Protocol of the Session on January 28, 2011

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auf den Tag genau vor einem Jahr, Herr Müller, wurde an dieser Stelle in Zweiter Lesung um den kommunalen Ausgleichsfonds gestritten.

(Heinz Müller, SPD: Ja.)

Ob Koalition oder Opposition, ob direkt oder indirekt, die hitzige Debatte wurde damals bereits von der Frage nach einem zukunftsfähigen kommunalen Finanzausgleich in Mecklenburg-Vorpommern überlagert. Und ich erinnere mich gut an die Aussagen aus den Koalitionsfraktionen, dass man das mit der für die Kreisstruktur notwendigen Novellierung des FAG regeln würde – vor einem Jahr, Herr Müller, und da waren wir noch nicht im Zeitdruck und da hätten wir das nicht so hopplahopp machen können, müssen, dürfen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sollen.)

Sie behaupten immer,

(Irene Müller, DIE LINKE: Wollen.)

diese Frage eines zukunftsfähigen kommunalen Finanzausgleichs steht für uns LINKE ganz oben auf der Tagesordnung. Für die Koalitionsfraktionen, denke ich, ist das eher nicht so.

(Torsten Renz, CDU: Das ist falsch.)

Sie behaupten zwar immer,

(Harry Glawe, CDU: Das war falsch.)

Sie würden Lösungen anbieten,

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

aber welche bieten Sie denn, meine Damen und Herren?

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Denn erst jetzt,

(Torsten Renz, CDU: Das war deutlich.)

jetzt mit der faktischen Umsetzung des nicht weniger umstrittenen Kreisstrukturgesetzes gibt es nun in diesem Landtag die Gelegenheit, sich zur kommunalen Finanzausstattung zu positionieren.

(Toralf Schnur, FDP: Herr Müller, Sie wollten doch Thesen bringen. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Der Landtag und seine Fraktionen können hier und heute kommunalpolitisch Farbe bekennen.

Meine Damen und Herren, worum geht es? Artikel 1 des Kreisstrukturgesetzes, also das eigentliche Landkreisneuordnungsgesetz, beauftragt den Gesetzgeber im Paragrafen 43, ab 1. Januar 2012 das Finanzausgleichsgesetz an die neuen Strukturen und die damit verbundenen neuen Aufgabenzuordnungen anzupassen.

Der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift des Städte- und Gemeindetages Mecklenburg-Vorpommern „Der Überblick“ ist zu entnehmen, dass das Innenministerium bereits einen entsprechenden Referentenentwurf erarbeitet hat, und Herr Müller hat ihn ja heute auch angekündigt.

(Heinz Müller, SPD: Ja. – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Meine Damen und Herren, das ist nachvollziehbar und das ist auch nicht zu beanstanden, wäre da nicht ein weiterer Aspekt, den ich die kommunale Praxis nennen möchte und der die FAG-Problematik in ein ganz anderes Licht taucht.

(Torsten Renz, CDU: Na?)

Und um es zugespitzt, aber deutlich auszudrücken, Herr Innenminister, Ihr Referentenentwurf zur FAG-Novelle

verfehlte den tatsächlichen Regelungsbedarf bereits zu dem Zeitpunkt, als Sie ihn in Auftrag gegeben haben. Ihr Gesetzentwurf, Herr Minister, löst die Frage der Verteilung der FAG-Mittel nicht. Der FAG-Entwurf ist inzwischen eher zu einem Problem geworden, zu einem Hindernis für eine Lösung des Problems der zukunftsfähigen kommunalen Finanzen.

(Torsten Renz, CDU: Könnten Sie das Problem erst mal definieren, damit wir da an einer Sache dran sind?)

Meine Damen und Herren, ich möchte an dieser Stelle nicht über die Ergebnisse der Novembersteuerschätzung für Land und Kommunen sprechen und auch nicht die kommunalen Finanzausstattungen unseres Landes mit anderen Bundesländern vergleichen. Das überlasse ich der zuständigen Fachministerin. Sie wird uns sagen, dass die geschätzten Steuereinnahmen der Kommunen bereits das Rekordjahr 2008 übersteigen und dass es den Kommunen ja wesentlich besser ginge als dem Land. Aber, meine Damen und Herren, diese Einschätzung sollten Sie nicht allein dem Landtag vortragen. Diese Rechnung, wonach es den Kommunen doch deutlich besser gehe als dem Land, machen Sie doch bitte mal in den Kommunen direkt vor Ort auf

(Toralf Schnur, FDP: Ja.)

und am besten mit belastbaren konkreten Zahlen zu den Einnahmen und Ausgaben und zu den Aufgaben, die die Kommunen alle erledigen müssen. Es wäre dann vielleicht empfehlenswert, dass der Innenminister in einer solchen Situation seinen FAG-Entwurf besser in der Tasche lässt.

Meine Damen und Herren, sowohl der Vorstandsbeschluss des Städte- und Gemeindetages als auch der Beschluss der Mitgliederversammlung des Landkreistages bringen die kommunalen Erwartungen an die FAGNovelle zum Ausdruck.

(Irene Müller, DIE LINKE: Nicht das erste Mal.)

Darüber muss man im Einzelnen beraten, und zwar intensiv und deutlich über den Minimalauftrag des Kreisstrukturgesetzes hinaus. Wir haben Ihnen mit unserem Antrag Vorschläge gemacht, die die Intentionen der Kommunen aufgenommen haben, Vorschläge, die notwendig sind und die auch umsetzbar sind, wie die übergangsweise Anhebung der kommunalen Beteiligungsquote, um die Finanzausstattung der Kommunen zu verbessern.

(Torsten Renz, CDU: Na, das ist ja nichts Neues, ne?)

Und auch die Diskussion …

Das ist nichts Neues, aber gemacht haben Sie es trotzdem nicht, Herr Renz.

(Torsten Renz, CDU: Nee.)

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Sehr richtig. – Zurufe von Torsten Renz, CDU, und Toralf Schnur, FDP)

Und auch die Diskussion des wirklich notwendigen gesetzgeberischen Handlungsbedarfes mit dem FAGBeirat erweist sich als dringend angezeigt, da zum Beispiel die mit Wirkung für das Jahr 2012 verpflichtend vorgesehene Überprüfung der Finanzverteilungsverhält

nisse zwischen Land und Kommunen bis heute eben noch nicht vorgenommen wurde,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

da die dazu notwendigen Daten aus den Jahren 2007 und 2008 eben überhaupt gar nicht vorliegen.

Und wie man unter solchen Voraussetzungen überhaupt zukunftsfähig über den notwendigen Finanzbedarf der Kommunen verhandeln kann, verhandeln will, bestimmen will, das ist mir sowieso schleierhaft, Herr Müller und Herr Renz.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Danke schön, Frau Schwebs.

Es hat jetzt ums Wort gebeten der Innenminister des Landes Herr Caffier. Bitte schön, Herr Minister, Sie haben das Wort.

Frau Präsidentin! Meine Damen …

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und FDP)

Entschuldigung, Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Die Überschrift des Antrages der Fraktion DIE LINKE macht deutlich, dass sie einmal mehr das System infrage stellen will. Es ist ja offensichtlich ihr Markenkern.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)