(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Er hat ja auch gesagt, Sie sollen Kaffee trinken gehen mit denen. – Dirk Lerche, AfD: Ja.)
Genau, mit denen müsste man eher einen Kaffee trinken gehen, aber da müssen Sie erst mal zum Kaffee mit denen eingeladen werden, als dass Sie sagen, ich brauche eine große Werbekampagne.
Die in unserem Land tätige und außerhalb des Landes tätige Invest in M-V ist seit vielen Jahren in ihren Anwerbungsbemühungen auch immer in dem großen Bereich der IT unterwegs, und da gehören selbstverständlich Rechenzentren dazu.
Aber noch mal: Das ist nichts, wo Sie sagen, ich mache eine mit großer Streubreite angelegte Werbekampagne, weil ich nicht einen einzelnen Mitbestimmer da anspreche, sondern wir ganz wenige Beteiligte haben, die in dieser Szene unterwegs sind. Da gibt es auch nicht die eine große Rechenzentrenbetreibermesse pro Jahr, wo du hingehst und sagst, ich mache Standortwerbung. Das ist ein relativ kleiner Inner Circle, der sich an verschiedenen Stellen blicken lässt, aber wo wir keinen direkten ständigen Zugriff haben, wo du mit Marketing direkt darauf zugehen kannst.
(Horst Förster, AfD: Erst mal Kaffee trinken lernen. – Dr. Ralph Weber, AfD: Sie können auch in einem Bistro trinken, ist mir egal, Hauptsache, die Gespräche kommen voran.)
Die Gespräche schütteln sie nicht aus dem Ärmel. Sie sind einfach in einer sehr vertrauten, überschaubaren Personenkreisrunde. Dafür müsste man allerdings dann wiederum als Fraktion zuweilen auch teilnehmen an dem, was wir als Digitalisierungsinitiative in diesem Lande machen. Wir haben auch schon Vertreter eines der großen Rechenzentrenbereiche für Veranstaltungen, hier in Schwe
rin im Übrigen, im künftigen digitalen Innovationszentrum gehabt. Also die nehmen dieses dann wahr, aber das ist nicht so, dass sie sagen, übermorgen bin ich bei dir.
Aber um Herrn Lerche aufzugreifen, er hat ja an mehreren Stellen durchaus einen Punkt getroffen, den wir verfolgen:
Erstens. Die Rechenzentrendichte wird zunehmen, und zwar wird sie auch dezentralisierter sein. Das hängt im Übrigen schon mit der Tendenz zu Clouds und vor allen Dingen der künftigen Tendenz zu 5G zusammen. Wir werden sehr viel mehr sehr kleine Rechenzentren brauchen, um die geforderten sehr geringen Latenzzeiten, also die kurzen Verzögerungszeiten zwischen Antwort und Reaktion, nutzbar machen zu können. Sie brauchen dafür eine sehr dezentrale Rechenzentrenstruktur. Trotz Glasfaserkabel müssen sie Zeiten verkürzen. Von daher sind wir auf einem Weg, wo das geschieht.
Zweitens. Sie haben die Datenschutz-Grundverordnung angesprochen. Die führt zu nicht unerheblichen Schwierigkeiten, wenn ich außerhalb der Europäischen Union zumindest mit einem Teil von sensibleren Daten auf Rechenzentrumsserver gehe. Von daher werden auch Cloud oder die Speicherorte, die physikalischen Speicherorte in den Vordergrund rücken, und das ist ein Vorteil, auch mit bundesdeutschen Standards werben zu können.
Drittens. Die momentan intensiven Hauptstandorte – Sie haben es angesprochen, Frankfurt am Main – haben vor circa zwei Jahren die Summe der Rechenzentren, wohlgemerkt nicht ein einzelnes, sondern die Summe der Rechenzentren, den Frankfurter Flughafen als den größten Stromabnehmer in der Stadt, abgelöst. Es gibt sehr klare Signale, dass ein ewiges Zuwachsen nicht mehr möglich ist, weil wir am Ende dahinterliegend sowohl eine digitale Infrastruktur brauchen als auch eine elektrische Versorgungsinfrastruktur, und gerade letztere, sagen mir die Auguren, werden ein ewiges Zulaufen neben den Grundstückspreisen in Frankfurt am Main nicht mehr zulassen.
Von daher, in der Tat, wir haben die Situation, wo man drum herum schaut. Und noch mal: Wir haben auch schon Beteiligte gehabt, die hier im Lande geschaut haben, aber keiner ist schon bei der Unterschrift.
Wir werben mit drei Dingen an der Stelle. Die erste ist die, über deren Reaktion ich mich bei Ihnen gefreut habe. Das sind in der Tat die erneuerbaren Energien, weil wir tatsächlich zur Kenntnis nehmen müssen, und da gehören dann im Übrigen auch die skandinavischen Ansiedlungen oder Bauten, die aktuell passieren, dazu, dass diejenigen, die hinter diesen Bauten stehen, wenn Amazon, wenn Google, wenn viele andere Beteiligte, die manchem weniger vertraut sind, wenn die sagen, wenn du mir ein Rechenzentrum baust, garantiere ich dir eine gewisse Auslastung. Dann gehört bei denen nicht selten dazu, dass sie eine Erwartungshaltung haben, wo die Energie herkommt, mit der diese Rechenzentren laufen. Und da haben Sie in der Tat eine Chance, wenn Sie eine verlässliche, aus erneuerbaren Quellen stammende Energieversorgung abbilden können.
Das ist allerdings bei Wind und Sonne noch nicht perfekt. Wir werden drum herum, weil Sie dann tatsächlich eine Gewährleistung abgeben müssen, Sie müssen im Zweifel auch eine Redundanz anbieten können, denn die Dinger dürfen nicht ausfallen, da reden wir auch nicht über 98,5 Prozent des Jahres, sondern da reden wir über 100-prozentige Laufzeiten. Vor den Hintergründen sind wir dann bei technisch etwas diffizileren Grundfaktoren, aber in der Tat haben wir eine Grundausstattung im Lande, von der wir glauben, dass man mit der werben kann.
Drittens, die digitale Infrastruktur, dabei haben Sie den Hinweis gegeben, Mensch, wir geben jetzt ganz viel Geld aus. Ich fürchte, dass wir mit dem, was wir jetzt tun, nicht die Infrastruktur schaffen, mit der Sie so ein Rechenzentrum anschließen,
sondern die liegen an deutlich mächtigeren Datenleitungen, aber – und das ist vielleicht der beruhigende Faktor – zumindest eine dieser Datenleitungen geht durch das Land. Allerdings wird sie bisher im Land nicht angezwackt und ob das so leicht gelingt, bin ich auch nicht sicher. Das sind die Leitungen, die quasi zum weltweiten Autobahnnetz gehören. Die kommen aus Skandinavien über die Ostsee und da sind wir ein relativ günstiger Anlandepunkt. Das sind im Übrigen die, wo in Teilen dann in Skandinavien die von Ihnen zitierten Rechenzentren angeschlossen sind. Aber es gibt ganz ernsthafte Pläne, einen weiteren, ich sage mal, langen Interconnector wiederum über Mecklenburg-Vorpommern laufen zu lassen.
Unsere Hoffnung ist in der Tat, wenn uns jemand frühzeitig etwa sagt, wo das laufen wird, mit ihm ins Geschäft zu kommen, dass er sich vorstellen kann, an irgendeiner Stelle auch Dinge ranzulassen, die wir an diesem großen Datenvolumen nutzbar machen wollen.
Also wir reden nicht über die typischen Abnehmermengen, die ein Mittelständler in diesem Lande hat, sondern wir reden über unglaublich große Datenmengen und über sehr große Geschwindigkeiten, die auf diese großen Autobahnen müssen.
Das sind die Dinge, die wir versuchen zurzeit für uns einmal zu eruieren, wie wird das laufen, und dann entlang dieser Linie zu schauen, wo sind dann noch Stromverknüpfungspunkte, die es für uns nutzbar machen zu sagen, wir können ja auch sagen, da ist perfekte Energieversorgung plus eine vermutlich exzellente digitale Infrastrukturversorgung. Und dann ist das Ziel zu versuchen, über die mittelbaren Kontakte, die wir zum Teil haben, andere zu bitten, Kaffee trinken zu gehen und immer wieder auch dafür zu werben, dass hier eine Chance besteht.
Ich glaube von daher, dass da in der Tat mittelfristig eine Chance dranhängt. Ich glaube bloß, dass Ihr Weg keiner ist, der uns sofort zum Ziel führt, weil Sie keine breit gestreute Werbekampagne brauchen, sondern in Wahrheit auf ganz wenige Beteiligte zugehen müssen. Wir haben das seit Längerem immer wieder auf der Agenda, wir bemühen uns da. Wir haben einen kleinen Vorteil, dass wir mit dem Bergamt über die Ostsee einlaufende Leitungen genehmigen müssen. Da gibt es einen Ge
nehmigungsanspruch. Du kannst aber jetzt nicht sagen, du darfst hier nur rein, wenn du uns einen Gefallen tust, aber wir kriegen auf die Art und Weise überhaupt mit, wenn jemand so etwas plant. Genau auf diese Daten versuchen wir an der Stelle zuzugreifen, und natürlich wird auch Invest weiterhin, wenn es um Standorte und solcherlei Dinge geht, seinen Beitrag an der Stelle leisten.
Meine Damen und Herren, das ist also etwas, was uns in der Arbeit begleitet, aber es wäre nichts, was wir jeden Tag berichten. Selbst wenn wir Gespräche hätten, wäre das etwas, was untunlich wäre zu berichten, weil das sofort Dinge zerschlägt. Es ist aber auch nichts, wo ich sage, in den vier Wochen kann ich Sie überraschen, ich habe eine Unterschrift, sondern das sind Dinge, die uns längerfristig bewegen.
Aber wir versuchen, aus der Kombination, dass Digitalisierung in diesem Bundesland – bundesweit wahrgenommen – eine momentan durchaus zentrale Rolle spielt, dass es eine Szene gibt, die auch nach außen zeigt, da passiert bei uns im Lande was, zu kombinieren mit den eben genannten Punkten, sichere Energieversorgung aus erneuerbaren Energien und eine digitale Infrastruktur, die so etwas zulässt. Ich hoffe, dass wir dann auch gemeinsam in den nächsten Jahren da einige Erfolge erzielen können, vor allen Dingen für diejenigen, die sagen, ich will dann entweder in die Nähe einer der skandinavischen Leitungen – in Skandinavien gibt es dann quasi um die Erde kreisende Linien, auf die man zuläuft –, also zu sagen, ich will an so eine Hauptleitung, oder aber die einfach auch wichtigerweise einen deutschen Standort brauchen, weil es sich mittlerweile um sicherheitsrelevante Informationen handelt. Auch dafür ist dann wichtig zu sagen, ich kann physikalisch garantieren, dass du hier bist.
Wir sind ein Stück auf dem Weg, aber wir sind noch nicht so nah am Ziel, wie Sie sich das wünschen. Den Wunsch können wir aber gern gemeinsam weiterhin vorantreiben, und wenn wir ihn erreichen, dürfen wir uns gemeinsam freuen. Eine Werbekampagne würde uns nicht helfen. – Herzlichen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, der Redebeitrag des Ministers hat deutlich gemacht, dass wir es hier mit einem unglaublich spannenden Thema zu tun haben, aber es ist eben auch ein sehr kompliziertes Thema.
Ich habe mich mit Rechenzentren schon mal beschäftigt, das müsste jetzt gut anderthalb Jahre her sein, und das habe ich jetzt natürlich im Vorfeld dieser Landtagssitzung noch mal gemacht und war wieder erstaunt darüber, was sich alles getan hat, was sich entwickelt, wie viel Bewegung da auch auf dem internationalen Markt ist. Aber man hat auch an dieser Stelle wieder gemerkt, dass die Veränderungen so massiv sind und die Rahmenbedingungen sich eigentlich so schnell verändern müssen. Prinzipiell – das war mein erster Gedanke – ist das ei
gentlich kein Antrag an den Landtag, weil das Thema viel zu umfangreich und zu komplex ist, um das hier in der Fülle besprechen zu können und auch abwägen zu können.
Eigentlich bräuchte man mehrere Wochen, gar Monate dafür, um sich intensiv mit einem solchen Thema zu befassen und auch die Rahmenbedingungen zu begreifen, denn in den letzten Jahren haben Rechenzentren ja einen enormen Wandel erlebt. Inzwischen sprechen wir vielerorts regelrecht von Giganten. Sie haben eine immer größer werdende Bedeutung für die Digitalisierung. Ja, sie schaffen natürlich Arbeitsplätze, gar keine Frage, und auch jetzt merkt dieser Markt bereits, dass der Fachkräftemangel ihnen durchaus zu schaffen macht, und trotzdem, obwohl es diesen Fachkräftemangel in diesem Bereich gibt, wächst die Datacenterwelt weiter, was keine Verwunderung ist, denn die Datenvolumina wachsen ja auch weiter, egal, ob bei der Wirtschaft, bei der Wissenschaft, sondern es sind die Privathaushalte, die immer weiter ansteigende Datenströme haben.
2007 gab es 45 Rechenzentren in Deutschland und nur ein paar Jahre später waren es schon 70. Und mit diesem Wachstum steigt natürlich der Flächenbedarf enorm, wobei es dann nicht nur die großen Zentren sind – Herr Pegel hat es gesagt –, sondern eben zunehmend und auch weiterhin viele kleine Rechenzentren entstehen werden.
Natürlich profitieren wir als Bundesrepublik Deutschland von diesem Boom. Andere Länder sind da sicherlich schon weiter, auch weil die Rahmenbedingungen andere sind. Grundsätzlich ist der Bund hier ganz wesentlich gefragt, und das hat eben mit den Rahmenbedingungen für Rechenzentren zu tun, die ganz entscheidend auch auf Bundesebene geprägt werden. Das sind die Verkehrs- und Glasfaseranbindungen, das ist das Thema Strom, Strompolitik, Strompreispolitik, das ist die Internationalität, also viele Facetten, die hier eine Rolle spielen, die man dann auch bedenken und besprechen muss.
Der Antrag in der Zielstellung, also mit dem Ziel, was kann man tun, um hier attraktiver für Rechenzentren zu werden, ist in der Ausrichtung sicherlich nicht ganz falsch, aber eben so, wie er dann ausgearbeitet ist, und die Zielstellung, die hier im Landtag oder an den Landtag gerichtet wird, da ist dieser Antrag nicht geeignet, sich diesem Thema zuzuwenden. Deshalb werden wir als Fraktion diesen Antrag auch ablehnen. Nichtsdestotrotz können wir uns natürlich auch in Zukunft mit dem Thema weiter beschäftigen und die Entwicklungen am Markt beobachten. Aber so, wie sich das anhörte, tun wir das ja auch schon. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Also erst mal bin ich positiv überrascht, auf welch hohem Niveau sich die Debatte bisher befunden hat, und auch positiv überrascht über die Einbringungsrede von Dirk Lerche, muss ich sagen. Das hatte ich aufgrund des schriftlichen Antrags erst mal gar nicht vermutet, aber es steckt doch schon eine ganze Menge Know-how dahinter. Deswegen werde ich meine Rede jetzt spontan auch ein bisschen
überarbeiten. Ich hatte gedacht, ich müsste da viel mehr erklären, brauche ich eigentlich nicht. Ich denke mal, dass da schon die wichtigen Erfolgsfaktoren für den Betrieb eines Rechenzentrums in allen Fraktionen bekannt sind.