Herr Kollege, Sie haben gerade darauf hingewiesen, dass die ausgehandelte Honorarreform für die niedergelassenen Ärzte in einer ganzen Reihe von Gebieten zu Problemen führt.Wenn ich mich recht erinnere, ist die Honorarreform zusammen mit dem Gesundheitsfonds von der schwarz-roten Bundesregierung beschlossen worden und Anfang des Jahres in Kraft getreten.Welche Schlüsse ziehen Sie für die Bundestagsfraktion der CDU/CSU gegenüber der Bundesregierung daraus, dass jetzt in Hessen offensichtlich solche Probleme auftauchen?
Ich habe zwei Schlussfolgerungen: Erstens wird es sicherlich einfacher sein, diese Probleme mit einer neuen Mehrheit in Berlin zu lösen. Zweitens wollen wir aber auch schon vorher mit den Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung sehr ernsthaft über ihren Verantwortungsbereich sprechen; denn es kann nicht sein, dass einige Milliarden Euro mehr in die ambulante Versorgung fließen und der Sicherstellungsauftrag danach trotzdem nicht mehr gewährleistet ist.
Der nächste Punkt betrifft die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte und den Generationswechsel. Bei den niedergelassenen Ärzten steht ein Generationswechsel in großem Umfang bevor. Die Altersverteilung der Hausärzte in Frankfurt am Main sieht folgendermaßen aus: Unter 30-jährige Ärzte gibt es nicht, 30 bis 39 Jahre alt sind 43,40 bis 49 Jahre 306,50 bis 59 Jahre 468 und über 60 Jahre 208.Kein Arzt ist unter 30 Jahre alt;zwei Drittel sind über 50 Jahre alt. Diese Zahlen sind für Hessen und auch für die verschiedenen Facharztgruppen repräsentativ. Der medizinische Nachwuchs muss also eine besondere Beachtung finden.
Der Anteil von Frauen liegt bei den frisch approbierten Ärzten bei weit über 50 %. Schätzungen gehen von 55 bis 58 % aus. Das heißt, dass bei der Weiterbildung in den Krankenhäusern auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in ganz besonderer Weise Rücksicht genommen werden muss.
Der Anteil der frisch approbierten Ärzte, die nach der Ausbildung ins Ausland gehen, nimmt kontinuierlich zu, und sie kommen nicht zurück. Neben den langfristigen Berufsperspektiven, die sich aufgrund der Rahmenbedingungen bieten, spielt zunächst einmal die Qualität der Weiterbildung eine entscheidende Rolle. Es wäre also zu überlegen, den Krankenhausträgern und den Vertretern der Arbeitnehmer die Anregung auf den Weg zu geben, die Qualität der Weiterbildung – Arbeit in den verschiedenen Abteilungen, Röntgen und OP-Katalog – verstärkt zum Bestandteil von Arbeitsverträgen und Vereinbarungen zu machen.
Sie sehen, es gibt aus unserer Sicht einige wichtige Themen, die es mit den betroffenen Fachleuten aus den Kammern und der KV zu erörtern gilt, um die ambulante medizinische Versorgung – dann im Rahmen eines Master
Wir sollten gemeinsam in die Ausschussberatung über den Antrag der GRÜNEN gehen. Den Punkten 1 und 2 werden wir mit Sicherheit zustimmen.Bei Punkt 3 müssen wir in einigen Bereichen noch ein wenig konstruktiv streiten. – Vielen Dank.
Herr Kollege Dr. Bartelt, vielen Dank. – Auf der Besuchertribüne möchte ich ganz herzlich den rumänischen Staatssekretär für Mittelstand, Handel und Geschäftsklima, Herrn George Marin, begrüßen. Seien Sie ganz herzlich willkommen.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das Thema ist wichtig. Es ist sehr ernst zu nehmen. Es betrifft viele Menschen.
Herr Rentsch, es ist ein bisschen schade, dass Sie die Gelegenheit so intensiv meinten nutzen zu müssen und jetzt schon mit dem Bundestagswahlkampf angefangen haben. Das Thema hat mehr Niveau verdient.
Herr Kollege Rentsch, eines wurde an der Stelle gleich deutlich. Das kam in Ihrer Rede mehrfach deutlich heraus. Es geht um gar nichts anderes als um mehr Geld für Ihre Klientel. Herr Rentsch, ich kann das verstehen. Das ist aber kein angemessener Umgang mit dem Problem.
Frau Schulz-Asche hat schon darauf verwiesen.Wir haben uns in diesem Haus mit der Frage, wie die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sichergestellt werden kann, schon sehr intensiv beschäftigt. Es ist ein bisschen schade, dass die Vertreter der jetzigen Regierungsfraktionen, die an dieser Enquetekommission beteiligt waren und sich mit dem Thema befassten, alle nicht mehr da sind. Sonst wüssten Sie vielleicht ein bisschen genauer, wovon eigentlich die Rede ist und was wir alles schon hinsichtlich dieser Frage geleistet haben.
Frau Schulz-Asche war dabei. Ich hatte das Vergnügen, dieser Enquetekommission anzugehören. Die liebe Frau Oppermann ist leider nicht mehr da.
Meine Damen und Herren, vielleicht wäre es an dieser Stelle hilfreich, den Blick einfach einmal auf den Bericht dieser Enquetekommission zu richten. Manche Fragen könnten dann viel einfacher behandelt werden.
Ich möchte jetzt auf ein paar Fakten zu sprechen kommen. Herr Rentsch, denn das, was Sie eben hinsichtlich der Wirklichkeit unseres Gesundheitswesens erzählt haben, ist schon abenteuerlich. Das ist schon abenteuerlich.
Ich fange einmal mit der Zahl der Ärzte an. In Deutschland gibt es 413.000 Ärzte.Von denen sind 314.000 ärztlich tätig. Das ist die höchste Zahl ärztlich Tätiger, die es in diesem Land je gegeben hat.Herr Kollege Rentsch,Sie erzählen den Leuten, die Ärzte würden alle weglaufen, und es gäbe keine mehr. Das ist grober Unfug, und es ist unredlich, weil den Leuten ohne Not Angst gemacht wird.
Blicken wir einmal ein Stück weit zurück. 1990 gab es in Deutschland gerade einmal 237.000 Ärzte, die ärztlich tätig waren. Heute sind es 314.000. Das ist eine Steigerung um mehr als 20 %. Nein, wir haben da keinen Grund zur Sorge.
Schauen wir uns einmal an, wie viele Ärzte ambulant tätig sind. Denn das ist die Frage, um die es heute geht. Es geht um die Frage,wie viele Ärzte in Deutschland ambulant tätig sind. Es sind über 50 % mehr, als es 1990 waren. Wer uns erzählen will, wir hätten keine Ärzte mehr, erzählt dummes Zeug.
Während sich die Zahl der ambulant tätigen Ärzte seit 1990 um mehr als die Hälfte vermehrt hat, ist die Zahl der gesetzlich Krankenversicherten um 1,8 % zurückgegangen. So furchtbar schlimm kann es also nicht sein.
Dann möchte ich auf das zweite Argument zu sprechen kommen. Herr Rentsch erzählt uns immer gerne, wie schlecht es den „armen“ Ärzten in Deutschland geht und dass sie alle weglaufen.
Tatsache ist: 3,8 % der in Deutschland ausgebildeten Ärzte sind im Ausland tätig. Wenn man das mit anderen Berufen vergleicht, die in ähnlicher Weise mobil sind, erkennt man, dass das eine keineswegs beunruhigende Zahl ist.Viel wichtiger aber ist, dass die Zahl der ausländischen Ärzte, die in Deutschland arbeiten, deutlich höher ist als die Zahl der Deutschen, die im Ausland arbeiten. Also auch an der Stelle kann von Panik keine Rede sein. Die Zahl derjenigen, die weggehen, ist rückläufig.
Ich möchte auf eine andere Frage zu sprechen kommen. Wir stellen allerdings fest, dass ein Teil der Ärzte, insbesondere der männliche, in anderen Tätigkeitsfeldern zu finden ist, während gleichzeitig die Zahl der Frauen, die tatsächlich ärztlich tätig werden, zunimmt. Frau SchulzAsche hat sehr deutlich darauf hingewiesen, dass wir uns der Frage stellen müssen, wie wir denn unsere Versorgung, insbesondere im ländlichen Raum, aber auch schon die Aus- und Weiterbildung so organisieren, dass wir der zunehmenden Feminisierung der Medizin gerecht werden. Das ist allerdings eine wichtige Herausforderung.
Ich komme noch auf eine andere Frage zu sprechen. Herr Rentsch wollte finanzielle Zuschüsse geben. Herr Kollege Bartelt ist auf die Not leidenden Ärzte eingegangen. Mit Verlaub und bei allem Respekt: Ich kann das nicht mehr hören. – Ambulant tätige Ärzte verdienen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt brutto zwischen 110.000 und 125.000 c vor Steuern und nach Abzug aller Betriebskosten. Das ist mehr als das Doppelte vom Durchschnitt der freien Berufe. Wenn das Problem darin besteht, dass die Kassenärztliche Vereinigung diese Unmenge Geld nicht ordentlich verteilen kann, kann man das Problem nicht dadurch lösen, dass man noch mehr Geld hinterherschiebt.
Ich möchte einmal die realen Probleme nennen, die wir in Hessen haben und denen man sich vielleicht einmal als Erstes zuwenden müsste. Durch die Bundesgesundheitsministerin, die gerade hinsichtlich der Frage „Sicherung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum“ Hervorragendes geleistet hat, und zwar in dieser Großen Koalition – –
Herr Irmer, dass Sie von diesem Thema keine Ahnung haben, wissen wir. Sie müssen das nicht noch dokumentieren.
Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz bietet die Möglichkeit, dass ein Facharzt neben seiner Hauptpraxis eine Nebenpraxis aufmacht, damit im ländlichen Raum nicht nur die Versorgung der Kreisstadt, sondern auch der umliegenden Kommunen sichergestellt werden kann, indem er ein oder zwei Tage die Woche dort ist.Das würden auch viele unheimlich gerne machen, wenn es die einzige für die Sicherstellung der Versorgung zuständige Institution, nämlich die Kassenärztliche Vereinigung, denn erlauben würde. Was sagt sie denn den Ärzten, die im ländlichen Raum die flächendeckende Versorgung sicherstellen wollen? – Sie sagt, das ginge nicht, denn die Versorgung sei, durch wen auch immer, vollständig gesichert.
Ich möchte jetzt auf das Thema flächendeckende Versorgung mit Fachärzten zu sprechen kommen. Dazu habe ich eben allerdings Interessantes gehört. Da habe ich allerdings Interessantes zu der Frage der Heuschrecken und der ambulanten Versorgung gehört. Wer hat denn, bitte schön, in diesem Bundesland dem Privatisierungswahn jahrelang Vorschub geleistet? Wer hat denn die Universitätsklinika Gießen und Marburg an einen privaten Träger verkauft,
der hinsichtlich des Umgangs mit der ambulanten Medizin im Moment nichts anderes tut, als eine Praxis nach der anderen aufzukaufen und sie anschließend nicht zu nutzen? Ein niedergelassener Arzt, der die Versorgung in seinem Spezialgebiet in der Region verbessern möchte, kann das nicht tun, weil der zweite Sitz für einen Kassenarzt weg ist. Den hat die Rhön-Klinikum AG, die ihn nicht nutzt und die Versorgung nicht wahrnimmt.