Protocol of the Session on May 25, 2016

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! In den Vorgängerlegislaturperioden haben wir in diesem Haus viel erlebt und was wir damals unter Schill erleben mussten, hielt ich für den Höhepunkt des Verlusts an Debattenkultur. Aber, Herr Baumann, Sie schaffen es immer wieder, sich in negativer Hinsicht zu toppen. Es ist ein Armutszeugnis, unterirdisch und dieses Hauses nicht würdig, auf diese Art und Weise Debatten zu führen, in denen Sie nicht nur, wie Herr Hamann es genannt hat, mit wirren Begriffen hantieren, sondern bewusst falsche Infos streuen.

(Dr. Bernd Baumann AfD: Was ist falsch?)

Sie streuen bewusst falsche, populistische Annahmen.

Ich versuche, auf Ihren Antrag zurückzukommen, und stelle fest, dass er mit falschen Annahmen beginnt, und zwar schon im ersten Satz, in dem Sie sagen, man habe das erste Mal eine so große Einwanderungswelle. Sie blenden aus, dass wir schon eine mit der Anwerbung der sogenannten Gastarbeiter hatten. Mit ihnen sind weit mehr Menschen als jetzt in unser Land gekommen. Das durchzieht Ihren ganzen Antrag. Und was machen Sie? Sie kulturalisieren, indem Sie Kulturen, wie Frau Schneider richtig gesagt hat, gegeneinander hierarchisieren. Dem immanent ist die Bewertung: Wir sind gut, die anderen sind minderwertig.

(Dr. Bernd Baumann AfD: Habe ich nie ge- sagt! Wie können Sie so etwas behaupten!)

Das ist Rassismus pur und durchzieht Ihren ganzen Antrag.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN, der LIN- KEN und der FDP)

Das zeigt sich auch an der von Ihnen gewählten Sprache. Sie sprechen – wir sind ein interkulturelles Land – immer wieder von Kulturdifferenz, von Werten jenseits des Grundgesetzes. Sie sind von

vielen anderen Vorrednern und Vorrednerinnen gefragt worden,

(Zuruf von Dr. Bernd Baumann AfD)

was denn weitere Werte jenseits des Grundgesetzes sind.

(Dr. Bernd Baumann AfD: Soziale Tugen- den!)

Was bringt es, Kulturen zu vergleichen? Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, Sie tun sich schwer zu sagen, was Sie als deutsch empfinden.

(Dr. Bernd Baumann AfD: Ich habe nie von deutsch gesprochen, ich habe von Nordeu- ropa gesprochen!)

Umso einfacher ist es für Sie zu definieren, was als Werte noch erbracht werden muss.

(Glocke)

Frau Güçlü hat das Wort, damit keine Irritationen entstehen.

Ich fasse noch einmal zusammen: Ihr ganzer Antrag ist durchzogen von einer Hierarchisierung von Kulturen, die ich als Rassismus werte. Ich finde diesen Antrag durchgehend peinlich. Wir haben aktuell ganz viele Instrumente,

(Dr. Bernd Baumann AfD: Erschließt sich mir nicht!)

wie wir Integrationsprozesse messen können. Das Integrationskonzept der Stadt Hamburg ist ein wunderbares Beispiel. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Sie sich das jemals zu Gemüte geführt haben; das sollten Sie machen. Wir haben dort Indikatoren, Maßnahmen, auch die Möglichkeit, zu vergleichen und Prozesse zu messen. Alles andere, was ein Kulturvergleich, bei dem Sie schon immer die Kulturdifferenz zugrunde legen, bringen soll, erschließt sich mir nicht. Ebenso nicht die von Ihnen zitierten Personen, ich kann Ihnen auch Zitate von anderen sehr renommierten Migrationsforschern nennen.

(Dr. Bernd Baumann AfD: Welche denn?)

Ein Beispiel sind die klassischen Einwanderungsländer Kanada und USA – "The Rise of the Creative Class" dürfte einigen von Ihnen bekannt sein. Die sagen nämlich – das ist keine These, sondern lässt sich belegen –, dass es in den Ländern, in denen Integration am besten gelungen ist, weil die Integrationsbedingungen als flankierende Maßnahmen am besten gelegt worden sind, die größten wirtschaftlichen Zuwächse gibt. Viel mehr möchte ich gar nicht sagen. – Danke.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der LINKEN)

(Jennyfer Dutschke)

Das Wort bekommt Professor Kruse von der AfD-Fraktion.

Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Dass dieser Antrag abgelehnt werden würde, wusste Herr Baumann schon, als er ihn geschrieben hat.

(Michael Kruse FDP: Warum? Haben Sie ihm einen Maulkorb gegeben?)

Aber als ich den Vortrag in der Vorfassung gelesen, ihn hier gehört und den Antrag gesehen habe, habe ich bemerkt, dass darin ungeheuer viel inhaltliche Substanz steckt,

(Zurufe: Oh! und Heiterkeit)

und habe mich gefragt, ob man ihn wohl in diesem Hause wird rüberbringen können.

(Sabine Boeddinghaus DIE LINKE: Peinlich, Herr Kruse, peinlich!)

Dann habe ich gehört, wie die Antworten auf Herrn Baumann lauteten. Dabei hatte ich immer den Eindruck, dass Sie es gar nicht verstanden haben.

(Christiane Schneider DIE LINKE: Wir sind alle zu dumm!)

Ich glaube, das ist nicht der Grund. Der Grund ist viel schlimmer: Sie wollten Herrn Baumann gar nicht verstehen,

(Nebahat Güçlü fraktionslos: Wir haben ihn verstanden!)

und zwar deshalb, weil Sie immer dann, wenn meine Partei über irgendetwas redet, was mit Zuwanderung, Integration, Flüchtlingen zu tun hat, uns sofort eine schlechte Intention unterstellen. Das ist total falsch.

(Beifall bei der AfD)

Und dann sage ich noch etwas: Die erste Rednerin nach Herrn Baumann hat ihm quasi vorgeworfen, rassistisch zu sein.

(Beifall bei der LINKEN, vereinzelt bei der SPD und den GRÜNEN und bei Nebahat Güçlü fraktionslos)

Das ist eine üble Unterstellung. Das werde ich an dieser Stelle nicht nur als Fraktionskollege von Herrn Baumann zurückweisen, sondern ich finde es absolut unverschämt und unangängig, in dieser Bürgerschaft so ein Wort zu sagen, zumal es keinerlei inhaltliche Begründung dafür gibt. Einer von denen, die gar nichts verstanden haben, sind leider Sie, der CDU-Vertreter. Da habe ich mich gefragt, ob er überhaupt irgendetwas verstanden hat.

(Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Der heißt Hamann!)

Herr Hamann, ist er da? Okay.

Die inhaltsstärkste Rede nach Herrn Baumann hat Frau Schneider gehalten.

(Zurufe: Ah!)

Frau Schneider hat wenigstens zur Sache gesprochen,

(Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Aber Herr Baumann nicht!)

wenngleich sie auch von den gleichen falschen Unterstellungen ausgeht. Eine dieser Unterstellungen, die auch Frau Güçlü vorgenommen hat, ist, dass Herr Baumann von einer Hierarchisierung der Kulturen und Werte gesprochen habe. Er hat nur davon gesprochen

(Nebahat Güçlü fraktionslos: Der Antrag spricht für sich!)

und das ist auch genau die Absicht gewesen –, dass die Kulturen sich gegenseitig verstehen müssen. Und dazu müssen sie erst einmal verstehen, wie anders oder wie gleich die anderen sind. Das ist alles andere als selbstverständlich.

(Beifall bei der AfD)

Häufig ist es so, dass die Politiker die Macht haben, aber ihre Einsichtsfähigkeit überschätzen. Damit meine ich Folgendes: Wir alle in diesem Parlament und anderswo sollten froh sein über eine wissenschaftliche Forschung,