Protocol of the Session on November 13, 2003

(Vizepräsident Andreas Bluhm übernimmt den Vorsitz.)

wenn das so ist, dann, glaube ich, kann in diesem Landtag, vielleicht außer Kollegen Neumann, das muss er dann persönlich für sich verantworten, kaum einer dem widersprechen,

(Beifall Rainer Prachtl, CDU)

wenn der Landtag sagt, wir unterstützen die Landesregierung in ihren Bemühungen im Bundesrat. Deshalb bitte ich Sie um Zustimmung zu diesem Änderungsantrag. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Danke schön, Herr Dr. Born.

Es hat jetzt das Wort der Innenminister des Landes Herr Dr. Timm. Bitte schön, Herr Minister, Sie haben das Wort.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich halte diese Debatte über die zukünftige Anwendung der DNA-Analysemöglichkeiten für eine der wichtigsten sicherheitspolitischen Debatten in dieser Zeit, und zwar deswegen, weil die letzten fünf Jahre der DNA-Analysen, die über das Bundeskriminalamt gespeichert werden, zeigen, wie unersetzlich das Mittel ist, das Polizei und Strafverfolger haben, wenn sie diese, wie wir sagen, dritte erkennungsdienstliche Methode anwenden können. Ein Irrtum ist fast ausgeschlossen. Der Abgeordnete Born hat diesbezüglich bereits zitiert aus einer Pressemitteilung des Innenministeriums. Insofern kann ich mir vieles von dem, was ich sagen wollte, sparen.

Ich will aber auf zwei, drei wichtige Punkte hinweisen.

Erstens. Wir meinen tatsächlich, dass die DNA-Analyse wie eine erkennungsdienstliche Maßnahme in die Strafprozessordnung eingeführt werden sollte. Das heißt eben gerade nicht, Herr Neumann, dass die DNA-Analyse flächendeckend angewendet wird, das werden auch andere Maßnahmen heute nicht, sondern ausdrücklich nur so weit, wie es für das Strafverfahren oder zum Zwecke des Erkennungsdienstes notwendig ist. Diese Abwägung der Notwendigkeit muss in jedem einzelnen Fall gemacht werden und wird auch gemacht, nur die Analyse muss auch zulässig sein. Solange diese Möglichkeit nicht eröffnet ist, glaube ich, vergibt sich die Kriminalitätsbekämpfung ein ganz wichtiges Gut, nämlich diese Analysemöglichkeit, die, wie gesagt, seit fünf Jahren erfolgreich ist.

Zweitens. Wir Innenminister sind dafür, dass die rechtlichen Hürden, die wir derzeit in der Strafprozessordnung haben, abgesenkt werden,

(Beifall Michael Ankermann, CDU, und Vincent Kokert, CDU)

weil diese Analysemöglichkeit nicht nur bei Straftaten von erheblicher Bedeutung zu einem guten Ergebnis geführt werden kann, wie sich zeigt. Deswegen ist es eben

wichtig, dass wir die Debatte seriös und offen weiter führen über einen niedrigschwelligeren Zugang zu diesen Analysemöglichkeiten.

Drittens. Der Richtervorbehalt gilt zum einen auch bei anonymen Spurenanalysen – Herr Krumbholz hat es schon erwähnt. Und hier gibt es demnächst einen Konsens, an dieser Stelle den Richtervorbehalt aufzuheben. Er macht hier auch keinen Sinn,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Genau, genau!)

weil in der Sache selbst fragwürdig ist, wenn eine anonyme Spur, bei der die Identität erst festgestellt werden soll, unter einen Richtervorbehalt gestellt wird.

(Beifall Dr. Ulrich Born, CDU, und Rainer Prachtl, CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: So ist das!)

Ich sage offen, dass wir Innenminister oder die Polizei sich fragen, warum durch einen Richtervorbehalt der Sachverständige ermittelt oder bestimmt werden soll, der die Ermittlung durchführt. Auch das kann die Polizei ebenso gut. Da muss man nicht erst einen Richter fragen, welcher Gutachter genommen werden soll. Aber diese Fragen sind noch in der Debatte. Deswegen, meine ich, ist es vernünftig, nicht durch einen vorschnellen Beschluss des Landtages die Debatte zu beenden.

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Denn ich glaube, dass diese Debatte zur wichtigsten sicherheitspolitischen Debatte gehört, die wir derzeit führen.

Ich würde mich sehr freuen, Herr Riemann, wenn, so wie heute, seriös und gründlich diese Fragen öffentlich weiter erörtert werden können. Wir brauchen nämlich die Zustimmung der Öffentlichkeit für diese Verfahren, gerade weil wir eine Reihe von Ängsten haben, die wir abbauen sollten.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Ich meine deswegen, dass wir auch in den nächsten Monaten diese Fragen weiter besprechen müssen hier im Land, im Landtag, aber letztlich bundesweit. Andere Länder sind sehr viel weiter als wir.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Eben, eben! Lasst uns mal das beschließen!)

Ich will nur darauf hinweisen, dass zum Beispiel der Mörder der schwedischen Außenministerin identifiziert wurde über eine DNA-Analyse und der erste Tatverdächtige

(Dr. Ulrich Born, CDU: So ist es.)

gerade über die DNA-Analyse freigesprochen wurde.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der SPD, CDU und PDS – Beifall bei einzelnen Abgeordne- ten der CDU – Zurufe von Dr. Armin Jäger, CDU, und Wolfgang Riemann, CDU)

Diese beiden Möglichkeiten gibt es derzeit nach unserem Recht hier auch schon.

(Karsten Neumann, PDS: Eben!)

Aber wir sagen, diese Möglichkeiten müssen erweitert werden, Herr Neumann.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. – Karsten Neumann, PDS: Entweder es gibt sie oder es gibt sie nicht.)

Ich würde mich freuen, wenn wir diese Debatte weiter führen könnten. – Vielen Dank.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Danke schön, Herr Minister.

Es hat jetzt noch einmal das Wort der Abgeordnete Neumann für die Fraktion der PDS. Bitte schön, Herr Abgeordneter.

(Wolfgang Riemann, CDU: Der Reisende.)

Herr Kollege Körner, ich wusste vorher, dass ich in schweres Wasser komme. Ich bin mehrmals gewarnt worden davor, diese Debatte hier aufzumachen. Ich tue es trotzdem, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass es ein Irrweg ist. Ich will kurz zu dem etwas sagen, was in der Debatte so unterstellt wurde.

Herr Kollege Born, falls es Sie interessiert, wird dann ein Blick in das Protokoll der heutigen Sitzung Ihnen zeigen, dass ich kein Wort

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

gesagt habe über einen möglichen Missbrauch genetischer Daten für andere Zwecke als die des Erkennungsdienstes.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Warum wollen Sie das nicht?)

Dazu habe ich mit keinem Wort irgendetwas gesagt. Sie behaupten es, dass man diese Missbrauchmöglichkeit unterstellt und dass es die nicht gäbe.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ich bin nur auf die Ausführungen des Ministers eingegangen.)

Ich habe mich davon überzeugen können,...

Ja, ja, ich bin aber darauf nicht eingegangen, Herr Kollege Born.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ich darf mich doch mit dem Minister auseinander setzen. – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Sie haben es aber auf mich bezogen, Herr Kollege Born, und das ist der Unterschied einer sachlichen Diskussion.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Warum sind Sie dann dagegen?)

Das habe ich in der ersten Rede, wo ich etwas länger Zeit hatte, gesagt. Das können Sie dann gerne noch einmal nachlesen.