Eines ist klar: Diese Aufgabe muss vom Land finanziert werden. Das sagen die Kommunen ganz deutlich; denn wir haben hier eine neue Aufgabe, die vom Land aufgetragen wurde. Die Digitalisierung ist eine pädagogische Aufgabe, die auch entsprechend finanziert werden muss.
Wir werden sicherlich über bestimmte Modelle nachdenken müssen, wie das zu geschehen hat. Sei es, dass ein IT-Manager oder eine IT-Managerin mehrere Schulen betreut, wie es in Verbindung mit der kommunalen Infrastruktur geschehen könnte. Wenn wir aber an die Basics nicht herangehen, nicht dafür sorgen, dass die Schulleitungen und die Lehrerinnen und Lehrer gute Programme erhalten und die entsprechende Hard- und Software an den Schulen sach- und fachgerecht gewartet werden, können wir uns die Träume von der Digitalisierung sparen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen! Das neue Schulverwaltungsprogramm ist sicherlich ein Ärgernis. Auch wir machen Schulbesuche und hören dort Klagen in größerem oder kleinerem Ausmaß. Wir hören viel. Vor diesem Hintergrund bin ich relativ dankbar für den Antrag der GRÜNEN, die einen Bericht fordern. Ja, auch wir wollen diesen Bericht. Wir wollen hören, was draußen vor Ort tatsächlich geschehen ist.
Den Begriff "IT-Chaos" lassen wir einmal weg; es gäbe viel dazu zu sagen, wo überall ein IT-Chaos herrscht. Ich habe letzte Woche auch ein IT-Chaos auf meinem Handy erlebt. Aber wenn ich nun sagen würde, bei Apple herrscht IT-Chaos, würde ich im Apple Store hören: Du bist selber schuld. Es gibt also unterschiedliche Herangehensweisen an ein ITChaos.
Wir haben uns schon im Ausschuss geeinigt. Wenn Sie in Ihrem Antrag den Einführungssatz streichen, sind wir gerne dabei, einen Bericht entgegenzunehmen. Wir wollen tatsächlich wissen, was es mit diesem ASV auf sich hat. Sind es die Zeigefinger der Rektoren, oder ist es das Programm, das falsch ist,
Ich darf der Vollständigkeit halber noch Folgendes erwähnen: Wir haben in Bayern 2.250 Grundschulen, 900 Mittelschulen, 240 Realschulen und 320 Gymnasien. An diesen Schulen sind insgesamt täglich 120.000 Lehrer tätig und 1,6 Millionen Schüler. Nennen Sie mir doch bitte einmal ein Unternehmen, ob klein, mittelständisch oder groß, bei dem in den letzten Jahren die Einführung von IT-Programmen klaglos vonstattengegangen wäre. Ich glaube, das gibt es nicht. Da macht der Freistaat Bayern keine Ausnahme. Mein Bruder beispielsweise arbeitet bei Mercedes-Benz. Seine Aufgabe besteht darin, dass er auf seinem Platz sitzt und die ganze Zeit aufzupassen, dass das System funktioniert.
Es gibt nun Tausende von Menschen in dieser Republik, die den ganzen Tag an ihrem Arbeitsplatz sitzen und warten, ob irgendwo ein System abstürzt. Das bedeutet, Digitalisierung und Computerisierung unserer Gesellschaft sind Herausforderungen, an deren Bewältigung alle mitzutragen haben und nicht nur der Freistaat Bayern und seine Rektoren.
Ein Bericht muss sowohl objektiv die Tatsachen bringen als auch kritisch mit dem System umgehen. Das muss die Zielrichtung sein. Wir sind der Meinung, dass nicht nur Fehlleistungen des bayerischen Staates dargestellt werden dürfen, sondern dass auch diejenigen, die die Programme erstellt haben, genannt werden müssen. Auch die dürfen nicht außen vor gelassen werden.
IT-Manager für Bayerns Schulen! Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der das große Latinum noch einigermaßen verbreitet war. Da gibt es einen schönen Satz, der meist vom Ende, aber nicht vom Anfang her zitiert wird. Er heißt: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.
Herr Gehring, ich bin völlig mit Ihnen einig, dass wir eine große Herausforderung haben. Diese haben wir in den letzten Monaten mit dem Masterplan Digitalisierung 2.0 aufgenommen, und wir werden sie in den nächsten Jahren meistern müssen.
Aber jetzt schon zu sagen, die Umsetzung machen wir mit einem IT-Beauftragten, erscheint mir doch als Schnellschuss in dieser Situation. Was sollen wir machen? – Ich frage Sie: IT-Hausmeister? Das kann man so bezeichnen. Sicherlich macht es derjenige nicht für die gleiche Entlohnung, die der normale Hausmeister bekommt. Das heißt also, wir haben hier einen Mitarbeiter, aber auf welchem Rang? Und wo? An allen 3.700 Schulen oder im Schulbezirk, vielleicht in einer Stadt? Aber was geschieht dann auf dem Land?
Wichtig ist – so Ihr Antrag! –, dass der Freistaat Bayern auf jeden Fall bezahlen muss. Er ist Auftragsträger und beschafft die Hardware, und er bezahlt denjenigen, der sich um die Hardware kümmert. Ich weiß nicht, ob all das schon jetzt festgelegt sein muss.
Und vor allem: Prudenter agas! – Überlege, was du tust. Die größte Herausforderung, die auf die Schulfamilie in den nächsten Jahren zukommen wird, ist die Digitalisierung. Das heißt: Weg von der Schiefertafel mit Griffel, wie wir älteren Kollegen das noch kennengelernt haben, hin zum Laptop. Und auch das ist nicht mehr das Neueste. Es geht hin zum Whiteboard und zu allen möglichen Dingen, die jetzt noch kommen werden.
Das ist eine Riesenherausforderung. Diese Herausforderung – prudenter agas! –, wer soll sie meistern? – Das können unserer Meinung nach nicht Außenstehende tun. Nicht Menschen mit IT-Erfahrung, austauschbar, eingestellt, wieder versetzt, sonstwo hingesetzt, wartend, was passiert. Nein, die Herausforderungen müssen von denjenigen gemeistert werden, die für die Bildung der Kinder insgesamt verantwortlich sind, nämlich von den Lehrerinnen und Lehrern.
Ich sehe es als ganz existenziell an, dass sich unsere Lehrerschaft, sicherlich nach einigen Jahren der Weiterbildung – das ist eine wichtige Voraussetzung – oder möglicherweise auch durch Änderungen im Studium, mit ihren Schülerinnen und Schülern auf den Weg macht, um die Digitalisierung umzusetzen.
Ein Acht- oder Neunjähriger kann mit der Digitalisierung vielleicht noch Schwierigkeiten haben. Ein Elf- oder Zwölfjähriger hat sie vielleicht nicht mehr. Sie können doch einen Elf-, Zwölfjährigen heute nicht in den Unterricht hineinsetzen, der eventuell ein Problem mit dem Computer oder dem Whiteboard bekommt, und der Lehrer soll ihm helfen, der sagt aber: Keine Ahnung, ich hole den IT-Hausmeister. – Das funktioniert nicht.
So, wie der Schüler oder die Schülerin den Lehrer als denjenigen kennenlernt, der ihm das Wichtigste bei
bringt, muss auch das Wichtigste, nämlich die Kenntnis in IT und Digitalisierung, im Lehrkörper verankert werden. Das ist meine Grundüberzeugung. Wir müssen in den nächsten Jahren – Frau Gottstein, wir beide brauchen es nicht mehr zu tun; das können dann die anderen tun – dazu übergehen, den Lehrern klarzumachen, dass Digitalisierung und IT-Bildung mit zum Lehrplan, zum Lernstoff und zur Ausbildung gehören.
Bei der Ausstattung und der Fortbildung muss Stichwort der Masterplan Digitalisierung 2.0 sein. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten einige Anträge hierzu auf den Weg bringen. Eine Festlegung zum jetzigen Zeitpunkt, wie diese Herausforderungen zu bewältigen sind, nämlich durch Außenstehende, wäre viel zu früh. Wir werden diesen Antrag wie bereits im Ausschuss auch hier im Plenum ablehnen. Wir bitten Sie aber im Sinne einer sinnvollen Lösung des Ganzen bei den von uns noch einzureichenden Anträgen mitzuarbeiten.
Danke schön, Herr Kollege Ländner. – Die nächste Wortmeldung kommt von Frau Kollegin Dr. Strohmayr. Bitte schön.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allen Dingen liebe Kolleginnen und Kollegen der CSU! Der Ministerpräsident Seehofer hat davon gesprochen, dass Bayern die Leitregion für den digitalen Aufbruch wird. Ich frage mich jetzt: Wie kann es sein, dass eine Leitregion so versagt, wenn es um die einfache Einführung eines Schulverwaltungsprogramms geht? Wie kann es sein, dass so eine Leuchtturmregion wie Bayern es nicht schafft, Lehrerinnen und Lehrern ein ordentliches, einfach zu bedienendes, modernes Verwaltungsprogramm zur Verfügung zu stellen? Liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Herr Kollege Ländner, wir reden hier nämlich nicht nur über das neue ASV; denn dieses Programm gibt es bereits seit 2013. Seit 2013 doktern wir an diesem Programm herum. Interessant ist, dass die Kritik seither eigentlich nie abgerissen ist. Den Höhepunkt erreichte diese Kritik, als das Chaos an den Mittelschulen am größten war. Das war im Sommer dieses Jahres, als die Mittelschullehrer die Abschlusszeugnisse schreiben wollten und festgestellt haben, dass das Programm die Noten falsch ausrechnet. Mich haben zu diesem Zeitpunkt viele Lehrer angerufen. Sie saßen teilweise tagelang und nächtelang an diesem Programm und haben schließlich die Zeugnisse händisch geschrieben. Das kann doch wirklich nicht sein! Es ist doch ein echtes Armutszeugnis für den Dienstherrn, wenn er seine Lehrerinnen und Lehrer so im Regen stehen lässt.
Der BLLV beklagt in einem Brandbrief vom Oktober dieses Jahres zu Recht, dass die Schulleiterinnen und Schulleiter an den Grund- und Mittelschulen wahrlich andere Aufgaben haben, als sich nur um dieses Schulverwaltungsprogramm zu kümmern. Der BLLV stellt auch fest, dass dann leider wenig Zeit für diejenigen Dinge bleibt, die eigentlich wichtig wären, nämlich die Organisation der Schule, die Gestaltung des Unterrichts und vieles mehr. Der BLLV fordert umgehend ein professionelles Bildungsmanagement. Dem kann ich mich nur anschließen. Lehrerinnen und Lehrer brauchen mehr Freistellung. Das gilt sowohl für die Schulleitungen, die viel mit diesen Programmen beschäftigt sind, als auch für Lehrer, die mit diesen ITProgrammen beschäftigt sind. Und sie brauchen professionelle Unterstützung bei der Bedienung des Programms. Es reicht einfach nicht aus, eine Hotline freizuschalten, die, wenn man sie mal braucht, nicht erreichbar oder völlig überlastet ist. Da fordert auch der Philologenverband mit Recht, dass es mehr Multiplikatoren geben muss, die sich da auskennen. Auch der Philologenverband fordert weiter, dass die Kolleginnen und Kollegen zeitlich besser zu entlasten sind. Auch dem kann ich mich nur anschließen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es war sicherlich konsequent, dass man den Einsatz dieses Programms an der Oberstufe an den Gymnasien erst mal verschoben hat. Aber das allein reicht einfach nicht aus. Es muss sichergestellt werden, dass Lehrerinnen und Lehrer künftig nicht mit der Software alleingelassen werden. Herr Ländner, Sie haben vorhin das Beispiel gebracht, dass es auch in Betrieben Probleme beim Einsatz der Software gibt. Da gebe ich Ihnen recht. Aber ich kenne keinen Betrieb, vor allen Dingen keinen, der an der Weltspitze ist, was wir hier in Bayern ja sein wollen, der ein neues Programm einführt, ohne seinen Mitarbeitern entsprechenden Support zu geben. Gleiches gilt für den Freistaat Bayern. Wir brauchen hier entsprechenden Support.
Wir brauchen Support nicht nur, wenn es um das Schulverwaltungsprogramm ASV geht, sondern auch für das digitale Klassenzimmer. Es ist ein Unterschied, ob es um die Anschaffung eines Schulbuchs geht oder um die Anschaffung digitaler Geräte. Da ist viel mehr Kompetenzwissen notwendig. Ich kann nur dem Oberbürgermeister Gribl recht geben, der unlängst für den Städtetag geäußert hat: Das Schulfinanzierungsgesetz stammt aus der Kreidezeit. – Das ist richtig. Wir müssen dieses Schulfinanzierungsgesetz endlich an die digitale Welt anpassen. Da haben wir neue Herausforderungen. Es ist ein Unterschied, ob man ein Schulbuch kauft oder eine Schule mit PCs ausstattet, ob man einmal ein Buch zur Verfügung
stellt oder ob man die Daueraufgabe hat, sich darum zu kümmern, dass diese Geräte alle laufen, neue Software aufzuspielen und sich Gedanken machen zu müssen, welche Software man überhaupt einsetzt. Da braucht man jemanden, der sich darum kümmert. Dafür brauchen wir diese Systemadministratoren.
Ich war unlängst in einer Grundschule. Das ist eine der wenigen Grundschulen, die schon vor einiger Zeit ein Medienkonzept erarbeitet haben. Ich sage Ihnen, was mir diese Schule mit auf den Weg gegeben hat: Das wichtigste Puzzleteil zur Umsetzung des digitalen Klassenzimmers ist der Systemadministrator. An diese Schule kommt der Systemadministrator jeden Tag. Er schult die Lehrer im Umgang mit den Geräten. Er wartet die Geräte. Er bietet Schulungen an. Er spielt neue Software auf. Es gibt Tipps für die Neuanschaffung und vieles mehr. Solche Systemadministratoren brauchen wir an allen Schulen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann Sie nur bitten, diese Anträge zu unterstützen.
Danke schön, Frau Kollegin Strohmayr. – Nächster Redner ist der Kollege Piazolo. Bitte schön, Herr Piazolo.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es war im Jahr 1998, als der damalige Ministerpräsident Stoiber von "Laptop und Lederhose" sprach und damit Bayern umschrieben hat. Das ist jetzt beinahe 20 Jahre her, und immer noch gibt es Probleme mit der Entwicklung der digitalen Welt in den Schulen. Damals galt Bayern als Inbegriff für die Laptop-Kultur. Heute – so steht es in dem Antrag der GRÜNEN – reden wir von IT-Chaos und Handyverboten.
Was ist in diesen 20 Jahren geschehen? – Natürlich ist einiges geschehen. Wenn Sie aber mit Lehrerverbänden reden, wenn Sie, wie heute geschehen, mit Elternverbänden reden oder wenn Sie mit Schülern reden – Herr Ländner, jeder wird es Ihnen bestätigen –, hören Sie: In den Schulen gibt es Probleme mit der IT-Ausstattung. Das gibt es. Da müssen wir rangehen. Da müssen Sie als Regierungsfraktion rangehen. Da muss mehr Geld fließen. Was bisher passiert ist, ist halbherzig und verspätet.
Wir haben Ihnen ein Paket auf den Tisch gelegt mit zehn Anträgen, davon alleine sieben für den Schulbereich und drei für den Hochschulbereich. Es wurde gesagt: Wir sind dran. Ich erinnere mich noch deutlich. Im Bildungsausschuss hieß es: Wir sind dran. Es reicht nicht, wenn Sie dran sind. Sie müssten schon längst vorne sein und das entwickelt haben. Da pas
siert zu wenig. Das Schulverwaltungsprogramm ASV ist ein typisches Beispiel dafür, was alles nicht gelaufen ist.
Ich glaube, wir brauchen uns nicht lange darüber zu unterhalten. Wir haben es im Ausschuss getan. Wenn ich es richtig weiß, ist der Berichtsantrag einstimmig auch mit Ihrer Zustimmung verabschiedet worden. Jetzt warten wir mal auf den Bericht. Aber es kann nicht sein, dass heutzutage Lehrer ihre Zeit damit verbringen, die Noten händisch einzutragen. Da gibt es weiß Gott wichtigere Aufgaben. Da gibt es entsprechende Hilfsmittel. Diese müssen, meine sehr verehrten Damen und Herren, an allen Schulen funktionieren.
Ich will es nicht lang machen. Die Kollegen haben die Argumente zusammengetragen. Selbstverständlich sind an den Schulen IT-Manager erforderlich. Es kann nicht sein, dass die Lehrer für alles zuständig sind und dass man dann sagt, da gibt es einen Lehrer, der vielleicht eine Affinität zu Computern hat; dann ist er unser IT-Manager; dann soll er sich um die Ausstattung kümmern. – Das ging vielleicht vor 20 Jahren. Das ging in der Vor-Stoiber-Zeit noch. Heute in der Bald-nach-Seehofer-Zeit muss ein IT-Manager an die Schulen, mindestens einer. Vielleicht wird das der Nachfolger auf den Weg bringen. Hoffentlich klappt das. Vielleicht reden Sie am Samstag auch über dieses Thema. Dann wären wir in Bayern einen wichtigen Schritt weiter.
Danke schön, Herr Prof. Piazolo. – Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Die Aussprache ist geschlossen.
Ich würde gern abstimmen. Wir kommen aber noch nicht zur Abstimmung; denn die CSU-Fraktion hat namentliche Abstimmung beantragt für den Antrag "ITManagerinnen bzw. -Manager für Bayerns Schulen – Digitale Bildung ermöglichen" auf Drucksache 17/17772. Da die Frist von 15 Minuten jetzt natürlich noch nicht abgelaufen ist, verschieben wir die Abstimmungen zu diesem Tagesordnungspunkt nach hinten.