Protocol of the Session on March 15, 2018

Wenn sie sich dazugehörig fühlen, Herr Krüger, dann ziehen Sie sich die Jacke wirklich an. Das tut mir leid!

(Thomas Krüger, SPD: Sie haben das doch gerade gesagt! – Zuruf von Minister Dr. Till Backhaus)

Sie fühlen sich da...

(Thomas Krüger, SPD: Natürlich!)

Na ja, das ist ein Minuspunkt für Sie.

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

… denn für diese Herrschaften ist der Verursacher schon längst ausgemacht. Die moderne konventionelle Landwirtschaft, die soll natürlich an allem schuld sein.

(Thomas Krüger, SPD: Jetzt fehlen noch die Flüchtlinge.)

Doch das ist so zu einfach. Die Behauptung des Umweltministeriums in Berlin, in der Landwirtschaft würden

seit Jahrzehnten immer mehr Insektizide ausgebracht, ist schlichtweg falsch. Die in Deutschland verkaufte Menge an Insektiziden liegt konstant bei rund 1.000 Tonnen pro Jahr. Darüber hinaus wurden in den letzten 20 Jahren unzählige hochwirksame Mittel verboten, weil sie eben gegen alle Arten von Insekten wirkten. Tatsache ist, dass durch den Strukturwandel immer größere Flächeneinheiten entstehen, weniger Feldraine und Hecken bestehen und somit die Lebensräume der Insekten verschwinden. Wenn ich daran denke, wie viel kleine Feldwege gingen früher noch bei den Einzelbauern über die Äcker! Heute sind die alle weg. Überall waren Feldraine und da konnten die Insekten auch Schutz suchen. So nahm in Schleswig-Holstein die Länge der Knicks, also der Felder begrenzenden Wallhecken, von 80.000 Kilometer in den 50er-Jahren auf heute rund 46.000 Kilometer ab. Daran war aber nicht die Landwirtschaft schuld, sondern der Straßen- und Siedlungsbau.

In diesem Zusammenhang eine Zahl zur Verdeutlichung: In den letzten 25 Jahren wurden in Deutschland rund 800.000 Hektar Land versiegelt, durch Straßen und Siedlungsbau. Das entspricht mehr als der Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Mecklenburg-Vorpommerns.

(Thomas Krüger, SPD: So, und jetzt Ihre Vorschläge!)

Nun wollen Sie von mir auch noch Vorschläge wissen!

(Marc Reinhardt, CDU: Nein, das kann man nicht erwarten.)

Herr Krüger,

(Thomas Krüger, SPD: Wir brauchen Alternativen. Wo sind die Alternativen?)

so schlau, wie Sie sind, da haben Sie doch bestimmt Tausend Vorschläge parat!

(Zurufe von Sebastian Ehlers, CDU, Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE, und Peter Ritter, DIE LINKE)

Auch das Aus...

Ich komme noch darauf. Sorgen Sie sich mal nicht!

(Thomas Krüger, SPD: Ist gut, dann freuen wir uns darauf.)

Auch die Ausräumung unserer Dörfer und Städte trägt ihr Übriges dazu bei. Jede alte Fassade mit Nischen und Ritzen bot Lebensraum für Insekten. Heute kleben wir sie mit Styropor zu. Die Viehhaltung wurde in den letzten Jahrzehnten immer hygienischer, im Interesse des Tierwohls. Das dürfte zulasten der Fliegenpopulation gegangen sein.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Wenn ich daran denke, früher gab es im Dorf, als wir noch Einzelbauern waren, Ställe, einen Schweinestall, einen Kuhstall,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Plumpsklo.)

und überall waren Insekten in Hülle und Fülle vorhanden. Es gab ein üppiges Nahrungsangebot. Das waren regelrechte Brutstätten für Insekten. Wenn ich heute unsere Kuhställe sehe, das sind ja bloß verbesserte Offenställe. Da ist Zugluft, wenn gefüttert wird, da halten sich keine Insekten im Winter auf. Im Winter haben die Insekten sogar noch Nachwuchs gezeugt in den kleinen Ställen, weil die Bauern dann, wenn es kalt wurde, die Fenster mit Stroh zugesteckt haben und die Türen auch noch innen mit Stroh verkleidet haben. So, das ist natürlich alles weg.

Herr Krüger, wollen wir denn nun wieder zur kleinen bäuerlichen Landwirtschaft zurück?

(Thomas Krüger, SPD: Na, Sie sagen doch jetzt gerade, dass das besser ist. Ich habe doch gar nichts gesagt. Ich warte auf Ihre Vorschläge.)

Ich bin hier,

(Thomas Krüger, SPD: Sie beschreiben das und Sie beschreiben das …)

um Fakten aufzuzählen.

(Thomas Krüger, SPD: Na, dann beschreiben Sie weiter!)

Unser Minister hat doch schon einige Vorschläge gemacht, die waren gar nicht mal so schlecht.

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Na, nun bleiben Sie doch mal ganz ruhig! Ihnen darf keiner was tun!

(Heiterkeit bei Jochen Schulte, SPD: Nee, da passe ich auf!)

Früher waren unsere Gärten mit allerlei Wildblumen, Obstbäumen und Gemüsebeeten angelegt. Heute dreht ein Mähroboter seine Runden auf den kurz gehaltenen Rasenflächen.

(Thomas Krüger, SPD: Ja.)

Jede Kommune ist bemüht, die Straßenränder alle 14 Tage kurzzuhalten. Auf den städtischen Grünflächen wachsen, wenn überhaupt, nur pflegeleichte Büschel Stiefmütterchen. Wo früher auf den Feldwegen nach einem Sommerregen schlammige Pfützen standen, finden wir heute eine asphaltierte Fläche, alles für den Komfort. Der Bedarf an Wildnis wird teilweise schon von der Bundeswehr befriedigt. So sollen auf stillgelegten Übungsplätzen auf ausdrücklichen Wunsch von Naturschützern Panzer gelegentlich wieder für Unordnung sorgen. So weit ist es im Übrigen schon damit gekommen, unsere Umwelt immer steriler zu gestalten. Auch diese Tatsache sollten wir einmal offen ansprechen. Wir haben eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe vor uns, und wer aus politischer Räson heraus schnell ein Bauernopfer sucht, im wahrsten Sinne des Wortes, der macht es sich zu leicht und wird der Komplexität dieses Problems nicht gerecht. – Danke.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Elisabeth Aßmann, SPD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße auf unserer Besuchertribüne Jugendliche aus Schwerin. Ja, die ganz jugendlichen Besucher nicken, wunderbar.

Jetzt rufe ich auf für die CDU-Fraktion den Abgeordneten Herrn Lenz.

(Minister Dr. Till Backhaus: Jetzt kommt der Film noch mal ins Spiel.)

(Minister Dr. Till Backhaus: Jetzt kommt der Film wieder ins Spiel.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Diese Studie über das Insektensterben bei uns in Deutschland hat natürlich mächtig für Wirbel gesorgt. Es sei dahingestellt, ob diese Studie statistisch richtig ist, 100-prozentig richtig ist, wie man die Daten aufgenommen hat. Ob es kleine oder große Insekten waren, das lässt sich durch die Messung der Masse allein nicht feststellen. Es gibt viele, die diese Studie in Zweifel ziehen, ich persönlich nicht. Es ist festzustellen, wir haben ein Insektensterben in Deutschland zu verzeichnen.

(Thomas Krüger, SPD: So ist es.)

Darauf müssen wir reagieren.

(Thomas Krüger, SPD: Ja.)

Wovor ich aber warnen möchte, und das eindringlich, ist, das – wie es in einigen Meldungen bestimmter Medien gleich wieder herauskam – allein der Landwirtschaft zuzuschieben. Davor möchte ich warnen. Es gibt viele Faktoren,

(Beifall Thomas Krüger, SPD, Jürgen Strohschein, AfD, und Ralf Borschke, BMV)