Protocol of the Session on April 3, 2009

mit einem 20-jährigen Wiedereinreiseverbot.

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Selbst da ist er nicht gewollt.)

Wir schlagen daher vor, unverzüglich eine Bundesinitiative mit dem Ziel zu ergreifen, den Paragrafen 53 des Gesetzes über den Aufenthalt, die Erwerbstätigkeit und die Integration von Ausländern im Bundesgebiet, also des Aufenthaltsgesetzes, so abzuändern, dass zukünftig die Ausweisung von straffällig gewordenen Ausländern bereits dann zwingend erfolgen muss, wenn diese rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden sind und diese Strafe nicht zur Bewährung ausgesetzt worden ist. Es muss Schluss sein mit dem Resozialisierungswahn, den wir nun schon über 20 Jahre betreiben.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Besser standrechtlich erschießen, oder was?!)

Dieser Wildwuchs mit Abenteuerurlauben in Kenia, Australien oder Kanada bewirkt genau das Gegenteil dessen, was – jedenfalls offiziell – beabsichtigt wird, nämlich zukünftig ein straffreies Leben zu führen. Schauen Sie auf die Rückfallquote, die spricht Bände. Ich bin sicher, es wird Ihnen genauso leicht fallen wie meiner Fraktion, diesem Antrag zuzustimmen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Meine Damen und Herren, im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 60 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen.

Das Wort hat zunächst der Abgeordnete Herr Leonhard von der Fraktion der FDP.

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zwei Dinge vorab: Zum einen, diesen hier heute vorliegenden Antrag braucht kein Mensch,

(Udo Pastörs, NPD: Fragen Sie die Opfer!)

und zum Zweiten ist er nicht einmal das Papier wert, auf dem er hier steht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Aber, Kollege Methling, da will ich Ihnen beipflichten, vielleicht soll dieser Antrag nur zur Besänftigung der NPD-Szene dienen.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ja, sicher. Das verbreitet er auf dem Parteitag morgen.)

denn man scheint ja in der Kameradschaftsszene nicht besonders zufrieden zu sein mit dem – Zitat – „Gemurkse“, das Pastörs & Co hier abliefern.

(Michael Roolf, FDP: Ja. Das sind Weicheier, sind das hier.)

Vielleicht soll dieser Antrag ja auch NPD-intern

(Peter Ritter, DIE LINKE: Und dann haben sie auch noch Geld veruntreut.)

die Bewährungschancen von Herrn Pastörs auf den Parteivorsitz erhöhen, meine Damen und Herren.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Glasklar. – Peter Ritter, DIE LINKE: Eher nicht. Eher nicht. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Der Antrag an sich

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

kommt auf den ersten Blick vergleichsweise völlig unscheinbar daher. Es soll, so könnte man meinen – ja, wir setzen uns ja trotz alledem inhaltlich damit auseinander –,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Wirklich? – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

so könnte man meinen, bei den Ausweisungsvoraussetzungen von rechtskräftig verurteilten ausländischen Menschen lediglich eine kleine Änderung vorgenommen werden. Aber genau das, meine Damen und Herren, ist eben nicht der Fall. Dieser Antrag der NPD stellt das differenzierte System des Ausländerrechts und hier im Speziellen des Rechts der Ausweisung infrage.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Das schützt uns aber nicht. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Und, werte Kolleginnen und Kollegen, aus guten Gründen folgt das Ausweisungsrecht hinsichtlich der Ausweisungsgründe dem Prinzip der Differenzierung.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Weil Herr Pastörs ein Gutmensch ist, deswegen. – Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Ha, ha! – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Aber davon will man offensichtlich in der NPD-Fraktion ganz offensichtlich nichts wissen.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Warum auch?)

Der hier in Rede stehende Paragraf 53 des Aufenthaltsgesetzes betrifft die sogenannte zwingende Ausweisung.

(Udo Pastörs, NPD: Richtig.)

Nach dieser Vorschrift wird bei Vorliegen der Voraussetzung, zum Beispiel bei einer rechtskräftigen Verurteilung eines Ausländers zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens drei Jahren, der Betreffende ausgewiesen. Ein Ausländer, meine Damen und Herren, ist also bei Vorliegen des Ausweisungsgrundes auszu

weisen. Das Gesetz geht also unwiderleglich davon aus, dass die Ausweisung geboten und verhältnismäßig ist, um Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung entgegenzuwirken.

(Udo Pastörs, NPD: Das wird ja nicht gemacht. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Denn, meine Damen und Herren, die Ausweisung soll künftige Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung oder Beeinträchtigungen sonstiger erheblicher Belange der Bundesrepublik Deutschland verhindern.

Und, meine Damen und Herren, auch wenn man bei seriöser Betrachtung über die Ausweisungszwecke der sogenannten zwingenden Ausweisung diskutieren könnte,

(Udo Pastörs, NPD: Das wollen Sie ja nicht.)

Der Antrag der NPD-Landtagsfraktion soll einzig und allein den Stammtisch bedienen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Die selbsternannten Law-and-Order-Kameraden

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Wer soll euch denn sonst wählen, wenn nicht die Bürger des Landes?)

stellen das Rechtsinstitut der Ausweisung völlig infrage. Und dabei unterstellen sie übrigens auch den betreffenden und betroffenen Behörden,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Ja.)

sie würden das geltende Recht nicht anwenden. Wie anders ist die Forderung der NPD nach einer konsequenteren Anwendung des Aufenthaltsrechts zu verstehen?

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Meine Damen und Herren, anders als die Kameraden der Fensterfront es wirklich wahrhaben wollen, ist die Integration von ausländischen Menschen in die wirtschaftlichen, in die sozialen und in die kulturellen Lebensverhältnisse der Bundesrepublik ein gesamtpolitisches Ziel.

(Michael Andrejewski, NPD: Ja, von Ihnen vielleicht.)

Integration lässt sich aber nicht alleine mit aufenthaltsrechtlichen Mitteln erreichen, Integrationsfähigkeit und -bereitschaft auf allen Seiten ist dafür eine zwingende Voraussetzung. Und an diesen,

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

und an diesen Maßstäben, meine Damen und Herren, sollten wir nicht rütteln.