Protocol of the Session on January 30, 2019

Die Diskussion um die Grenzwerte und die Messstationen kennen Sie zur Genüge.

Statt also auf Innovationen zu setzen, um den Schadstoffaus stoß am Neckartor und an anderen Stellen zu reduzieren, und statt auf Innovationen zu setzen, wie sie die Industrie in un serem Land bereits bei der Dieseltechnologie und bei ande ren Antriebsarten vorsieht, setzen Sie einseitig und ausschließ lich auf die Elektromobilität. Ich frage mich: Wofür machen Sie denn den Strategiedialog Automobilwirtschaft? Das ist an dieser Stelle völlig unsinnig. Wir brauchen die Vielfalt der An triebstechnologien auch in Zukunft, und dazu gehört natürlich auch der Verbrennungsmotor.

(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Stefan Her re AfD)

Herr Minister Hermann, wenn es Ihnen wirklich um Umwelt schutz geht, dann heben Sie diese großflächigen Fahrverbote auf. Wenn es Ihnen wirklich um die Berücksichtigung sozia ler Aspekte geht, dann sorgen Sie für entsprechende Ausnah megenehmigungen und für Park-and-ride-Parkberechtigun gen für Euro-4-Diesel. Wenn es Ihnen wirklich um den Erhalt von Arbeitsplätzen geht, dann nehmen Sie die Sorgen der Wirtschaft – die ja für uns alle bestehen – wirklich ernst.

Wenn Sie dies alles nicht machen wollen, dann empfehle ich dem Ministerpräsidenten, sich nach einem neuen Verkehrsmi nister umzuschauen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der AfD – Abg. Stefan Herre AfD: Bravo! – Abg. Hermann Katzenstein GRÜNE: Es gibt keinen besseren Ver kehrsminister!)

Für die Fraktion GRÜNE er teile ich das Wort Herrn Abg. Renkonen.

(Abg. Klaus Dürr AfD: Wo ist Herr Katzenstein?)

Der sitzt da drüben. – Sehr geehrte Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gleich zu Beginn der Debatte die geänderte Fas sung des gemeinsamen Änderungsantrags der Koalitionsfrak tionen – Ergänzung Luftreinhalteplan Stuttgart – einreichen, der folgenden Wortlaut hat:

... alle Maßnahmen umzusetzen, die geeignet sind, die Luftqualität zu verbessern und Fahrverbote in Stuttgart und weiteren Städten im Land zu vermeiden.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU)

Wir sind auch der Auffassung, dass dieser Antrag der weiter gehende ist. Denn der Antrag, den Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP/DVP vorgelegt haben, entbehrt jegli cher Rechtsgrundlage – aber jeglicher Rechtsgrundlage!

(Zurufe der Abg. Dr. Rainer Balzer und Stefan Her re AfD)

Geltendes EU-Recht wird hier von Ihnen mit Füßen getreten.

(Abg. Stefan Herre AfD: Das ist alles Quatsch!)

Wenn Sie mit diesem Antrag zum Europäischen Gerichtshof gehen würden, würde er sofort kassiert werden. Sie können nicht beliebig an Grenzwerten herumschrauben,

(Zurufe von der AfD – Unruhe)

die eine wissenschaftliche Basis durch Untersuchungen ha ben.

(Beifall bei den Grünen und des Abg. Arnulf Freiherr von Eyb CDU – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/ DVP: Sieht das die CDU auch so? – Unruhe)

Wir können doch nicht eine Grenzwertdebatte führen und die Menschen, die von Lärm und Autoabgasen betroffen sind, im Stich lassen.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Weiß das euer Koalitionspartner?)

Das ist eine unsoziale, verantwortungslose Politik der FDP – aber das sind wir ja gewohnt, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen und des Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU)

Herr Dr. Rülke und Herr Haußmann, Sie können versichert sein, dass die Regierungskoalition für saubere Luft sorgt – aber nicht für heiße Luft, wie Sie es hier ständig tun.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Zurufe von den Grünen: Bravo!)

Wir respektieren Grenzwerte und akzeptieren Gerichtsurtei le. Das hat der Ministerpräsident des Landes noch einmal deutlich gemacht. Für die grüne Landtagsfraktion gibt es kei nen Zweifel an der jetzigen Rechtslage. Wir haben Recht und Gesetz umzusetzen. Das machen wir. Das ist mit Einschnit ten verboten – verbunden.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: „Verboten“! Das war ein schöner freudscher Versprecher!)

Das wissen wir auch. Aber gemeinsam mit der CDU versu chen wir alles, um Fahrverbote zu verhindern,

(Lebhafte Unruhe)

und lassen nicht zu, dass von Ihnen ein Keil in diese Debatte getrieben wird.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: In diese De batte wollen wir auch keinen Keil treiben!)

Ich möchte jetzt noch einmal etwas zum Thema Grenzwerte sagen. Sie wollen hier ja beliebig Grenzwerte verändern. Es gibt 300 Studien der Weltgesundheitsorganisation,

(Zuruf des Abg. Jochen Haußmann FDP/DVP)

die die Basis der EU für die Festlegung der Grenzwerte sind. Jetzt kommen 113 Lungenfachärzte daher,

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: „Daher“!)

ohne wissenschaftliche Basis, und meinen, sie könnten die geltende Gesetzgebung verändern.

(Unruhe – Zurufe von der AfD)

Das ist eine unseriöse Politik. Diesen Menschen jetzt auf den Leim zu gehen trägt zur Verunsicherung der Bevölkerung in unserem Land bei.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Stefan Herre AfD: Genau! Sie gehen so manchem auf den Leim!)

Immer wenn es um Verantwor tung geht, machen Sie sich vom Acker. Das sind wir von Ih nen schon gewohnt.

(Beifall bei den Grünen und des Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU)

Ich möchte zur Grenzwertdebatte noch einmal Folgendes sa gen: Das Forum der Internationalen Lungengesellschaften und die Kinderlungenfachärzte haben diese Grenzwerte gemein sam mit der EU unter Hinzuziehung von 300 Studien der Welt gesundheitsorganisation erarbeitet.

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: Welche 300 Studien? – Zuruf des Abg. Dr. Heiner Merz AfD)

Jetzt kommt die FDP im Land daher und will in der EU alles umkrempeln. Das kann doch wohl nicht wahr sein.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rül ke FDP/DVP: Doch!)

Herr Abg. Renkonen, lassen Sie eine Zwischenfrage des Abg. Dr. Podeswa zu?

(Oh-Rufe von der AfD)

Diese Regierung ist angetreten, für saubere Luft zu sorgen, und unser Minister hat mit zahlreichen Maßnahmen – z. B. dem Luftreinhalteplan – deutlich gemacht, dass wir die Grenz werte senken wollen. Das ist gemeinsames Interesse, und das wird in dem Antrag auch noch einmal deutlich.

(Zurufe von der AfD, u. a. Abg. Dr. Heiner Merz: „Grenzwerte senken“!)