Protocol of the Session on October 18, 2007

Die Niederländer und Franzosen setzen mit ihrem Nein zur sogenannten EU-Verfassung ein deutliches Zeichen. Die BRD-Regierung nutzte ihren Vorsitz in der EU-Ratspräsidentschaft dagegen, um die sogenannte völkerfeindliche Verfassung wieder voranzutreiben. Schon das zeugt von einem merkwürdigen Verständnis von Demokratie beziehungsweise einer kritiklosen EU-Gläubigkeit.

(Harry Glawe, CDU: Das ist ja unglaublich, was Sie da wieder ablassen! – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Mit anderen Worten: Der Sklave lernt seine Ketten lieben.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Oh, oh!)

Anstatt Maßnahmen zur Befreiung regionaler Wirtschaftskreisläufe und der nationalen Binnenmärkte zu erarbeiten, werden weiter die freien Handelsschimären der Globalisierung geritten.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Dieser demokratie- und lebensferne EU-Moloch gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Wir werden dem Antrag selbstverständlich nicht zustimmen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das war ja klasse!)

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Lück von der Fraktion DIE LINKE.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Für DIE LINKE ist der Kündigungsschutz ein erkämpftes Recht, das nicht infrage gestellt werden darf. Daher kann ich mir eine Bemerkung in Richtung CDU und FDP nicht verkneifen.

(Toralf Schnur, FDP: Oh, schade!)

Ihr Argument, weniger Kündigungsschutz oder,

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU – Michael Roolf, FDP: Bringt mehr Arbeitsplätze.)

wie der Wirtschaftsminister sagt, schlanker Kündigungsschutz – und im Übrigen, Herr Minister, ich fi nde das Wort „schlank“ ja gut, ich stehe auch dazu,

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU, DIE LINKE und FDP)

aber eben nicht in dieser Frage, ja, nicht in dieser Frage –, also weniger Kündigungsschutz gleich Mehrbeschäftigung ist wirklich steinalt, was Sie uns hier präsentieren als Gegenargument,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Michael Roolf, FDP: Aber immer noch richtig.)

und hat nichts, aber auch gar nichts mit der Praxis hierzulande zu tun.

(Zurufe von Hans Kreher, FDP, und Toralf Schnur, FDP)

Unser Entschließungsantrag folgt dagegen im wahrsten Sinne des Wortes einem modernen Ansatz.

(Zurufe von Egbert Liskow, CDU, und Toralf Schnur, FDP)

Kündigungsschutz ist ein Grundrecht. In vielen Ländern der Europäischen Union ist es längst Realität, was wir hier einfordern.

(Zurufe von Hans Kreher, FDP, und Toralf Schnur, FDP)

Daher heißt es in unserem Entschließungsantrag, ich zitiere:

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

„Starke Kündigungsschutzregeln haben keine negativen Auswirkungen auf das Beschäftigungswachstum.“

(Egbert Liskow, CDU: Wer sagt denn das? – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Diese Auffassung teilt im Übrigen auch die Bundesregierung in ihrer Stellungnahme zum Grünbuch.

(Harry Glawe, CDU: Das glauben Sie doch selbst nicht. – Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Und ich zitiere aus dem Grünbuch: „So weit der allgemeine Kündigungsschutz in den Betrieben Anwendung fi ndet, hat er nicht das Ziel, Kündigungen zu verbieten, sondern die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor dem willkürlichen und sozial ungerechtfertigten Verlust des Arbeitsplatzes zu schützen.“

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, was ist daran falsch? Das ist doch nichts Neues. – Toralf Schnur, FDP: Das hat doch damit nichts zu tun. – Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist eine alte Tradition der Bundesrepublik.)

Der Schutz vor willkürlichen Entlassungen ist Voraussetzung für die Durchsetzung von Arbeitnehmerrechten

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Glocke der Vizepräsidentin)

und setzt Anreize für den Vorrang interner vor externer Flexibilisierung. Statt einfach Entlassungen vorzunehmen, investieren die Unternehmen in Innovation und Qualifi zierung.

(Zuruf von Hans Kreher, FDP)

Und gerade das ist es doch, was alle völlig zu Recht immer wieder fordern: mehr Innovation und mehr Qualifi zierung. Motivation und Kreativität der Beschäftigten werden gestärkt, wenn sie nicht ständig Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen. Das hat auch die Bundesregierung verstanden, zumindest in ihrer Stellungnahme zum Grünbuch. Sie stellt fest, ich zitiere wieder: „Stabile Arbeitsverhältnisse sparen dem Unternehmen Kosten“

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

„für Neueinstellungen, Einarbeitungen und Entlassungen. Stabile Arbeitsverhältnisse sind auch im globalen Wettbewerb zukunftsfähig.“ Zitatende.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Dem schließt sich meine Fraktion ausdrücklich an und fordert darüber hinaus,

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Kündigungsschutz wieder auszuweiten, unabhängig von der Anzahl der Beschäftigten

(Toralf Schnur, FDP: Ach! O Gott, o Gott!)

und unabhängig von der Dauer der Beschäftigung.

(Michael Roolf, FDP: O Gott, o Gott!)

Die Möglichkeit zur sachgrundlosen Befristung eines Arbeitsverhältnisses ist nichts anderes als die Umgehung des Kündigungsschutzes und gehört abgeschafft.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Toralf Schnur, FDP: Wer soll’s bezahlen, Frau Lück? Wer soll’s bezahlen? – Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Zusammengefasst: Eine Modernisierung des Arbeitsrechtes heißt für uns bestmöglicher Schutz der Beschäftigten und eine Eindämmung prekärer Arbeitsverhältnisse.