Protocol of the Session on September 20, 2007

hätte möglicherweise erhebliche Auswirkungen bezüglich der Genehmigungspfl icht, wenn beispielsweise aus ortsspezifi schen Gründen Abweichungen sinnvoll erscheinen. Und was geschieht mit bisher bereits den zuständigen Rechtsbehörden angezeigten und erlassenen Satzungen? Ich verbinde daher mit meiner Zustimmung die Bitte an die Landesregierung zu prüfen, ob mit Empfehlungen in Form sogenannter Satzungsmuster, deren Beachtung der Innenminister ausdrücklich empfehlen kann, das Ziel des Antrages eventuell effektiver erreicht werden kann.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wurde von mir bereits in der gestrigen Einbringung unserer KAGNovelle darauf verwiesen, dass der Bericht des Innenministeriums zum 1. Juni Fragen beantwortet und andere Fragen eben erst aufwirft. Der dritte Beschlusspunkt und die Antragsbegründung des FDP-Antrages verweisen auf Aussagen des Berichtes zu Paragraf 9 Absatz 4 und 5, Stichworte „Gebäude ohne Anschlussbedarf“ beziehungsweise „übergroße Grundstücke“.

An dieser Stelle möchte ich dann doch etwas prinzipieller werden. Im KAG-Bericht des Innenministeriums zum 1. Juni fi ndet sich unter „III. Schlussfolgerungen“ unter anderem folgende Aussage, ich zitiere: „Mit den seit dem 31.03.2005 geltenden Vorschriften des § 9 Abs. 4 bis 9 KAG M-V wurden den kommunalen Aufgabenträgern neue Möglichkeiten eröffnet, in ihre Anschlussbeitragssatzungen Regelungen aufzunehmen, die ein Hinausschieben der Beitragspfl icht bei unbebauten Grundstücken bis zu ihrer Bebauung sowie eine Begrenzung der Beitragshöhe bei sog. übergroßen Grundstücken ermöglichen.“ Zitatende.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, im Klartext heißt dies, bei Paragraf 9 Absatz 4 und 5 sei alles in Ordnung. Es gibt genügend Möglichkeiten, Härtefälle abzuwenden. Und dann, Herr Innenminister, kann ich nicht nachvollziehen, wie Sie vor dem Hintergrund Ihres eigenen Berichtes zu einer derartigen Schlussfolgerung kommen können. Ich zitiere sinngemäß Seite 6 Ihres Berichtes: Von den neuen Möglichkeiten des Paragrafen 9 Absatz 4 und 5 hat bislang kein Aufgabenträger Gebrauch gemacht.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja eben. Das ist doch bedauerlich.)

Diese Nichtanwendung ist aus Sicht des Innenministers nachvollziehbar, da sich ansonsten neue Gerechtigkeitslücken ergeben würden. Diese Nichtanwendung der neu eröffneten, von uns einstimmig neu eröffneten Möglichkeiten ist sinnvoll,

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Hört, hört!)

da bei Verwaltungsrichtern Vorbehalte gegen derartige Regelungen erkennbar seien.

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Verwaltung macht, was sie will.)

Die Nichtanwendung der neuen Möglichkeiten sei auch deshalb sinnvoll, immer die Nichtanwendung der neuen Möglichkeiten, die wir gemeinsam eingeräumt haben, sind aus Sicht des Innenministeriums auch deshalb sinnvoll, da andernfalls die Unergreifbarkeit der Beitragssatzungen gefährdet sei.

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Innenminister! Was sind das für Möglichkeiten zur

Abwendung von Härtefällen, von denen Sie sagen, es ist alles in Ordnung, dass wir sie haben,

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Das ist hier die Frage.)

bei denen das Ministerium aber froh ist, dass sie nicht angewendet werden, und bei denen das Gericht schon Vorbehalte erkennen lässt?

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen DIE LINKE und FDP – Angelika Gramkow, DIE LINKE: Ein Skandal ist das!)

Das ist doch mit Verlaub unschlüssig.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, so haben wir jedenfalls 2005 nicht diskutiert, Herr Müller. In diesem Sinne gibt Ihnen der dritte Beschlusspunkt zusätzlich Gelegenheit, die Fragen des KAG-Berichtes auch innerhalb der Landesregierung weiter zu klären und hoffentlich rasch und im Interesse der Betroffenen zu regeln. Allerdings habe ich nach den gestrigen Debatten wenig Hoffnung auf Besserung. Dennoch werden wir weiter am Ball bleiben und zum Beispiel im Innenausschuss eine Beratung zur Ausschussdrucksache 5/45 beantragen,

(Beifall Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Genau.)

die ich den Bürgern schreibe zu den Schreiben der Bürgermeister zu dieser Problematik. Ich freue mich auf die Debatte und auf Ihre Argumente.

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Ich mich auch.)

Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Danke, Herr Ritter.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Kokert von der Fraktion der CDU.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Sehr geehrter Herr Leonhard, so ein bisschen wundert mich in der heutigen Landtagssitzung die große Einigkeit zwischen FDP und der LINKEN.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP – Zuruf aus dem Plenum: Nur heute!)

Nur heute stelle ich das nicht fest. Das können wir ja mal ganz in Ruhe klären, wo diese wundersame Einigkeit eigentlich herkommt.

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Von der Problemlösungskompetenz dieser beiden Fraktionen.)

Aber wir wollen bei diesem doch schwierigen Thema wie KAG nicht in die Parteipolitik abschweifen.

Ich will von meiner vorgefertigten Rede etwas abweichen, weil natürlich sehr viele Punkte hier durch meinen Kollegen Müller schon angesprochen wurden. Und ich will auch darauf hinweisen, dass der Innenminister sich bereits gestern in seiner Rede zum Antrag der FDP geäußert hat.

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Was sagen Sie denn zu den Argumenten von Herrn Ritter?)

Aber es ist mir noch was ganz Grundsätzliches wichtig, weil mich das seit Langem stört. Herr Kollege Leonhard, es ist so, wenn eine Debatte besonders lebhaft ist, davon lebt im Übrigen eine Demokratie, dass eine Debatte lebhaft ist, wir müssen auch hier nicht immer einer Meinung sein.

(Michael Roolf, FDP: Bringen Sie mal ein paar Inhalte! Bringen Sie mal ein paar Inhalte! – Zuruf von Gino Leonhard, FDP)

So ein bisschen neigen Sie ja dazu als fröhliche, ich meine, freie Demokraten, dass wir alles im großen Konsens hier in diesem Hohen Hause beschließen sollen.

(Hans Kreher, FDP: Nee, nee.)

Das ist aber nicht die Realität. Das, denke ich, ist auch schon bei Ihnen in der FDP angekommen.

(Udo Pastörs, NPD: Bringen Sie mal Substanz!)

Und dem Kollegen Ritter

(Irene Müller, DIE LINKE: Das ist aber eine merkwürdige Sichtweise auf das Parlament.)

möchte ich einfach noch mal den Hinweis geben,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

dass Sie doch maßgeblich uns in diesem Land das KAG eingebrockt haben.

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Das zieht an dieser Stelle einfach nicht.)

Also Sie stellen sich hier immer hin

(Dr. Armin Jäger, CDU: Der Retter der Enterbten.)

und tun so, als wenn Sie in Ihrer Regierungskoalition

(Zurufe von Gabriele Měšťan, DIE LINKE, und Irene Müller, DIE LINKE)

alles dafür getan haben, dass dieses KAG gar nicht auf den Weg kommt.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Wenn die CDU erkennt, dass ein Fehler gemacht wurde, dann ist das in Ordnung, ne?)