Protocol of the Session on September 20, 2007

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der NPD der Abgeordnete Müller. Bitte, Herr Abgeordneter.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! 155.000 Auswanderer verzeichnete die BRD allein im letzten Jahr. 2005 waren es fast genauso viele. Rund 70 Prozent davon verließen aus wirtschaftlichen und berufl ichen Gründen die BRD. Gefördert wird das Ganze noch durch staatliche Institutionen.

„Mobil in Europa – Arbeiten im Ausland“ lautet etwa der Titel einer von der Bundesagentur verantworteten Broschüre. „Sie sind gut qualifi ziert, veränderungsbereit und bekommen dennoch keine Arbeit? Wer in Deutschland keine oder keine passende Stelle fi ndet, kann es im Ausland versuchen“, heißt es dort salbungsvoll. Und weiter: „Deutsche Fachkräfte sind im Ausland gefragt, etwa

Facharbeiter, Ingenieure, IT-Fachleute, mancherorts auch medizinisches Personal und Lehrer.“

Doch sehen wir zum Beispiel im medizinischen Bereich mal genauer hin: Ein Medizinstudium kostet den deutschen Steuerzahler mehr als 200.000 Euro. Da bereits mehr als 100.000 deutsche Ärzte im Ausland arbeiten, fi nanziert die BRD die Gesundheitssysteme in England, Norwegen und anderswo mit mittlerweile mehr als 2 Milliarden Euro mit.

(Beifall Raimund Borrmann, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Doch anstatt dafür zu sorgen, dass deutsche Mediziner in unserem Land bleiben, wollen Sie die Lücke mit schlechter ausgebildeten Ärzten aus dem Osten stopfen.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Irene Müller, DIE LINKE: Na, na, na, na!)

In meinem Heimatkreis Uecker-Randow nimmt der Wahnsinn mittlerweile seinen Lauf. So sind bei der morgendlichen Visite im Pasewalker Krankenhaus Polnischkenntnisse zwingend notwendig.

(Heinz Müller, SPD: Quatsch! – Zuruf aus dem Plenum: So ein Blödsinn!)

Arbeitnehmerfreizügigkeit herstellen heißt also, deutsche Mediziner arbeiten in England oder Norwegen, polnische Mediziner kommen nach Deutschland und Ukrainer sowie Weißrussen sollen in Polen aushelfen.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Barbara Borchardt, DIE LINKE: Können.)

Was ist nun aber mit den kranken Menschen in der Ukraine oder in Weißrussland?

(Zurufe von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE, und Irene Müller, DIE LINKE)

Entweder schicken Sie auf Steuerzahlerkosten deutsche Mediziner als Entwicklungsärzte in diese Regionen

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

oder Sie holen gleich alle Hilfebedürftigen in unser Land und versorgen sie hier.

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Wie ein Asylbewerber …

Herr Abgeordneter!

Meine Damen und Herren, der Redner hat hier das Wort.

Wie ein Asylbewerber in Stralsund: Obwohl sein Asylantrag bis heute nicht bewilligt ist, nahm er bis heute ärztliche Leistungen in Höhe von knapp einer halben Million Euro in Anspruch.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Wollen sie ihn erschießen oder was? – Torsten Koplin, DIE LINKE: Oder wollen sie ihn sterben lassen? – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Doch nicht nur im medizinischen Bereich sind die Zustände katastrophal. Und deshalb fordern wir den sofortigen Stopp des kriminellen Menschenhandels.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Anstatt in polnischen Zeitungen zu werben, müssen die Rahmenbedingungen für deutsche Mediziner verbessert werden. Der Arztberuf muss wieder mit einem Familienleben vereinbar sein. Anstatt deutsche Arbeitsstellen mit EU-Ausländern zu besetzen, sollten deutsche Arbeitslose gezielt und konsequent aus- und weitergebildet werden. Natürlich nicht so, wie es gang und gäbe ist: Da wird gestandenen Elektroingenieuren ein Grundlagenlehrgang aufgezwungen, obwohl dieser eigentlich nur für Schulabgänger gedacht ist.

Zum Abschluss lassen Sie mich noch eins sagen: Wir werden auch weiterhin nicht die Ausländer für die katastrophalen Zustände hierzulande verantwortlich machen,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ach nein! – Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist ja ganz was Neues!)

sondern Ross und Reiter benennen. Die richtigen Adressaten sind Sie, meine Damen und Herren, und das wissen Sie.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Wir bleiben dabei: Grenzen dicht für Lohndrücker!

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Udo Pastörs, NPD: Ganz hervorragend!)

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der CDU der Abgeordnete Herr Rühs. Bitte, Herr Abgeordneter.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn auch über die konkrete Ausgestaltung der Arbeitsmarktpolitik zwischen den Fraktionen sicherlich unterschiedliche Auffassungen bestehen, war ich doch in der Vergangenheit immer davon ausgegangen, dass die Fraktion DIE LINKE das Thema Arbeitsmarktpolitik ernst nimmt. Mit dem vorgelegten Antrag bin ich nun heute wahrscheinlich eines Besseren belehrt,

(Regine Lück, DIE LINKE: Das möchten wir wohl hoffen.)

denn zum wiederholten Mal wird deutlich, dass in der Art eines Trojanischen Pferdes – im Antrag heißt dieses Pferd „Arbeitnehmerfreizügigkeit“ – eine Mindestlohndebatte im Landtag geführt werden soll.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Also das gehört auch zusammen. – Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Da interessiert es Sie offensichtlich auch nicht, Frau Borchardt,

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

dass in der Zeit Ihrer eigenen Regierungsverantwortung im Jahre 2004 ein Kabinettsbeschluss gefasst wurde, der folgenden Inhalt hatte.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Ich darf zitieren:

„1. Aufgrund der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt wird befürchtet, dass bereits eine geringe Zuwanderung zu Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt führen könnte.“

(Michael Andrejewski, NPD: Das ist richtig.)

2. Darüber hinaus wurde insbesondere noch auf die Gefahr für Vorpommern hingewiesen, das als unmittelbares Grenzgebiet dem relativ größten Migrationsdruck ausgesetzt wäre.

„3. Eine Aufhebung oder Lockerung der Übergangsregelungen und der damit verbundenen Konkurrenz können besonders das Baugewerbe und das Gebäudereinigerhandwerk treffen.“

(Udo Pastörs, NPD: Das trifft die schon.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, dass die vollständige Freizügigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einem wachsenden Europa kommt, ist ja bereits heute abzusehen. Und das ist auch gut so, denn sowohl ordnungs- als auch wirtschaftspolitisch ist der einzig zu vertretende Weg der, der den freien Waren-, Dienstleistungs- und Arbeitnehmerverkehr in Europa zum Ziel hat. Die Frage ist nur, welchen Zeitrahmen wir uns geben,

(Udo Pastörs, NPD: Und zu welchen Bedingungen.)

um die bestehenden Unterschiede in den Arbeitsmärkten harmonisch zusammenzuführen. Die bestehenden Regelungen sehen eine vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 2009 vor. In einer Arbeitsgruppe, die auf der Wirtschaftsministerkonferenz im Dezember des vergangenen Jahres gegründet worden ist, wird momentan beraten, ob eine Verlängerung bis 2011 sinnvoll sein könnte.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Genau das.)