Protocol of the Session on May 11, 2006

Wir meinen, da es im Kindergarten neben ganz viel anderem darum geht, den Kindern eine Sozialisierung zu bieten, da sich die Kinder in dieser Zeit auch ihre Vorbildfiguren für die Rollenbildung suchen, da sie sich sozusagen an dem, was die Erwachsenen da tun und wie sie handeln, auch in gewisser Weise orientieren, ist es aus pädagogischer Hinsicht ganz wichtig, dass es dort einen gesunden Mix gibt, dass es dort Frauen wie auch Männer gibt.

Wir Grünen sagen ja immer, es ist nicht entscheidend, dass wir jetzt aus jedem Frauenberuf einen Männerberuf und umgekehrt machen, sondern das Wichtige ist, dass wir ein vernünftiges Gleichgewicht haben. Gerade in diesem Bereich, in den wir eigentlich ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

alle Energien hineinstecken müssen, etwas für die Kinder zu tun – das ist das Entscheidende –, ist es für die Kinder wichtig, dass es neben weiblichen auch männliche Bezugspersonen gibt.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen, bei der SPD und bei der CDU)

Die Antwort auf die Kleine Anfrage besagte auch, dass der Senat durchaus versuche, dort etwas zu tun. Man muss allerdings auch sagen, diese Versuche haben bislang noch nicht gefruchtet. Diese Debatte ist auch nicht neu. Sie wurde hier schon des Öfteren geführt. Dennoch, der Trend im Moment ist negativ. Das heißt, der Anteil männlicher Mitarbeiter sinkt im Moment, er steigt nicht. Das ist ein Problem. Da muss man schauen, ob die Instrumente und die politischen Maßnahmen, die man bislang getroffen hat, die richtigen sind oder ob man nicht andere Wege gehen muss. Da sind wir der festen Überzeugung, dass man das tun muss, und fordern vom Senat, ein Konzept vorzulegen, das auf drei wesentlichen Bausteinen beruht, wo wir die drei hauptsächlichen Handlungsfelder für Politik erkannt haben.

Das eine ist, die Berufsbilder, die wir im Kindergarten haben, das ist das Berufsbild des Erziehers, der Erzieherin, das Berufsbild der Sozialpädagogen, der Behindertenpädagogen, einmal dahingehend zu überprüfen, welche Attraktivität sie gerade auf männliche Bewerber haben. Es gab vor einiger Zeit, von uns Grünen aus anderen Gründen heftig kritisiert, diese Qualifizierungs- und Beschäftigungsoffensive des Senats. Das wurde auch als ein Gender-Projekt verkauft, bei dem man gesagt hat, jetzt bringen wir aber auf diesem Wege ganz viele Männer in die KTH. Wenn ich mir das anschaue, die Männer glänzen dort in einer einzigen Disziplin, und das ist die Tatsache, dass sie die meisten Abbrecher gestellt haben.

Die meisten Männer, die dort hineingekommen sind, sind auch ganz schnell wieder herausgefallen. Die Frauen waren dort wesentlich zäher, haben sich in diesem Programm besser durchgesetzt. Das heißt, auch auf diesem Weg haben wir es bislang nicht geschafft, dieses Berufsbild für Männer so attraktiv zu machen, dass sie nicht, sobald sie gemerkt haben, was es wirklich bedeutet, dann gleich wieder das Weite suchen. Das ist ein großes Problem. Da muss man ansetzen.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Dann muss man natürlich auch darüber reden, wie wir diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlen. Das ist nämlich, glaube ich, einer der Hauptgründe, warum es so wenige Männer gibt, denn wenn ich mit einer halben Stelle in einem Kindertagesheim schon ergänzende Sozialhilfe beantragen kann, dann bedeutet es, dass ich damit sehr schwer nur, im klas

sischen Familienbild gedacht, Frau und Kind ernähren kann. Das spielt natürlich bei vielen Männern durchaus eine Rolle, dass sie sagen, so ein Beruf kommt für mich nicht in Frage, ich will lieber einen haben, mit dem ich dann theoretisch die Funktion des, ich sage es jetzt einmal in ganz dicken Anführungszeichen, Ernährers spielen kann, mit dem ich mehr verdiene. Dann ist der Beruf des Erziehers/der Erzieherin im Kindergarten eher ein Beruf, den Frauen wählen, damit man noch ein bisschen hinzuverdienen kann. Es geht also letztlich auch um das Geld. Das muss man unserer Meinung nach auch mitdiskutieren. Es geht darum, diese Mitarbeiter machen einen guten Job. Ich finde, den kann man dann auch gut bezahlen.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Der zweite Handlungsbereich, den wir anmerken, das ist die Frage: Was machen wir mit unseren Zivildienstleistenden? Es werden immer weniger. Sie haben auch immer kürzere Dienstzeiten. Wenn ich jetzt neun Monate Zivildienstleistender bin, dann reiche ich damit noch nicht einmal komplett über ein Kindergartenjahr. Das ist eine Schwierigkeit für jeden Träger. Kindergärten brauchen personelle Kontinuität. Es kann nicht sein, dass mitten im Jahr dann plötzlich das Personal wechselt. Es ist schon schlimm genug, dass die jungen Leute nur ein Jahr dort sind, auch das ist im Vergleich – drei Jahre geht ein Kind in den Kindergarten, ein Jahr hat es einen Zivildienstleistenden, dann kommt theoretisch der nächste, und dann kommt irgendwann der dritte – schon eine Herausforderung für die Kinder. Neun Monate sind eine sehr kurze Zeit, und theoretisch wie auch praktisch werden Sie von der CDU es auch irgendwann anerkennen müssen, dass der Zivildienst ein Auslaufmodell ist. Das heißt, wir müssen uns jetzt schon überlegen, wie die Antwort ist, die wir darauf geben.

Im Moment kommen noch viele junge Männer auf diesem Wege auch in den Bereich der sozialen Arbeit. Sie machen dort ihren Zivildienst, nolens volens, die einen freuen sich mehr darauf, die anderen machen es eher als Pflicht. Dann merken sie, dass ihnen dieser Bereich Spaß bringt, und dann bleiben sie da und suchen sich dort auch einen Beruf. Wenn dieser Zwang, der dahinter steht, wegfällt, dann müssen wir Antworten finden, wie wir es mit positiven Anreizen schaffen, junge Menschen, auch junge Männer dazu zu bewegen, in diesen Bereichen tätig zu sein.

Wir haben das freiwillige soziale Jahr. Das ist ein gutes Angebot, das es bislang in vielen Bereichen gibt. Im Kindergarten gibt es das zum Teil auch. Wir glauben, das muss man ausbauen, man muss sich auch generell darüber unterhalten, wie man es noch attraktiver machen kann, wie man junge Männer sozusagen auf positive Weise in diesen Bereich bekommen kann, statt sie hineinzuzwingen. Auf die Weise kann auch daraus dann wiederum das Personal für die Zukunft gewonnen werden. Wir meinen, da muss

man schnell Antworten finden, denn die momentane Situation mit den Zivildienstleistenden ist mehr als unbefriedigend.

Der dritte Bereich, den wir ansprechen, ist die Frage: Wie können wir bereits vor dem Schulabschluss den Schülern die Möglichkeit geben, sich diese Arbeitsbereiche einmal genauer anzuschauen? Wir haben vor ein paar Tagen den Girls’ Day gehabt. Das stand dann auch groß in der Presse. Unsere Fraktion hat einen Antrag beschlossen, in dem wir sagen, es soll zum Girls’ Day auch einen Boys’ Day geben. Genauso wie es viele Berufsbilder gibt, die bislang fast nur von Männern dominiert sind, gibt es eben in der sozialen Arbeit auch das Gegenteil, und es ist doch genauso spannend, wenn der Sohnemann einmal seine Mama in den Kindergarten begleitet, wenn er sich auch andere Berufe in der sozialen Arbeit einmal ein bisschen genauer anschauen kann.

Es war dieses Mal in der „taz“ sehr eindrücklich zu lesen, wie es dem einen oder anderen der Schüler ergangen ist, die es tatsächlich gewagt haben, am Girls’ Day einmal in einen Kindergarten zu gehen, und sich da offenbar gleich dem Gespött ihrer Klassenkameraden ausgesetzt sahen. Das ist sicher Realität, dass es, wenn man es nicht mit Nachdruck forciert, für die Jungen eine hohe Hürde gibt zu sagen, ich gehe da jetzt einfach einmal in den Kindergarten und schaue mir das an.

Ich glaube aber, wenn man es in einen vernünftigen pädagogischen Kontext stellt, wenn man den Schulen sagt, liebe Schulen, versucht einmal, ob ihr es nicht hinbekommt, dass sich die Mädchen die Technikerberufe anschauen, und die Jungen schauen einmal, wie eine Krankenpflegerin oder in dem Fall eine Kindergartenerzieherin arbeitet, dass das eine gute Sache ist, von der am Ende alle etwas gelernt haben und durch die man dann hoffentlich diese Vorurteile abbauen kann, so dass es dann in wenigen Jahren nicht mehr so ist, dass die Jungen, die in einen Kindergarten gehen, dafür ausgelacht und gehänselt werden. Ich glaube, das ist die absolut falsche Reaktion, und es ist eigentlich traurig, dass es im Moment so ist.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Diese drei Bereiche würden wir gern vom Senat in einem Konzept beantwortet haben, welche Lösungen er dort vorschlägt. Weiter so zu wursteln wie bislang erzeugt offenbar nicht den Erfolg.

Ich sage es noch einmal: Der Trend ist im Moment sogar negativ. Das heißt, wenn wir uns jetzt nicht sehr sputen, und damit komme ich zum Schluss, und sozusagen des Rätsels Lösung endlich finden, dann haben wir das Problem, dass es in den Kindergärten auch in zehn oder 15 Jahren noch genauso aussehen wird wie heute. Ich finde, das wäre nicht wünschenswert. Da muss man jetzt schnell zu guten Schritten

kommen. Wie gesagt, es geht auch um die Bezahlung. Das darf man bei alledem auch nicht vergessen, auch darüber müssen wir diskutieren. – Danke schön!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Als Nächster hat das Wort der Abgeordnete Dr. Schuster.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir begrüßen die Initiative der Grünen ausdrücklich. Wir werden ihr sicherlich auch insgesamt in diesem Hause zustimmen, weil sie letztendlich ein sehr tiefgehendes gesellschaftliches Problem anspricht. Deswegen würde ich aus Ihrer Rede, Herr Crueger, ein bisschen zurückweisen, dass das Durchwursteln eine Ursache ist. Damit wird man der Tiefe des Problems nicht gerecht.

Es gibt nach wie vor das weit verbreitete Vorurteil, dass Erziehung von Kindern im Wesentlichen Frauensache ist, insbesondere je kleiner die Kinder sind, desto mehr ist sie Frauensache. Das ist der Grund. Wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist, wenn ich morgens beim Einkaufen – ich mache mit meinen Kindern relativ viel, auch verschiedene Sachen – einen Mann mit kleinen Kindern sehe und offensichtlich ist, das ist ein Hausmann, kommen bei mir im ersten Moment auch komische Gedanken, warum es eigentlich so ist. Solange das in den Köpfen ist, haben wir damit ein riesiges Problem.

Die Folgen, die daraus entstehen – das hatten Sie richtigerweise schon angedeutet –, sind: Kinder erleben es erst einmal so, dass Frauen für sie zuständig sind, und die Väter oder die Männer sind diejenigen, die irgendwie arbeiten gehen, abends kommen, zu besonderen Zeiten da sind. Das muss nicht sein, dass sie deswegen weniger liebevoll sind, aber es ist eine Erfahrungswelt, die sich damit immer weiter fortsetzt. Das ist das Grundproblem, dieses geschlechtsspezifische Rollenverhalten und das Bewusstsein, das damit einhergeht, das man letztendlich aufbrechen muss.

(Beifall bei der SPD)

Dieses Bewusstsein pflanzt sich in den öffentlich organisierten Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungseinrichtungen fort und nicht nur im Kindergarten. Ich bekomme es inzwischen bei meinem Sohn mit, in unserer Grundschule ist gar kein Mann. Die Berichte, die ich von anderen höre, bestätigen diese Erfahrung. In den Grundschulen geht es offensichtlich noch um Grundbildung und nicht um das richtige Wissen. Männer sind erst für das richtige Wissen zuständig. Vorher ist es einfach unter der Würde der Herren der Schöpfung. Genau das ist ein Punkt, den man angreifen müsste. Das muss man angehen.

Ihr Antrag geht da in eine völlig richtige Richtung, dass man sagt, wir müssen gezielter versuchen, gesellschaftlich gegenzusteuern. Die Ansatzpunkte, die Sie gebracht haben, ich will sie jetzt nicht wiederholen, sind auch richtig und möglich. Man muss darüber nachdenken, ob man darüber Verbesserungen erreichen kann. Deswegen unterstützen wir auch, dass Sie diesen Bericht und ein Konzept in dieser Richtung anfordern, wobei ich auch ausdrücklich darauf hinweisen muss – auch wenn es immer wieder kommt, aber wir müssen es letztendlich doch lernen –, dass wir einen Weg finden müssen, wie wir es unter schwierigen Finanzbedingungen hinbekommen können.

Eine Erhöhung der Gehälter ist nicht nur nötig, um es für Männer attraktiv zu machen, sondern wenn wir es ernst meinen, im Kindergarten einen Bildungsauftrag zu realisieren, bedarf es dazu einer entsprechenden Qualifikation derjenigen, die dort arbeiten, bis hin zu dem Ziel, dass man eigentlich ein Fachhochschulstudium benötigen müsste. Wenn man aber solche Ausbildungsgänge erwartet, gilt es, auch über die Bezahlung nachzudenken.

(Beifall bei der SPD)

Das widerspricht natürlich der finanziellen Enge, denn der allergrößte Anteil in dem ganzen Bereich sind erst einmal Personalkosten. Das, was wir für die Häuser, für den Strom und für Heizung brauchen, ist gering. Auch unter den Bedingungen der schwierigen Sachlage – und das hatten wir gestern oder vorgestern schon einmal in der Debatte – müssen wir in dem Bereich dazu kommen, wie wir diese Finanzmittel bereitstellen, denn das ist gerade auch unter wirtschafts- oder standortpolitischen Gesichtspunkten oder ganz allgemein unter menschlichen Gesichtspunkten nach wie vor eine der Zukunftsaufgaben. Wir werden Ihren Antrag unterstützen!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Als Nächster hat das Wort der Abgeordnete Bartels.

Sehr verehrter Herr Präsident, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Auch wir halten den Antrag vom Bündnis 90/Die Grünen für in Ordnung. Wir werden ihm zustimmen. In der Tat, Dr. Schuster hat gesagt, was wir hier heute behandeln, ist ein tief greifendes gesellschaftliches Problem. In der Kindertagesbetreuung befinden wir uns derzeit sehr im Umbruch, wie wir auch insgesamt in der Familienpolitik im Umbruch sind. Es ist doch so, wenn wir heute von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprechen, denken wir in erster Linie doch immer an die Frauen, dass sie für die Erziehung zu––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

ständig sind und die Männer im Grunde genommen spät abends nach Hause kommen, ihre Kinder entweder ins Bett bringen oder sie mit einem Gute-NachtKuss wieder wachmachen. Das ist doch die allgemeine Auffassung, die es nicht nur hier in Bremen, sondern insgesamt in unserem Lande gibt.

Deshalb ist dieser Antrag sicherlich auch so zu verstehen, dass wir hier ein Stück weit über den Tellerrand hinausschauen, weil das Problem nicht nur hier in Bremen zu lösen ist. Wir unterstützen diesen Antrag in dieser Hinsicht und hoffen, dass es da auch vernünftige Ansätze gibt in dem Vorschlag aus dem Ressort, wenn auch dieses Thema nicht so genau greifbar ist wie zum Beispiel eine Erhöhung der Betreuungsstunden oder andere Dinge in diesem Bereich.

Es ist wahr, wir müssen auch dem gerecht werden, dass wir mehr Erzieher in den Kindertageseinrichtungen haben, weil es für die Jungen und die Mädchen, aber insbesondere für die Jungen eben ganz wichtig ist, auch so ein männliches Gegenüber zu haben, nicht nur in der Kindertagesstätte, sondern eben auch in der Grundschule. Ich bin zur Grundschule gegangen, und ich hatte nur Klassenlehrerinnen,

(Abg. B ö d e k e r [CDU]: Das hat auch nichts geschadet!)

das ist heute größtenteils nicht anders. Vielen Dank, Kollege Bödeker, dass es nichts geschadet hat, ich mache auch, glaube ich, so ein bisschen den Eindruck. Es ist aber schon ganz erfrischend, wenn man dann doch einmal einen Klassenlehrer hat. Ähnlich ist es eben auch in der Kindertagesstätte.

(Beifall bei der CDU)

In diesem Sinne, meine Damen und Herren, stimmen wir dem Antrag zu und hoffen, dass wir nicht nur hier im Plenum vernünftig diskutieren können, sondern dann auch in der Fachdeputation, in der wir es vielleicht auch eher noch einmal hätten ansprechen können als dann durch so einen Antrag. Er findet aber Unterstützung. – In diesem Sinne bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit!

(Beifall bei der CDU)

Als Nächste hat das Wort Frau Senatorin Röpke.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Lieber Herr Bartels, ich hatte einen Klassenlehrer in der Grundschule. Ich habe damit überhaupt keine erfrischenden Erfahrungen gemacht, aber das will ich jetzt hier nicht weiter ausbreiten. Es wurde erst besser, als wir eine weibliche Lehrkraft hatten.

Klar ist, das ist hier von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern gesagt worden, Elternschaft in Deutsch

land ist weiblich, immer noch. Das wird wahrscheinlich auch absehbar so bleiben, trotz aller Bemühungen hinsichtlich Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Mütter sind die Hauptbezugspersonen von Kindern, entweder weil sie alleinerziehend sind oder weil es in der Tat immer noch so ist, dass sich Mütter um die Familie kümmern, während Männer in das feindliche Leben, sprich in den Beruf gehen. Das ist immer noch die traditionelle Rollenverteilung. Wir versuchen, es mit vielen Initiativen aufzubrechen, aber es ist verdammt mühsam.

Natürlich ist es so, dass gerade Kinder im frühen Alter im Kindergarten vom rollenspezifischen Verhalten ihrer Vorbilder, in diesem Fall eben die Erzieherin oder in selteneren Fällen der Erzieher, geprägt werden. Das ist doch klar. Sie müssen sich entweder mit ihrer Geschlechterrolle identifizieren oder abgrenzen. Auf jeden Fall prägt es aber ihre Persönlichkeit ganz entscheidend. Das wissen wir. Gerade bei Jungen ist dann die Gefahr, wenn sie kein Vorbild, kein echtes Vorbild, keinen Menschen, weder zu Hause noch in der Kita haben, dass sie dann dieses Vorbild wo suchen? Zum Beispiel im Fernsehen, in der Werbung, über Video! Das ist eine ganz schlechte Entwicklung.

Deshalb ist es unser wichtiges Ziel schon lange in Bremen, wo es irgendwie geht, bei Bewerbungsverfahren, bei Einstellungsgesprächen Erzieher, männliche Personen zu motivieren, hier bei uns in den Kita zu arbeiten. Allerdings ist die Bewerberlage, was die männlichen Bewerber betrifft, nach wie vor schlecht.

Gleichwohl, das darf ich dann hier auch einmal erwähnen, ist es immerhin so, dass wir im Land Bremen, wenn wir uns die bundesweite Quote der männlichen Mitarbeiter in den Kita betrachten, im Bundesvergleich sehr gut dastehen. Wir haben über zehn Prozent, alle anderen Länder haben deutlich weniger, manche liegen sogar nur bei zwei bis drei Prozent. Das heißt natürlich nicht, dass wir uns zurücklehnen sollten, im Gegenteil! Die Frage ist aber, wie wir das verbessern können. Das ist eine verdammt schwierige Aufgabe, die wir uns vorgenommen haben. Ich sage gleich, es wird auch nicht so sein, dass das Konzept, das wir jetzt vorlegen, das Konzept sein wird, das die Lösung präsentiert. Das muss jedem hier im Haus auch klar sein. Es ist aber trotzdem wichtig, dass wir daran arbeiten und sehen, welche Lösungsvorschläge es gibt, welche Schritte wir in Zukunft weiter gehen müssen. Das unterstütze ich nachdrücklich.