Herr Kollege Egleder, wie soll ich den Antrag „Stärkung der Hauptschulen VIII“ interpretieren? Dort heißt es:
Der Landtag wolle beschließen: Die Staatsregierung wird aufgefordert, in jedem Regierungsbezirk mindestens einen Modellversuch in Form einer so genannten Regionalschule einzurichten, der ab der 5. Klasse einen M-Zug anbietet.
(Beifall und Heiterkeit bei Abgeordneten der CSU – Frau Werner-Muggendorfer (SPD): Wenn man nicht weiß, was das ist, will man das nicht! Das ist typisch für Sie!)
Die Regionalschule ist im Land Rheinland-Pfalz inzwischen ein Erfolgsmodell. Ich bitte Sie, sich vor Ort darüber zu informieren. Die Regionalschule kann für die Schulstruktur eine große Erleichterung schaffen, insbesondere für den ländlichen Raum. Dort gibt es inzwischen bereits an 70 Standorten dieses neue Schulangebot. Wir sollten dieses Modell deshalb auch in Bayern versuchsweise einführen, um vor allem dem ländlichen Raum zu helfen, denn dieser ist von den Schließungen der Hauptschulen ganz besonders betroffen. Das ist doch eine vernünftiges Sache, die man auch in Bayern ausprobieren könnte, weil damit sowohl für Hauptschüler und Hauptschülerinnen als auch für Realschüler und Realschülerinnen ein wohnortnahes Schulangebot geschaffen würde. Ich empfehle deshalb Ihrem Arbeitskreis, sich einmal in Rheinland-Pfalz dieses erfolgreiche Modell anzusehen.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es war sicherlich eines der wichtigsten Ziele in den letzten zwei bis drei Jahren, die Hauptschule zu stärken. Ich behaupte mit Fug und Recht, dies ist gelungen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, was sich in den letzten zwei, drei Jahren an der Hauptschule positiv verändert hat, soll in der Tat erörtert werden, meine Damen und Herren von der Opposition, Sie haben uns die Gelegenheit gegeben, dies heute offensiv und positiv darzustellen. Ich tue dies ausgesprochen gerne.
In den letzten Jahren hat sich die Schullandschaft, gerade was die Hauptschule anbelangt, positiv verändert.
Wir alle haben in die neue Hauptschule sehr viel investiert, und diese Investitionen zeigen jetzt Erfolg. Meine Damen und Herren, wenn Sie heute hinschauen, und sehen, was sich an der Hauptschule verändert hat, so ist das erstaunlich, und ich kann das mit folgenden Zahlen belegen: Wir haben an den bayerischen Hauptschulen allein in den letzten drei Jahren 1250 M-Klassen geschaffen. Wir haben an 116 Hauptschulen einen gesamten M-Zug eingeführt.
Es ist doch eine Erfolgsbilanz, wenn man feststellt: 4250 Schüler haben an der M-Klasse inzwischen die mittlere Reife abgelegt. Das sind über 95% der M-KlassenSchüler!
Ich würde mir wünschen, dass Sie, liebe Opposition, die Sie sich so sehr zu Fürsprechern der Hauptschule machen, sich in den Bundesländern, in denen Sie die Hauptschulen ausradiert haben, ebenso für diese Schule eingesetzt hätten.
Gehen Sie doch in andere Bundesländer, in denen es ausgerechnet die SPD war, die die Hauptschulen kaputtgemacht hat. Dort sind in den Klassen keine 10% der Schüler zu finden!
Vielleicht haben Sie heute das Wort „Restschule“ nicht gebraucht. Aber viele meiner Kolleginnen und Kollegen erfahren vor Ort, dass die Hauptschule noch immer als Restschule dargestellt wird. Eine Schulart, an der 40% der Schülerinnen und Schüler sind, ist eine der wichtigsten Säulen unseres Schulwesens. Sie reden von 40%! Was sollen wir von einer Partei halten, die 26% der Stimmen hat? Das ist doch allenfalls die Restpartei Deutschlands.
Entschuldigung, wenn ich mich an dieser Stelle etwas ereifere, aber mich ärgert, dass hier die Erfolge der Hauptschule heruntergeredet werden. Wir haben der Hauptschule das gegeben, was sie wollte, nämlich aus einer Pflichtschule eine Angebotsschule gemacht, in die es sich zu gehen lohnt. Eine Schule, die den Schülern hervorragende Aussichten für den weiteren Lebenslauf gibt. Das werden wir auch beibehalten. Noch ein Weiteres.
Nein. Ich stehe Kollegen Schneider ausdrücklich zur Seite und möchte ihn noch einmal nachdrücklich in seiner Argumentation unterstützen. Zum Stichwort Regionalschule für die Klassen 5 und 6: Meine Damen und Herren, wissen Sie eigentlich, was Sie im Augenblick versuchen?
Das ist doch das Ziel Ihrer Anträge. Sie haben es doch bis heute nicht verkraftet, dass die Bevölkerung in Bayern etwas anderes haben wollte als Sie und der BLLV. Das ist doch der springende Punkt.
Sie versuchen hier durch die Hintertür die Niederlage von vor zwei Jahren wieder wettzumachen. Siegfried Schneider hat das völlig zu Recht auf den Punkt gebracht. Wir wollen in der 5. und 6. Klasse keine M-Züge und wir wollen keine Regionalschule, weil wir meinen, dass das Konzept, das wir eingeführt haben, zum Erfolg führt.
Noch ein Weiteres zu den Klassenstärken. Zurzeit gewinne ich in fast jeder Versammlung jede Wette, wenn ich aufzeige, wie viele von 100 Klassen mehr als 30 Schüler haben.
Wenn Sie in einer Veranstaltung danach fragen, werden Sie in der Regel durch geschürte Vorurteile ziemlich viele falsche Antworten erhalten. Sie hören dann 20 von 100 oder 30 von 100 oder gar 50 von 100. Wissen Sie, wie viele von 100 Klassen noch mehr als 30 Schüler haben? 1,9%! Keine zwei von 100 Klassen haben also noch mehr als 30 Schüler. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das muss man doch deutlich sagen!
In ganz Nürnberg gibt es 1000 Volksschulklassen. Davon haben nur noch 10 Klassen über 30 Kinder. Das entspricht gerade einmal einem Prozent!
Sie aber stellen hier Anträge, die der ganzen Bevölkerung vermitteln, bei uns in Bayern hätten alle Klassen über 30 Kinder. Das muss doch einmal ausgeräumt werden. Deshalb bin ich hier noch einmal ans Rednerpult getreten.
Wir haben einen Klassendurchschnitt, der an den Hauptschulen bei 22,7 Kindern liegt. Suchen Sie einen solchen Durchschnitt doch einmal bundesweit. Das sind die Zahlen. Außer Bayern hat es bisher kein einziges Bundesland in dieser finanziell schwierigen Zeit geschafft, 4100 Planstellen neu zu schaffen, die auch den Hauptschulen zugute kommen. Das muss man doch einmal deutlich hervorheben, meine Damen und Herren, anstatt solche utopischen Forderungen zu stellen, die weitere 1500
Planstellen nach sich ziehen würden. Das ist völlig illusorisch und durch nichts gedeckt. Wissen Sie eigentlich, was Sie mit Ihrem Antrag anrichten würden, wenn ihm heute zugestimmt würde? Sie haben keinen Deckungsvorschlag für den Haushalt gebracht. Und wenn Sie uns nicht sagen, wie Sie die 1500 Planstellen finanzieren wollen, müssten wir innerhalb bestehender Verhältnisse versuchen, alles so umzubauen, dass keine Klasse über 25 Kinder hat. Das bedeutet, wir würden die Hauptschulstruktur am flachen Land zerschlagen.
Wenn Ihr Antrag heute durchkäme, wäre das das Hauptschulsterben auf dem flachen Land. Ich glaube, das hat keiner von Ihnen richtig bedacht. Sie haben sich die Konsequenzen nicht überlegt. Auf 25 Schüler runterzugehen, können Sie in Hamburg machen. Wenn wir auf Sprengelbildung verzichten, können wir locker jede Klasse bei 23 enden lassen. Dann haben wir aber nicht mehr die Chance, kleine Schulen bzw. Klassen mit 15, 16 oder 17 Schülern zu halten. Ich glaube, dass Ihnen das nicht bewusst ist. Deshalb wollte ich dieses vorbringen. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
Frau Zweite Vizepräsidentin Riess: Letzte Wortmeldung: Frau Münzel. Ich mache darauf aufmerksam, dass wir nach 18.00 Uhr nicht mehr abstimmen werden. Frau Münzel, bitte.
Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen! Herr Freller, durch Ihren leidenschaftlichen Redebeitrag und den frenetischen Applaus Ihrer Fraktion werden die Problemen an den Hauptschulen nicht geringer.
Herr Staatssekretär, Sie machen den angeblichen Erfolg Ihrer Schulreform an Zahlen fest: Wir haben so und so viele M-Klassen, so und so viele Praxisklassen. Sie machen aber Folgendes nicht: Sie schauen nicht in die Schulen,
Sie schauen nicht in die Klassen hinein, Sie reden nicht mit denjenigen, die in den Schulen arbeiten und die wegen ihrer großen pädagogischen Verantwortung gegenüber den Schülerinnen und Schülern durchaus Sorge haben, was an den Hauptschulen passiert.