Protocol of the Session on July 19, 2018

a) Wie groß sind die Obsternten aus den Streuobstbeständen

in Baden-Württemberg?

Vielen Dank. – Für die Lan desregierung erteile ich das Wort Frau Staatssekretärin GurrHirsch.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, lieber Herr Abg. Haser, liebe Kollegen und Kol leginnen! Auf Ihre Frage, wie groß die Obsternten aus den Streuobstbeständen sind, kann ich mich nur einer Antwort nä hern. Das heißt, da gibt es den Verband der deutschen Frucht saft-Industrie; dieser ermittelt gewissermaßen bundesweit ei ne Ernteprognose, auf der dann diese Zahlen beruhen. Das ge schieht in Oberschwaben, im Kompetenzzentrum ObstbauBodensee in Bavendorf. Das ist eine sogenannte KelterapfelBehangdichtenschätzung – so nennt sich das.

Da möchte ich die letzten Jahre ein Stück weit reflektieren: Zwischen 2008 und 2017 wurden hier unterschiedliche Wer te erzielt. Ich möchte mich jetzt darauf beschränken, die nied rigsten und die höchsten einander gegenüberzustellen. Das ist, denke ich, das Eigenartige am Streuobst, dass es da eine Al ternanz gibt.

Wir haben negative Ausreißer. Diese waren in den Jahren 2013 und 2017 – das ist sicherlich noch in aktiver Erinnerung – dem Frost geschuldet. 2009 hatten wir 350 000 t, 2013 hatten wir 300 000 t. Die positiven Ausreißer beziehen sich auf das Jahr 2014, als wir 800 000 t hatten, und 2016, als es 700 000 t wa ren. Man kann daraus für Deutschland einen Mittelwert bil den, dieser liegt dann irgendwo bei 500 000 t.

Wenn man jetzt davon ausgeht – was der Kollege schon an gedeutet hat –, dass wir in Baden-Württemberg mit den ge nannten neun Millionen Bäumen die Hälfte aller Streuobst bäume in Deutschland haben, dann können wir unterstellen, dass 50 % von diesen 562 000 t in Baden-Württemberg er zeugt werden, nämlich um die 280 000 t. Wie gesagt: Das hängt von den Witterungen und der dem Streuobst innewoh nenden Alternanz ab.

Es gab noch eine zweite Frage, die Sie leider jetzt nicht vor getragen haben. Vielleicht können Sie sie noch kurz zu Gehör bringen.

Es gibt eine Zusatzfrage. – Herr Abg. Haser, bitte.

Was geerntet und gekeltert wird, sollte auch konsumiert werden, deshalb die Frage:

b) Wie hat sich der Apfel- und Fruchtsaftkonsum aus Streu

obstbeständen in den vergangenen 20 Jahren entwickelt?

(Lachen der Abg. Gabi Rolland SPD – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Aufgegliedert nach Sorten! – Vereinzelt Heiterkeit)

Er hatte sie schriftlich eingereicht, deshalb wusste ich, dass es noch eine zweite Frage gibt.

Der Fruchtsaftkonsum hat sich deutlich abgeschwächt; er ist in den letzten Jahren stark gesunken. Das ist insofern von Be deutung, als unsere Streuobstbestände auch FFH-Gebiete sind, Kulisse für die Vogelwelt. Wenn es keine Verwertung gibt, be steht die Gefahr, dass der Streuobstanbau, der ohnehin mehr Hobby und nicht unbedingt wirtschaftlich ist, noch weiter zu rückgeht. Wenn der Konsum von Apfelsaft aus dem Streuobst zurückgeht, dann ist dies schon von einer gewissen Bedeu tung für die Zukunft des Streuobstes.

Ich darf sagen, dass wir 1980 bis 2005 einen kontinuierlichen Anstieg hatten. Die Menschen haben immer mehr Apfelsaft zu sich genommen. Mit den Fruchtsäften zusammen waren es 30 Liter pro Kopf. 2005 waren es 40 Liter und 2017 nur noch 32 Liter Fruchtsäfte und Fruchtnektare. Das ist ein Rückgang um ca. 20 %.

Beim Apfelsaft war die Tendenz noch deutlicher: Dort hatten wir 2005 einen Verbrauch von 12,4 Liter pro Kopf und Jahr, und 2017 waren es nur noch 7,6 Liter. Dies bedeutet einen Rückgang um fast 39 %. Das macht uns natürlich schon Sor gen. Man kann noch die Apfelsaftschorle benennen, die ext ra erfasst wird. Dies sind etwa 7,5 Liter; auch dort ist gegen über dem Jahr 2005 ein Rückgang um über 30 % zu verzeich nen.

Dieser starke Verbrauchsrückgang ist im Besonderen beim Apfelsaft im Vergleich zu den sonstigen Fruchtsäften festzu stellen. Deshalb, denke ich, muss man sich schon Gedanken machen, wie man Streuobstbestände auch anders nutzen und die Bewirtschafter unterstützen kann. Dafür gibt es die Streu obstkonzeption, bei der wir sehr viel Begleitung geben. Ge fragt sind immer innovative Produkte. Dafür gibt es super Bei spiele, aber es kann natürlich nicht alles nur in „spirituoser“ Nutzung münden.

Was könnte man tun? Man kann natürlich dafür werben, Ap felsaft zu trinken, speziell aus Streuobstbeständen, da vor al lem dieser Antioxidantien enthält; möglicherweise schützen diese in besonderem Maß auch vor Krebs.

Es gibt weitere Zusatzfragen, zum einen von Herrn Abg. Dr. Bullinger und danach von Herrn Abg. Burger.

Frau Staatsekretä rin, bisher haben wir gehört: Verwertung des Streuobstes über Säfte, Gummibärchen und was man sonst noch alles machen kann. Ein Punkt wurde bisher jedoch noch nicht genannt: die Bedeutung des Wegfalls des Branntweinmonopols. Das war bislang eine Stütze, gerade auch, um die unsere Kulturland schaft prägenden Streuobstbestände erhalten zu können.

Wie beurteilen Sie dies? Wie groß war in etwa die Verwer tung, die jetzt aufgrund des Wegfalls des Branntweinmono pols nicht mehr vorhanden ist? Wie sehen Sie – darüber ha ben wir gestern diskutiert – die neue Gemeinsame Agrarpoli tik, die GAP, und die Frage, wie man dort solche Aspekte über die zweite Säule weiter berücksichtigt?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Mehr trinken!)

Das ist ein kon fliktbeladener Rat, lieber Herr Drexler, mehr zu trinken. Ich würde sagen: genießen in moderater Art und Weise.

Aber zu dem, was Sie ansprachen, Herr Bullinger: Wir haben bei den wirklich professionellen Brennern bislang keine gro ßen Klagen zu verzeichnen. Sie haben versucht, sich durch Alleinstellungsmerkmale, durch besondere Produkte und be sondere Auftritte mit sehr viel Professionalität einen eigenen Absatzmarkt zu erarbeiten. Dennoch müssen wir abwarten, bis man statistisch erfassen kann, wie viel tatsächlich mögli cherweise als Restbestand da ist.

Man muss sich bei der Kampagne „Natürlich. VON DA HEIM“ sicher auch Konzepte überlegen, wie man hier die Produkte von den Kleinstbrennern so bündeln kann, dass die se für den Fachhandel oder auch für den Lebensmitteleinzel handel als unverwechselbares Produkt zu offerieren sind. Hier ist Bündelung angesagt; hier ist auch ein Stück weit Profil schärfung angesagt. Da ist man bereits in dieser Strategie un terwegs. Aber das müssen natürlich auch die Erzeuger selbst wollen.

Herzlichen Dank für die Frage. Ich habe schon gedacht, ich muss den Kollegen Bullinger verabschieden, ohne dass er mich noch einmal etwas gefragt hätte.

(Heiterkeit)

Jetzt Herr Abg. Burger, bitte.

Frau Staatssekretärin, wir haben ja mit diesen 100 000 ha Streuobstwiesen einen Schatz in Ba den-Württemberg. Das ist das größte zusammenhängende Streuobstwiesennetz, das wir in Europa haben. Ich glaube, Sie sind mit mir einig, dass wir diesen Schatz nur erhalten kön nen, wenn wir eine Wertschöpfung aus diesen Beständen ge nerieren können. Deswegen habe ich zwei Fragen:

Gibt es Anhaltspunkte, welche qualitativen Anteile der Most, die Säfte, die Brände, der Cidre und andere Produkte haben? Welcher Anteil dieser Produkte wird vermarktet, und welcher Anteil wird selbst konsumiert?

Darüber habe ich keine Zahlen vorliegen, da muss ich Sie jetzt enttäuschen. Da gibt es keine verwertbaren Anhaltspunkte, die ich Ihnen mit geben kann. Aber ich würde es gern mitnehmen, um das dann im Haus eruieren zu lassen.

Vielen Dank. – Jetzt hat Herr Abg. Dr. Rösler eine Zusatzfrage.

Liebe Frau Staatssekre tärin, es gab einmal die ZMP, die Zentrale Markt- und Preis berichtstelle, in Zeiten, als Sie schon einmal Staatssekretärin waren. Diese wurde ja aufgelöst. Es gibt eine Nachfolgeorga nisation, die AMI – Agrarmarkt Informations-Gesellschaft –, die ebenfalls Daten erhebt, u. a. zum Thema Bio-Streuobst bau.

Die AMI hat jetzt Anfang des Jahres das erste Mal die Daten auch nach Bundesländern aufgegliedert veröffentlicht. Wir ha ben demzufolge – darauf können wir stolz sein – in Baden

Württemberg über 9 000 ha Bio-Streuobstbestände. Die Da ten werden von dieser Gesellschaft erhoben.

Meine Frage an Sie: Gibt es beim MLR Kontakte zur AMI, gibt es da irgendeine strukturelle Unterstützung? Ich glaube es nicht; das ist, glaube ich, auch nicht mehr zulässig, wie es früher bei der ZMP war. Wie sieht es aus mit einem Datenaus tausch oder Ähnlichem mit der AMI, um gerade auch die in diesem Bereich durchaus führende Stellung Baden-Württem bergs – Bayern liegt mit über 8 000 ha Bio-Streuobstbestän den knapp hinter Baden-Württemberg – zu halten, um diesen Fachaustausch mit der AMI zu organisieren? Gibt es da Kon takte, und, wenn ja, in welcher Form?

Ich selbst hatte diese Kontakte nicht. Ich werde im Haus nachfragen, ob sie bestehen. Wenn nicht, werde ich mit der zuständigen Ge schäftsführung Kontakt aufnehmen, um daraus ein Stück weit auch eine konstruktive Zusammenarbeit abzuleiten, um dann gerade das besondere Pfund des zertifizierten Bioapfelsafts auch besser in Wert setzen zu können.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Danke!)

Vielen Dank. – Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Damit ist die Behandlung der Mündlichen Anfrage unter Ziffer 3 beendet. – Vielen Dank, Frau Staatssekretärin Gurr-Hirsch.

Ich rufe die Mündliche Anfra ge unter Ziffer 4 auf:

M ü n d l i c h e A n f r a g e d e s A b g. K l a u s B u r g e r C D U – G a s t r o n o m i e i n d e r W i l h e l m a S t u t t g a r t

Bitte, Herr Abg. Burger.

Verehrte Frau Präsidentin! Die Wilhelma ist in der Tat eine Marke, die unser Land BadenWürttemberg und die Stadt Stuttgart auszeichnet. Im Jahr 2017 wurden 1,6 Millionen Besucher gezählt, das sind 23 % mehr als im Jahr 2016. Zu dieser Steigerung kam es wohl auch aufgrund von neuen Attraktionen.

Es gab durchaus Probleme bei der Gastronomie. Deswegen frage ich die Landesregierung:

a) Welche Kriterien waren bei der Vergabe des Gastronomie

vertrags im landeseigenen Gastronomiebetrieb der Wilhel ma maßgeblich?

b) War die regionale Ausrichtung des Speisenangebots Vor

aussetzung bei der Vergabe?