Wie also damit umgehen, oder besser, wie den Umgang damit organisieren oder gar vorschreiben? Für DIE LINKE ist das ganz einfach: Der Nationalsozialismus, schlicht und nicht ohne Grund in Faschismus umgetauft, ist die Quelle für den Antifaschismus der LINKEN, der wiederum die ideologische Basis für den Kampf der LINKEN gegen alles, was nicht links ist, darstellt. Was wäre DIE LINKE eigentlich ohne Faschismus und Antifaschismus?
Ein Nichts. Zwangsläufig instrumentalisiert DIE LINKE den Faschismus und pflegt ein Geschichtsbild der totalen Fokussierung auf die NS-Zeit unter weitgehender Ausblendung all dessen, was drum herum und danach geschah
(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Peter Ritter, DIE LINKE: Zitieren Sie doch! Andere sagen „Vogelschiss“ dazu, „Vogelschiss“!)
DIE LINKE hat nur eines im Auge, Frau Oldenburg hat es überdeutlich gesagt: Sie will, dass sich in den Köpfen der Kinder so früh wie möglich das Bild eines schuldigen und schrecklichen Deutschlands einbrennt.
Dabei nimmt sie auf die empfindliche Seele der Kinder keine Rücksicht und will Kinder, anders als nach der bisherigen Richtlinie, nicht erst ab der 7., sondern schon ab der 4. Klassenstufe in die ehemaligen Konzentrationslager schicken. Das sagt eigentlich alles.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Geschichte sieht anders aus. Er schärft den Blick für den Totalitarismus insgesamt
und reduziert unsere jüngere Geschichte nicht auf die NS-Herrschaft, und vor allem, er nimmt Rücksicht auf die jungen Schüler und überfordert sie nicht. – Vielen Dank!
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte nur einen Satz zu den Beiträgen der AfD sagen.
Ich weiß nicht, Herr Kröger, wo Sie jetzt hier alles aus diesem Antrag rausgelesen haben. Vielleicht hatten Sie irgendwas anderes, aber nicht unseren Antrag. Ich bin da
auch Herrn Butzki sehr dankbar. Es geht darum, dass es eine Stunde zusätzlichen Geschichtsunterricht gibt, um eine Stunde pro Woche dann in der 5. Klasse mehr Geschichte zu unterrichten. Und so sagt es auch unser Antrag. Das hat eben zur Folge, dass die historischen Ereignisse ab 1989 nicht adäquat behandelt werden können.
Ich bin Geschichtslehrerin und ich würde mal sagen, ich weiß im Gegensatz zu Ihnen, worüber ich rede. Man schafft die neuere deutsche Geschichte, die schafft man ganz einfach im Geschichtsunterricht nicht mehr. Die fällt hinten runter, weil die Jahre rum sind. Wir haben Unterrichtsausfall, wir haben – es ist alles möglich –, wir haben zu wenig Zeit für die komplette Geschichte. Also gehen die Schülerinnen und Schüler aus der Schule oftmals, ohne überhaupt über den Faschismus, über den Nationalsozialismus, geschweige denn über das geteilte Deutschland Bescheid zu wissen, weil da kein Platz mehr im Geschichtsunterricht ist.
Da ist es einfach eine Sache, dass wir sagen, das muss in den Geschichtsunterricht. Wir müssen sicherstellen, dass es unterrichtet wird. Und das kann sehr gut möglich sein zum Beispiel durch eine Stunde mehr.
Und, sehr geehrte Frau Hoffmeister, Sie können nichts dafür, Sie haben nur vorgelesen, aber ich war jetzt wirklich entsetzt darüber, dass man mit diesem Antrag von der Bildungsministerin Effekthascherei …
(Minister Harry Glawe: Wenn sie fertig ist, also nein. – Peter Ritter, DIE LINKE: Dann hat er Pech gehabt.)
Das heißt also, diese Effekthascherei, das ist natürlich totaler Blödsinn, auch die aufgeworfenen Fragen.
Es hat mich total entsetzt, dass man im Bildungsministerium nicht um diese Frage weiß, was wird mit dem 27. Januar. Der 27. Januar ist seit 1996 von der Kultusministerkonferenz festgelegt an allen Schulen in der Bundesrepublik Deutschland als ein Gedenktag. Das ist kein Projekttag, sondern ein Gedenktag, und alle Schulen sind aufgefordert über die Kultusministerkonferenz und über unser Bildungsministerium richtigerweise, diesen Tag zu begehen und zu gedenken.
Dann war die Frage, was ist mit dem 9. November. Auch das entsetzt mich komplett. Da hat Herr Tesch richtigerweise den 9. November zum Projekttag gemacht.
Der 9. November ist seit vielen, vielen Jahren Projekttag, verbindlicher Projekttag an allen Schulen ab Klasse 5. Und das ist richtig so. Und deswegen kann man diese Fragen, ich verstehe wirklich nicht, wer das im Bildungsministerium aufgeschrieben hat. Da muss noch mal geguckt werden, dass die eigenen Richtlinien und die eigenen Projekt- und Gedenktage wieder in Erinnerung gerückt werden.
Die Förderung, Andreas, du hast da richtig drauf hingewiesen, dass das Geld mehr wird im Haushalt, dass mehr abfließt. Das ist auch sehr gut. Nichtsdestotrotz gibt es nur 500 Euro für eine Fahrt. Und das ist das Problem, weil eine Fahrt also zum Beispiel von Schwerin in die Gedenkstätte nach Sachsenhausen mit dem Bus 800 Euro kostet. Das heißt, jede Fahrt hat ein Defizit von 300 Euro, das dann wiederum entweder der Schulträger oder die Schülerinnen und Schüler zu zahlen haben. Und wir möchten, dass die komplette Fahrt übernommen wird. Und deswegen, das Aufgestockte, was ja hier auch gesagt worden ist, ist natürlich sehr gut, und da hoffen wir, dass das kommt. Und da muss überlegt werden, wirklich die kompletten Kosten für eine Fahrt zu übernehmen.
Und zum Mangel an den Schulen, weil Frau Hoffmeister gesagt hat, es gibt keinen Mangel im Geschichtsunterricht, da habe ich schon etwas zu gesagt, dass wir eben viel zu wenig Zeit haben, wirklich Geschichte zu unterrichten. Und wenn ich schreibe, eine Stunde zusätzlich, dann meine ich auch eine Stunde zusätzlich und nicht, eine Stunde irgendwo etwas wegzunehmen. Ich kann nur mehr Wissen vermitteln durch mehr Unterricht. Ich kann nicht mehr Wissen vermitteln, wenn ich immer nur am gleichen Tischtuch ziehe und es reicht nicht. Dann müssen wir uns über die Schulabbrecher, über die Ausbildungsabbrecher nicht wundern, wenn wir immer nur „Dit vor dat“ machen. Dieses Land braucht mehr Bildung und dazu fordere ich das Land auf, nicht Bildung zu tauschen, Sport gegen Geschichte oder Deutsch gegen Mathe, sondern mehr Bildung braucht dieses Land.
Noch einmal dazu, warum wir sagen, ab Klasse 4. Ab Klasse 4 sagen wir, weil wir die beste Mahn- und Gedenkstätte mit den besten Projekten hier in unserer Nähe haben, nämlich in Wöbbelin. Und die machen Projekte für die Grundschule. Und da fahren Grundschulklassen hin. Und das sind evaluierte Projekte, durch das Ministerium genehmigte Projekte für Grundschulkinder. Und da kann man wissen, dass da keiner irgendetwas Schlimmes macht.
Man wird nicht nach Sachsenhausen mit Viertklässlern fahren, sondern nach Wöbbelin. Und da müssen wir dran arbeiten, dass dieses Erleben dort in Wöbbelin … Mehr Geschichtsbewusstsein kann ich nicht erreichen, als wenn ich an einem Projekt, was wirklich ja genehmigt ist, auch teilnehme. Und wenn das Land schon manchmal –
es kommt dann wohl drauf an, welcher Schulrat da sitzt – diese Fahrten auch für Klasse 4 ermöglicht und bewilligt, Mensch, dann müssen wir doch nur die Richtlinie ändern und dann können diese Schüler eben auch kostenlos fahren, und es wird ihnen ermöglicht, nicht irgendwie mit einer Sondergenehmigung oder, oder, oder.
Und dass Viertklässler was können, das hat man uns jetzt noch mal bei unserem Besuch in Wöbbelin gezeigt. Die Kinder machen das Projekt dort. Das heißt, also Eltern können nicht helfen. Die machen das mit der Lehrerin, mit den vor Ort Tätigen. Und da haben die Viertklässler aufgeschrieben, was sie bei ihrem Projekttag, was ein Jahr aber auch vorbereitet, nachbereitet wurde, immer während des Unterrichts, erlebt haben. Und da schreibt ein Neunjähriger Folgendes: „Mir persönlich gefiel es sehr gut, denn es war sehr lehrreich. Es ist aber schon eine traurige Geschichte mit dem Zweiten Weltkrieg, in dem außerdem noch der Ur-Ur-Opa meines besten Klassenfreundes getötet wurde. Erfahren habe ich, dass Kriege nicht gerecht sein können und dass ihr alle dafür sorgen müsst, dass so etwas nicht noch einmal passieren darf. Es war nämlich allein den anderen Europäern zu verdanken, dass Deutschland wieder friedlich ist. Also lasst es nicht noch einmal kommen, wenn ihr nicht wollt, dass Deutschland überall so große Narben bekommt wie in der Gedenkstätte Wöbbelin. Denkt drüber nach, bitte!“
Und da weiß man, was ein Viertklässler kann. Und da wird er nicht überfordert. Und deswegen bitte ich Sie, unseren Antrag in den Bildungsausschuss zu überweisen, dass wir darüber reden, dass wir Frau Ramsenthaler einladen, dass wir die Landeszentrale für politische Bildung einladen, dass wir da gemeinsam etwas draus machen und dann für unsere Schulen und für die Kinder das Beste draus machen.
Vorbemerkung: Ich will Sie nicht aufs Glatteis führen. Ich bin auch der Auffassung, dass der Besuch von KZ-Gedenkstätten notwendig ist.
Sie haben ausgeführt, dass Sie als Geschichtslehrerin tätig waren. Da schließt sich für mich die Frage an: Haben Sie in Ihrer Tätigkeit jedes Jahr gewährleistet, dass dann Sie, wenn das von der Klassenstufe her gepasst hat beziehungsweise an einer Schule entsprechend diese Fahrten jedes Jahr stattgefunden haben? Und mit Blick auf die Tatsache, dass ich mit Frau Larisch eben in einer 9. Klasse, Gymnasium Teterow, gesessen habe und die auf eine Frage, ob sie jährlich eine KZ-Gedenkstätte besucht haben, haben die mit Ja geantwortet, als Schule, da schließt sich für mich die Frage an: Gibt es nur ein Umsetzungsdefizit oder liegt das in der Hand der Lehrer?