Also dürfen wir doch durch das Ziel, das Sie genannt haben, Herr Kollege Haser, nämlich eine Landwirtschaft zu erhalten, die produktiv ist und die Nahrungsmittel erzeugt, die wir al le auf der Welt brauchen, das andere Ziel, artenreiche Kultur landschaften zu erhalten, nicht gefährden. Das ist die große Herausforderung, vor der wir stehen.
Dass die Vielfalt, der Artenreichtum in unseren Landschaften dadurch entstanden ist, dass durch die bäuerliche Bewirtschaf tung die Landschaften überhaupt offengehalten wurden und offen wurden, vielfältig strukturiert wurden, ist mir bekannt. Ich habe gerade im Pfingsturlaub ein Buch von Professor Poschlod über die Geschichte der Kulturlandschaft gelesen; dieses Buch kann ich Ihnen empfehlen. Da brauchen Sie mich also nicht katholisch zu machen; das bin ich schon.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen und der CDU – Vereinzelt Beifall bei den Grünen – Abg. Reinhold Gall SPD: Und wie!)
Jetzt müssen wir nicht einzelne Probleme, die bei einzelnen Tierarten wie dem Biber auftreten, wieder hochziehen, als sei das jetzt das größte Problem, das wir haben. Das ist es mit nichten.
Wir haben es im Koalitionsvertrag geregelt: Wenn der Biber überhandnimmt und es zu Schäden kommt, müssen wir durch ein kluges Management die Schäden in Schach halten und das Problem lösen. Das werden wir wohl hinbekommen.
(Abg. Andreas Stoch SPD: Kollege Burger hat ja Vor schläge gemacht! – Gegenruf von den Grünen: Kre ative!)
Aber wenn man sozusagen immer das Konflikttier des Jahres promoviert, wie Sie das jetzt wieder machen, dann bringt man auch den Naturschutz, der bei der Bevölkerung eigentlich sehr positiv besetzt ist, wieder in Misskredit. Dafür gibt es über haupt gar keinen Grund.
Das ist auch überhaupt nicht das Problem. Wir können uns freuen, dass der Biber wieder bei uns im Land ist. Darüber freuen wir uns.
Natürlich sind solche Tiere in Kulturlandschaften, wenn sie eine bestimmte Anzahl übersteigen oder sich an bestimmten Orten befinden, immer auch ein Problem.
Der liebe Gott hat uns den Verstand gegeben, um solche Pro bleme zu lösen, statt sie immer zu beschwören.
(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU sowie der Abg. Gabi Rolland SPD – Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)
Machen Sie sich da also mal keine Sorgen. Im Einzelnen mag es durchaus schwierig sein, das Problem insgesamt werden wir aber lösen.
Also: Ich denke, wir stehen vor einer gigantischen Herausfor derung, die wir angehen müssen. Das tut die Landesregierung mit Entschlossenheit und Leidenschaft. Wir tun alles, um un sere vielfältige Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren und die Natur zu schützen. Aber ich möchte auch das aufgreifen, was Sie, Herr Abg. Haser, gesagt haben: Natürlich kann auch je der etwas dazu beitragen.
Zu Goethes Zeiten musste man noch 75 % des durchschnitt lichen Einkommens für die Ernährung ausgeben, nach dem Krieg waren es noch 50 %, und selbst 1970 waren es noch knapp 40 %. Heute sind es um die 10 %. Ich denke, da sind schon alle aufgerufen und aufgefordert, zu überlegen, dass na türlich eine Landwirtschaft, die dem Erhalt und der Pflege der Kulturlandschaften dient, nur preiswerte und nicht einfach nur billige Lebensmittel erzeugen kann. Dieser Unterschied zwi
Gute Lebensmittel, bei deren Erzeugung unsere Landschaf ten und der Artenreichtum erhalten werden, auf das Tierwohl Rücksicht genommen wird und auf eine artgerechte Tierhal tung geachtet wird, sind halt ihren Preis auch wert.
(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU sowie der Abg. Andreas Kenner SPD und Dr. Fried rich Bullinger FDP/DVP – Zuruf von der CDU: Da rüber entscheidet der Verbraucher!)
Darum sind schon auch alle aufgerufen, nicht ausgerechnet immer da gerade sozusagen auf den letzten Cent zu gucken, wenn bei anderen Ausgaben – wie Sie gesagt haben – noch nicht einmal auf den 100-€-Schein geguckt wird.
Auch da ist jeder aufgefordert und kann seinen Beitrag leis ten. Wir dürfen wertschätzen, dass sich ein immer größerer Teil der Bevölkerung dafür interessiert, wie die Lebensmittel hergestellt werden, und auch bewusste Kaufentscheidungen trifft. Wir brauchen klare Kennzeichnungsregeln, damit auch jeder weiß, was er kauft und was er auf den Teller bekommt. Aber es ist eine richtige Ansage. Auch dafür kann jeder etwas tun. Wenn man ein gutes Schaffleisch auf einer Wanderung isst, dann tut man auch etwas für die Landschaft, in der man gerade gewandert ist.
Meine Damen und Herren, ich darf mich für die Debatte recht herzlich bedanken. Ich habe Ihnen ja gesagt, wir werden im Herbst weitere Vorschläge machen. Ihre Vorschläge sind uns willkommen; wir werden sie prüfen
Vielen herzlichen Dank und alles Gute auf dem Weg, unsere artenreichen Kulturlandschaften zu pflegen und zu erhalten.
Nach § 82 Absatz 4 der Geschäftsordnung treten wir in die Fraktionsvorsitzendenrun de ein. Für die AfD-Fraktion erteile ich das Wort Herrn stell vertretenden Fraktionsvorsitzenden Klos.
Zur Geschäftsordnung, Herr Präsident. § 82 Absatz 4 letzter Satz besagt, ein stellver tretender Fraktionsvorsitzender kann dann das Wort ergreifen, wenn der Fraktionsvorsitzende verhindert ist. Wir haben Herrn Dr. Meuthen heute Morgen in der Sitzung gesehen, er war an wesend, und wir bitten zu klären, ob er die Sitzung verlassen hat oder nicht in der Lage ist – –
Herr Kollege Sckerl, Sie können sicher sein, dass ich, bevor ich einem Stellvertreter das Wort erteile, diese Tatbestände geprüft habe.
Fraktionsvorsitzender Dr. Meuthen ist wegen eines besonderen gesundheitlichen Zu stands seiner Mutter nicht mehr hier anwesend.
(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner AfD: Ja, Herr Sckerl, hat nicht geklappt! – Gegenruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Die Frage ist trotzdem berechtigt! – Gegenruf des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner AfD: Man kann es ja mal probieren! – Gegenruf des Abg. And reas Schwarz GRÜNE: Die Öffentlichkeit hat ja ein Recht darauf, das zu erfahren!)
Vielen Dank. – Herr Präsident, wer te Kollegen und Kolleginnen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Ministerpräsident, Sie haben eben das Argument Geld eingeworfen, als es um Lebensmittel ging. Kommen Sie in den Mannheimer Norden, und ich zeige Ihnen genügend Menschen, die dort leben, die mit jedem Pfennig, jedem Cent rechnen müssen, weil sie nicht einmal ansatzweise das Salär zur Verfügung haben, das wir Abgeordneten oder Sie als Mi nisterpräsident dieses Landes haben. Ich muss sagen, das war schon ziemlich erbärmlich, was da gekommen ist.
Selbstverständlich gibt es Menschen, die sich gute Lebens mittel leisten möchten, aber es nicht können. Das ist der ers te Punkt.
Der zweite Punkt: Sie haben hier auf die Artenvielfalt hinge wiesen und sind auf das Artensterben eingegangen. Sie haben richtigerweise auch erwähnt, Herr Ministerpräsident, dass die Menschen nur auf diesem Planeten sind, weil es einmal einen Kometeneinschlag gegeben hat, der dann zu einem Massen artensterben geführt hat. Das heißt, von den damaligen Arten sind 95 % bis 98 % untergegangen. Woher nehmen Sie die Weisheit, zu wissen, wie die Evolution, die geschichtliche Ent wicklung sein wird? Das können Sie gar nicht wissen.
Das ist typisch für die Grünen: dieses Oberlehrerhafte, dieses Visionäre, losgelöst von Daten, Basis und Fakten. Anstatt sich anzusehen, was in der Geschichte, was in der Evolution pas siert ist, stellen Sie sich hin und ignorieren das völlig.