Protocol of the Session on November 15, 2000

3. dass die Sicherheit der Bürger bei allen Entscheidungen über Freiheit und Vollzugslockerung oberste Priorität hat. Mindestens zwei unabhängige Gutachter müssen herangezogen werden.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Herrn Thomas, Herrn Thomas müssen wir da einsetzen.)

Und wer den Psychologen aus Brandenburg im Fernsehen gesehen hat, der müsste eigentlich zu der Erkenntnis kommen, da brauchen wir fünf unabhängige Gutachter.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Es reicht, wenn man Sie sieht.)

Bei geringstem Zweifel wird zugunsten der Sicherheit entschieden.

4. mit unseren Aktivitäten das berechtigte Misstrauen der Bürger gegenüber dem Staat abbauen, der so nachlässig und fahrlässig mit dem Schutz der Bürger umgeht wie Frau Dr. Bunge und wie Herr Alwin Ziel.

(Dr. Martina Bunge, PDS: Das ist ja ungeheuerlich!)

Es ist ungeheuer, was Sie hier seit einem Jahr in dem Maßregelvollzug haben schleifen lassen. Das ist ungeheuer!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Annegrit Koburger, PDS: Nee, was Sie hier erzählen, ist ungeheuerlich!)

5. Festschreibung der Entschädigung für die Freigängeropfer durch das Land,

(Dr. Martina Bunge, PDS: Wo war denn der Auf- schrei, als ‘98 ein halbes Jahr einer draußen war?!)

durch das Land, in dem die Anstalt ist,

(Dr. Martina Bunge, PDS: Wo war Ihr Aufschrei?!)

die für diesen Freigang verantwortlich zeichnet, Frau Dr. Bunge.

(Dr. Martina Bunge, PDS: Nichts habe ich gehört!)

Dann hätten Sie nämlich per Gericht schon Schadenersatzforderungen. Und das wollen wir, dass solche verantwortungslosen Politiker wie Sie zu Schadenersatz für die Opfer verpflichtet werden.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Heike Lorenz, PDS: Also jetzt reicht es! Das ist ja wohl unverschämt, so was!)

Ein reformierter Maßregelvollzug kann letztlich nur ein Justizvollzug nach den Grundsätzen des geschlossenen Vollzuges mit therapeutischer Behandlung – ich betone, mit therapeutischer Behandlung – für Schwerstverbrecher sein. Das heißt aber auch, dass es für gefährliche Verbrecher, auch für die nach den Paragraphen 63 und 64 eingewiesenen, eine lebenslange Sicherungsverwahrung in begründeten Fällen geben muss. Es darf keinen leichtfertigen Umgang mehr mit Schwerstverbrechern geben.

(Annegrit Koburger, PDS: Ihre Redezeit ist zu Ende!)

Die Fortsetzung Ihrer gefährlichen Experimente, die Sie mit Ihrem Gesetzentwurf planen, lehnen wir konsequent und ein für alle Male ab. Wir finden es unverantwortlich, was Sie hier machen. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Für Ihre nicht.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Heike Lorenz, PDS: Herr Glawe, Sie als Sozial- fachmann können doch da nicht klatschen!)

Danke, Herr Abgeordneter Thomas.

Herr Abgeordneter Schoenenburg, ich weise die Zwischenrufe, in denen Sie den Redner persönlich angegriffen haben, als unparlamentarisch zurück.

(Irene Müller, PDS: Ach Gott! Und was war damit, was er zur Ministerin gesagt hat? – Wolfgang Riemann, CDU: Das war parlamentarisch.)

Das Wort hat jetzt der Justizminister Herr Sellering.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Herr Thomas, wenn man nach Ihnen spricht, fällt es immer schwer, sachlich zu bleiben.

(Beifall Volker Schlotmann, SPD – Annegrit Koburger, PDS: Das ist wohl wahr. – Zuruf von Dr. Martina Bunge, PDS)

Wir reden hier über den Maßregelvollzug. Das ist ein sehr ernstes Feld staatlichen Handelns. Es handelt sich um rückfallgefährdete psychisch kranke Straftäter, zum Teil sexuelle Triebtäter. Es geht also vor allem um die Sicherheit der Bevölkerung. Bei allem Verständnis, das ich dafür habe, dass Sie als Opposition aus den objektiven Schwierigkeiten, die es im Maßregelvollzug gibt und immer geben wird, dass Sie als Opposition versuchen, aus diesen Schwierigkeiten für sich politisches Kapital zu schlagen, meine ich doch, dass irgendwo eine Grenze ist.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS)

Herr Thomas, Ihre grundsätzlichen Ausführungen zum Maßregelvollzug sind übelste Pöbelei.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Na, na, na! Das war aber auch Pöbelei eben. – Volker Schlotmann, SPD: Das war das, was der Kollege Thomas braucht.)

Nun zum Gesetzentwurf: Der Gesetzentwurf liegt Ihnen vor. Mit ihm wird die Entscheidung der Koalitionsfraktionen umgesetzt, dem Justizministerium die Zuständigkeit für die Sicherheit im Maßregelvollzug zu übertragen. Das geschieht ohne Wenn und Aber. Man muss schon böswillig sein oder ganz ohne Sachkunde oder aber in der Opposition,

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

und dann gehört es bei manchem leider zum Selbstverständnis, wenn man aus dem Umstand, dass der Justizminister auch in Zukunft nicht selbst die psychiatrische Therapie mit dem Betroffenen durchführt,

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

die Schlussfolgerung zieht, der Justizminister übernehme nicht wirklich die Verantwortung für die Sicherheit im Maßregelvollzug. Das Gegenteil ist der Fall.

(Volker Schlotmann, SPD: So viel zur Sache, Herr Thomas. – Harry Glawe, CDU: Die Schnittstellen haben sich in den letzten Jahren nicht bewährt. Das wissen Sie ganz ge- nau, Herr Minister. Das wissen Sie ganz genau.)

Wer den Gesetzentwurf mit Verstand liest – das ist natürlich nicht ganz leicht und auf den ersten Blick ver

ständlich, wenn wir Ihnen nicht einen vollständigen Fließtext anbieten,

(Harry Glawe, CDU: Justizministerium, Innenministerium und Sozialministerium haben nicht richtig zusammengearbeitet.)

sondern Sie vielleicht umsetzen müssen, dass wir hier und dort einen Satz eingefügt haben, der die Dinge regelt –,

(Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU – Harry Glawe, CDU: Wir lassen uns hier nicht vorführen.)

wer also den Gesetzentwurf mit Verstand liest,

(Dr. Martina Bunge, PDS: Das bringt die Opposition in Schwierigkeiten, das zusammen- zufügen. – Zuruf von Volker Schlotmann, SPD)

wird keinen Zweifel an der Zuständigkeit und der Verantwortung des Justizministeriums haben können.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Wollten Sie damit sagen, dass unsere Experten das nicht lesen können? – Volker Schlotmann, SPD: Das wird es wohl sein.)

1. Das Justizministerium gibt die baulichen und technischen Sicherheitsmaßnahmen vor und überwacht die Umsetzung und Funktionsfähigkeit. Das ist das, was wir tun werden.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist ein schlechter Gesetzentwurf.)

Sie scheinen mir an den sachlichen Zahlen des Maßregelvollzuges wenig interessiert.

(Beifall bei Abgeordneten der PDS und einzelnen Abgeordneten der SPD – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)