Protocol of the Session on June 18, 2009

Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass die EU ein Konstrukt des kapitalistischen Wirtschaftssystems ist, in dem das Wohl der Völker nicht Primat der Politik ist. Aus diesem Grunde lehnen wir Nationalisten die EU grundlegend ab. Wir wollen ein Europa der freien Völker, vollkommen losgelöst von allein rein wirtschaftlichen Überlegungen.

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Ja, ja, Sie und Freiheit!)

Aus diesem Grunde macht es keinen Sinn, in einen EU-Vertrag eine Klausel einzufügen, die Sozialstandards sichern soll. Durch Tricks, Mauscheleien und Lobbyistenarbeit werden unendlich viele Hintertürchen geöffnet, die dieses Vorhaben hintertreiben.

Der demokratische Lack ist bei der EU schon lange ab.

(Udo Pastörs, NPD: Schon lange. Und bei der BRD auch.)

Sichtbar wird immer mehr eine EU-Diktatur, die gegen die Interessen der europäischen Völker wirkt. Und die Völker Europas verachten die EU, wie die Europawahl eindrucksvoll zeigt, zunehmend.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Solange die Völker Europas – und somit auch unser deutsches Volk – über Verträge dieser Art nicht frei abstimmen können, sind sie als Grundlage des Zusammenlebens der Völker Europas abzulehnen. Aber wir haben jetzt die Heiligkeit in Person, Herrn Kuhn. Herr Kuhn wird der Retter Mecklenburg-Vorpommerns in Europa sein

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

beziehungsweise wir werden erleben, dass Sie auch nur einer der Abkassierer sein werden, die fair reden, aber nichts bewirken.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Udo Pastörs, NPD: Richtig.)

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Borchardt von der Fraktion DIE LINKE.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich denke, dass es an dieser Stelle, wenn Herr Kuhn schon auf seine Arbeit im Europäischen Parlament hinweist, angebracht ist, den ehemaligen Mitgliedern des Europäischen Parlamentes hier aus Mecklenburg-Vorpommern für ihre geleistete Arbeit der letzten Legislaturperiode zu danken, denn wir haben, glaube ich, immer alle zur Kenntnis nehmen

können, dass sowohl André Brie als auch Herr Gomolka und Herr Kindermann sich im Interesse des Landes Mecklenburg-Vorpommern

(Udo Pastörs, NPD: Eingebracht haben.)

eingebracht haben. Ich denke, dass da unser gemeinsamer Dank angebracht ist. Und selbstverständlich,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und DIE LINKE)

selbstverständlich gehen wir davon aus, Herr Kuhn, dass Sie Ansprechpartner für uns alle sein werden. Sie haben sich hier in Ihrer Rede eine hohe Last aufgebürdet, denn was drei Abgeordnete nicht verhindern konnten, wollen Sie in Zukunft mit verhindern. Schauen wir mal.

(Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Wir wünschen Ihnen alles, alles Gute.

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Am Rande sei nur angemerkt, die Redezeit ist etwas kürzer im Europäischen Parlament, da werden Sie sich noch ganz schön ändern müssen.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Aber zum Ernst der Sache zurück. Ich finde – und ich glaube, darüber sollten wir uns alle einig sein –,

(Zuruf von Werner Kuhn, CDU)

wenn man die Wahlen auswertet, Herr Kuhn, auch wenn man Ihren Einzelerfolg erst mal bewertet, wenn man sich die Wahlen zum Europäischen Parlament genau ansieht, dann ist es eindeutig so, Sie haben auch 9 Prozent verloren an Zustimmung.

(Vincent Kokert, CDU: Das ist aber jetzt dünnes Eis, ne, Frau Borchardt?! Das ist sehr, sehr dünnes Eis.)

Und auch andere Parteien haben an Zustimmung verloren. Wir haben da zugelegt.

(Toralf Schnur, FDP: Na, wer denn noch alles? Wer noch alles? Sagen Sie doch mal! – Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Wir haben da zugelegt und wir sind nicht die Verlierer der Wahlen zum Europäischen Parlament. Und wenn wir uns die Ergebnisse genau ansehen, und das sollten wir tun,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

es geht nicht darum, ob wir ein Wirtschaftsunternehmen gegen das andere ausspielen,

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

die Europäische Union – und das haben wir hier immer zum Ausdruck gebracht – muss eine Europäische Union der Bürgerinnen und Bürger sein. Sie müssen sich hier wohlfühlen,

(Udo Pastörs, NPD: Roma und Sinti fühlen sich wohl in Berlin.)

sie müssen feststellen, dass ihre Belange, ihre Ängste ernst genommen werden und dass sie auch dementsprechend Berücksichtigung finden. Und nur dann wird es ein erfolgreicher Prozess sein. Und wenn man sich die Wahlbeteiligung in einigen Ländern ansieht, dann ist es eben so, wenn wir die Kommunalwahlen nicht gehabt hätten,

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

dann hätten wir auch in Mecklenburg-Vorpommern eine geringe Wahlbeteiligung gehabt.

(Vincent Kokert, CDU: Das stimmt, ja.)

Und da müssen wir uns alle fragen:

(Vincent Kokert, CDU: Das ist auch, weil Sie Europa immer schlechtreden, Frau Borchardt. – Toralf Schnur, FDP: Genau, Vincent.)

Warum gelingt es uns nicht, die Wählerinnen und Wähler für Europa zu begeistern?

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Und Ihr ewiges Gejammer, dass die LINKE europafeindlich ist, hilft uns nicht weiter, und das haben wir nun nicht nur einmal hier zum Ausdruck gebracht, wir stehen zu Europa.

(Vincent Kokert, CDU: Herr Lafontaine auch? – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Wenn wir die Probleme, die die Europäische Union hat, nennen, dann ist es, glaube ich, berechtigt,

(Vincent Kokert, CDU: Was sagt Herr Lafontaine dazu?)

das ist unsere Aufgabe hier im Land MecklenburgVorpommern.

(Vincent Kokert, CDU: Oh, oh, oh!)

Und wenn die Belange – auch unter dem Gesichtspunkt –, wenn die Belange, die im Land Mecklenburg-Vorpommern auf der Tagesordnung sind, ernster genommen werden sollten in der Europäischen Union, in den unterschiedlichen Strukturen, wäre es vielleicht angebracht, über den einen oder anderen Antrag gemeinsam nachzudenken und ihn gemeinsam hier zu verabschieden, damit Mecklenburg-Vorpommern nicht nur eine Stimme hat über den Abgeordneten Herrn Kuhn, sondern vielleicht über das Parlament und auch die Regierung, und zwar gemeinsam. Das wäre eine Aufgabe, der wir uns gemeinsam stellen müssen, ausgenommen natürlich die NPD, mit denen wir, denke ich, überhaupt nichts in Bezug auf die Entwicklung der Europäischen Union gemein haben.