Einführung von Building Information Modeling in den Verantwortungsbereich der bremischen Verwaltung zu erstellen?
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Für den Senat beantworte ich die Fragen wie folgt:
Zu Frage eins: Building Information Modeling - BIM - ist unter anderem für den industriellen Verwaltungsbau als praktikables und wirtschaftliches System etabliert, um das Planen, Bauen und Bewirtschaften sich wiederholender Kubaturen und Raumprogramme digital zu unterstützen. Des Weiteren findet das BIM bei sehr komplexen und sehr großen Bauprojekten erfolgreich Anwendung.
Ein Einsatz bei der Umsetzung von öffentlichen Baumaßnahmen ist jedoch aus folgenden Punkten stark eingeschränkt:
Erstens: Der heterogene Gebäudebestand öffentlicher Bauherren, mit sehr unterschiedlichen Gebäudetypen, wie zum Beispiel Schulen, Kindertagesheimen, Polizeigebäuden und so weiter, ist individuell und unterliegt keinem Wiederholungsfaktor. Eine entsprechende Datenlage bieten die Systeme nicht, diese selbst zu erstellen ist aufwendig und nicht mehr wirtschaftlich.
Zweitens: Bei der Realisierung im öffentlichen Bauen beeinflussen zusätzliche pädagogische und soziale Faktoren den Planungsprozess, diese sind nicht über ein Building Information Modeling abzubilden.
Zu Frage zwei: Die IWB - Interessengemeinschaft wirtschaftliches Bauen - arbeitet bundesweit an Programmlösungen für den öffentlichen Bereich. Die IWB besteht aus Vertretern der Bundesländer und des Bundes, die gemeinsam an der Weiterentwicklung von „PLAKODA “ - Planungs- und Kostendaten-Module - und RBK, Richtlinie für die Baukostenplanung, des Bundes und der Länder aktiv beteiligt sind. Sowohl bei PLAKODA, als auch bei RBK werden für öffentliche Gebäude nicht nur frühzeitig Herstellungskosten, sondern auch analog zum Building Information Modeling die Unterhalts- und Betriebskosten dargestellt. Beide Instrumente finden in der FHB Anwendung, und durch die Weiterentwicklung und Pflege dieser Programme wird das BIM quasi für öffentliche Gebäude realisiert.
Zu Frage drei: Die Kosten für ein Building-Information-Modeling-System richten sich nach Umfang der Softwaremodule und Anzahl der Nutzer, eine Bepreisung ist ohne Angabe des konkreten Umfangs nicht möglich. Sie liegen jedoch deutlich höher als die Softwarekosten für PLAKODA und RBK, weil diese Programme über Landeslizenzen durch die einzelnen Bundesländer jeweils anteilig finanziert werden. Die bauenden öffentlichen Einheiten in Bremen können über diese Landeslizenz die Programme kostenfrei nutzen. - Soweit die Antwort des Senats!
Frau Bürgermeisterin, Sie hatten in der Antwort zu Frage eins ausgeführt, der Einsatz des BIM würde sich nicht lohnen, da alles individuelle Bauten seien. Gibt es Bestrebungen, sie bundesweit zu vereinheitlichen? Ich gehe einmal davon aus, dass eine Kita, die in Bremen gebaut wird, ähnlich auszusehen hat wie in München oder in Essen. Wenn man das bundeseinheitlich machen würde und sagt, wir haben jetzt zehn Gebäudetypen für Kitas und 15 für Schulen, dann müsste das Argument doch anders lauten?
Ich habe vorgetragen, dass es das Softwareprogramm PLAKODA gibt, das für den öffentlichen Bereich das nachvollzieht, was das BIM für den privaten Bereich ist, in dem es vor allen Dingen um Industriebauten geht. Natürlich wird man möglicherweise in den nächsten Jahren zu einer weiteren Standardisierung kommen. Es gibt also ein Programm für öffentliche Gebäude, das bundeseinheitlich gestaltet ist. Bremen ist hier gut beraten, nicht aus der Reihe zu tanzen und etwas Eigenes zu entwerfen, zumal es eine ganze Reihe von Problemen gibt, die mit dem BIM zusammenhängen, die ich nicht vorgetragen habe.
In Bremen ist ein Standardkindergarten entwickelt worden, um die Planungskosten zu senken, allerdings liegt der Teufel auch dort im Detail. Man darf nicht glauben, dass man an mehreren Standorten identische Kindergärten bauen kann. Faktoren wie die Himmelsrichtung, die Lage der Entsorgungsleitungen, von welcher Seite aus das Grundstück erschlossen werden muss und die Beschaffenheit des Grundstücks konterkarieren den Wunsch, standardisiert zu bauen. Im Prinzip - da haben Sie völlig recht - geht es in diese Richtung.
Kann ich das so verstehen, dass das Thema bundesweit diskutiert wird? Gibt es eine Art Planungsrat für solche Systeme, oder befinden wir uns noch im Vorstadium?
Von einem einheitlichen Kindergartentyp weiß ich nichts, aber diese Initiative müsste auch vom Deutschen Städtetag ausgehen. Dass die Länder und der Bund PLAKODA entwickeln und dann darüber reden, wie man das System weiterentwickeln kann, habe ich ja vorgetragen.
Werden die Modelle, die dort entwickelt werden, zwischen den Kommunen ausgetauscht, oder achtet jede Kommune auf das selbst entwickelte Modell?
Das ist ein Missverständnis! Es wird nicht darüber geredet, wie der Kindergarten aussieht, sondern es ist eine Software, die zum Beispiel die Berechnung der Baukosten vornimmt, in welchen Schritten man den Bau angehen muss und wie die Heizungssysteme angelegt werden müssen. Mit der Software PLAKODA werden baufachtechnische Fragen digital bearbeitet, aber nicht die Architektur des Kindergartens.
Frau Bürgermeisterin, ist Ihnen der „Stufenplan Digitales Planen und Bauen“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur bekannt?
Mir persönlich ist der Stufenplan nicht bekannt. Ich denke, meine Fachleute werden ihn kennen, aber auf jeden Fall der Bausenator.
Wenn Sie bereit sind, meine aufklärenden Sätze zur Kenntnis zu nehmen, dann würde ich Sie gern informieren, nämlich insofern, als die Bundesregierung aufgrund der Schwierigkeiten, die es bei der Umsetzung von Großprojekten in der Vergangenheit bundesweit gegeben hat, eine Reformkommission eingesetzt hat, um die Ursachen herauszufinden und auf die Kostenüberschreitungen zu reagieren.
Ende 2015 wurde aufgrund der Empfehlungen der Reformkommission der „Stufenplan Digitales Planen und Bauen“ vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur veröffentlicht. Es wundert mich ein wenig, dass der Stufenplan in Ihrer Verwaltung - also nicht nur im Finanzressort, sondern auch im Bauressort - offensichtlich nicht bekannt ist, weil nämlich in der Einleitung zum Stufenplan eine klare Definition des Begriffs Building Information Modeling angeführt ist. Ich darf - wenn Sie bereit sind, das zur Kenntnis zu nehmen - ausführen, wie es beschrieben wird!
Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Definition in diesem Stufenplan zum Building Information Modeling primär eine kooperative Arbeitsmethodik ist und sein soll, aber weniger die Anwendung von Software?
Wären Sie bereit, in Ihrer Verwaltung noch einmal zu insistieren, sich mit diesem Stufenplan auseinanderzusetzen, weil wir davon überzeugt sind, dass es - und das war aus Ihrer Antwort zu entnehmen - nicht darum geht, dass es sich um einen Wiederholungsfaktor handelt, sondern sich die Entwicklung des Building Information Modeling darauf konzentriert, eine andere Arbeitsmethodik anzuwenden? Sind Sie bereit, noch einmal in der Verwaltung zu insistieren beziehungsweise anzuführen, sich intensiver mit dieser Thematik auseinanderzusetzen?
Ich habe vorgetragen, dass es ein öffentliches System gibt, nämlich PLAKODA, das den Vorteil hat, dass es vom EU-Recht her in Ordnung ist und es den Zugang für alle Architekten und Planer gleichermaßen regelt, wie wir es wettbewerbsrechtlich handhaben müssen. Wir handeln im Einvernehmen mit dem Bund und den anderen Ländern. Ich werde nichts tun, um die Stellung Bremens dort infrage zu stellen. Zwischen uns beiden ist völlig unstrittig, dass bei komplexen Bauvorhaben die Kommunikationswege verbessert werden müssen, aber ich kann
In der Einleitung dieses Stufenplans steht Folgendes: „Um einen breiten Marktprozess auszulösen, soll die öffentliche Hand Vorbild und Impulsgeber für das digitale Bauen werden.“ Sind Sie bereit, das zur Kenntnis zu nehmen?
Sind Sie bereit, abschließend zur Kenntnis zu nehmen, dass wir das Thema in die entsprechenden Fachdeputationen einbringen werden, um es weiter voranzubringen?
Die vierte Anfrage betrifft die Allianz für Meeresforschung. Die Anfrage ist unterschrieben von den Abgeordneten Frau Grobien, Frau Neumeyer, Röwekamp und Fraktion der CDU.