Protocol of the Session on April 29, 2010

Meine Damen und Herren, die Verantwortung Deutschlands ist seit 1990 gestiegen. Dies wird gerade in den seit 1999 begonnenen Auslandseinsätzen der Bundeswehr sichtbar. Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr leisten heute in zehn friedenssichernden und friedens erhaltenden Einsätzen in Afghanistan,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Afghanistan heißt friedenserzwingende Maßnahme.)

auf dem Balkan, im Mittelmeer, vor der libanesischen Küste, und, Herr Ritter, auch am Horn von Afrika und im Sudan einen schwierigen Dienst. Und wir sollten ihnen für diesen schweren Dienst die erforderliche Unterstützung und den Rückhalt geben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP)

Wir sollten allen Soldaten, Polizisten, Aufbauhelfern und ihren Familien Dankbarkeit und Respekt für ihren Dienst für unsere Gemeinschaft erweisen.

(Irene Müller, DIE LINKE: Ja, zivile Aufbauhilfe gewiss.)

Meine Damen und Herren, seit Beginn des Einsatzes in Afghanistan im Jahr 2002 sind 43 deutsche Soldaten gefallen.

(Udo Pastörs, NPD: Wie viele Zivilisten haben wir umgebracht in dem gleichen Zeitraum? – Zurufe von Gino Leonhard, FDP, und Raimund Frank Borrmann, NPD)

Allein durch die Gefechte mit den Taliban am Karfreitag und den Anschlag am 15. April dieses Jahres mussten sieben Soldaten ihr Leben lassen.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Wie viele Afghanen sind draufgegangen?)

Und in Anbetracht der Toten werden die Stimmen lauter, die einen sofortigen Abzug aus Afghanistan fordern. Raus aus Afghanistan – das klingt so einfach, das klingt so gut. Und ich weiß, dass diese Meinung populär ist,

(Irene Müller, DIE LINKE: Die ist nicht nur populär, die ist mehrheitlich in der Bevölkerung.)

aber sie ist eben auch eine Flucht aus der einmal übernommenen Verantwortung,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP)

denn die Gründe, die die internationale Gemeinschaft zu diesem Einsatz bewogen hat, sind nach wie vor gültig.

Meine Damen und Herren, die 43 in Afghanistan seit Beginn des Einsatzes getöteten deutschen Soldaten haben mit ihrem Dienst dazu beigetragen, dass wir in Deutschland sicher leben können.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Nein, genau das Gegenteil. – Udo Pastörs, NPD: Warten wir erst mal ab!)

Sie haben dafür ihr Leben gegeben. Die in Afghanistan Dienst tuenden Soldaten riskieren täglich ihre Gesundheit und ihr Leben im Dienst für unsere Gemeinschaft.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Udo Pastörs, NPD: Sie machen sich lächerlich. Yankee-Knechte!)

Ungeachtet aller berechtigten Diskussionen in einer Demokratie – und da dürfen Koalitionäre unterschiedliche Auffassungen haben – verdienen unsere Soldaten Rückhalt und Solidarität,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

und zwar von Gesellschaft und Politik.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Es darf nicht einmal im Ansatz der Eindruck entstehen, aus den verständlichen Ängsten der Menschen politisches Kapital schlagen zu wollen, denn dies, meine Damen und Herren, wäre gefährlich,

(Udo Pastörs, NPD: Das Volk will das doch gar nicht. 80 Prozent sagen: Raus da!)

und zwar gefährlich für unsere Soldaten in Afghanistan, denn es schafft Anreize für die Taliban,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Wir brauchen diese Anreize nicht. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

die Angriffe auf die Bundeswehr zu verstärken, um dann die Bundesrepublik aus dem Bündnis mit den NATOPartnern herauszubrechen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP)

Und vor diesem Hintergrund, meine Damen und Herren, lehnt die Koalition den Dringlichkeitsantrag ab. – Danke.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Danke, Herr Ringguth.

Herr Pastörs, Sie haben eben wieder, nach dem vierten Ordnungsruf wieder dazwischengerufen.

(Udo Pastörs, NPD: Gibt’s da überhaupt noch was nach der Geschäftsordnung?)

Wir konnten das nicht genau verstehen, wir lassen das prüfen. Und ich behalte mir nach Paragraf 99 (2) unserer Geschäftsordnung vor,

(Irene Müller, DIE LINKE: In der Berliner Knesset sitzt der Terror.)

dass Sie aufgrund dieser Tatsache morgen mit einem Ausschluss hier rechnen müssen.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Schönes Wochenende!)

Meine Damen und Herren, das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Andrejewski von der Fraktion der NPD.

(Stefan Köster, NPD: Das stört ihn aber nicht. – Raimund Frank Borrmann, NPD: Das ist die neue Präsidialdiktatur.)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Welche Ziele verfolgt die sogenannte westliche Wertegemeinschaft, definiert als die USA und ihre Handlanger, inklusive BRD, eigentlich wirklich in Afghanistan? Verlogen war schon die Empörung des Westens über den Einmarsch der Sowjets in das Land,

(Udo Pastörs, NPD: Herr Lehrer, ich weiß was!)

weil das, was der Westen den Völkern Afghanistans antun wollte, noch viel schrecklicher war als alles, was dem Kreml auch nur einfallen konnte.

(Udo Pastörs, NPD: Wirklich spitze!)

Die kommunistische Partei Afghanistans hatte sich nämlich der Kontrolle Moskaus entzogen und entwickelte sich unter den Diktatoren Karaki und Amin zu so etwas Ähnlichem wie den Roten Khmer. Dieses Amin-Regime war ein Massenmörderregime, mit Abstand das schrecklichste, was in Afghanistan je geherrscht hat, Hunderttausende Tote in einer kurzen Herrschaftszeit. Dagegen waren die Taliban Waisenknaben.

Und mit diesen Verbrechern stand der Westen in Verhandlung, um sie als Verbündete gegen die Sowjets zu gewinnen, genauso wie der Westen die Roten Khmer jahrelang unterstützt hat, obwohl er von deren Massenmorden wusste.

(Udo Pastörs, NPD: Das ist heute noch so.)

Die Sowjets haben in Afghanistan viel angerichtet, aber sie haben den Völkern des Landes auch das Schlimmste erspart. Wenn es nach dem Westen gegangen wäre, wäre Amin an der Macht geblieben, hätte Millionen umgebracht, egal, Hauptsache, der Westen hat Erfolge und Vorteile davon.

Die Russen nennen ihren Afghanistanfeldzug heute übrigens den Kampf gegen den Terror. Sie sagen, es sind dieselben Kräfte, die heute die Amerikaner und damals uns bekämpften, nämlich radikale Islamisten. Und wenn die heute als Terroristen gelten, müssen die es damals auch gewesen sein. Oder sie waren damals Freiheitskämpfer,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

dann sind sie es heute ebenfalls. Aber wer Terrorist ist, bestimmt der Westen nach Kassenlage.