Protocol of the Session on September 21, 2001

Ich lasse mich in meinem Engagement für die Werften in diesem Land von keinem – auch nicht von Ihnen – übertreffen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Karsten Neumann, PDS – Dr. Ulrich Born, CDU: Ja, das merken wir!)

Meine Damen und Herren, wie war denn die Ausgangssituation?

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja. – Reinhardt Thomas, CDU: Die Aus- gangssituation war, dass die SPD...)

Wie war die Sprachregelung im alten Bundesgebiet? Wir brauchen die ostdeutschen Kapazitäten nicht. Sie sind überflüssig. Der Weltmarkt braucht sie nicht und wir brauchen sie vor allen Dingen in der Bundesrepublik nicht. Wir haben dafür gekämpft. Und es sind viele gewesen, an der Spitze vor allem die Werftarbeiter, die dafür gesorgt haben, dass dieser für das Land wichtige Industriezweig erhalten werden konnte.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Voraussetzung war für die Gewährung der Sanierungsbeihilfen – ohne die wären die Werften nicht wettbewerbsfähig gewesen – die bittere, bittere Zustimmung zu den Kapazitätsobergrenzen. Der Wirtschaftsminister hat dazu etwas gesagt. Und ich unterstelle hier keinem in diesem Raum, dass er nicht im Interesse der Werften diese Anhebung der Kapazitätsobergrenzen will. Es haben sich mehrere Wirtschaftsminister bemüht. Ich habe oft auf die Ungerechtigkeiten hingewiesen, die es gibt. Wir verlieren ja sogar relativ Anteile am Weltschiffbaumarkt, weil der seit der Festlegung dieser Kapazitätsobergrenzen um jährlich circa fünf Prozent zugenommen hat. Wir stagnieren mit unserer Kapazität, verlieren da also relativ Anteile.

(Vizepräsidentin Renate Holznagel übernimmt den Vorsitz.)

Aber, meine Damen und Herren, wir sind nicht allein in der Europäischen Union und wir sind auch nicht allein in Deutschland. Was glauben Sie, wie oft ich mir habe anhören müssen, die Industrie in Deutschland möge sich erst einmal einig werden? Es sind auch andere aus der Bundesrepublik bei der Kommission gewesen, die kein Interesse daran hatten, dass die Obergrenzen bei uns angehoben werden. Ich bin froh, dass seit einiger Zeit der Verband für Schiffbau und Meerestechnik sich endlich eindeutig hinter unsere Forderungen stellt, denn ich denke, angesichts der Entwicklung, über die hier viel gesagt worden ist, ist das, was wir zu verkraften haben, ungerecht.

Aber eines sage ich Ihnen auch, Herr Riemann: Mit Ihrem Auftreten, so, wie Sie sich gebärden, Sie würden nicht einen einzigen kleinen Schritt erreichen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Karsten Neumann, PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Zumindest war ich dabei, als die Peene-Werft gesichert worden ist.)

Mit Erpressungspolitik gegenüber anderen europäischen Staaten erreichen Sie nichts! Sie müssen überzeugen, Sie müssen die Dinge darstellen und dann darauf hoffen, dass es eine vernünftige Entscheidung im Interesse der ostdeutschen Werften gibt! Aber mit der Brechstange, mit dem Auf-den-Tisch-Hauen dort schaffen Sie nichts!

(Harry Glawe, CDU: Sie haben das doch früher immer selbst gefordert.)

Ja, ich fordere es immer!

(Harry Glawe, CDU: Sie haben das immer gefordert.)

Herr Glawe,

(Harry Glawe, CDU: Und dann müssen Sie es auch mal umsetzen.)

ich habe Ihnen gesagt, ich lasse mich nicht von einem Ihrer Krakeeler im Einsatz für die Werften übertreffen,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Glocke der Vizepräsidentin)

auch nicht von Herrn Riemann.

(Zurufe von Abgeordneten der CDU)

Auch nicht von Herrn Riemann!

(Dr. Ulrich Born, CDU: Herr Dr. Rings- torff, machen Sie sich das mal bewusst!)

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Eckhardt Rehberg, CDU: Jeglichen po- litischen Anstand vergessen Sie hier!)

und es ist tatsächlich so,...

Sie sind doch nicht einmal fähig zuzuhören,

(Dr. Ulrich Born, CDU, und Harry Glawe, CDU: Nein!)

weil Sie Wahrheiten nicht hören mögen!

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Wir lassen uns von Ihnen nicht anschreien.)

Und es ist tatsächlich so,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist unter aller Würde, was Sie hier veranstalten!)

dass es schien, dass die Kommission schon früher entscheiden wollte,

(Dr. Ulrich Born, CDU: So benimmt man sich nicht als Ministerpräsident!)

aber es hat immer wieder Interventionen auch anderer Staaten gegeben, die nicht damit einverstanden sind, weil es nicht in ihrem Interesse liegt,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist eine Schande!)

dass unsere leistungsfähigen und hoch produktiven Werften mehr bauen können. Das ist die Situation, meine Damen und Herren.

Ich kann Sie nur auffordern: Legen Sie Ihr unwürdiges Verhalten ab! Das hilft den Werftarbeitern,

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Harry Glawe, CDU: Sie sind nicht unser Erziehungsberechtigter.)

das hilft den Werftarbeitern im Land nicht.

(Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Unterstellen Sie keinem einzigen Landespolitiker in diesem Land,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Wenn sich einer unwürdig benimmt, dann sind Sie das mit solchen Äußerungen.)

dass er sich nicht mit aller Kraft für die Erhöhung der Kapazitätsobergrenzen einsetzt! – Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS)

Danke, Herr Minis

terpräsident.

Das Parlament erwartet aber auch von der Landesregierung, unparlamentarische Worte nicht zu gebrauchen.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Heiterkeit bei Wolfgang Riemann, CDU – Harry Glawe, CDU: Sehr richtig.)

Das Wort hat jetzt der Vorsitzende der Fraktion der CDU Herr Rehberg.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Natürlich hat die Situation auf den Werften eine Vorgeschichte. Und, Herr Ministerpräsident, ich habe gestern davon gesprochen, dass man, wenn man die richtige Schamesröte hat, Fallschirm springen kann unter dem Teppich. Wenn Sie gelegentlich einmal Zeit haben sollten – ich nehme mir die Zeit gelegentlich und lese mir Reden aus den Jahren 1991/92 in diesem Landtag durch –, dann lesen Sie sich bitte auch Ihre eigenen Worte von damals durch! Sie haben damals sowohl Alfred Gomolka als auch Berndt Seite unterstellt, ebenso dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, Theo Waigel und Günther Krause, dass sie