPD: Das soll auch so bleiben!)

- Einverstanden?

(Frau Pruin [CDU]: Jedes Denkmal wird unter Naturschutz gestellt, nur die Sprache nicht! - Gegenruf von Bontjer [SPD]: Pass auf, dass du mal nicht unter Naturschutz stehst! - Hei- terkeit - Frau Pruin [CDU]: Bontjer proot in Hus blot platt, seker will hee nich recht Hochduitsk kann! )

- Da möchte ich mich lieber nicht einmischen.

Herr Oppermann, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Ontijd?

In Hochdeutsch ja.

Ich sage das nur auf Platt, ins Hochdeutsche übersetzt: Es ist eine bodenlose Unverschämtheit,

(Zurufe von der SPD: Frage! - Du sollst fragen! - Unruhe)

wenn ausgerechnet ein ostfriesischer Abgeordneter wie Herr Bontjer einer Kollegin (Pruin) mit einer derart herabwürdigenden Äußerung begegnet. Schamhaftig is dat!

(Zustimmung bei der CDU)

Ich bitte darum, dass der Präsident dafür einen Ordnungsruf erteilt.

Auf Plattdeutsch gibt es keine Ordnungsrufe.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD - Zuruf von Frau Pruin [CDU] - Hei- terkeit - Mientus [SPD] meldet sich zu Wort)

- Udo, willst du auch auf Platt sprechen?

(Mientus [SPD]: Nein, ich wollte fra- gen, ob man hier jetzt auch Ordnungs- rufe beantragen darf!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren, ich hätte es gar nicht für möglich gehalten, dass mein sachlicher Vortrag zu so leidenschaftlichen Zwischenrufen Anlass gibt.

(Zuruf von Adam [SPD])

- Gräben tun sich auf zwischen den verschiedenen Mundarten.

Herr Minister, fahren Sie bitte fort!